Sonntag, 30. Dezember 2012

Heute vor 200 Jahren – 30. Dezember 1812: Unterzeichnung der Konvention von Tauroggen

Preußischer General kündigt Truppenhilfe 

 Eine Mühle in einem kleinen litauischen Dorf nahe der Stadt Tauroggen war heute vor 200 Jahren, am 30. Dezember 1812, Schauplatz einer folgenreichen Unterschrift: Ohne von seinem König dazu ermächtigt zu sein, unterzeichnete General Graf Yorck von Wartenburg, Oberbefehlshaber des preußischen Hilfskontingents Napoleons in dessen Russlandfeldzug, die Konvention von Tauroggen, einen separaten Waffenstillstand mit Russland. Das war Verrat, doch zugleich ein erster Schritt zur Befreiung Preußens von der napoleonischen Fremdherrschaft. 
General Yorck von Wartenburg (rechts) und ein russischer General
besiegeln [Hans Karl von Diebitsch-Sabalkanski?] die Übereinkunft, kolorierter Holzstich, 1880


 Yorck schickte umgehend einen Kurier nach Berlin, um seiner Majestät den Vorgang zu melden. Friedrich Wilhelm III. (König von 1797 bis 1840) zeigte sich wenig amüsiert über die Eigenmächtigkeit seines Generals und enthob ihn des Kommandos. Yorck erfuhr nur aus der Zeitung von seiner Degradierung und ignorierte sie. Das militärische Desaster, das die Grande Armee in Russland erlebte, spielte Yorck in die Karten. Schon im März 1813 rief der König selbst sein Volk zum Befreiungskrieg gegen Napoleon auf

 Was am 30. Dezember noch geschah: 
 1947: König Michael I. von Rumänien dankt unter dem Druck der im Land herrschenden Kommunisten ab. 
 Brockhaus - Abenteuer Geschichte 2012 

Der Zirkus – eine Welt unerschöpflichen Zaubers

Die große Parade

Zirkusbilder sind zentral im Werk Marc Chagalls. Sie sind für ihn Bilder vorn Leben in seiner reinsten Form und bergen tiefe religiöse Dimensionen in sich. „Ich habe Clowns, Akrobaten und Schauspieler immer als tragische menschliche Wesen betrachtet, die für mich den Personen auf gewissen religiösen Gemälden gleichen. Selbst heute noch spüre ich beim Malen einer Kreuzigung oder eines religiösen Werkes die gleichen Gefühle, die ich empfinde, wenn ich Zirkusleute male“, notiert er. Auf dem Grunde des Lächelns schwimmt eine Träne. Um Lebensfreude zu spüren, muss man den Schmerz kennen, und um Zuversicht zu zeigen, muss unter ihrem bunten Gewand auch der Zweifel ein Zuhause haben.


Auf dem Grunde des Lächelns schwimmt eine Träne
Der Clown lehrt uns, wie wir über uns selbst lachen sollen. Und dieses unser Lachen wird aus Tränen geboren.
Freude ist wie ein Strom: sie fließt ohne Unterlass. Das ist nach meinem Glauben die Botschaft, die der Clown uns zu über­bringen versucht, dass wir teilhaben sollen am unaufhörlichen Fluss, der endlosen Bewegtheit, dass wir nicht anhalten sollen, um nachzudenken, zu vergleichen, zu zergliedern, zu besitzen, sondern fließen immerfort, ohne Ende wie Musik. Das ist der Gewinn im Verzicht, und der Clown schafft das Sinnbild dafür. An uns ist es, das Symbol in Wirklichkeit zu wandeln.
Zu keiner Zeit der menschlichen Geschichte war die Welt so voller Leiden und Angst. Hie und da treffen wir jedoch Men­schen, die unberührt und unbefleckt blieben vom allgemeinen Elend. Es sind keine herzlosen Geschöpfe, weit davon entfernt! Sie haben die Freiheit gewonnen. Die Welt erscheint ihnen anders als uns. Sie sehen mit anderen Augen. Wir sagen von ihnen, dass sie der Welt gestorben sind. Sie erleben den Augenblick in seiner vollen Größe, sie strahlen, und dieses Strahlen rund Inn sie ist ein immerwährendes Lied der Freude.
Der Zirkus öffnet eine winzige Lücke in der Arena der Verges­senheit. Für eine kurze Spanne dürfen wir uns verlieren, uns auflösen in Wunder und Seligkeit, vom Geheimnis verwandelt. Wir tauchen wieder empor zur Verwirrung, betrübt und entsetzt vom Alltagsanblick der Welt. Aber diese alltägliche Welt, die wir allzu gut zu kennen meinen, es ist dieselbe, die einzige Welt, eine Welt voll Magie, voll unausschöpflichen Zaubers. Wie der Clown führen wir unsere Bewegungen aus, täuschen wir vor, bemühen wir uns, das große Ereignis hinauszuschieben. Wir sterben in den Wehen unserer Geburt. Wir sind niemals gewesen, wir sind auch jetzt nicht. Wir sind immerzu im Werden …

Henry Miller