Sonntag, 12. Januar 2020

Mediensprache: Vom Politiker-Blabla zur Schlagzeile

Einen «Tiefpunkt der Gedankenlosigkeit, wenn nicht der Willfährigkeit» nannte es der Journalisten-Ausbildner Wolf Schneider.

[…] Wenn also Präsident Donald Trump nach der Ermordung von Kassem Soleimani und nach iranischen Raketenangriffen auf US-Stützpunkte in Irak der Öffentlichkeit erklärt, er sei bereit für Frieden («The United States is ready to embrace peace with all who seek it.»), dann weiss niemand, ob dies stimmt. Jedenfalls gibt es keine Anzeichen dafür, dass die USA dem Atomabkommen wieder beitreten oder ihren totalen Wirtschaftskrieg gegen Iran lockern wollen, bevor dort ein von US-Hardlinern seit langem beabsichtigter «Regime Change» stattfindet. […]

Wenn «20minuten» auf der Titelseite mit der Schlagzeile informiert, «Trump will Frieden», gaukelt die Zeitung vor, sie kenne die geheimen Absichten und Überzeugungen von Trump, eines Politikers, der ohnehin einen professionellen Umgang mit der frisierten Wahrheit und der Lüge pflegt.

Tendenziös wäre natürlich auch die Schlagzeile gewesen «Trump behauptet, er wolle Frieden». Diese Formulierung enthält den Argwohn, dass Trump lügt.

Infosperber fragte «20minuten», woher die Zeitung wisse, dass Trump tatsächlich den Frieden wolle. Dies sei aus Trumps Rede hervorgegangen, antwortete der stellvertretende Chefredaktor Lorenz Hanselmann. Nach Einschätzung der Mehrheit der Beobachter habe Trump in dieser Rede «ein Zeichen der Deeskalation nach Teheran gesendet». Trump habe «betont, die USA seien bereit für Frieden».

Hier tappt der stellvertretende Chefredaktor gleich in die nächste Falle. Denn «betonen» oder «bekräftigen» kann man nur eine Aussage, die als wahr angenommen wird. Aber diese Sprachschulung ist wahrscheinlich zu anspruchsvoll.

Deshalb zurück zur Information über angeblich wahre Absichten von Politikern, Konzernchefs oder Mediensprechern. Als damaliger Leiter der Hamburger Journalistenschule hatte Wolf Schneider schon im Jahr 1984 in seinem Buch «Deutsch für Profis» angehende Journalistinnen und Journalisten davor gewarnt, «typische Lügen der Politiker ohne Not in den Stand der Wahrheit zu erheben».

Seit Schneiders Zeiten haben Politiker, Wirtschaftsvertreter und Bundesämter ihr PR-Arsenal massiv ausgebaut. Umso weniger sollten Journalistinnen und Journalisten ihre Leser- und Zuhörerschaft daran gewöhnen, dass der Wahrheit entspricht, was gesagt wird. Die wahren Überzeugungen und Absichten kennen wir nicht. Was Politiker darüber sagen, ist ein überaus schwaches Indiz. Deshalb sollte man sie zwar darauf festnageln, was sie sagen, jedoch nicht mögliche Halbwahrheiten oder sogar Lügen als Wahrheiten verbreiten.

mehr:
- «20minuten» weiss es: Trump will Frieden (Urs P. Gasche, Info-Sperber, 12.01.2020)
siehe auch:
Mord und Mediensprache (Post, 09.01.2020)
Fake News: Der deutsche Buddhismus meldet sich zu Wort (Post, 07.01.2020)
Freiheit, Demokratie und Mainstream-Gelaber? – Aufwachen!! (Post, 06.01.2020)
- Kaum Lügen, aber die hohe Kunst der Verkürzung (Post, 31.12.2019)

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Wie sein Außenminister John Foster Dulles vertrat Eisenhower die Auffassung, dass die UdSSR die vornehmlich gegen die US-Verbündeten Großbritannien und Frankreich gerichteten antikolonialen Bestrebungen für ihre Zwecke benutzten, um den Einfluss der USA weltweit zurückzudrängen. Als der iranische Premierminister Mohammad Mossadegh die im Iran tätigen britischen Ölfirmen verstaatlichen wollte, um den iranischen Anteil am Gewinn des Ölgeschäfts zu erhöhen, stimmte der Präsident einem Umsturz im Iran zu, um die drohende Verstaatlichung zu verhindern. Vertreter der britischen Regierung hatten ein derartiges Vorgehen bereits vor Eisenhowers Amtszeit angeregt, jedoch lehnte Eisenhowers Vorgänger Harry S. Truman eine amerikanische Beteiligung ab. Nachdem Eisenhower das Präsidentenamt übernommen hatte, autorisierte er die Durchführung eines Putsches im Iran unter Beteiligung der CIA. Infolge des Umsturzes wurde der autokratisch regierende Schah Mohammad Reza Pahlavi an die Macht gebracht und die drohende Verstaatlichung der britischen Ölfirmen abgewendet.[15][18]
Die CIA räumte 60 Jahre später, im August 2013, ihre Beteiligung am Umsturz offiziell ein.[19]
[Dwight D. Eisenhower, Umsturz im Iran, Wikipedia, abgerufen am 12.01.2019]
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zu Eisenhowers Involvierung in die Operation Ajax siehe
»Der größte Einzelerfolg der CIA« (01.05.2012)

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Der Beginn der Präsidentschaft Kennedys war vor allem von der Sorge um eine Expansion des kommunistischen Einflussgebiets nach der Machtübernahme Fidel Castros in Kuba geprägt. Kennedy reagierte darauf zum einen mit der so genannten Alliance for Progress, einer entwicklungspolitischen Initiative in den nicht-kommunistischen Staaten Lateinamerikas, zum anderen unterstützte die CIA im April 1961 den Invasionsversuch von Exilkubanern in der Schweinebucht auf Kuba, der aber scheiterte. Zehn Tage später erteilte Kennedy in einer öffentlichen Ansprache allen Geheimoperationen eine Absage, bekräftigte aber die antikommunistische Ausrichtung seiner Regierung und warnte vor einer weiteren Ausbreitung des Kommunismus:
„Überall in der Welt stellt sich uns eine monolithische und unbarmherzige Verschwörung entgegen, die in erster Linie mit verdeckten Aktionen ihre Einflusssphäre vergrößert – mit Unterwanderung statt Invasion, mit Subversion statt Wahlen, mit Einschüchterung statt freier Entscheidung, mit Guerilla bei Nacht statt Armeen am Tag. Es ist ein System, das gewaltige personelle und materielle Ressourcen gesammelt hat, um eine engmaschige, hocheffiziente Maschine zu bauen, die militärische, diplomatische, geheimdienstliche, wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Operationen kombiniert.“[36]
Diese Rede wird aus dem historischen Zusammenhang gerissen häufig von Verschwörungstheoretikern als Beleg für diverse Verdächtigungen zitiert. Dass sich Kennedy dabei gegen die Sowjetunion und ihre Handlanger in den kommunistischen Parteien vieler Länder polemisierte, wird dabei verschwiegen.[37]
[John F. Kennedy, Außenpolitik, Wikipedia, abgerufen am 12.01.2019 – Hervorhebung von mir]

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Die Invasion in der Schweinebucht war ein von den Vereinigten Staaten organisierter militärischer Angriff kubanischer Exilanten auf Kuba. Sie wurde am 17. April 1961 mit verdeckter Unterstützung der CIA von rund 1300 seit 1959 aus Kuba geflohenen Freiwilligen von Guatemala aus durchgeführt und hatte den Sturz der Revolutionsregierung unter Fidel Castro zum Ziel. Die Invasion markierte einen ersten Höhepunkt der gegen die Castro-Regierung gerichteten Aktionen der USA. Nachdem die US-Regierung vor der Generalversammlung der Vereinten Nationenzunächst jede Beteiligung an der Invasion abgestritten hatte, übernahm Präsident John F. Kennedy vier Tage später die volle Verantwortung.
Die gescheiterte Invasion war nicht nur ein militärisches, sondern vor allem ein politisches Debakel für die Vereinigten Staaten. Neben scharfer Kritik im In- und Ausland und verlorenem Vertrauen in die nur 90 Tage alte Regierung unter Kennedy stärkte sie Castro, der die bereits 1959 eingeleitete kommunistische Ausrichtung der kubanischen Revolution nun offen vertrat. Befürchtungen eines zweiten Invasionsversuchs beschleunigten die weitere Annäherung Kubas an die Sowjetunion bis zur Eskalation in der Kubakrise 1962.[1]
[Invasion in der Schweinebucht, Wikipedia, abgerufen am 12.01.2019]

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Nach der gescheiterten Landung in der Schweinebucht vom 17. April 1961 rief Präsident John F. Kennedy ein Komitee ins Leben, dessen Vorsitzender Robert F. Kennedy war und dem auch Dulles für die CIA angehörte, der später jedoch durch John McCone ersetzt wurde.
Weitere Mitglieder waren Alexis Johnson (Außenministerium), McGeorge Bundy (Nationaler Sicherheitsberater), Roswell Gilpatric (Verteidigungsministerium), General Lyman Lemnitzer (Joint Chiefs of Staff) und General Maxwell D. Taylor. Auch Außenminister Dean Rusk und Verteidigungsminister Robert McNamara waren zeitweise bei Sitzungen anwesend, auch wenn sie offiziell keine Mitglieder des Ausschusses waren.
Auf einer Sitzung dieses Ausschusses im Weißen Haus am 4. November 1961 wurde dann beschlossen, das geheime Programm zur Sabotage und Unterwanderung Kubas Operation „Mongoose“ zu nennen. Justizminister Robert F. Kennedy übertrug die Leitung des Unternehmens an General Edward Lansdale, der in Vietnam bereits Erfahrungen auf dem Gebiet der Guerillabekämpfung hatte sammeln können. Eine der ersten von Landsdales Entscheidungen war es, William King Harvey zum Leiter der Task Force W zu ernennen. Harveys Auftrag war es, zahlreiche Aktivitäten zur Unterminierung von Castros Regierung zu entwickeln.
[Operation Mongoose, Geburt von „Mongoose“, Wikipedia, abgerufen am 12.01.2019]


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.John F Kennedy`s legendäre Rede vom 27.April1961 !! {9:12}

Der hundertste Affe TV
Am 29.11.2016 veröffentlicht 
Nach dieser bemerkenswerten Rede hat Kennedy in mindestens 3 bekannt gewordenen Fällen im Interesse des Volkes und gegen die Interessen des militärisch-industriellen Komplexes gehandelt. Er lehnte die Operation Northwoods ab, verweigerte die Unterstützung der Invasion in der Schweinebucht und legte mit Hilfe seines Justizministers und Bruders Robert Kennedy die Kubakrise bei.
Außerdem wollte er den Doller wieder unter staatliche Kontrolle bringen und der Federal Reserve Bank entreißen.
Danach wurde er von einem "verrückten Einzeltäter" ermordet. Nur 9 Monate später begann der Vietnamkrieg mit einer abgebrühten Lüge, dem Golf-von-Tonkin-Zwischenfall. Aber das Großkapital konnte dafür rund 10 Jahre lang die Profite eines Krieges verbuchen. 58.000 tote Amerikaner und Millionen getöteter Vietnamesen waren keine erwähnenswerte Position in der Bilanz der Profiteure.

zu John F. Kennedy’s Rede, die ihn angeblich das Leben kostete, siehe auch:
- Die Rede, die Kennedy das Leben kostete? – Mythos und Wirklichkeit (Post, 28.02.2019)

mein Kommentar:
Aus dem Blick zurück in die Geschichte dürfte klar geworden sein, daß die strategische Richtung immer gleich bleibt, nur die Sprache der Politiker – und ihre Wiedergabe und Kommentierung in den Medien – ändert sich.
Castro wäre schlecht beraten gewesen (s.o. Operation Moongoose), wenn er Kennedy auch nur ein einziges Wort geglaubt hätte.
… Und es ist natürlich purer Zufall, daß sich zur Zeit der Ukraine-Krise der Wikipedia-Eintrag zur Kubakrise im Sinne der USA änderte…
zur Änderung des Wikipedia-Eintrags über die Kubakrise siehe:
- Friedensnobelpreisträger und Narzisst rüsten auf (Post, 22.03.2016)