Montag, 9. September 2013

Zwei Sätze zu Syrien

1. Seit Wochen liegen angeblich Beweise für die Verantwortung des syrischen Präsidenten Assad am Giftgasangriff vom 21. August nahe Damaskus vor, von denen zwar täglich von Politikern geredet und allen möglichen Medien berichtet wird, von denen ich aber noch keinen gesehen habe, was mich ziemlich wundert – oder auch überhaupt nicht –, weil diejenigen, die – abgesehen von der NSA – am nächsten dran sind, dazu – laut Meldung auf n24 von heute –, nämlich die Kommission der UN-Inspekteure, »bisher keine Angaben machen konnte«, was bei mir wiederum den Eindruck erweckt, daß es keine solcher Beweise gibt, weil ich – und da bin ich nicht der Einzige – mir denke, daß die – inoffizielle – Koalition der Willigen nichts eiligeres zu tun hätte – gäbe es solche Beweise –, als diese der Weltöffentlichkeit zu präsentieren, was sie bisher nicht getan hat, was wiederum meine Ratlosigkeit erhöht, da diese UN-Kommission anscheinend sehr wohl Beweise dafür gefunden hat – n24 schreibt von »umfangreichen Aussagen, Indizien und Beweisen« –, daß »Rebellen ebenso wie Regierungstruppen […] schwerste Verbrechen an Zivilisten begehen«, was mich wiederum in meiner Überzeugung bestärkt, daß, wenn die von ihrer Moral geplagten westlichen Meinungsführer schon beabsichtigen, die Verantwortlichen für ihre Greueltaten zu bestrafen, es dann doch nur gerecht wäre, wenn die bevorstehenden Bombenangriffe nicht nur gegen die syrische Regierung sondern auch gegen die sogenannte Opposition – der Begriff Opposition ist erfunden worden, weil die Realität für die konsumgequälten und BILD-Zeitungs- und Privatfernsehen-geschädigten Durchschnittbürger einfach zu kompliziert ist – geflogen werden sollten, was aber höchstwahrscheinlich nicht geschehen wird, weil der Westen dann nicht mehr weiß, auf wessen Seite er in die Kampfhandlungen eingreifen und der Durchschnittwähler nicht mehr weiß, für wen er die Daumen drücken soll, was wiederum die Ratlosigkeit auf allen Seiten erhöht, weil wir jetzt alle ziemliche Schwierigkeiten haben, unser Raster von (moralisch) gut und böse auf dieses Geschehen draufzulegen bzw. dieses undurchsichtige Geschehen in unsere bereitstehenden Schubladen zu packen, was mich zu der Empfehlung veranlaßt, auf die gute alte Internisten-Taktik zurückzugreifen und »intensiv zuzuwarten«.

2. Was mir große Sorgen bereitet, ist die – in meiner Wahrnehmung zunehmende – Bereitschaft der Medien, sich regierungskonformer Sicht- und Interpretationsweisen zu bedienen, was schon in den USA zu Zeiten des zweiten Irakkrieges zu beobachten war, unterwarfen sich doch die Medien der Vereinigten Staaten einer für die sogenannte freie Welt befremdlich wirkenden Selbstzensur, indem bestimmte Lieder nicht mehr im Radio gespielt und über Anti-Kriegs-Demonstrationen mit mehreren hunderttausend Teilnehmern nicht berichtet wurde, was mich an die gleichgeschalteten Medien der Ostblockstaaten erinnert und was gestern – so in einem Kommentar zur einem Tagesschau-Bericht zu lesen – darin gipfelte, daß ein ZDF-Nachrichtensprecher von dem »für den Giftgasangriff verantwortlichen Präsidenten Assad« sprach, was mich immer mehr über die Frage nachdenken läßt, ob unsere westliche Moral nichts anderes als ein wie eine Fahne vor sich hergetragenes Propaganda-Instrument ist, welches der einzigen verbliebenen Supermacht, in deren Windschatten die europäischen Staaten segeln, erlaubt, alles zu tun, was ihren Interessen dient und die uns zu einem willigen, alles abnickenden Publikum degradiert.

Fall Snowden und die US-Medien: Gleichschritt der Mitläufer (SPIEGEL Online)
NATO-Gipfel in Chicago: Kriegsveteranen demonstrieren und reden Klartext (Dominik Storr)

Loriot Die englische Ansage [2:48]

Veröffentlicht am 23.02.2013

K. H. Stingeder, 10 Jahre danach: Der Irak-Krieg 2003 und das (Medien-) Schlachtfeld II (medienimpulse.at)
Kristina Borjesson (Hg.), Zensor USA – Wie die amerikanische Presse zum Schweigen gebracht wird (PDF, auf miprox.de, Vorwort zur deutschsprachigen Ausgabe: Jean Ziegler, hochinteressanter Mann!)

Nein zum Kapitalismus - Jean Ziegler / Heiner Geissler [14:51]

Veröffentlicht am 26.12.2012
AntikriegTV 2
Antikrieg TV http://www.antikrieg.tv
http://www.facebook.com/antikriegtv
Nein zum Kapitalismus - Jean Ziegler / Heiner Geissler
ANTIKRIEG.TV Deutschsprachige Medienbeiträge sowie ins Deutsche übersetzte, ausgewählte Beiträge z.B. von Democracy Now (USA), Russia Today, Telesur (Lateinamerika)
Gleichzeitig empfehlen und verweisen wir auf deutschsprachige Nachrichtenseiten, wie Weltnetz.TV, Kontext TV, Hintergrund, Junge Welt, Nachdenkseiten und Beitrage der Occupy Bewegung

Kriegspropaganda: Eine Analyse der amerikanischen Militärpropaganda im Irak-Krieg (Thymian Bussemer, BUND, letzte Änderung 22.07.2014)
Die Bedeutung internationaler Informationspolitik lässt sich auch daran ablesen, dass es unter den maßgeblichen Ministern des Bush-Kabinetts handfesten Streit darüber gibt, wer welchen Propagandaapparat unterhalten darf. So gründete Verteidigungsminister Donald Rumsfeld 2002 das Office of Strategic Influence, welches - das wurde offen gesagt - ein Büro für internationale Zersetzungspropaganda und Desinformationspolitik sein sollte. Zwar musste das Pentagon dieses Büro nach weltweiten Protesten vor allem von Medienvertretern wieder schließen, doch nur kurz darauf wurde im Weißen Haus ein "Office of Global Communications" gegründet, das ähnliche Aufgaben wahrnimmt und die gesamte Auslandspropaganda der USA koordinieren soll - womit Bush die Kompetenzen von Außenminister Colin Powells neu geschaffenem Public-Diplomacy-Apparat in Frage stellte.

Diese Aktivitäten spielen sich auf der offiziellen Regierungsebene ab und fallen damit in den Bereich der "weißen", quasi offiziellen Propaganda. Parallel dazu sind in den USA in den vergangenen Jahren Strukturen entstanden, die eher im Zwielicht der "grauen" Propaganda operieren. Eine zentrale Rolle spielt hier der Kommunikationsberater John Rendon mit seiner Firma The Rendon Group. Die weltweit kolportierten Details aus Saddam Husseins Privatleben etwa wurden vor allem von Rendons Agentur gestreut. Rendon war auch verantwortlich für die PR zum Afghanistan-Feldzug. Vielfach operiert die Rendon Group bei ihren Versuchen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, am Rande der Wahrheit. So behauptet Rendon seit Jahren, dass Saddam Hussein 1998 die UNO-Inspekteure aus dem Irak geworfen habe. Richtig ist: Der damalige Chefinspekteur Richard Butler zog sein Team ab, weil er von bevorstehenden US-Bombenangriffen wusste. Zielkoordinaten für die Angriffe hatten entgegen internationalen Bestimmungen auch seine Inspekteure geliefert.
aktualisiert am 20.09.2015