Sonntag, 9. September 2018

Das falsche Leben

Die Ereignisse von Chemnitz sind Symptom unserer kranken Gesellschaft. Florian Ernst Kirner und Jens Lehrich im Interview mit Hans-Joachim Maaz.

Wenige Tage nach „den Ereignissen“ in Chemnitz trafen Florian Ernst Kirner und Jens Lehrich in Halle auf den renommierten Psychoanalytiker und Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz. Ein Gespräch über Wilhelm Reich, den Neoliberalismus, Ostdeutsche, Flüchtlinge, Aggression und Geduld.

Direkt nach der Wiedervereinigung war Hans-Joachim Maaz in den Medien ein gefragter Gast, um dem sehr irritierten Westpublikum sozusagen die Psyche der Ostdeutschen zu erklären.
Diese analytische Entwicklungshilfe scheint nur bedingt gefruchtet zu haben. Sieht man sich auch dieser Tage den Mediendiskurs über Sachsen im Speziellen und die Ostdeutschen im Allgemeinen an, erscheint der Ostdeutsche nach wie vor als unbekanntes, ziemlich fragwürdiges Wesen, dessen vermeintlich völlig irrationales Verhalten ganz unverständlich bleibt.

Dabei sind sich die allermeisten Menschen selbst weitgehend unbekannte Wesen. Die Projektionen auf die jeweils anderen ermöglichen vor allem, diese dramatische und tragische Tatsache immer wieder vor sich selbst zu verhüllen. Fallen diese Hüllen, kommen oftmals Schmerz und Angst zum Vorschein. Genau das soll durch immer neue Feindbildkonstruktionen verhindert werden.

Wir kamen nach Halle, um gemeinsam mit Professor Maaz ein tieferes Verständnis jener eskalierenden Psychodynamik zu erarbeiten, die immer deutlicher droht, unsere Gesellschaft zu zerreißen.
mehr:
- Das falsche Leben (Florian Ernst Kirner, Rubikon, 08.09.2018)

Das falsche Leben - Hans-Joachim Maaz in Bautzen {1:12:41}

eingeSCHENKt.tv
Am 28.01.2018 veröffentlicht 
Wir leben in einer Gesellschaft, die sich gern als "Leistungsgesellschaft" definiert. Demokratisch. Sozial. Das klingt gut. Jeder darf sich frei entfalten. Aber ist das so?
Analysiert man das Ergebnis dieser Art des Zusammenlebens näher, ist schnell festzustellen, dass der Mensch als Individuum anscheinend nicht mehr gefragt ist. Angepasste, ans System konformisierte Menschen sind das Ergebnis. Und dies scheint gewünscht. Die Wisschenschaft hat dafür auch einen Begriff: Normopathie.
Normopathie bedeutet eine Persönlichkeitsstörung des Menschen, die sich in einer zwanghaften Form den vorgegebenen und gewünschten Verhaltensweisen einer Gesellschaft anpassen. Der Norm.
Sie verlassen Ihre Individualität und tauchen ab in ein falsches Leben. Ein Leben, um nicht aufzufallen, um kein Außenseiter zu sein. Um nicht "anzuecken".
Diese Störung der Individualität führt irgendwann dazu, dass der Mensch auszubrechen versucht aus dieser Zwanghaftigkeit, indem er sich über noch Schwächere stellt, um seine Wut an anderen "abzureagieren". Es entsteht der Narzisst.
Unsere derzeitige Gesellschaft scheint voll von solchen Menschen: Unterwürfige Angepasste geleitet von Narzissten.
Warum dies so ist, erklärt Hans-Joachim Maaz in diesem Vortrag.
Hans-Joachim Maaz ist Psychiater, Psychoanalytiker und hat bereits mehrere Bücher zu diesem Thema geschrieben.

Unter anderem: "Das falsche Leben"
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"Die narzisstische Gesellschaft: Ein Psychogramm"
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siehe auch:
- Chemnitz und die Psychologie der Massen (Peter Frey, Rubikon, 08.09.2018)
- Chemnitz: Wir ernten, was wir säen! (Post, 08.09.2018)

Chemnitz, die Echokammer der Leitmedien und die Psychologie der Massen

Eine Gesellschaft, die vom Frieden redet und dabei den geistigen Krieg führt.

Da werden im Zentrum einer sächsischen Großstadt drei Menschen niedergestochen, einer von ihnen stirbt. Das treibt viele Menschen spontan um und auf die Straße. Und was geschieht? Sie werden von Politik und Medien in Sippenhaft genommen, ihnen werden ethische Defizite unterstellt und zum wiederholten Male wird ein Popanz um die Gefahr von rechts aufgebaut. Wie ehrlich ist diese Gesellschaft eigentlich zu sich selbst?

Noch einmal: Ein junger Mann wird erstochen, zwei weitere werden schwer verletzt; dies mitten im Zentrum von Chemnitz und das treibt noch vor und dann nach einem Aufruf der AfD spontan mehrere hundert Menschen auf die Straße. Die Massenblätter wussten umgehend zu berichten
Screenshot aus dem Rubikon-Artikel

Was sie dort erkennen können, nennt man einen Spin (1). Der schafft nämlich eine ganz bestimmte Atmosphäre, um Menschen einzunehmen.

Danach erfuhren wir über eine Woche lang ganz Erstaunliches. Nämlich, dass der Mord eines Migranten/Asylanten/Flüchtlings – sagen wir doch einfach, der eines jungen Mannes aus dem Irak (a1), gezeigt hat, wie ausländerfeindlich eine große Anzahl der Chemnitzer doch ist. In Politik und Medien wird die Empörung der Bürger über die Bluttat reduziert auf „rechte Gewalt“. Diese „rechte Gewalt“, dieser „rechte Mob“ hat übrigens – wenn ich das bis zum heutigen Tag richtig mitbekommen habe – keine Toten und Verletzten gefordert (2).

Ich bin irritiert.

Warum also sind viele Chemnitzer tatsächlich so aufgebracht?

Sie meinen, dass Sie darüber nichts in unseren Medien erfahren konnten?
mehr:
- Chemnitz und die Psychologie der Massen (Peter Frey, Peds Ansichten, 09.09.2018)
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siehe auch:
- Das falsche Leben (Post, 08.09.2018)
- Chemnitz: Wir ernten, was wir säen! (Post, 06.09.2018)

mein Kommentar:
Mir wird seit vier Jahren (Eskalation der Ukraine-Krise) immer häufiger wegen Fremdschämens übel.
Das ist nicht mehr das Land, in dem ich groß geworden bin!
Heutzutage wäre bei der inzwischen politisch korrekten transatlantischen Überangepaßtheit des Spiegel eine Spiegel-Affäre (1962) gar nicht mehr möglich!
Wo soll das alles noch hinführen?
Wenn man sich die ersten zwei Minuten des ersten Videos [Russland: Eskalation im Medienkino - Mathias Bröckers (Telepolis Salon) {27:01}] in folgendem Post 
(„Alternative Medien müssen als investigative Intensivstation dagegenhalten“) ansieht, bekommt man eine Idee, was in den Köpfen der meisten halbwegs intelligenten und am Zeitgeschehen interessierten Menschen in Deutschland vor sich geht!