Sonntag, 14. Juni 2020

Der Verfassungsschutz als moderne Inquisition

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Als Inquisition (lateinisch inquisitio ‚Untersuchung‘) werden ein juristisches Prozessverfahren (Inquisitionsverfahren) sowie damit arbeitende Institutionen bezeichnet, die im Spätmittelalter und der Frühneuzeit zur Bekämpfung von Häresie dienten.[1] Der Vorsitzende eines Inquisitionsgerichts heißt Inquisitor.Die Inquisition wirkte von ihrem Entstehen Anfang des 13. Jahrhunderts bis zu ihrem weitgehenden Verschwinden Ende des 18. Jahrhunderts hauptsächlich als Instrument der römisch-katholischen Kirche zur erleichterten Aufspürung, Bekehrung oder Verurteilung von Häretikern (siehe auch: Ketzer), wofür im Spätmittelalter eine neue Form von Gerichtsverfahren, das Inquisitionsverfahren, entwickelt wurde. Die Hauptphase des Entstehens der Inquisition fällt in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Neben dem damaligen Verbrechen der Häresie konnten durch die Inquisition auch andere Straftatbestände verfolgt werden, vor allem wenn sie Fragen des Glaubens berührten wie etwa Blasphemie oder Magie. Bei der vor allem von weltlichen Herrschern mitgetragenen Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit spielte die Inquisition eine untergeordnete Rolle. Die Kirche sah die Anwendung der Inquisition gegen Häretiker mit Verweis auf Bibeltexte oder Texte kirchlicher Autoritäten legitimiert.
[Inquisition, Wikipedia, abgerufen am 16.06.2020]
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Das Amt für Verfassungs-Schutz sollte dem Namen nach die Verfassung schützen. Als die West-Alliierten den Inlandsgeheimdienst der Bundesrepublik vor 70 Jahren gründeten, war er nichts anderes als ein Instrument im Kalten Krieg zwischen Ost und West: Er sollte die Kommunisten in der alten Bundesrepublik kontrollieren und klein halten. Sie galten nach der westlichen Doktrin als fünfte Kolonne des Hauptfeindes, der DDR und der Sowjetunion. Zugleich wurde das Amt zur neuen Heimat der alten Nazis: Lange nach dem Krieg – noch 1963 – wurden 16 Mitarbeiter als ehemalige Mitglieder von Gestapo, SS oder SD offiziell festgestellt. Die Dunkelziffer lag weitaus höher. Der Feind stand links und Nazis waren willkommen.

Bewährte alte Feindbilder recycelt

In dieser Tradition steht derselbe Schutz, der in Corona-Zeiten „Falschmeldungen und Verschwörungstheoretiker“ observieren soll. Das jedenfalls steht auf der Tagesordnung der Innenminister der Länder und des Bundes, wenn sie sich vom 17.06.2020 bis 19.06.2020 in Erfurt zu ihrer 212. Sitzung treffen. Bewährte alte Feindbilder werden wieder recycelt: „Auch russische Staatsmedien versuchten, einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben“, schreibt Georg Mascolo in der Süddeutschen und wird seinem Ruf als Meister der unbestätigten, düsteren Vermutung gerecht.

Doppelverdiener Georg Mascolo

Gezielt wollen die angeblichen Schützer der Verfassung ausgerechnet die Aktionen zur Verteidigung der Grundrechte ins Auge fassen. Da legt dann die Tagesschau mit dem Doppelverdiener Mascolo nach: Notwendig sei eine "gemeinsame Strategie und Vorgehensweise von Bund und Ländern gegenüber gezielten Falschmeldungen, Verschwörungstheorien und Desinformationskampagnen“. Näher betrachtet ist der Mascola-Text nicht nur sein Geld für die Manipulations-Instrumente Tagesschau und Süddeutsche wert; ein vitales Interesse an dieser Form der Propaganda muss auch der Verfassungsschutz selbst haben. Ist die Truppe doch mit ihren Schredder-Orgien und ihrer Unterstützung der NSU-Mörderbande durch Geld und Spitzel zu Recht ins Zwielicht geraten. Wer als Verschwörungs-Agent der deutschen Rechten bekannt geworden ist, muss dringend anderen das Schmutz-Etikett „Verschwörungs-Theoretiker“ ankleben. Eine Brandmarke, die alles beweist und nichts. Nichts, weil keiner der Etikettierer den Begriff mit Beweisen unterfüttert und alles, weil die Einheits-Medien längst einen Diffamierungs-Sockel mit dem Begriff bei den Medienkonsumenten angelegt haben. Leser und Zuschauer glauben zu wissen, was ein Verschwörungs-Theoretiker ist: Böse, düster, ein Feind, wessen auch immer.

Wie krank ist das denn?

Auch die Tagesschau mag nicht auf die Behauptung einer Bedrohung durch „fremde Dienste“ verzichten. Dienste aus dem feindlichen Ausland, die Aktionen für das Grundgesetz ausnutzen um dann, ja was denn dann? Um zum Sturz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung aufzurufen? Langsam, zum Mitdenken: Die Regierung beschädigt gerade unter dem Vorwand einer diffusen Krankheit die Grundrechte, und wer sie daran hindern will, der ist 1. ein Agent des Auslands und 2. macht er die freiheitlich-demokratische Grundordnung kaputt? Wie krank ist das denn?

mehr:
- VERFASSUNGS-SCHUTZ: Auf der Jagd nach Verschwörungstheoretikern (Uli Gellermann, Rationalgalerie, 14.06.2020)