Mittwoch, 28. August 2019

China: Dank Aufforstung praktisch keine Sandstürme mehr in Beijing

In der chinesischen Mongolei verwandelte China riesige Wüstengebiete in bewaldete und fruchtbare Gegenden: eine grosse grüne Mauer.

Red. Georges Hallermayer ist ein pensionierter Historiker und Soziologe und lebt in Frankreich.

In den 50er Jahren verdunkelten Sandstürme noch durchschnittlich 56 Tage pro Jahr den Himmel über Beijing. 2017 gingen die Stürme aus den Wüsten im Norden auf 7 Tage zurück, heute auf praktisch null.

aus dem Info-Sperber-Artikel
In den letzten Jahren ist Beijing mit den Nachbarstädten Tianjin und Hebei zu einer Megastadt zusammengewachsen, Jing-Jin-Ji getauft (Karte von Spiegel online). Über diese riesige Wirtschaftszone (siehe Grössenvergleich mit Bayern) mit 130 Millionen Einwohnern tobten 1978 noch an durchschnittlich fünf Tagen pro Jahr Sandstürme. Nun konnten die Meteorologen für dieses Gebiet Entwarnung geben: Im Durchschnitt noch 0,1 Tage pro Jahr. Ein positiver Effekt des Klimawandels? Mitnichten, sondern ein jahrzehntelang ausgeführter Plan.

Das chinesische Monatsmagazin «Chinafrica» zitierte am 26. März 2019 einen Evaluationsbericht von Zhu Jiaojun, Chef des Institute of Applied Ecology an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Er pries die «Grosse Grüne Mauer» als Erfolg der 40jährigen Arbeit im Three-North Shelterbelt Forest Program, das bereits 1978/79 startete, um der Ausdehnung der Wüste Gobi zu begegnen bzw. sie zurückzudrängen.

Das Programm wird seit zwei Jahren von der National Forestry and Grassland Administration und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften nach einer weiten Bandbreite von Kriterien ausgewertet wie Veränderungen in Forstbestand, Entwaldung, Erosion, Klima. 551 Bezirke in 13 Provinzen waren von Entwaldung betroffen, ein Gebiet von über vier Millionen Quadratkilometer, halb so gross wie die Europäische Union, wo mehrere zehn Millionen Menschen betroffen waren. Das berichtet Xu Xinwen, Forscher am Xinjiang Institute of Ecology and Geography (XIEG) in der Zeitschrift «Chinafrica» vom 10. Juni 2019. Verursacht hatten die Entwaldung Naturkatastrophen, aber auch eine über Generationen dauernde exzessive Abholzung für Feuerholz und die Umwandlung in Weideland, ähnlich wie die im kolonisierten Irland vor zwei- bis dreihundert Jahren durch die englischen Landlords.

mehr:
- Dank Aufforstung praktisch keine Sandstürme mehr in Beijing (Georges Hallermeyer, Info-Sperber, 28.08.2019)

SPIEGEL TV - Heftiger Sandsturm Peking {1:07}

SPIEGEL TV
Am 22.03.2010 veröffentlicht 
Abonnieren Sie unseren Kanal: http://www.youtube.com/user/spiegeltv# Ein heftiger Sandsturm macht seit dem Wochenende den Bewohnern von Peking zu schaffen. Umweltschützer weisen auf eine menschgemachte Ursache hin: Der immer weiter steigende Wasserbedarf trocknet die Flüsse der Region aus.

Planet Sand E01: China – Der Kampf gegen den „Gelben Drachen“ Doku (2017) {43:14}

Pepe Junus
Am 29.06.2017 veröffentlicht 
entstandenen Wüsten wachsen unaufhörlich. Und neue bilden sich. Aride und semiaride Gebiete bedecken mittlerweile die Hälfte des Landes. Die Wüsten breiten sich in besiedeltem Gebiet aus und verdrängen dort wertvolles Ackerland in dramatischer Weise. Die natürlichen Vegetationsbarrieren am Rande der Wüsten reichen nicht aus und können den Sandstaub, der sich auf Peking niederlässt, nicht mehr aufhalten. Jedes Frühjahr verschwindet die chinesische Hauptstadt samt Umland tagelang in Sandstürmen, die 270 Millionen Menschen die Luft zum Atmen nehmen. Untersuchungen zufolge gingen im Jahr 2010 über Peking mehr als 1.300.000 Tonnen Sandstaub nieder. Die Sandstürme kommen aus Regionen, die aus vier Gründen verwüstet sind: Raubbau, Entwaldung, Wassermangel und zunehmende Urbarmachung für die Viehzucht. China kämpft gegen diesen „Gelben Drachen“, der das Land zu verschlingen droht. Eine Armee von 32.000 Regenmachern kämpft tagtäglich an der Front und baut eine „Grüne Mauer“, so lang wie die Chinesische Mauer, die den Feind in Schach halten soll. Durch die Analyse des Staubs, der regelmäßig über Peking niedergeht, haben die Forscher erfahren, dass dieser aus Wüsten stammt, die sich mehrere Hundert Kilometer von der Stadt entfernt befinden. Die latente Gefahr beunruhigt die chinesischen Behörden so sehr, dass sie die Wüsten unter strenge Überwachung gestellt haben.
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