Donnerstag, 19. November 2009

Na endlich… Die Scheinobjektivität der Zahlen

Mitte der 80er Jahre begannen deutsche Krankenhäuser, die Diagnoseverschlüsselung nach ICD (damals noch ICD 9) zur Pflicht zu machen, seit 2000 ist die Diagnoseverschlüsselung nach ICD (inzwischen ICD 10) Pflicht im gesamten deutschen Gesundheitswesen, auch festgelegt im fünften Buch des Sozialgesetzbuches. Von Anfang an erwartete ich, daß sich die Krankenkassen und die Politik eine Möglichkeit zur Mengensteuerung der medizinisch erbrachten Leistungen erhoffen würden, was ich auch heute noch für nicht realisierbar halte.
Was aber nicht heißt, daß es trotzdem versucht wird: Seit 2003 wird in den deutschen Krankenhäusern das sogenannte DRG-System (da sind ICD und ein weiteres Verschlüsselungssystem, das OPS, integriert) als Berechnungsgrundlage zur Leistungsvergütung eingeführt. Und jetzt kommt das, wo ich die ganze Zeit drauf gewartet habe: man stellt fest, daß die Diagnosen inflationieren. Komisch! Immer mehr Leute bekommen immer mehr und immer kränkere Diagnosen. Kann man sich gar nicht erklären…

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Vor kurzem rief eine Krankenkasse bei mir an und bot mir die kostenlose Schulung zur Überprüfung meiner ICD-Diagnosen an. Immer wieder werde ich in den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung dazu ermahnt, alle Diagnosen anzugeben und keine zu vergessen. Hurra Deutschland!