Samstag, 16. Mai 2015

Vorsicht, wenn Jeff Gordon am Steuer sitzt

Profi Nascar Fahrer verarscht Autoverkäufer [3:45]

Veröffentlicht am 14.03.2013
Lustiges Video das zeigt, wie ein Profi Rennfahrer einen Autoverkäufer verarscht.

Rennfahrer legt Autojournalisten rein [1:08]

Veröffentlicht am 03.03.2014
Überzeugungsarbeit der rasanten Art: Für einen Werbespot hat Nascar-Fahrer Jeff Gordon einen Journalisten reingelegt. Der hatte zuvor behauptet, dass eine ähnliche Aktion inszeniert sei.

Sport-Meldung für Alice Schwarzer: Belgische Fußballer schießen auf nackte Frauen-Hintern


Belgische Fußballer schießen auf nackte Frauen-Hintern [1:04]

Veröffentlicht am 06.07.2015
Das Video sollte ein Hallenturnier in Belgien bewerben - doch die Aufnahmen sind weit über die belgische Grenze hinausgegangen. Einige der teilnehmenden Spieler hatten ihre Schussfähigkeiten unter Beweis gestellt - indem sie auf die nackten Hinterteile bereitwilliger Damen schossen.Fazit-Kasten - Expertenratgeber als PDF-Download 
Das Video sollte ein Hallenturnier in Belgien bewerben - doch die Aufnahmen sind weit über die belgische Grenze hinausgegangen. Einige der teilnehmenden Spieler hatten ihre Schussfähigkeiten unter Beweis gestellt - indem sie auf die nackten Hinterteile bereitwilliger Damen schossen.Fazit-Kasten - Expertenratgeber als PDF-Download
Das Video sollte ein Hallenturnier in Belgien bewerben - doch die Aufnahmen sind weit über die belgische Grenze hinausgegangen. Einige der teilnehmenden Spieler hatten ihre Schussfähigkeiten unter Beweis gestellt - indem sie auf die nackten Hinterteile bereitwilliger Damen schossen.Fazit-Kasten - Expertenratgeber als PDF-Download
Belgische Fußballer schießen auf nackte Frauen-Hintern


Sexy Strafstoß-Variante: Belgische Fußballer schießen auf nackte Frauen-Hintern - Video - Video
 
Alter Info-Text: Veröffentlicht am 03.05.2015
Das Video sollte ein Hallenturnier in Belgien bewerben - doch die Aufnahmen sind weit über die belgische Grenze hinausgegangen. Einige der teilnehmenden Spieler hatten ihre Schussfähigkeiten unter Beweis gestellt - indem sie auf die nackten Hinterteile bereitwilliger Damen schossen. Fazit-Kasten - Expertenratgeber als PDF-Download 

Zugabe:
redcoon Web-Doku Auflösung "Flitzer" [0:47]

Veröffentlicht am 11.10.2013
Ihr habt es geschafft! In kürzester Zeit kamen weit über 1000 Likes auf http://www.facebook.com/redcoon.de zusammen. Dafür macht Micaela den Flitzer für den SV Rot Weiß Billig. Seht selbst!
Die besten YouTube-Kommentare:
- »Frauen sind schon sehr interessant. Jahrhunderte kämpften sie für die Emanzipation und jetzt DAS!!!«
- »LOL, ich verstehe deutsche frauen ganz und garnicht. Its es wirklich so schlim weiss zu sein? muss man worklich zum solarium hin gehen? warum sehen alle in deutschland immer mehr wie türken aus?«

Migrationsrat hält Pegida für Spätfolge früherer CDU-Politik

Deutschland sei kein Einwanderungsland, hieß es 1983 in der Koalitionsvereinbarung von Union und FDP. Darauf fuße nun die Anti-Islam-Bewegung, sagen Migrationsforscher.
mehr:
- Migrationsrat hält Pegida für Spätfolge früherer CDU-Politik (ZEIT, 05.01.2015)
- Ergebnis der Koalitionsgespräche (CDU extra 29, 01.10.1982, Konrad-Adenauer-Stiftung, PDF)
siehe auch:
Warum Helmut Kohl und die CDU schuld an Pegida sind (Sebastian Christ, Huffington Post, 13.05.2015)
- Migrationsland Deutschland (Planet Wissen, 13.05.2015)
- Auswanderer (Planet Wissen, 25.11.2014)
- Migranten-Ausbildung – Zwischen Frust und Familiengefühl (Peter Marx, Deutschlandfunk, 06.03.2014)
Parteitag – CSU sieht in Deutschland kein Einwanderungsland (dpa, ZEIT, 30.10.2010)
- CDU und Kohl – erst Heimschicker, dann Integrierer (Sarah Maria Brech, Die Welt 02.08.2013)
- Falsche Annahme: Migranten bekommen nicht mehr Kinder als Deutsche (Welt, 10.08.2010)
siehe auch:
- Brasilien: Hunsrücker Platt wird zweite Amtssprache (Volksfreund, 23.05.2012)
(Hunsrück) In Brasilien sprechen fast zwei Millionen Menschen das Riograndenser Hunsrückisch, vor allem in Orten, die von deutschen Einwanderern gegründet wurden. Der Dialekt wird in Schulen gelehrt und ist teilweise als zweite Amtssprache anerkannt. Doch bis dahin war es ein weiter Weg.
- Deutsche Einwanderung in Brasilien (Wikipedia)
- Auswanderung aus Rheinland-Pfalz (Auswanderung aus Regionen des heutigen Rheinland-pfalz, Regionalgeschichte.net)
- Musikantenland-Museum Burg Lichtenberg, Thallichtenberg (Kuseler Musikantenland)
Das Musikantenland-Museum auf Burg Lichtenberg hält die Erinnerung an das Wandermusikantengewerbe der Westpfalz wach. Zahllose Schaustücke und Original-Musik lassen das Leben der rund 2500 Bauernsöhne wieder lebendig werden, die vor dem ersten Weltkrieg in aller Welt mit Musik ihr Geld verdienten. Schauen Sie doch mal rein …

Brasilianer sprechen Hunsrücker Dialekt [3:03]

Hochgeladen am 10.03.2011
Ca. 1 000 000 Menschen wanderten in den letzten 3 Jahrhunderten aus ganz Deutschland nach Brasilien aus. Jedoch war es der Hunsrücker Dialekt, der sich durchsetzte und den die Auswanderer nun schon in der 7. Generation pflegen und am Leben erhalten.
Vor kurzen besuchten sie ihre Heimat ...

Conversa em alemão Hunsrickisch - Ónfang [3:26]

Hochgeladen am 14.10.2010
O começo de alguns vídeos onde Pio Rambo vai falar na língua alemã Hunsrickisch e legendar para quem quiser reaprender esta bela língua.

Falando em Hunsrickisch.avi [3:34]

Hochgeladen am 07.12.2008
Uma entrevista no alemão falado pelos descendentes dos alemães do Rio Grande do Sul, Brasil.


Qualitätsmedien: So kann man über den Papst auch berichten (aus der Serie: Propaganda ist’s nur, wenn’s die andern tun)

Hier haben wir jetzt ein Beispiel, wie die Medien die Aussage von wichtigen Persönlichkeiten völlig unterschiedlich wiedergeben. Papst Franziskus hat am Montag 7'000 italienischen Schülern spontan Rede und Antwort gestanden. Für die Westmedien besteht seine Hauptaussage bei dieser Veranstaltung aus den Worten, er würde sich gerne mehr ausruhen. "Oft hätte ich gern ein bisschen mehr Ruhe", lautet die Schlagzeile zum Beispiel in der Blöd-Zeitung und anderen täuschen Medien. Für die Ostmedien sind ganz andere Worte wichtig. Es gibt eine "Industrie des Totes" auf dieser Welt und viele Leute an der Macht leben vom Krieg. "Viele mächtige Leute wollen keinen Frieden, weil sie vom Krieg leben", sagte der Pontifex den Schülern der Primarschulen von Rom, die sich in der Nervi-Audienzhalle versammelt hatten. Also für mich ist das die Hammeraussage, die eine Schlagzeile wert ist und nicht, er wäre schon alt mit 78 und würde sich gerne mehr ausruhen. Ein eklatantes Beispiel, wie die Westmedien wichtige Aussagen verschweigen und banales weitergeben. 
mehr:
- Papst - mächtige Leute wollen keinen Frieden (Alles Schall und Rauch, 12.05.2015)

BOB DYLAN with CESAR DIAZ Masters Of War February 20, 1991 [11:58] Text

Veröffentlicht am 31.10.2012
Zur Geschichte dahinter:
- Heute vor 20 Jahren – Bob Dylan: »Masters of War« bei der Grammy-Verleihung (Post, 20.02.2011)


Dylan's lyrics are a protest against the Cold War arms build-up of the early 1960s.[3] (Masters of War, engl. Wikipedia)
 siehe dazu:
- Ein Meisterstück der Propaganda des militärisch-industriellen Komplexes: Die Raketenlücke (Post, 15.03.2015)
Papst Franziskus und der kleine Junge [1:31]

Veröffentlicht am 01.11.2013
Während Papst Franziskus zu überlebenden Flüchtlingen aus Lampedusa spricht, nimmt ein Junge seine Rede wörtlich und geht auf Tuchfühlung.
Ein Papst zum Anfassen!
Aus der Heute-Sendung vom 31.Oktober 2013

Satter, träger Wohlfahrtsstaat: Ein Land leidet unter Realitätsverlust

Kolumne Grauzone: Wir sollten in Alarmstimmung sein: Sinkende Produktivität, mangelnde Investitionen und überbordende Sozialleistungen bedrohen unseren Wohlstand. Deutschland im Jahr 2015 verteilt nicht das Fell des Bären, bevor er erlegt wurde, sondern das des Einhorns – also von etwas, was es nie geben wird
Deutschland im Mai 2015: Die Lokführer streiken, die Erzieherinnen in öffentlichen Kindertagesstätten streiken, und die Post streikt irgendwie auch andauernd. Wann streiken eigentlich endlich die Piloten mal wieder? Zu Beginn der Sommerferien?

Szenewechsel: Anfang des Jahres wurde ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt. Der kostete schon in den ersten Monaten zehntausende Nebenerwerbsjobs, wird aber von der verantwortlichen Ministerin als großer Erfolg gefeiert.

Gleichzeitig beglückt dieselbe Ministerin unsere alternde Gesellschaft mit der Rente ab 63. Dass Facharbeiter heute schon Mangelware sind, ist dabei gleichgültig. Und dass Statistiker davon ausgehen, dass das Renteneintrittsalter langfristig auf 74 angehoben werden muss, damit das System nicht kollabiert, juckt auch keinen.

„Schwarze Null“ nur dank absurd niedriger Zinsen
Da man aber schon mal dabei ist, Milliarden zu verbrennen, verfolgt dieses Land stur eine so genannte „Energiewende“, die ökologisch fragwürdig ist, technischer Unfug und wirtschaftlicher Wahnsinn: sie nötigt den Verbraucher, Strom zum Vielfachen seines tatsächlichen Marktwertes zu kaufen.

Runden wir das Bild weiter ab: Der Bundeshaushalt für dieses Jahr ist mit 299 Milliarden Euro (!) veranschlagt. Dass Schäuble eine „schwarze Null“ verkünden kann, hat er (und vor allem wir Steuerzahler) nicht vorausschauender und verantwortungsvoller Finanzplanung zu verdanken, sondern absurd niedrigen Zinsen. Jeder Zinsanstieg würde die Haushaltsplanung für die nächste Jahren zur Makulatur machen und Milliardenlöcher reißen – trotz der optimistischen Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung, die ihr zugrunde liegt.

Den Löwenanteil an Steuergeldern verschlingt traditionell das Ministerium für Arbeit und Soziales: dieses Jahr etwa 125 Milliarden Euro, was – nebenbei bemerkt – etwa dem Gesamthaushalt der alten Bundesrepublik von 1985 entspricht.

mehr:
- Satter, träger Wohlfahrtsstaat: Ein Land leidet unter Realitätsverlust (Alexander Grau, Cicero, 09.05.2015)

Staatsrechtler zur NSA-Spionage: „Wenn ich US-Geheimdienst wäre, würde ich Airbus auch überwachen“

Der Staatsrechtler Ulrich Battis spricht sich für eine schärfere Kontrolle der deutschen Nachrichtendienste aus, zeigt aber auch Verständnis für die Wirtschaftsspionage der NSA: Europäische Unternehmen wie Airbus fielen immer wieder durch korrupte Rüstungsgeschäfte auf
Herr Battis, die USA hatten offenbar nie vor, ein sogenanntes No-Spy-Abkommen mit Deutschland abzuschließen. Hat Sie das überrascht?

Überhaupt nicht. Ich habe die entsprechenden Beteuerungen der Bundesregierung damals schon nicht geglaubt. Es hat doch jeder, der sich mit der Sache näher beschäftigte, gewusst, dass das alles nur eine Hinhaltetaktik war.

Die Taktik bestand darin, kurz vor der Bundestagswahl 2013 den Eindruck zu erwecken, dass eine deutsch-amerikanische Anti-Spionage-Vereinbarung unmittelbar vor dem Abschluss stand. Würden Sie das eine „Lüge“ nennen?
Die Bundesregierung hat auf Zeit gespielt und eine Nebelwand aufgebaut. Aber ich würde das nicht als Lüge empfinden, nein. 

In einer der am Wochenende aufgetauchten E-Mails zwischen dem Kanzleramt und dem Weißen Haus hieß es von Obama-Beraterin Donfried: „Die Frage, ob deutsches Recht auf deutschem Boden respektiert wird, müsste durch eine sehr sorgfältige Prüfung und Interpretation der deutschen Gesetze unter Einschaltung von Experten geklärt werden.“ Ist Ihnen bekannt, dass die Bundesregierung jemals versucht hätte, unabhängige Experten einzuschalten?
Es gab eine Anhörung von Experten vor dem NSA-Untersuchungsausschuss. Dort haben Hans-Jürgen Papier, Wolfgang Hoffmann-Riem und Matthias Bäcker deutlich gemacht, dass möglicherweise Grundrechte verletzt wurden.

Also verstößt die NSA-Überwachung in Deutschland auch aus Ihrer Sicht eindeutig gegen das Grundgesetz?Ja, und das wird ja auch gar nicht bestritten. Die US-Seite hat allerdings auch gar keine Veranlassung, die deutschen Gesetze näher zu prüfen. Das interessiert die einen feuchten Kehricht. Es ist doch überall so: Die Geheimdienste müssen sich an die jeweiligen Gesetze in ihren Heimatländern halten. Das hat ein amerikanisches Bundesgericht erst in der vergangenen Woche auch den US-Geheimdiensten bescheinigt. Weder die US- noch die deutschen Dienste müssen sich aber an die Gesetze in anderen Staaten halten. Sonst könnten sie den Laden auch gleich zumachen. Das heißt nicht, dass wir eine Kolonie der USA sind. Es gibt Vereinbarungen zwischen den Diensten, dass man dem Partner bei bestimmten Suchen um Hilfe fragt.

Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Artikel im Wall Street Journal im Jahr 2000. Damals hat Ex-CIA-Chef James Woolsey sinngemäß gesagt: „Liebe europäische Freunde, wir müssen euch leider abhören, auch wirtschaftlich, weil es bei euch immer wieder Bestechung gibt. Ihr haltet euch nicht an die Regeln, bei euch sind Bestechungsgelder sogar absetzbar.“ Noch offener kann man das nicht sagen. In Griechenland sind viele Millionen Euro Schmiergelder geflossen. Airbus soll in den 1990er Jahren Saudi-Arabien Bestechungsgelder gezahlt haben, um an einen Milliardenauftrag zu kommen. Die Sache ist nur aufgeflogen, weil die NSA das mitbekam – und dann ging der Auftrag an Boeing. Derzeit ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft wegen möglicher Korruption bei Rüstungsgeschäften in Saudi-Arabien und Rumänien. Wenn ich amerikanerischer Geheimdienst wäre, würde ich Airbus auch überwachen!

mehr:
- Staatsrechtler zur NSA-Spionage: „Wenn ich US-Geheimdienst wäre, würde ich Airbus auch überwachen“ (Interview mit Ulrich Battis, Cicero, 12.05.2015)

Sascha Lobo über NSA, Überwachung, Privatsphäre, Verschlüsselung, Snowden [6:12]

Veröffentlicht am 12.07.2013
Sascha Lobo über Totalüberwachung, Gegenmaßnahmen, Snowden, NSA, Darknet, Verschlüsselung, Überwachung als Gefährdung der Demokratie

Politikverrossenheit – Warum wir eine Wahlpflicht brauchen

Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen hat seinen Rücktritt mit dem „enttäuschenden Wahlergebnis“ begründet. Grund für die SPD-Niederlage war auch die niedrige Wahlbeteiligung. Es wäre daher Zeit, über eine Wahlpflicht nachzudenken. Das mag unsympathisch und anstrengend sein. Aber Anstrengung ist konstitutiv für das Funktionieren einer Demokratie
Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen hat seinen Rücktritt mit dem „enttäuschenden Wahlergebnis“ begründet. Grund für die SPD-Niederlage war auch die niedrige Wahlbeteiligung. Es wäre daher Zeit, über eine Wahlpflicht nachzudenken. Das mag unsympathisch und anstrengend sein. Aber Anstrengung ist konstitutiv für das Funktionieren einer Demokratie

In Bremen beobachtet man dieser Tage einen weiteren, vermeintlich traurigen Rekord: Nur etwa die Hälfte der Wählerinnen und Wähler verschlägt es überhaupt noch in die Wahllokale. Das Wegbleiben von der Wahlurne ist inzwischen zur traurigen Realität einer auf Partizipation angelegten Demokratie geworden. Schließlich, so der verbreitete antipolitische Affekt, bringe Wählen in Zeiten der „Alternativlosigkeit“ wenig bis nichts. Doch bisweilen wird unter Verweis auf die scheinbar selbstgefällige Politik kaschiert: Konsequente Stimmverweigerung sei auch Zeichen einer ermüdeten Wählerschaft, die sich selbstgerecht in der Demokratie eingerichtet habe.

Vergessen sind all jene Kämpfe, die erst zur Erringung des Wahlrechts ausgefochten werden mussten. Vergessen die großen Revolutionen, die den Herrschenden das Wahlrecht abgerungen haben. Zur Erinnerung: Bei der ersten freien Volkskammerwahl nach Ende der DDR-Diktatur vor 25 Jahren nutzten noch weit über 90 Prozent ihr Recht auf freie Wahl. Daran wieder zu erinnern, wäre eine mögliche und zugleich wichtige Funktion einer möglichen Wahlpflicht. Das mag man dann als Belehrung kritisieren. Aber Demokratie ist eben kein selbstverständliches Gut, sondern bedarf auch der alltäglichen Verteidigung – wenn schon nicht innerhalb der Parteien, so doch in der Wahlkabine.

Voraussetzungen für eine Wahlpflicht
Indes, die grassierende Politikverdrossenheit ist nicht nur ein Produkt einer ermüdeten Demokratie, sondern – diese Diagnose ist nun einmal nicht von der Hand zu weisen – auch eines sich immer mehr entfremdeten Verhältnisses von Politik und Wähler. Vielfach entstammen die politischen Eliten entrückten Lebenswelten. Der Kleinkrieg um politische Deutungshoheit in den sozialen Netzwerken oder den abendlichen Polit-Talks funktioniert ganz ohne Idee, ohne Erzählung, ohne Konzept. Zudem sind die Steuerungsprobleme des Politischen inzwischen vielfach determiniert durch Globalisierung und Internationalisierung, kurzum: wenig nachvollziehbar, wie TTIP, CETA und Co.

Hier sind Politik und Medien aufgefordert. Sie sollten politisches Handeln wieder erklären und vermitteln, wie in den Gründerjahren der Bundesrepublik durch die Generation der 45er. Zudem bedarf es wieder der Alternativen. Dem verbreiteten – und Verdruss erzeugenden – Eindruck des alternativlosen Vollzugs technisch-ökonomischer Zwänge durch die Politik muss wieder die Pluralität politischer Entwürfe entgegengestellt werden dürfen – grundsätzlich, ideologisch, emphatisch.

mehr:
- Politikverrossenheit – Warum wir eine Wahlpflicht brauchen (Michael Lühmann, Cicero, 11.05.2015)

Kriminalstatistik 2014 – Gebt der Polizei mehr Geld!

Kisslers Konter: Obwohl die Steuereinnahmen sprudeln, sind keine Pläne bekannt, die Polizei dauerhaft deutlich besser auszustatten. Die Privatisierung der Sicherheit verschärft aber die soziale Spaltung. Es ist Zeit für einen Aufschrei
Die Bundesrepublik Deutschland ertrinkt im Geld, und die Verbrecher freut es. Wer hier einen Fehler vermutet, musste letzte Woche lange suchen. Innerhalb von 24 Stunden fanden in der Verkündigung jeweils aktuellster Zahlen die Welt der Staatsfinanzen und die Unterwelt der Kriminalität passgenau zusammen. Die Steuereinnahmen explodieren, die Verbrechen kommen kaum hinterher, sind aber in einem sehr stabilen Aufwärtstrend begriffen. Die „Kriminalstatistik 2014“ brachte es an den Tag: Der reiche Staat ist der Staat, der gerne mal wegschaut, notgedrungen.

Die Statistik lässt, wie jedes Jahr, grübeln über die bundesdeutschen Zeitläufte. Warum nur haben die Fälle von Bestechlichkeit nach Paragraf 332 StGB um 259 Prozent zugenommen und sich damit – relativ – das oberste Plätzchen auf dem Podest des Bösen gesichert? Wenngleich es sich mit 790 Fällen noch immer um ein Nischenphänomen handelt, das ganz gewiss den Flughafen BER beispielsweise nicht tangiert. Warum sind mit einem Anstieg von jeweils mehr als 60 Prozent der „besonders schwere Landfriedensbruch“ und die „Üble Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens“ zu Trenddelikten geworden? Bewegen wir uns auf eine Rüpelgesellschaft zu? Und was folgt aus dem Umstand, dass die Quote „deutscher Tatverdächtiger“ um anderthalb Prozent zurückging, während die „Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtiger“ um 15 Prozent nach oben ausscherte? Wie ist es um die interkulturelle Tatbekämpfungskompetenz der Beamten bestellt?

Planstellen der Polizei abgeschafft
Eine griffige Formel fand der „Bund Deutscher Kriminalbeamter“ BDK für die Bilanz: „Mehr Täter, mehr Taten!“ Die Politik betreibe Augenwischerei und lasse die Bürger im Stich. Die Statistik gebe keine Auskunft, wie viele Fälle mit einer Verurteilung geahndet werden. Die tatsächlichen Fallzahlen lägen weit über den registrierten 6 Millionen Straftaten. Erschütternd genug, was letzte Woche dennoch bekannt wurde: „Die Wohnungseinbruchsdiebstähle sind auf 152.123 Fälle gestiegen. So hoch wie 2014 war die Zahl der Wohnungseinbrüche seit 15 Jahren nicht mehr. Der Anstieg allein seit 2009 beträgt rund 40 Prozent.“ Einen Grund hierfür wie auch für die Aufklärungsquote von nur 16 und die Verurteiltenquote von nur 2 Prozent liefert der BDK mit: „Die notwendigen personellen und materiellen Ressourcen fehlen an allen Ecken und Kanten. Die demografische Entwicklung und die anstehende Pensionierungswellen werden die Situation gerade bei der Kriminalpolizei bereits in naher Zukunft sogar noch deutlich verschärfen.“

Sehr konkret wurde Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, im Fernsehsender n-tv. „Es sind Tausende Planstellen bei der Polizei abgeschafft worden. Vor 20 Jahren beispielsweise musste ein Einbrecher immer noch einen zweiten mitnehmen, der Schmiere stand, weil sie damit rechnen mussten, dass der Schutzmann um die Ecke kommt, auch morgens um drei. Heute braucht er diesen zweiten Mann nicht mehr, denn er weiß: Da kommt niemand, es ist schlicht und ergreifend niemand mehr da.“

mehr:
- Kriminalstatistik 2014 – Gebt der Polizei mehr Geld! (Alexander Kissler, Cicero, 13.05.2015)

Es war keine Lüge

Politik und Medien werfen der Bundesregierung vor, die Öffentlichkeit über ein mögliches „No-Spy-Abkommen“ belogen zu haben. Das aber gab der Verhandlungsstand nie her. In der NSA-Affäre werden typische Missverständnisse zwischen Deutschen und Amerikanern für innenpolitische Zwecke instrumentalisiert
Gewählte Volksvertreter dürfen ihre Bürger nicht belügen. Gilt das auch, wenn ein Gutteil des Volks über die Geheimdienstarbeit belogen werden will?

Und welcher Maßstab ist an die Medien anzulegen? Sie empören sich jetzt über die angebliche Lüge, die sie selbst zu verbreiten halfen, obwohl sie es schon damals besser wussten oder zumindest besser wissen konnten? Auch Medien sollen Bürger nicht in die Irre führen.

Gewiss: Wenn man die Zitate vom Sommer 2013 heute liest und mit dem Ausgang der Bemühungen um ein „No-Spy-Abkommen“ abgleicht, dann können sie wie eine Lüge wirken.

Am 12. August 2013 sagte der damalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla: „Die US-Seite hat uns den Abschluss eines No-Spy-Abkommens angeboten.“ Am 8. Januar 2014 aber hatte die damalige Deutschland-Beraterin im Weißen Haus, Karen Donfried, an den außenpolitischen Berater im Kanzleramt, Christoph Heusgen, geschrieben: „Dies wird kein No-Spy-Abkommen werden, und ich glaube, jeder hier auf unserer Seite hat das auch fortwährend die ganze Zeit über klar zum Ausdruck gebracht.“

Absichtsvolle Interpretation als Lüge
Politiker der SPD, der Grünen und der Linken instrumentalisieren nun diese E-Mails, die ein Recherche-Team der „Süddeutschen Zeitung“, des NDR und WDR veröffentlicht hat. Sie werfen Pofalla und Kanzlerin Merkel vor, die Öffentlichkeit im Bundestagswahlkampf 2013 belogen zu haben. Viele Medien verstärkten in den letzten Tagen diesen Lügen-Vorwurf, darunter der „Spiegel“, der im Wettbewerb mit der „Süddeutschen“ steht, bei allen neuen Wendungen der NSA-Abhöraffäre die Nase vorn zu behalten.

Wer die Abhöraffäre nicht nur aus der deutschen, sondern parallel aus der amerikanischen Perspektive verfolgt hat, wird sich über diese Interpretation wundern. Sie dient wohl vor allem innenpolitischen Zielen.

mehr:
- No-Spy-Abkommen – Es war keine Lüge (Christoph von Marshall, Cicero, 13.05.2015)

BND Affäre - Kanzleramt und Thomas de Maizière unter Druck - PHOENIX Runde - 30.4.2015 [44:54]


Veröffentlicht am 01.05.2015
Bundeskanzleramt und Bundesinnenminister Thomas de Maizière steht unter Druck. Er soll den Bundestag belogen haben. Wie jetzt bekannt wurde, soll der Bundesnachrichtendienst BND dem US-Geheimdienst NSA über Jahre geholfen haben, europäische Unternehmen auszuforschen. Schon 2008 soll das Bundeskanzleramt über den Verdacht gegen den US-Dienst NSA informiert gewesen sein. Amtschef war damals de Maizière. Seit vergangener Woche muss das Kanzleramt die Frage beantworten, ob es seiner Aufsichtspflicht über den BND ausreichend nachgekommen ist und warum es die unlautere Praxis der NSA nicht unterband. Hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière offensichtlich falsche Angaben gemacht und das Parlament belogen? Welche neuen Erkenntnisse machen die BND-Affäre so brisant? Ines Arland diskutiert in der phoenix Runde u.a. mit Mariam Lau (Die Zeit), Markus Beckedahl (Blogger), Prof. Wolfgang Krieger (Geheimdienstexperte) und Prof. Thomas Jäger (Politikwissenschaftler)

Extra 3 extra: Geheimdienste außer Kontrolle | extra 3 | NDR [1:58]

Veröffentlicht am 14.05.2015
Die BND-Affäre, ein Skandal wie Milchreis: köchelt ewig vor sich hin und stinkt irgendwann gewaltig. Zu den Hintergründen ein extra 3 extra von Marike Schmidt-Glenewinkel und Oliver Durke.
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Corporate Political Responsibility – Unternehmen, mischt euch ein!

Unternehmen müssen politischer denken und handeln. Denn: Wer im Gemeinwesen Verantwortung übernimmt, schafft sich den besten Standort. Und wenn die politische Haltung klar ist, wirkt der Auftritt
Im Jahr 2009 kündigte McDonald’s an, sein gelbes M künftig vor einem grünen Hintergrund zu präsentieren. Das Unternehmen sprach von einem „Bekenntnis zur und Respekt vor der Umwelt“. Die beabsichtigte Symbolik schien klar: Moosgrün statt Ketchuprot, Regenwald statt Rinderblut, mehr Pflanze und weniger Tier. Aber wer sollte das ausgerechnet den Erfindern des Massenhamburgers abnehmen? Die Reaktionen fielen höhnisch bis wütend aus. Bald darauf versicherte die damalige Firmenleitung, aus McDonald’s werde keinesfalls ein grünes Unternehmen.

Die Aktion ist ein Klassiker in der Geschichte des Greenwashing; ein Begriff, der für das Vortäuschen nachhaltigen Handelns steht. Beim Versuch, sich grün zu präsentieren, haben viele Unternehmen ihr Image am Ende beschmutzt. So erschuf der Energieversorger RWE einen grünen Riesen als Werbefigur, der dem Trickfilmhelden Shrek ähnelte und im Werbefilm durchs Land stapfte, um Windräder zu pflanzen. Dass die Spuren des Riesen eher Atommüll und CO2-Ausstoß sind, ist bekannt.

Alles nur Fassade
Zwar stellen sich nur wenige Unternehmen so ungeschickt an. Doch in der deutschen Wirtschaft ist es in diesem Handlungsfeld überaus verbreitet, sich statt einer zukunftstauglichen Strategie nur einen frischen Anstrich zu geben. Solche Bemühungen werden unter Begriffen wie Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility, kurz CSR, gefasst.

Es drängt sich der Verdacht auf, hier hätten sich die Unternehmen etwas zugelegt, ohne es je zu verinnerlichen. CSR findet höchst selten im Zentrum eines Unternehmens statt und wird nicht konsequent als Teil der Geschäftsstrategie genutzt. Oft tüfteln Beauftragte in Sonderabteilungen an Gütesiegeln, entwerfen Verhaltenskodizes oder perfektionieren die jährliche Präsentation des Nachhaltigkeitsberichts. CSR-Mitarbeiter versuchen oft vergeblich, die Strategieabteilungen von ihrer Relevanz zu überzeugen, und prägen deshalb zu selten das Unternehmen.

CSR ist eine diffuse Angelegenheit. Aktivitäten unter diesem Label vermischen sich mit Wohltätigkeitsinitiativen, mit Werbe- und Imagekampagnen. Schließlich ist alles gesellschaftlich, weil alles die Gesellschaft betrifft, in deren Sinne jeder gern zu handeln vorgibt.

Schon die Verwendung der weichen, kompromissheischenden Begriffe „gesellschaftlich“ oder „sozial“ ist somit verräterisch. Sie zeigen, was die Unternehmen scheuen, wovor sie sich drücken. Sie wollen auf keinen Fall als politisch gelten. Lieber leben sie mit dem abgenutzten und verschwommenen Begriff der CSR. Diese Sicht beruht auf einem Irrtum. Denn Unternehmen sind politische Akteure: Als Arbeitgeber und Innovatoren beeinflussen sie die Strukturen in den Gemeinschaften, in denen sie operieren und deren Mitglieder sie sind. Und natürlich durch die wachsende Zahl an Verbänden und Repräsentanzen oder ihre direkten Kontakte.

Verschämte Neutren
Jüngstes Beispiel ist die Rolle von Unternehmen in den Verhandlungen zu TTIP, dem transatlantischen Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU. Unternehmen machen ihren Einfluss geltend, äußern Wünsche, machen Vorschläge und stellen ihre Expertise bereit, sie wollen ihre Vorstellungen durchsetzen. Kurz: Sie handeln politisch.

Jedoch tun sich viele Unternehmer und Manager schwer, sich als politisch Handelnde zu definieren. Die Politik wird vielmehr als unansehnliches Hauptstadtgeschäft gesehen, in das man – naserümpfend – lieber nur erfahrene Lobbyisten schickt.

mehr:
- Corporate Political Responsibility – Unternehmen, mischt euch ein! (Johannes Bohnen, Cicero, 14.05.2015)

Nachruf auf B.B. King – Lucille ist jetzt Witwe

Er galt als Blues-Legende, der Musiker wie Eric Clapton inspirierte: B. B. „Blues Boy“ King ist im Alter von 89 Jahren in Las Vegas verstorben. Einer seiner größten Hits war: „The Thrill Is Gone“. Kaum jemand liebte seine Gitarre „Lucille“ so wie er. Ein Nachruf

Auf dem fantastischen Tribute Album vieler großer lebender Gitarristen zu Ehren des tödlich verunglückten Stevie Ray Vaughan gibt es einen besonderen Gänsehautmoment. Der Ansager, Stevies Bruder Jimmie, präsentiert den dritten Song und stellt den dritten Stargast vor. Ohne den nächsten Gast gäbe es keinen elektrischen Blues, wir wären nicht mal nah dran, wir sollten immer alle klingen wie er, und wir tun es immer noch: „So please put your hands together for the great B. B. King.“

Und dann schwingen auch schon Lucilles Saiten und bringen mit „Telephone Song“ einen der schönsten Titel des zu früh verunglückten Ausnahmegitarristen Stevie Ray Vaughan zum Fliegen.

Lucille, wie B. B. King seine bauchige Gibson ES-355 liebevoll nannte, ist jetzt Witwe. Nie wieder werden die so plump aussehenden dicken Finger eines der größten Bluesgitarristen, den die Welt gesehen hat, die schwarze Geliebte zum Klingen bringen. B. B. King hat seine Gitarre nicht gespielt. Er hat sie gestreichelt. Das war kein Gitarrenspiel. Das war ein Liebesspiel, ein sanfter Geschlechtsakt. Schweiß rann Lucilles Liebhaber dabei übers Gesicht, wie im Orgasmus verzerrt, die Augen geschlossen, und dazu dieser kehlig-gepresste Gesang. Ein Mann in seiner eigenen Welt, und das Publikum durfte dessen Trance miterleben und das fantastische Gitarrenspiel, das in dieser Trance entstand.
mehr:
- Zum Tod von B.B. King – Lucille ist jetzt Witwe (Christoph Schwennicke, Cicero,  15.05.2015)

B.B.King - Telephone Song [4:47] Text

Hochgeladen am 05.03.2009
Bueno aqui una de mis canciónes favoritas el gran maestro..
BB King interpretando Telephone Song, que mas que decir
que una verdadera maravilla.
B. B. King & Eric Clapton - The Thrill Is Gone [6:50]

Hochgeladen am 17.03.2007
B B King plays The Thrill Is Gone with Eric Clapton

„Ich habe alles richtig gemacht“

Die Mitbegründerin von Femen Deutschland, Zana Ramadani, verließ im Januar die Organisation. Für Frauenrechte kämpft sie nun in der CDU. Persönliche Erfahrungen haben sie zu einer scharfen Islamkritikerin werden lassen
mehr:
- Interview mit Femen-Aussteigerin Zana Ramadani: „Ich habe alles richtig gemacht“ (Cicero, 15.05.2015)
mein Kommentar:
mein Kompliment! Wer kann das schon von sich sagen!

Frankreich – Der erste staatlich sanktionierte Slum für Migranten

Frankreich Der erste staatlich sanktionierte Slum für Migranten liegt auf einer ehemaligen Mülldeponie an der Peripherie von Calais

Seit Tagen versucht Karim, aus den Resten von Plastikplanen, dünnen Ästen, Steinen und einer Holzpalette ein Zelt zu bauen, das ihm wenigsten einigermaßen Schutz vor Kälte, Wind und Regen bietet. Der junge Mann, der in Ägypten Politikwissenschaften studiert hat, Winston Churchill verehrt und alles bewundert, was britisch ist, sitzt auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie außerhalb von Calais. Er schimpft über die Brache, die mit dornigen, zerzausten Büschen übersät ist: „Das ist einer der schlimmsten Orte, die ich je gesehen habe – hier kann man ja nicht einmal Tiere halten.“ Vergangene Nacht hat es erneut in sein improvisiertes Zelt geregnet. Da stand er um zwei Uhr auf und trottete die sieben Kilometer in seine alte Unterkunft im Zentrum von Calais zurück. Unterwegs wurde er von einem Autofahrer rassistisch beschimpft und mit faulen Kartoffeln beworfen.

Karims altes Lager befindet sich in einer verlassenen Metallfabrik. Hier hängt zwar ein übler Geruch in der Luft, doch wenigstens hat man ein Dach über dem Kopf und fließendes Wasser. Die französische Polizei hat damit gedroht, das Gebäude abzureißen. Karim und die anderen bekamen zu hören, sie hätten jetzt keine andere Wahl mehr, als auf die Mülldeponie zu ziehen.

„Ich habe 3.000 Dollar bezahlt, um aus Ägypten wegzukommen, habe auf einem Boot nach Italien mein Leben riskiert und Tage auf dem Meer verbracht“, erzählt Karim. „Jetzt bin ich seit einem Monat in Calais und habe schon ein Dutzend Mal versucht, mich auf einen Truck zu schleichen, um nach Großbritannien zu kommen. Aber jedes Mal hat mich die Polizei erwischt. Ich will kein Geld von den englischen Steuerzahlern. Ich respektiere England und habe große Achtung davor, wie Winston Churchill diesen schrecklichen Weltkrieg gewonnen hat. Alles, was ich will, ist ein menschenwürdiges Leben. Und jetzt sitze ich hier in dieser Einöde und im Dreck und muss mir ein Zelt zusammenflicken. Verzweifelter kann man nicht sein.“

Das verlassene Ödland im Schatten der Autobahn am Stadtrand von Calais ist Frankreichs erster offizieller, staatlich sanktionierter Slum für Migranten. Seit Anfang April versuchen an die 1.000 Flüchtlinge auf Druck der Behörden hin, im Freien eine Shantytown zu errichten, die bisher unter dem Namen la nouvelle jungle (der neue Dschungel) bekannt ist. Dieser Entschluss markiert eine Kehrtwende im Umgang mit den etwa anderthalbtausend Migranten, die zur Zeit in der Küstenstadt festsitzen und darauf warten, als blinde Passagiere die britische Insel zu erreichen. Auf der Brache gibt es keine Toiletten, weder fließendes Wasser noch Elektrizität. Der einzige Vorteil besteht darin, dass es sich um eine „tolerierte Zone“ handelt, die praktischerweise außerhalb der Stadt liegt. Hilfsorganisationen warnen davor, dass sich die Situation noch weiter verschärfen könnte, falls noch mehr Menschen gezwungen werden, unter diesen unhaltbaren Bedingungen auszuharren.

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- Mitten im Dschungel (Angelique Chrisafis, der Freitag, 13.05.2015)