Samstag, 10. Oktober 2015

bvvp-Pressemitteilung - Delegiertenversammlung erklärt den Beschluss des Bewertungsausschusses für rechtswidrig

bvvp-Pressemitteilung:

Delegiertenversammlung erklärt den Beschluss des Bewertungsausschusses für rechtswidrig!

Der Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten fordert nun die Beanstandung durch das Bundesministerium für Gesundheit.

Am 25. und 26. September fand in Saarbrücken die Herbst-Delegiertenversammlung der im Bundesverband der Vertrags-psychotherapeuten zusammengeschlossenen Landesverbände statt. Die Delegierten beschäftigten sich intensiv mit dem kurz zuvor im Erweiterten Bewertungsausschuss gefassten Beschluss zur Feststellung der angemessenen Vergütung genehmigungs-pflichtiger psychotherapeutischer Leistungen ab dem Jahr 2012. 

Als Ergebnis dieser Diskussion wurde folgende Resolution verabschiedet: 

Die Delegierten der Landesverbände des Bundesverbandes der Vertragspsychotherapeuten (bvvp) begrüßen, dass endlich ein Beschluss des Bewertungsausschusses vorliegt, der insgesamt die Finanzierung der Psychotherapie verbessert. Die Psychotherapeuten wurden über Jahre hingehalten, bis nun schließlich anerkannt wurde, dass die Vergütung vergangener Jahre nicht das Kriterium der Honorargerechtigkeit erfüllte.

Die Mitglieder Delegiertenversammlung des bvvp stellen dazu fest: 

Der aktuelle Beschluss des Bewertungsausschusses verstößt gegen Recht und Gesetz. Den Psychotherapeuten wird zum wiederholten Mal durch unzureichende Regelungen in der Umsetzung der Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (BSG) die angemessene und verteilungsgerechte Vergütung ihrer psychotherapeutischen Leistungen vorenthalten. Die BSG-Rechtsprechung wurde gezielt mehrfach unterlaufen:

  • Die Erfindung eines Zuschlagsmodells, mit dem lediglich Praxen mit Maximalauslastung, d.h. nur ca. 2% der Psychotherapeuten, überhaupt das rechtlich gebotene Mindesthonorar erreichen können, ist der durchsichtige Versuch, die gefestigte Rechtsprechung des BSG erneut zu Lasten der Psychotherapeuten gezielt umzuinterpretieren. 

  • Die Verpflichtung aus dem Sozialgesetzbuch und der BSG-Rechtsprechung, alle psychotherapeutischen Leistungen zum Mindestpunktwert zu vergüten, wird gebrochen.
  • Praxen mit einem Schwerpunkt auf Abklärung und Diagnostik werden – da bei der Zuschlagsberechtigung nur die genehmigungspflichtigen Leistungen berücksichtigt werden - nachträglich unter Missachtung des Vertrauensschutzes benachteiligt, weil sie ihre Praxistätigkeit im Vertrauen auf den Fortbestand der bisherigen Vergütungsregelungen  ausgerichtet hatten. 
  • Alle Ärzte mit einem geringeren Umfang an Psychotherapie, die wichtige Versorgungsaufgaben ohne genehmigungspflichtige psychotherapeutische Leistungen erbringen, wie Psychiater, Fachärzte für Psychosomatik und Psychotherapie, Haus- und Fachärzte mit Zusatztitel, werden nachträglich massiv benachteiligt.  
  • Praxen für Kinder-und Jugendlichen-Psychotherapie können strukturell nur weniger genehmigungspflichtige Leistungen pro Woche leisten und sind somit durch die Zuschlags-Systematik besonders benachteiligt (mehr Ausfälle durch Krankheiten der Patienten, Schulfreizeiten, andere Pflichttermine der Kinder etc.)
  • Die Überprüfung der Jahre 2010 und 2011 ist bisher nicht geleistet. 

Im bvvp sind Psychotherapeuten mit den Grundberufen Arzt, Psychologe oder Pädagoge zusammen geschlossen, die in allen zugelassenen Verfahren in sehr unterschiedlichen Praxisstrukturen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder die Versorgung sicherstellen. Die neue Regelung schafft Fehlanreize in der Versorgung und Ungerechtigkeiten zwischen unterschiedlichen Praxisstrukturen.

Die Delegierten appellieren daher an das Bundesministerium für Gesundheit als Rechtsaufsicht:

Beanstanden Sie die Fehlinterpretation der BSG-Rechtsprechung zur normativen Kalkulation der Praxiskosten!

Schützen Sie die Psychotherapeuten vor willkürlichen rückwirkenden Veränderungen der Datenbasis und Berechnungssystematik zur Ermittlung des Mindesthonorars der psychotherapeutischen Leistungen!


Berlin, den 27.09.15

bvvp e.V. Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten
Bundesgeschäftsstelle
Württembergische Straße 31, 10707 Berlin
Telefon: 030 88725954 
Fax: 030 88725953 
eMail: bvvp@bvvp.de

Vor 45 Jahren – Oktober 1970: Oktoberkrise in Kanada

»Es lebe das freie Quebec« 

Es begann mit Graffitis, die 1962 vielerorts in Quebec, an öffentlichen Gebäuden, auf Mauern und Straßenschildern zu lesen waren. Meist forderten sie mit den Worten "vive Ie Quebec libre« die Unabhängigkeit der gleichnamigen französischsprachigen Provinz Kanadas. Viele französischstämmige Bürger des Landes fühlten sich seinerzeit von der englischsprachigen Mehrheit bevormundet und hegten separatistische Ambitionen. 
Anhänger der separatistischen »Front de libération du Quebec« in der Montreal Arena
Im weiteren Verlauf der 1960er-Jahre formierte sich um einen Kern von etwa 30 Aktivisten die »Front de liberation du Quebec« (FLQ), die schon bald in ihrem Kampf für ein von Kanada unabhängiges und marxistisches Quebec gewalttätig wurde. Die »Befreiungsfront« überfiel Banken, verübte Sprengstoffanschläge, entführte Politiker und war für den Tod von mindestens fünf Menschen verantwortlich. Im Oktober 1970 kulminierten die Ereignisse in der Entführung und Ermordung des Vizepremiers der Provinz Quebec. Die kanadische Regierung verhängte daraufhin den Ausnahmezustand über die Provinz, und die Armee übernahm die Kontrolle. Bis Ende des Jahres waren die meisten Aktivisten und Terroristen verhaftet, einige erhielten freies Geleit nach Kuba. 

Was am 10. Oktober noch geschah: 

1971: Bei der Nationalratswahl in Österreich erringt die Sozialdemokratische Partei erstmals die absolute Mehrheit. 

Harenberg - Abenteuer Geschichte 2015 

Mit Offenen Karten: Quebec wird 400 [10:17]

Veröffentlicht am 08.05.2014
Mit Offenen Karten: Sendung über die Privinz Québec in Kanada.

de Gaulle Vive Le Québec Libre IMAGES en COULEURS INÉDITES [16:55]
Veröffentlicht am 13.01.2015
Charles de Gaulle, le général de Gaulle, Vive le Québec libre, des images en couleurs inédites
discours du 24 juillet 1967 au balcon de l'hôtel de ville de Montréal
Le premier ministre du Québec Daniel Johnson
Le maire de Montréal Jean Drapeau


Heute vor 43 Jahren – 10. Oktober 1972: Joseph Beuys wird fristlos entlassen

Joseph Beuys, Künstler und Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, wird fristlos entlassen. Beuys hatte mit 60 Studenten das Universitätssekretariat besetzt, um die Immatrikulation zuvor abgelehnter Studenten zu erwirken. Beuys verließ am 11. Oktober unter Polizeibegleitung das Sekretariat. Er legte Widerspruch gegen seine Kündigung ein und lehrte weiter. Seine Studenten veranstalteten zu seiner Unterstützung Hungerstreiks und Protestzüge durch die Düsseldorfer Altstadt. 1978 wurde der Rechtsstreit bezüglich der Professur an der Kunstakademie Düsseldorf abgeschlossen, und die fristlose Kündigung wurde für rechtswidrig erklärt.
siehe auch:
- Beuys, Joseph (KunstimUnterricht)
- Joseph Beuys "Na, mein alter Kapitalist" (Antje Lorscheider, Tagesspiegel, 29.09.2007)
- Joseph Beuys (Kunstschloß Wrodow, mit einem Schreiben von Johannes Rau)

Joseph Beuys - Jeder Mensch ist ein Künstler (Portrait) [54:52]
Hochgeladen am 22.05.2011
"Make the secrets productive" - Annäherung an sein Werk. Interviews u.a. mit Beuys, Heinrich Böll, Charles Wilp, Willi Bongart und Götz Adriani (Werner Krüger 1979).
Siehe auch die verbundene Google+ Seite mit weiteren Hinweisen, Links, Videos und Aktuellem zu Joseph Beuys hier: https://plus.google.com/u/0/b/1150075...

Joseph Beuys - wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt 1/2 [14:59]

Veröffentlicht am 25.07.2012
"Ich versuche, die Komplexität der schöpferischen Bereiche ans Licht zu bringen." J.B. - Filmaufnahmen, Zitate und Ausssagen (aus dem "Club 2") von Joseph Beuys zu der Aktion aus dem Jahr 1965. (New: ENGLISH SUBS!) Beuys spricht anhand der Aktion über seinen erweiterten Kunstbegriff und die Intentionen, die hinter dieser Arbeit stehen (anlässlich seines Besuchs im "Club 2" am 27.01.1983. Weitere Gäste u.a.: der österreichische Komponist György Ligeti sowie der Kunst- und Medientheoretiker Peter Weibel. Gesprächsleitung: Adolf Holl).

"Zu Beginn der Aktion in der Galerie Schmela in Düsseldorf versperrte Beuys die Tür von innen und ließ die Besucher draußen. Sie konnten nur durch Fenster den Vorgang beobachten. Seinen Kopf vollständig mit Blattgold, Goldstaub und Honig bedeckt, begann er, dem toten Hasen die Bilder zu erklären: Mit dem Tier auf dem Arm, und offenbar im Zwiegespräch mit ihm, ging er durch die Ausstellung, von Objekt zu Objekt. Erst nach drei Stunden wurde das Publikum in die Räume gelassen. Beuys saß dabei, den Hasen auf dem Arm, mit dem Rücken zum Publikum auf einem Hocker im Eingangsbereich.

Die Aktion gilt als Höhepunkt von Joseph Beuys' Entwicklung eines erweiterten Kunstbegriffs, die ihren Ausgang bereits in seinen Zeichnungen der 50er Jahre nahm. Distanziert und ironisch zelebriert er das Ritual des „Kunst-Erklärens" durch seine de facto (für das Publikum) schweigende Aktion.

Charakteristisch für Beuys war in dieser Aktion auch die Beziehung zwischen Denken, Sprechen und Gestalten: In seiner letzten Rede Sprechen über Deutschland (1985) betonte er, eigentlich ein Mensch des Wortes zu sein. An anderer Stelle sagt er: „Wenn ich spreche (...), versuche ich die Impulse dieser Kraft einzuführen, die aus einem volleren Sprachbegriff fließen, welcher der geistige Begriff der Entwicklung ist." (zitiert aus dem Buch von Martin Müller, s.u.). Diese Einbeziehung von Sprache und Reden in die bildnerischen Werke kommt in "Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt" deutlich zum Ausdruck.

Der Hase ist ein Tier mit jahrhundertealter, umfassender Symbolbedeutung in allen Religionen: In der griechischen Mythologie der Liebesgöttin Aphrodite zugehörig, bei den Römern und Germanen Symbol der Fruchtbarkeit, christliches Symbol für Auferstehung. Er wird bei Beuys zu einem vielschichtigen und Interpretationsspielräume öffnenden Bestandteil der Performance. Indem Beuys mit dem toten Hasen die eigentliche lebendige Symbolbedeutung konterkariert, kann dieser beispielsweise als Symbol für Wiedergeburt aufgefasst werden. Diese Interpretation wird auch unterstützt durch die „Maske", die Beuys während seiner Performance trägt: Gold als altes Symbol für Reinheit, Weisheit und die Kraft der Sonne, Honig als germanisches oder indisches Mittel für Regeneration und Wiederbelebung.

Dazu Beuys: „Für mich ist der Hase das Symbol für die Inkarnation, Denn der Hase macht das ganz real, was der Mensch nur in Gedanken kann. Er gräbt sich ein, er gräbt sich einen Bau. Er inkarniert sich in die Erde, und das allein ist wichtig. So kommt er bei mir vor. Mit Honig auf dem Kopf tue ich natürlich etwas, was mit denken zu tun hat. Die menschliche Fähigkeit ist, nicht Honig abzugeben, sondern zu denken, Ideen abzugeben. Dadurch wird der Todescharakter des Gedankens wieder lebendig gemacht. Denn Honig ist zweifellos eine lebendige Substanz. Der menschliche Gedanke kann auch lebendig sein. Er kann aber auch intellektualisierend tödlich sein, auch tot bleiben, sich todbringend äußern etwa im politischen Bereich oder der Pädagogik."

Ebenso kann die Beziehung Mensch -- Hase betrachtet werden: „So vermute ich, dass eher der tote Hase die Bedeutung der Kunst begreift, als der sogenannte gesunde Menschenverstand. Der menschliche Betrachter zeigt sich ohne jedes Verständnis, da er schon immer alles verstanden hat, noch bevor er überhaupt richtig hingeschaut hat, d.h. im Wettlauf mit dem Hasen gefällt er sich in der Rolle des Igels." (Marcel Chromik).

Mit dem Dadaismus hatten die Aktionen der Fluxusbewegung die Vergänglichkeit und Zufälligkeit gemein, neu war die Einbeziehung von alltäglichen Handlungen, der Person des Künstlers oder des Künstlerkollektivs in das Kunstwerk als solches.

Die Performance gilt als Schlüsselwerk, und wurde später von Marina Abramović im Solomon R. Guggenheim Museum, New York 2005 noch einmal nachgestellt, um auf ihre Aktualität auch für die Zeitgenössische Kunst aufmerksam zu machen. Christoph Schlingensief, der sich über viele Jahre intensiv mit Joseph Beuys auseinandersetzte, integrierte diese Performance in stark abgewandelter Form in seine Theaterstücke Atta Atta (2003) und Attabambi-Pornoland (2004)." (Quelle: Wikipedia)

Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=oBNZUj...

Ganzes Gespräch im "Club 2" (Länge: 2h32) hier: http://www.youtube.com/watch?v=J6pS7H...

- Kunst – Magier im Märchenschloß (SPON, 29.07.1996)
Auch der Versuch Giesekes und Markerts, eine zentrale Beuys-Legende zu killen, geht ins Leere: die Story vom schwerverletzten Stukaflieger, der 1944 nach einem Absturz auf der Krim von tatarischen Nomaden gesundgepflegt worden sei. So hat es Beuys in leicht variierenden Fassungen oft erzählt. Laut Wehrmachtsunterlagen indes kann er höchstens 24 Stunden in der Obhut der Tataren gewesen sein.

Nur hat auch schon bisher nicht jeder dieses Protokoll eines Lebenstraumas unbedingt für bare Münze genommen. Es könnte sich um eine bedeutungsvollpoetische Stilisierung handeln oder, wie Eva Beuys vermutet, um die Ausgeburt von Fieberträumen in langer Bewußtlosigkeit. Die Brüder van der Grinten allerdings, die in ihrer Sammlung auch einen 1943 von Beuys gezeichneten Tatarenkopf verwahren, glauben eher, der Lazarett-Buchführer habe gemogelt, weil Verwundetenpflege im Tatarenzelt nicht erlaubt war. Möglicherweise waren sie die ersten, die, bei der Feldarbeit 1957, den raunenden Bericht vernahmen.
- Wo Beuys den Filz fand – Stoff aus Schweigen (Julia Voss, FAZ-Feuilleton, 28.12.2009)
Dalai Lama & Art (Louwrien Wijers, Info-Buddhism, 17.09.2013)