Freitag, 10. Januar 2020

Der Qualitätsverlust unserer Medien ist vorprogrammiert

Am Beispiel der Zusammenführung von «Doppelpunkt» auf SRF 1 und «Input» auf SRF 3.

Im Frühjahr wurden die Redaktionen der Wortsendungen «Input» und «Focus» von SRF 3 mit derjenigen von «Doppelpunkt» auf SRF 1 in eine sogenannten Co-Redaktion zusammengelegt. Dabei ist in Erinnerung zu rufen, dass die drei Sendegefässe eine lange Geschichte und Tradition haben. «Input» war das Flaggschiff der Wortsendungen auf dem dritten Programm, eine wichtige Ergänzung zu den thematischen Musiksendungen. Ehemals dauerte die Sendung zwei Stunden und konnte damit auch brisante Themen weit gefächert ausbreiten. Nach einem heftigen Kampf um den Erhalt der Sendung und nicht zuletzt um die Existenz des dritten Senders, wurde «Input» auf eine Stunde reduziert. «Focus», ein einstündiges Gespräch mit einer interessanten Person, ist eine wichtige Ergänzung dazu. Sie wird jeweils am Montagabend – also einen Tag später als «Input» – ausgestrahlt. Das Sendegefäss «Doppelpunkt» ist noch viel älter. Ursprünglich wurde es von DRS 2 hergestellt, dauerte ebenfalls zwei Stunden und wurde als Zweitsendung auch vom ersten Sender übernommen, später wechselte die Sendung ins erste Programm und wurde auf eine Stunde gekürzt. «Doppelpunkt» setzte dabei vermehrt auf aktuelle gesellschaftspolitische Themen, während «Input» die Vielfalt aller möglichen gesellschaftlichen Themen beibehielt.

Soweit also die Geschichte. Dass diese Sendegefässe ein so langes Leben haben, ist mit ihrem thematischen Schwergewicht und der Beliebtheit beim Publikum zu erklären. Aber selbstredend bleibt die Geschichte nicht stehen und die Bedürfnisse verändern sich. So gibt es auch keinen Anlass, die neueste Wandlung zu kritisieren. Und selbst eine senderübergreifende Zusammenarbeit könnte durchaus eine Chance bieten, wenn die Kapazitäten damit erweitert würden. Das heisst, wenn sich die Qualität steigert.

mehr:
- kontertext: Radioprogramme – verdünnt und weichgespült (Linda Stibler, Info-Sperber, 07.01.2019)
siehe auch:
Extrem sauber - Putzteufel im Messie-Chaos (rtl2, 09.01.2020)
- Mord und Mediensprache (Post, 09.01.2020)

mein Kommentar:
Es ist so gnadenlos geschmacklos, wie unbedarfte Menschen, die an einer psychischen Störung leiden, hier aufeinander losgelassen und mit ihren emotionalen Reaktionen vorgeführt werden!
Macht Quote, Leute, alles andere ist egal!
Und worüber wohl kaum jemand nachdenkt:
Auch die Produzenten, das Kamerateam und alle andern, die bei dieser hemmungslosen Ausbeutung mitmachen, sind Opfer! Irgendwann werden sie den Preis dafür bezahlen…
x
Volker Bräutigam war in den 70er und 80er Jahren Redakteur bei der „Tagesschau“. Zusammen mit Friedhelm Klinkhammer hat er seit 2014 über 400 Programmbeschwerden eingereicht, die sich mit den Nachrichten der „Tagesschau“ auseinandersetzen. Im Interview mit den NachDenkSeiten findet Bräutigam klare Worte zum Flaggschiff der ARD: „Die Berichterstattung ist russlandfeindlich, sie ist agitatorisch bis bellizistisch, sie ist propagandistisch.“ Eines der großen Probleme: Nachrichteninhalte, die von „transatlantisch getrimmten Nachrichtenagenturen“ kommen. Ein Interview über die „Tagesschau“, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und „demokratische Kontrollinstanzen“, die aus Sicht des Medienkritikers dringend notwendig sind. 
[„Nachrichteninstitute wie die ‚Tagesschau‘ sind ein Herrschaftsinstrument“, Marcus Klöckner interviewt Volker Bräutigam, NachDenkSeiten, 03.01.2019]


Durch neu veröffentlichtes Material von al-Jazeera und Aufnahmen unabhängiger Journalisten vor Ort zeigt sich jedoch ein Bild – das mit der westlichen Narrative angeblich unparteiischer Katastrophenhelfer ein für alle Mal aufräumt. […]
Daß es sich hierbei um inszeniertes Material handelt war schon damals offensichtlich – dennoch wurde es gesendet. […]
Auffällig dabei, dass durch eine offene Blende der Hintergrund der ehemaligen Schule, die zu einem Hauptquartier ausgebaut wurde, komplett weich gezeichnet wurde.
Die Ursache ist nun bekannt – man wollte vermeiden, dass die Kameras Graffitis und Plakate an den Wänden einfängt. Doch die 99 Namen Allahs, welche zusammen mit Koranversen über das Gebäude verteilt wurden – sind dabei nur die Spitze des Eisberges.
Selbst Kameramann Fadi Alhalabi, welcher Eingangs der Sendung explizit für seinen Mut gelobt wurde, hätte sich im Vorfeld als Jihadistenanhänger ermitteln lassen. Fadi Al-halabi, Mitarbeiter des Aleppo Media Center stellte ebenfalls das Material weitaus unzensiertere Material für al-Jazeera, als auch für den SWR bzw. die ARD.
Wie viele Euros an GEZ Geldern dorthin flossen wäre eine interessante Frage an die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.
Das AMC (die Propagandaschau berichtete auch hier bereits) ging nach dem „Fall von Aleppo“ übrigens nahtlos in das GMC (Ghouta Media Center) über.
Administriert werden diese Seiten aus Gaziantep – gehostet sind sie – wie viele andere syrische Revolutionsseiten auf Servern in Deutschland.
[Weißhelme – White Helmets (Video)friedemannwo.wordpress.com, 03.06.2018 – Hervorhebungen von mir]

Die Atlantik-Brücke ist ein privater, überparteilicher und gemeinnütziger Verein, der aus hohen Vertreten der Wirtschaft, Politik und Medien besteht. Auch Angela Merkel ist Mitglied. Ein Ziel: die deutsch-amerikanischen Freundschaft. Alles was Sie sonst noch wissen sollten, erfahren Sie hier.
[Atlantik-Brücke: Mitglieder und Ziele des Vereins, Henning Schulenberg, Focus, 08.03.2019]

Sich nicht dran zu erinnern, dass laut Recherchen der US-Weltagentur AP das Pentagon über 27'000 PR-Berater verfügt, die ausschließlich für die Öffentlichkeitsarbeit (PR, Werbung, Rekrutierung) zuständig sind? Nur dazu da, das Image der USA aufzupolieren? Dass diese ungeheure PR-Maschinerie des US-Militärs die amerikanischen Steuerzahler jährlich 4,7 Milliarden Dollar kostet? Und dass an dieser und anderen staatlichen Maschinerien des Westens (Achtung: Bundespresseamt Berlin!) Heerscharen von Journalisten hängen, unter anderem auch die der ARD? Leute, deren berufliche Realität sich prinzipiell nicht von dem unterscheidet, was sie über die „russischen Trolle“ zusammenfantasieren?
[Faktenfinder betreibt faktenfreie antirussische Hetze, Jens Wernicke, Rubikon, 26.04.2017]

Zuletzt wurde enthüllt, dass das Pentagon ein Medienunternehmen mit der Herstellung von Propagandavideos beauftragte, welche man Terroristen zuschrieb, um der westlichen Bevölkerung den Irakkrieg schmackhaft zu machen. Für die Produktion der Fake-Videos wurden zwischen Mai 2007 und Dezember 2011 insgesamt 540 Millionen Dollar ausgegeben.
[Pentagon ist Propaganda-Champ der USABürgender, Gegenfrage, 16.10.2016 – Hervorhebung von mir] 

Für 2009 sei die Herausgabe von 5400 Pressemitteilungen, 3000 Fernsehspots und 1600 Rundfunkinterviews geplant – doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren. Dieser Service ist nur ein kleiner Ausschnitt des ständig wachsenden Pentagon-Medienimperiums. Schon jetzt ist es grösser als die allermeisten Pressekonzerne der USA.
[27'000 PR-Berater polieren Image der USA, Marc Brupbacher, Tagesanzeiger.ch/Newsnet, 12.02.2009 – Hervorhebungen von mir]

siehe desweiteren:
Borgen – Gefährliche Seilschaften (Wikipedia, abgerufen am 10.01.2020)
Kaum Lügen, aber die hohe Kunst der Verkürzung (Post, 31.12.2019)
Das transatlantische Narrativ und die Meinungsfreiheit: Da prallen Welten aufeinander (Post, 27.05.2019)
- „Lügenpresse“ und Co. Warum die Medien am Pranger stehen (Michael Myer, Deutshlandfunk Kultur, 09.03.2015 – beachte unten auf der Seite weiterführende Links)
x

Showdown Iran-USA: Ein Theaterzauber?

Trump war nach dem iranischen Raketenangriff sichtlich gut gestimmt. War er abgestimmt und warum wurde keine der Raketen von den Amerikanern abgefangen?
x
Viele werden noch immer erstaunt sein, wie schnell sich der Konflikt zwischen Iran und den USA, den manche schon als Beginn eines direkten Krieges handelten, in Luft aufgelöst hat. Zurückbleiben die Leichen des iranischen Generals Soleimani und seiner Begleiter und einige Schäden auf zwei US-Stützpunkten, die von als Rache abgeschossenen Raketen verursacht wurden. Nach den Beerdigungszeremonien, an denen Millionen erregte Iraner teilnahmen, wurde ein Gegenschlag befürchtet, der eine erneute Reaktion provozieren könnte.

Aber nach der Bombardierung des Luftwaffenstützpunkts Al-Asad und eines weiteren bei Erbil schien Donald Trump ganz erleichtert und beschwingt zu sein. In einem für seinen Stil ungewöhnlichen Tweet schrieb er: "Alles ist gut" und kündigte eine Erklärung an. In der Erklärung, die Trump offenbar ohne Abweichungen ablas, drohte er dem Iran zwar weitere Sanktionen an, aber keine weiteren militärischen Aktionen (Trump: Nato soll sich sehr viel stärker im Nahen Osten engagieren).

Man habe zwar die besten Waffen und die stärkste Streitmacht, aber man wolle sie nicht gebrauchen. Versöhnlich sagte er am Ende sogar nicht nur zum iranischen Volk, sondern auch zur iranischen Führung: "Wir wollen, dass Sie eine Zukunft und eine große Zukunft haben, eine, die Sie verdienen, des Wohlstands Zuhause und der Harmonie mit den Nationen der Welt. Die USA sind bereit, Frieden mit allen zu schließen, die ihn suchen."

Was ist da los, könnte man sich fragen, auch wenn sich bestätigt, dass Trump tatsächlich gerne mit den angeblich besten Waffen droht, aber bislang nur militärische Nadelstiche setzt wie in Syrien nach dem angeblichen Giftgasangriff in Khan Scheichun, der Ermordung von al-Baghdadi und jetzt von Soleimani. Mit dessen "gezielter Tötung", vor der angeblich Barack Obama zurückschreckte, wollte Trump wohl vor allem demonstrieren, dass er trotz Wahlkampf und Impeachment nicht vor dem Risiko zurückschreckt, militärische Gewalt einzusetzen - vielleicht auch tatsächlich, um ein weiteres Aufschaukeln der Gewaltspirale zu verhindern.

Dabei hatte er noch am 5. Januar eine rote Linie gesetzt, die jetzt nicht gelten soll. "Sie griffen uns an und wir schlugen zurück", schrieb er. "Wenn sie wieder angreifen, was ich ihnen ernstlich nicht raten will, werden wir härter treffen als jemals zuvor." Er konkretisierte: "Wenn die Iraner einen amerikanischen Stützpunkt oder einen Amerikaner angreifen, werden wir ohne Zögern einige dieser ganz neuen und hübschen Waffen in ihre Richtung schicken."

mehr:
- Showdown Iran-USA: Ein Theaterzauber? (Florian Rötzer, Telepolis, 10.02.2020)
siehe auch:
"Absolut verrückt" – Trumps Erklärung empört selbst Republikaner (n-tv, 09.01.2020)
- Nahost-Experte zu Eskalation Droht Deutschland Krieg mit Iran? (n-tv, 04.01.2020)
x
==========
Im Januar und Februar 1943 wurde nach Himmlers Anweisung ein Großteil der historischen Altstadt (Vieux Port) von Truppen der Wehrmacht und der Waffen-SS unter Beteiligung von Rolf Mühler und Günter Hellwing gesprengt. 27.000 Einwohner wurden aus der Altstadt, die der Besatzungsmacht als ein Hort der Résistance galt, zwangsumgesiedelt (Himmler hatte 100.000 Deportierte verlangt). 1.640 Bewohner der Stadt, darunter etwa 800 Juden, wurden als „unerwünschte und antisoziale Elemente“ festgesetzt und später ins Reichsgebiet bzw. nach Polen deportiert.[12]
[Marseille, Neuzeit, Wikipedia, abgerufen am 10.01.2020]

==========


mein Kommentar:
Natürlich ist die Waffen-SS an der Zerstörung der Gegend um den »Vieux Port« schuldig. Wie sieht es aber aus, wenn – wie man sich in Marseille hinter vorgehaltener Hand erzählt – die SS durch die, mithilfe Immobilien- und Grundstücksgeschäften ihr Geld waschende französische Mafia (also: die Besatzer durch eine Besetzten-Gruppe) entsprechend manipuliert wurde?
Diese Sicht ist auch 75 Jahre nach dem Ereignis noch nicht Teil der offiziellen Geschichtsschreibung (warum wohl?)
Und wenn sich die Geschichtsschreibung in 20 Jahren ändert, wen lockt das dann noch hinter dem Ofen hervor?

==========
In der Zwischenkriegszeit gewannen zunehmend kriminelle Netzwerke der korsischen Mafia Einfluss auf die lokale Politik. Das Ausmaß von Korruption wurde beim Brand des Kaufhauses Nouvelles Galeries am 28. Oktober 1938 sichtbar, bei dem die städtische Feuerwehr versagte und 73 Menschen den Tod fanden. Der Bürgermeister musste zurücktreten und die Stadt wurde unter Zwangsverwaltung der Zentralregierung gestellt. Diese Affäre wurde auch zum Synonym der moralischen Verkommenheit der politischen Elite in den letzten Jahren der Dritten Republik.
[Marseille, Neuzeit, Wikipedia, abgerufen am 10.01.2020]

==========
x