Montag, 10. Dezember 2012

Heute vor 88 Jahren – 10. Dezember 1924: Die erste deutsche Automobilausstellung in Berlin

Neue Freiheit auf vier Rädern 

 Der große Audi vom Typ 18/70 PS war 1924 in Berlin eine der meistbestaunten Attraktionen der Deutschen Automobilausstellung: Sechszylindermotor, Ventilsteuerung durch eine oben liegende Nockenwelle und die Vierradbremse waren die augenfälligsten Neuerungen der technisch ausgefeilten Konstruktion. Sein bescheidenes Gegenstück war der Hanomag 2/10, im Volksmund wegen seiner Form auch »Kommissbrot« genannt, Deutschlands erster auf dem Fließband gefertigter Kleinwagen. Mit seinen 10 PS kam das nur 340 kg schwere Wägelchen immerhin auf fast 60 km/h. Bis 1928 liefen 16 000 Stück des vielfach belächelten, aber zuverlässigen Fahrzeugs vom Band, das mit seinem Preis von 2300 Reichsmark auch für die Mittelschicht interessant war.

Halle der Berliner Automobilausstellung, 1924
 Auf der Berliner Leistungsschau der deutschen Automobilindustrie präsentierten über 600 Firmen ihre Produkte rund ums Automobil. Die Vielfalt der Hersteller und Modelle war in dieser Frühzeit noch überaus groß. Im Jahr der Ausstellung produzierten in Deutschland nicht weniger als 83 PKW-Werke über 140 Modelle.

 Was am 10. Dezember noch geschah:

 1871: In Deutschland untersagt der »Kanzelparagraf« Geistlichen, in der Predigt zu politischen Fragen Stellung zu nehmen.
 Brockhaus - Abenteuer Geschichte 2012

Adventsrätsel (das Zehnte von vierundzwanzig)

Groß ist es am Wagen dran, 
klein tut es das Obst sodann.
Auflösung zu Nr. 9

Auflösung zu Nr. 9 von 2013:
Pfrund (Pe-ef-rund)

Geschichtsfrage

Von welcher Persönlichkeit stammt das folgende Zitat?

»Wenn ich heute sterbe, 
wird jeder Tropfen meines Blutes 
die Nation stärken.«

Indira Gandhi
 Martin Luther King
 Nelson Mandela


Träumer sind die größten Realisten

Jakobs Traum, 1966

Chagall malte die Erscheinung des Engels mehrmals. In ihrer letzten Fassung verschwindet das Fensterkreuz hinter dem Engel, und sichtbar wird eine Leiter, die Jakobsleiter – das andere, bis in seine späten Jahre hinein bevorzugte Bildzeichen für die Verbindung von Himmel und Erde.
Seinen Ursprung hat das Motiv in Jakobs Traum, einer der großen Geschichten des Ersten Testaments. Chagall malt in seiner zwischen 1960 und 1966 entstandenen Fassung zwei Flächen von unterschiedlicher Größe und Farbigkeit. Rechts, beinahe quadratisch, die klare blaue Sphäre, in deren Zentrum ein Engel schwebt, der eine goldleuchtende Menora trägt, in der jüdischen Tradition Zeichen der Gegenwart Gottes im Jerusalemer Tempel. Der Engel hat vier Flügel, die biblische Zahl für Vollkommenheit, die jeweils leicht aus den Bilddiagonalen verschoben sind. Das bringt eine ruhige, aber kraftvolle Bewegung voll geradezu kosmischer Energie in die Bildhälfte. Weit unruhiger nimmt sich dem gegenüber die rechteckige linke Bildhälfte in violetter Tönung aus. In deren Diagonale steht eine Leiter, auf der und um die herum ein reges Kommen und Gehen, Fliegen und Liegen herrscht. An der Schwelle, der Grenze vom blauen zum violetten Raum, sitzt – gemalt in purpurnem Rot-Jakob, die Hände in den Schoß gelegt. Ihn umfängt die violette Welt des Traumes. Violett entsteht als gemischter Farbton, wenn Blau und Rot ineinander fließen. Ganz so wie im Traum Leben und Erfahrung mit einer ganz anderen unverfügbaren Wirklichkeit in Berührung kommen und sich vermischen zu überraschend neuen, aber mitunter nur schwer zu entziffernden Einsichten und Ansichten des eigenen Lebens. Die Figur Jakobs und die sich durchdringenden Farbwelten verbinden die beiden Bildhälfte ebenso wie die Blickrichtung des Engels der rechten Bildhälfte, der in Jakobs Gesicht sieht. Die Bibel erzählt von Jakob nicht die Geschichte eines traumhaft leichten Lebens. Ganz im Gegenteil. Schon von Geburt belastet, will und will es ihm offenbar nicht gelingen, zu sich selbst und zur Bestimmung seines Lebens zu finden. Weder Mut noch List und Betrug führen zum Ziel. Vermeintliche Erfolge erweisen sich am Ende als nicht tragfähig. „Da hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. Und siehe, der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott lsaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Deine Nachkommen werden zahlreich sein wie der Staub auf der Erde … und durch dich und deine Nachkommen werden alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.“ (Gen 28,12-15) Was Jakob erlebte, erfuhr auch Chagall: „Die Mondnacht macht ein Geschenk“, notierte er in einem seiner frühen Gedichte. „Tief im Herzen liegt der Ort, wo die Leiter steht. Sie führt zu Gott.“ Ist das Engelerlebnis der frühen Petersburger Zeit das Schlüsselerlebnis Chagalls dafür, dass Himmel und Erde in jedem Menschen eins werden wollen, so ist Jakobs Traum das Schlüsselbild für einen Menschen, der – auf seinen großen Lebenstraum vertrauend – durch alle Widrigkeiten, Widerstände und Verwicklungen hindurch am Ende zum Ziel und Sinn seines Lebens findet. Träumer sind eben doch die größeren Realisten. Und wenn man die Bibel an dieser Stelle einmal so weiterlesen darf: Durch sie erlangen alle Geschlechter Segen.