Montag, 24. Februar 2020

Bernie Sanders und die Geheimdienst-Hysterie oder
Kopfschütteln über das Kopfschütteln

Der NachDenkSeiten-Leser Hartmut Braun macht auf Widersprüche zwischen sich als bedeutend empfindenden Medien wie Zeit Online und Spiegel Online aufmerksam. Es geht um Russlands angeblichen Einfluss auf die US-amerikanischen Wahlen. Spiegel Online zitiert den demokratischen Kandidaten Sanders mit einer erstaunlichen Einlassung. Dazu eine Nachbemerkung von mir. Albrecht Müller

Leserbrief von Hartmut Braun: 


Konfusion unter den Edelfedern

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normalerweise lache ich nur noch, wenn wieder dieser Unsinn über “russische Einflussnahme” auf den amerikanischen Wahlkampf in unseren Medien aufpoppt.

Aber jetzt wird es sogar so lächerlich, dass sich unsere Edelfedern nicht mal mehr einig sind, WEN die Russen angeblich unterstützen.




Screenshot des letzten Teils des Artikels

mehr:
- Konfusion unter den Edelfedern. Und dann nur noch Kopfschütteln über Sanders Einfalt (Albrecht Müller, NachDenkSeiten, 22.02.2020)
siehe auch:
Demokratische Partei verleumdet Sanders als Agenten Russlands (Post, 25.02.2020 – beachte auch die weiterführenden Links!)
- Die Bedrohungs-Inszenierung der US-Geheimdienste (Post, 21.02.2020 – beachte auch die weiterführenden Links!)
Die Propaganda-Fabrik (Post, 10.10.2018)

mein Kommentar:
Ich stelle mir vor: die Hysterie über eine mögliche russische Beeinflussung der US-Politik schwappt in den USA hoch – und wird ununterbrochen am Laufen gehalten…
Sanders sieht sich mit dem latenten Verdacht konfrontiert, mit Putin zu kungeln (das war ja auch der Hintergrund für das Impeachment-Verfahren gegen Trump – und die ganzen anderen schmutzigen Sachen)
siehe zu dem Schmutz:
- Putin, Trump, Geheimdienste, ein Pipi-Video – und die Medien spielen mit! (Post, 12.01.2017)
Beispiel für das ständige Anfachen von Angst:
Russlands Präsident Putin soll laut den US-Geheimdiensten persönlich die Beeinflussung der US-Wahl befohlen haben, um die Siegchancen der Demokratin Clinton zu schmälern. […]

Worauf genau die Geheimdienste ihre Einschätzung stützen, bleibt für die Öffentlichkeit unklar.[…]

Dafür war die Schlussfolgerung des Berichtes umso eindeutiger.
an dieser Stelle muß ich kommentieren:
Rolf Büllmanns Logik lautet also: 
Je unklarer die Fakten, desto eindeutiger die Schlussfolgerungen. 
Und je eindeutiger die Schlussfolgerungen, desto häufiger muß über sie berichtet werden! (Geht’s noch?!🤯🤣)
So eindeutig, dass sie im amerikanischen Fernsehen immer wieder wörtlich zitiert wurde: "Russlands Präsident Putin hat 2016 eine Kampagne zur Einflussnahme auf die US-Wahlen befohlen", hieß es darin. "Ihr Ziel war es, das Vertrauen der Öffentlichkeit in den demokratischen Prozess zu schwächen, Hillary Clinton zu verleumden und ihre Chancen auf die Präsidentschaft zu verringern.[…]

Mike Pence, Trumps designierter Vizepräsident, sagte dazu: "Wir werden gleich am Anfang unserer Amtszeit aggressive Schritte machen um Cyberangriffe zu bekämpfen und die Amerikaner vor dieser Art von Eingriff zu schützen."

[Rolf Büllmann, US-Geheimdienste zum Wahl-Hack: "Putin befahl eine Kampagne", ARD-Studio Washington, Tagesschau, 15.03.2019]
Der Durchschnitts-Amerikaner bekommt sowas täglich mehrmals in Fernsehen, Radio und Zeitschriften erzählt. Man kann sich an weniger als drei Fingern abzählen, was das Ergebnis sein wird!

Kurz und gut:
Jeder Präsidentschafts-Kandidat, der den US-Polit-Eliten bzw. dem MIT (militärisch-industrieller Komplex) nicht in den Kram paßt, wird unter Generalverdacht gestellt, eine Marionette Putins zu sein.
In einer solch aufgeheizten Atmosphäre kann Sanders gar nicht sagen: »Ich glaube nicht an eine russische Beeinflussung!«, weil das für die meisten Amerikaner (und noch wichtiger: die Medien, denen daran gelegen ist, die Sau noch ein paar Tage länger durchs Dorf zu treiben) ein Indiz dafür wäre, daß Sanders das ist, was ihm unterstellt wird.
Also muß Sanders versuchen, einer klaren Positionierung (Beeinflussung: ja – nein) aus dem Weg zu gehen, weil er sich damit angreifbar machen würde! Er würde in eine wochenlange Diskussion hineingezwungen werden, die ihn viel Zeit und Energie kosten, bei der nichts herauskommen und mit Sicherheit irgend etwas hängenbleiben würde.
Also ist das, was er gesagt hat, das einzige, was ihm übrig blieb:
»Es ist mir egal, was Putin will, er ist nicht mein Freund, und wenn ich Präsident werde, werde ich ihm ordentlich auf die Finger klopfen, wenn er sowas versucht.«
Wieso der von mir sonst so geschätzte Albrecht Müller Sanders Äußerung unreflektiert wörtlich nimmt und auf solch eine polarisierende Einschätzung kommt, die alles andere als weiterhilft (»hoffnungsloser Fall«), ist mir nicht klar…
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