Dienstag, 2. Dezember 2014

CIA-Agenten – Nazi? Hauptsache Antikommunist

In der Obhut der CIA: In bisher unbekanntem Ausmaß heuerte der US-Geheimdienst im Kalten Krieg NS-Verbrecher an. Die neuen Spione lebten geschützt in den Staaten.

Mikola Lebed war ein bekannter Nazi-Kollaborateur in der Ukraine. Doch er blieb straffrei, führte nach 1945 ein erfülltes Leben. Tür an Tür mit den Opfern lebte er bis zu seinem Tod in den USA, geschützt von keiner geringeren Organisation als der amerikanischen Spionage-Behörde CIA. Von ihr bekam Lebed Anfang der 1950er Jahre nicht nur ein Ticket nach New York für sich und seine Familie – die CIA hatte ihn auch als Agenten angeheuert. Ihn und Hunderte weitere.

Mit seinem Buch The Nazis next door macht der Journalist Eric Lichtblau zurzeit Schlagzeilen. Akribisch hat er die Viten von Nazi-Funktionären und Kollaborateuren nachgezeichnet, die von der CIA angestellt wurden. Mikola Lebed ist dabei bloß einer von vielen mittlerweile prominenten Fällen.

Die Informationen stammen vor allem aus Tausenden Akten, die die CIA im Jahre 2010 freigeben musste. Zwei Historiker, Richard Breitman und Norman Goda, hatten damals im Auftrag der US-Regierung bereits einen Bericht über den Aktenbestand verfasst. Lichtblaus Buch mag somit eine in Grundzügen bekannte Geschichte erzählen, aber es zeigt eindrücklich, wie groß das Ausmaß der Nazi-Anwerbeaktion war. Mehr als 1.000 Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit sollen für die US-Geheimdienste oder die Armee gearbeitet haben. Das wären weit mehr, als bisher bekannt.

Und: Der Journalist führt vor, wie die CIA und die amerikanische Regierung juristische Ermittlungen und journalistische Recherchen behinderten – jahrzehntelang.

mehr:
- CIA-Agenten – Nazi? Hauptsache Antikommunist (Frauke Steffens, ZEIT, 06.11.2014)

Stepan Bandera, das Faschismuskonzept, das „Weimarer Russland“ und die antiukrainische Propagandakampagne des Kremls

Interview von Leonid Ragosin („Slon“, Moskau-Köln-Kiew) mit Andreas Umland (Kiewer Mohyla-Akademie).
mehr:
- Stepan Bandera, das Faschismuskonzept, das „Weimarer Russland“ und die antiukrainische Propagandakampagne des Kremls (Ukraine-Nachrichten, 30.04.2014)
Zitat:
Bandera ist ein noch weit problematischerer Fall als die beiden genannten. Er war Anführer einer Partei, die zumindest Ende der 1930er und Anfang der 1940er eine faschistische Ideologie hatte. Die OUN war die ukrainische Version des Zwischenkriegsfaschismus, wie er damals in den meisten europäischen Ländern existierte.

Trotz dieses eigentlich unakzeptablen Hauptaspekts seiner Biographie gibt es heute verschiedene Formen der Erinnerungen an Bandera. In der West- und Zentralukraine überwiegt die Wahrnehmung, dass Bandera ein Kämpfer für die ukrainische Unabhängigkeit war. In der Süd- und Ostukraine gilt er als Nazikollaborateur und Verräter im Kampf der Sowjetvölker gegen den deutschen Faschismus – Konzipierungen, die nun ihrerseits wiederum nur teilweise zutreffen.


siehe auch:
- Leitmedien-PR-Desaster, der nächste bedauerliche Einzelfall (Post, 02.12.2014)


Leitmedien-PR-Desaster, der nächste bedauerliche Einzelfall

Dass in Lwow heute wie einstmals ukrainische Nazis kämpfen, wollte das ZDF wieder einmal nicht deutlich genug sagen. Das bringt erneut eine Programmbeschwerde ein

Armin Coerper unterhielt sich für das Heute-Journal des ZDF am Vorabend der Parlamentswahlen mit den Bürgern dieser westukrainischen Stadt. Dimitri Jarosch, der Chef der nationalsozialistischen Kampftruppe "Rechter Sektor" darf kurz richtigstellen, dass er sich als ukrainischer Nationalist versteht und keinesfalls als Faschist oder Nazi bezeichnet werden möchte. Armin Coerper erwähnt immerhin, dass einige Anhänger des "Rechten Sektor" das wohl falsch verstehen und ihren Chef "schon mal mit Hitlergruß" begrüßen.

So ein ukrainischer Nationalist wie Stephan Bandera. Dessen Denkmal stellt das heute-journal kurz mit den Worten vor: "Er hat mit den Nazis paktiert gegen die Sowjets mit dem Ziel der Freiheit für sein Volk." Bis zu diesem Punkt hätte das ZDF sich noch entscheiden können, in welche Richtung der Beitrag läuft. Freiheitshelden oder Nazis? Man entschied sich wieder einmal für Freiheitshelden.

mehr:
- ZDF: Bedauerlicher Einzelfall Nr. 35 (Malte Daniljuk, Telepolis, 02.12.2014)

folgenden Artikel hat der Telepolis-Artikel verlinkt:
- In Lwiw fand gestern eine Demonstration anlässlich des 66. Jahrestages der Gründung der SS-Division "Galizien" statt (Ukraine-Nachrichten, 29.04.2009)
Gestern fand in Lwow/Lwiw eine Veranstaltung anlässlich des 66. Jahrestages der Gründung der SS-Division “Galizien/Halitschina” statt. Als Organisator trat die Lwiwer Stadtorganisation der Ukrainischen Partei (UP) auf. Auf dem Lytschakiw Friedhof legten die mehr als 50 Teilnehmer, hauptsächlich junge Leute, eine Schweigeminute für die gefallenen Kämpfern ein und legten Blumen am Denkmal der ersten Division der Ukrainischen Nationalarmee nieder. Danach marschierten sie, eine Kolonne bildend, zum Taras Schewtschenko Denkmal, welches sich auf dem Prospekt der Freiheit im Zentraum der Stadt befindet. Dabei skandierten sie “Slawa Ukrajine! Herojam Slawa!” (ungefähr “Ehre der Ukraine! Ruhm den Helden!”). Die Teilnehmer des Marsches trugen dabei Parteiflaggen der UP und Zeichen mit der Symbolik der SS-Division “Halitschina”: einem goldenen Löwen, der drei Kronen auf dem Kopf hat.

Man beachte auch die Links unter diesem Artikel:

Zur SS-Division Halitschina:
- 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1) (Wikipedia)
Die alten Geister sind zurück – Die Versöhnungspolitik in der Ukraine rehabilitiert die Nationalisten des Zweiten Weltkriegs (Jean-Marie Chauvier, Le Monde diplomatique, 10.08.2007)
- Neofaschisten in der Ukraine – Was den Protest wirklich lohnt (unsere zeit – Zeitung der DKP, 15.06.2012)
Ukraine wird Rechtfertigung der Verbrechen der Nazis streng bestrafen (Lada Korotun, Radio Stimme Moskaus, 17.01.2014)
- Die Rechten vom Maidan (Anton Maegerle, Kontext – Wochenzeitung, 12.03.2014)
siehe auch:
- UN-Resolution gegen Nazismus-Glorifizierung: USA, Kanada und die Ukraine stimmen dagegen (Post, 23.11.2014)


Real existierender Kapitalismus: Dividende et impera

Die Zahl der Kriege und kriegerischen Auseinandersetzungen auf der Welt nimmt stetig zu. Der Friedensforscher Werner Ruf vertritt hierzu die These, dass aktuell zu beobachten sei, dass “die Verdammten dieser Erde”, wie Frantz Fanon sie vor sechzig Jahren nannte, sich zunehmend erhöben, protestierten und nicht mehr bereit seien, sich mit ihren elenden Lebensbedingungen abzufinden. Oftmals werden derlei „Erhebungen“ jedoch – um wirklichen sozialen Fortschritt sowie die Emanzipation der Armen zu unterbinden – umgelenkt und instrumentalisiert, indem den Sozialprotestlern etwa neue und vermeintlich bessere Herrschaft angedient wird. Eine wichtige Rolle hierbei spielen die mächtigsten Staaten der Welt, die zur Stabilisierung ihrer Macht und Einflussbereiche als konkrete Akteure hinter den Kulissen bereits seit Langem eine Strategie der Destabilisierung, Eskalation und Militarisierung in anderen Ländern verfolgen. Jens Wernicke sprach hierzu mit Wolfang Bittner, dessen aktuelles Buch diese Strategie am Beispiel der Ukraine-Krise deutlich macht.
mehr:
- Divide et impera (Jens Berger, NachDenkSeiten, 01.12.2014)

Adventsrätsel, das Zweite von vierundzwanzig

Mit K siehst du’s am Meeresstrand,
mit W ist es ein sandig Land.