In der Obhut der CIA: In bisher unbekanntem Ausmaß heuerte der US-Geheimdienst im Kalten Krieg NS-Verbrecher an. Die neuen Spione lebten geschützt in den Staaten.
Mikola Lebed war ein bekannter Nazi-Kollaborateur in der Ukraine. Doch er blieb straffrei, führte nach 1945 ein erfülltes Leben. Tür an Tür mit den Opfern lebte er bis zu seinem Tod in den USA, geschützt von keiner geringeren Organisation als der amerikanischen Spionage-Behörde CIA. Von ihr bekam Lebed Anfang der 1950er Jahre nicht nur ein Ticket nach New York für sich und seine Familie – die CIA hatte ihn auch als Agenten angeheuert. Ihn und Hunderte weitere.
Mit seinem Buch The Nazis next door macht der Journalist Eric Lichtblau zurzeit Schlagzeilen. Akribisch hat er die Viten von Nazi-Funktionären und Kollaborateuren nachgezeichnet, die von der CIA angestellt wurden. Mikola Lebed ist dabei bloß einer von vielen mittlerweile prominenten Fällen.
Die Informationen stammen vor allem aus Tausenden Akten, die die CIA im Jahre 2010 freigeben musste. Zwei Historiker, Richard Breitman und Norman Goda, hatten damals im Auftrag der US-Regierung bereits einen Bericht über den Aktenbestand verfasst. Lichtblaus Buch mag somit eine in Grundzügen bekannte Geschichte erzählen, aber es zeigt eindrücklich, wie groß das Ausmaß der Nazi-Anwerbeaktion war. Mehr als 1.000 Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit sollen für die US-Geheimdienste oder die Armee gearbeitet haben. Das wären weit mehr, als bisher bekannt.
Und: Der Journalist führt vor, wie die CIA und die amerikanische Regierung juristische Ermittlungen und journalistische Recherchen behinderten – jahrzehntelang.
mehr:
- CIA-Agenten – Nazi? Hauptsache Antikommunist (Frauke Steffens, ZEIT, 06.11.2014)
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