Donnerstag, 27. Oktober 2011

Griechenland: Was läuft hier eigentlich?

Die Tagesschau meldet, die Regierungen hätten sich mit den Banken darauf geeinigt, daß die privaten Gläubiger auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten. Das entspricht einem Schuldenerlass von etwa 100 Milliarden Euro.

Ein französischer Freund, der in der Nähe von Aix-en-Provence lebt, hat mir dazu vor wenigen Tagen in etwa Folgendes gesagt:

Vor dreißig Jahren war ich in Griechenland. Da gab’s eine einzige Autobahn, die linke Spur war geteert, die beiden rechten Schotterpiste. Was passiert, wenn Du einem Arbeitslosen ohne Ausbildung jede Menge Geld gibst? Nach wenigen Jahren hat er ein schönes Haus, einen Mercedes und zwei Fernseher. Und jetzt gehst Du hin und sagst ihm: »Ich will das Geld aber nächstes Jahr zurück!« Griechenland hat im Gegensatz zu Spanien keine Wirtschaftskraft im Hintergrund. Geht auch gar nicht. Von seiner Geographie her ist die Errichtung einer logistischen Infrastruktur so gut wie unmöglich. Du kriegst da weder eine Landwirtschaftsökonomie noch eine Industrie hin. Griechenland hat nichts. Und wenn ich Dir eins versprechen kann: Die Griechen werden nicht zahlen. Auch nicht die Hälfte. Und auch nicht ein Drittel. Die werden gar nichts zahlen. Zahlen werden wir und unsere Kinder. Auch die Banken werden nicht zahlen. Die gehen einfach pleite. Das ist ein riesiges Faß ohne Boden, in das wir Geld reingeschüttet haben, weil wir den Euro wollten. Die haben gemogelt, um in die Währungsunion zu kommen, und wir haben zugesehen bzw. alle Augen zugemacht, weil wir sie aus politischen Gründen im Boot haben wollten. Wir dachten, wenn wir überall den Euro einführen, dann kriegen wir auch eine politische Union zustande. Griechenland wird nicht zahlen, nie.


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