Donnerstag, 8. August 2013

Raum für nachdenklichere Töne im Fall Gustl Mollath!

Ich hatte mir vorgenomen, nichts über Gustl Mollath (Wikipedia-Link, von dort aus geht’s auch zu seiner Homepage, auf der alle möglichen Dokumente einzusehen sind) zu bloggen. Ich habe meine Meinung geändert, weil ich denke, daß es wichtig ist, inmitten des ganzen Skandal- und politischen Getöses – auf ein-buch-lesen nennt ihn eine Frau Prem schon einen politischen Gefangenen – einigen nachdenklichen und sachlicheren Aspekten mehr Raum zu geben.

Erst einmal das Knallige:


- Die Chronologie bei der Süddeutschen und ein umfangreiches Dossier vom Bayerischen Rundfunk sind ebenfalls über Wikipedia zu erreichen.

- Den an manchen Stellen etwas sehr ausufernden Artikel von Alexander Dill bei Telepolis »Unter Verletzten« (07.08.2013) finde ich gut lesbar und beeindruckend, einige Leser-Komentare schwer verdaulich.

- Beate Lakotta, »Keine Ferndiagnostik sondern Recherche, (19.12.2012) auf dem SPIEGEL-Blog über den shitstorm, nachdem sie in einem SPIEGEL-Artikel die Ansicht vertreten hatte, es handle sich bei der Affäre Mollath nicht um einen Justiz- und Psychiatrieskandal

zu der Darstellung von Beate Lakotta (vom 19.12.2012):
in der Entgegnung auf Thomas Stadler, dem Blogger von internet-law.de (»Alles nur heiße Luft?«, 14.12.2012), stellt Frau Lakotta fest, der Erstgutachter Dr. Klaus Leizpiger habe sich in seinem Gutachten (2005) keineswegs nur auf Akten gestützt, er habe Mollath fünf Wochen lang auf seiner Station erlebt und mehrfach versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
In »Streit um Gutachten im Fall Mollath« (05.12.2012) berichtet der Donaukurier: »Leipziger stützt sich auf Aussagen von Mollaths Frau. Auf Akten. Auf gelegentliche Beobachtungen. Ausführlich gesprochen hat er mit Mollath nicht«
Leipziger stützt sich auf Aussagen von Mollaths Frau. Auf Akten. Auf gelegentliche Beobachtungen. Ausführlich gesprochen hat er mit Mollath nicht.

München: Ein Psychiater bestritt 2007, dass Gustl Mollath an einem Wahn leidet – und bringt seine Kollegen in Erklärungsnot - Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/nachrichten/bayern/Muenchen-Streit-um-Gutachten-im-Fall-Mollath;art155371,2690844#2072537874


- auf opablog eine Reaktion (Gastbeitrag von F. Fischer vom 01.07.2013) auf den Lakotta-Artikel im SPIEGEL, der zeigt, wie schnell es bei der Schilderung von Sachverhalten zu Irrtümern kommen kann

- ein Interview (04.07.2013) von Alexander Dill mit Prof. Hans-Ludwig Kröber, der Mollath nach Aktenlage begutachtet hatte und diese Vorgehensweise verteidigt, Beispiel für den Spagat, den man als Gutachter manchmal machen muß

- »Psychiater im Fall Mollath« (22.12.2012) bei der Süddeutschen (siehe hier auch Seite 3: Beurteilung des Gutachtens von Psychiater Simmerl durch Prof. Kröber)

 - »Warum die Hypovereinsbank geschwiegen hat« (21.12.2013) bei der Süddeutschen

- Über die Klage von Petra Mollath beim Berliner Arbeitsgericht gegen ihre Kündigung bei der Hypovereinsbank und Gustl Mollaths Strafanzeige (gegen die Hypovereinsbank?) auf ZEIT Online: »Justizskanal: Will Mollath etwa gar keine Wiederaufnahme?« (14.12.2012)

und hier die Vorgeschichte zur Vorgeschichte:
- »Mollaths Ex-Frau bricht zum ersten Mal ihr Schweigen« (12.06.2013) bei der Nürnberger Zeitung

Während Gustl Mollaths Aufenthalt auf der forensischen Abteilung bei Dr. Klaus Leipziger (Februar/März 2005) gab es Auseinandersetzungen um Mollaths Wunsch nach Kernseife. Wie die sich daraus ergebenden Auseinandersetzungen sehr unterschiedlich interpretiert werden können läßt sich nachlesen bei
-  einem Interview (25.02.2013) von Markus Klöckner mit Erika Lorenz-Löblein, Mollaths Anwältin bei Telepolis (man suche nach dem Wort »Kernseife«)
- und in »Presseskandal um Gustl Mollath« von Ursula Prem (keine Datumsangabe, laut Seiteninformation zuletzt modifiziert am 24.02.2013)


offtopic:
Bei der Suche nach genaueren Umständen des Aufenthaltes von Gustl Mollath in der Psychiatrie bin ich auf folgende Seite gestoßen:
»Christine Haderthauer - Forensik Straubing: Interessenkonflikt?« bei Ein Buch lesen!
Ursula Prem recherchierte die Aussage von Gustl Mollath in der BR-Sendung »Kontrovers« bezüglich stündlicher Haftraumkontrollen mittels Ausleuchten der Zelle. Da die zuständige bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) sich zu Gustl Mollath nicht äußern wollte, wandte sich Ursula Prem an einen ehemalig in Straubing Inhaftierten, der Mollaths Aussage im Prinzip bestätigte.
Dieser Mann habe viele Jahre lang für 7% seines früheren Einkommens (62.000 DM jährlich, nicht klar, ob netto oder brutto), umgerechnet für einen Stundenlohn von 1,25€ für eine Firma namens S.A.P.O.R Modelltechnik in der Modellautofertigung gearbeitet.

Von der Internet-Seite von Christie’s:
- A fully working Mercedes-Benz SSK
- A fully working Mercedes-Benz SSK

Wie sich im Text erschließt: (übersichtlichere Darstellung der Fakten in »Modellbau-Affäre: Von Wahrheiten und Fakten« (22.06.2013) bei der Augsburger Allgemeinen)
Der Leitende Ingolstädter Landgerichtsarzt und Ehemann der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer, Hubert Haderthauer, war mehrere Jahre lang Mitinhaber der Firma Sapor Modelltechnik, sie selbst ab 1993 Teilhaberin. 2003 stieg sie aus (in diesem Jahr wurde sie in den Landtag gewählt), 2008 verkaufte er seine Anteile (am 30. Oktober wurde seine Frau Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen) .
Nur: Als Hubert Haderthauer 2008 bei Sapor Modelltechnik ausstieg und die Firma an den Ingolstädter Heinrich Sandner verkaufte, verkaufte er auch die Anteile Roger Pontons mit.
weiter lesen bei der Augsburger Allgemeinen: »Modellbau-Affäre: Von Wahrheiten und Fakten« (22.06.2013)
Der Häftling, auf den Frau Prem gestoßen ist, Robert S., hat angekündigt, Haderthauer zu verklagen.

Dazu auch
- Die Knast-Geschäfte des Dr. Hubert Haderthauer (13.05.2013) bei der Abendzeitung München
- Eine sehr detaillierte Recherche: »Christine Haderthauer war Teilhaberin– Verkauf von Modell-Autos« (17.05.2013) bei gabrielewolff.wordpress
- »Neue Vorwürfe gegen Hubert Haderthauer« (22.07.2013) bei ingolstadt-today


Zitat Pelzig: »Nur der Vollständigkeit halber«…


Noch einmal zurück zum Fall Mollath. Auf einigen Seiten habe ich recht differenzierte Beiträge finden können zu dem Wahnsystem, in welchem sich Gustl Mollath möglicherweise befunden hat:
- »Anmerkungen zum Fall Gustl Mollath« (28.07.2013) auf Zettels Raum (schöner Name!)
- »Ärztliche Meinungen zum Fall Gustl Mollath« (wahrscheinlich 22.06.2013) bei Walter-von-Baeyer-Gesellschaft für Ethik in der Psychiatrie e.V.
- »Wahrheit und Wahn« (01.08.2013) von Anna Kow auf jungleworld (man beachte vor allem die beiden letzten Absätze!)

und zum Schluß noch ein Hinweis auf einen sehr differenzierten Artikel auf humana conditio:
»Mollath – verrückt oder nicht?« (wahrscheinlich 26.07.2013), auch die Kommentare sind interessant!