Donnerstag, 30. August 2007

Klare Worte in Palästina

Helga Baumgarten lehrt Politik an der Universität Bir Zeit

Ab wann ist man Nahostexperte? Nach der Lektüre von 50 Büchern über diese Weltgegend? Oder nachdem man selbst drei Werke darüber geschrieben hat? Oder muss man mindestens ein Jahr in Jerusalem gelebt haben?

Die beiden letztgenannten Zuschreibungen treffen auf Helga Baumgarten zu, die erste vermutlich auch. Seit über 20 Jahren lebt die gebürtige Schwäbin in Ostjerusalem. Die ausgebildete Journalistin lehrt Politologie an der palästinensischen Universität Bir Zeit unweit Ramallah. Immer wieder meldet sie sich in Artikeln und Büchern zu Wort. Dreh- und Angelpunkt ihres Schaffens und Schreibens ist dabei der palästinensisch-israelische Konflikt. Helga Baumgarten sieht sich als Aufklärerin. »In den palästinensischen Gebieten und auch hier in Ostjerusalem leben wir in einem Land unter Besatzung. Viele Europäer haben die Fehlwahrnehmung, dass mit dem Beginn des Oslo-Friedensprozesses hier im Lande der Frieden begann«, fasst sie ihre Erfahrung aus Deutschlandreisen und Vorträgen vor deutschsprachigen Touristen in Jerusalem zusammen.

Haben da die ausländischen Medien versagt, indem sie in Hörern, Lesern und Zuschauern den Eindruck entstehen ließen, ab 1993 habe ein Friedensprozess begonnen? Haben es Korrespondenten versäumt, die unblutigen Seiten der israelischen Besatzung zu beleuchten? Diese sind vielfältig: Ob Palästinenser in Ostjerusalem ein Haus bauen wollen, ob Palästinenser aus Bethlehem die heiligen Stätten in Jerusalem besuchen möchten oder ein Bauer im Gazastreifen seine Schnittblumen für den Valentinstag ausführen will – allesamt benötigen sie Israels Zustimmung. »Diese Besatzung ist wesentlich intensiviert worden«, erklärt Helga Baumgarten.

Die Frau mit den kurzen Haaren scheut nicht die klaren Worte. Einmal wurde deshalb in Leipzig das Podium, auf dem sie saß, gestürmt. Immer wieder ruft sie Ereignisse in Erinnerung, die die westlichen Medien aus welchen Gründen auch immer ausblenden. Wer etwa konnte seinerzeit hören oder lesen, dass selbst Hamas-Gründer Scheich Ahmed Yassin Gespräche und Verhandlungen mit Israel angeboten hatte? Israel ging nicht darauf ein. Für Helga Baumgarten hat sich daran bis heute nichts geändert. »Wir haben keinerlei israelische Bereitschaft, wirkliche Verhandlungen mit den Palästinensern aufzunehmen«, stellt sie fest. Auch für die Staatengemeinschaft hat sie kritische Worte übrig: »Wir haben keinerlei Bereitschaft seitens des Westens, Druck auszuüben auf Israel.«

Ohne Druck aber sieht Baumgarten keine Möglichkeit für eine Wende. »Kein Staat der Welt, der die militärische und politische Stärke hat, die Israel besitzt, ist bereit, nachzugeben, wenn kein Druck auf ihn ausgeübt wird. Und dieser Druck fehlt bis heute. Die Rechnung dafür bezahlen alle Palästinenser, aber auch viele Menschen in Israel.«
■ Johannes Zang
aus Publik-Forum 15/2007

Dienstag, 28. August 2007

Wünschenswertes

Geh deinen Weg ruhig - mitten in Lärm und Hast -
und wisse, welchen Frieden die Stille dir schenken kann.

Steh mit allen auf gutem Fuß, wenn es geht,
aber gib dich selber dabei nicht auf.

Sag deine Wahrheit immer ruhig und klar,
und höre die anderen auch an,
selbst die langweilig Stumpfen -
auch sie haben ihre Geschichte.

Laute und zänkische Menschen meide.
Sie sind eine Plage für dein Gemüt.

Wenn du dich selbst mit anderen vergleichen willst,
wisse, daß Eitelkeit oder Bitterkeit auf dich warten;
denn es wird immer größere und geringere Leute geben
als dich.

Freue dich an deinen Erfolgen und an deinen Plänen.
Strebe wohl darnach, weiterzukommen, doch bleibe bescheiden:
Das ist ein guter Besitz im wechselnden Glück des Lebens.

Übe dich in Vorsicht bei deinen Geschäften:
Die Welt ist voll von Tricks und Betrug.
Aber werde dadurch nicht blind
für das, was dir an Tugend begegnet.
Es gibt so viele, die sich um Gutes bemühen,
und im Leben um dich her verbirgt sich viel Heldentum.

Sei du selbst!
Vor allem: heuchle keine Zuneigung, wo du sie nicht spürst;
doch denke auch nicht verächtlich von der Liebe,
wo sie sich wieder regt.
Sie erfährt so viel Entzauberung, erträgt so viel Dürre,
und wächst doch so voller Ausdauer immer neu wie das Gras.

Nimm den Ratschluß der Jahre mit Freundlichkeit an
und gib deine Jugend mit Anmut zurück, wenn sie endet.

Pflege die Kräfte deines Gemütes,
damit es dich schützen kann, wenn Unglück dich trifft;
aber erschöpfe dich nicht durch dunkle Vorahnungen.
Viele Ängste entstehen nur aus Erschöpfung und Verlassenheit.

Erwarte eine heilsame Selbstbeherrschung von dir,
Du bist ein Kind der Schöpfung,
nicht weniger, als die Bäume und Sterne es sind.
Du hast ein Recht darauf, hier zu sein.
Und ob du es merkst oder nicht, ohne Zweifel
entfaltet die Schöpfung sich so, wie sie es soll.

Lebe darum im Frieden mit Gott,
wie immer du ihn jetzt für dich begreifst;
und was auch immer deine Mühen und Träume sind,
in der verwirrenden Unruhe des Lebens,
halte Frieden mit deiner eigenen Seele.

Mit all ihrem Trug,
mit ihrer Plackerei
und ihren zerronnenen Träumen:
die Welt ist immer noch schön!

Lebe sorgfältig.
Versuche, glücklich zu sein.
St. Paul's Church, Baltimore, USA (1692)
Dank an Herrn W.

Dienstag, 14. August 2007

Andere Bewußtseinszustände…

Nachdem konfusius so viele tolle Bilder gepostet hat, möchte ich hier anhand eines Videos zeigen, wie einfach es ist, mithilfe bestimmter Übungen andere Bewußtseinszustände hervorzurufen und lineares Denken innerhalb von Sekundenbruchteilen zu verlassen…

Casting [0:15]

Hochgeladen am 28.05.2006
Casting de Kungfu, menudo salto!!

Bei Risiken und Nebenwirkungen schlagen Sie Ihren Arzt oder beißen den Apotheker!

Lache ess gesonnd! – Die Achte

Bahnhof

Ein Obersteiner geht im Bahnhof zum Fahrkartenschalter und sagt: „Ich hätt’ geere e Faahrkard no Frankfurt.” Daraufhin fragt der Beamte: „Frankfurt am Main oder Frankfurt an der Oder?” Antwortet der Obersteiner: „Daat ess ma egal. Ich weere am Bahnhuhf abgehuhl.”


Bloß kein 13.

Ein Idarer und ein Obersteiner unterhalten sich über das bevorstehende Weihnachtsfest. Der Idarer sagt: „Dies Johr fällt jo Heilischomend of Freedach.” Meint der Obersteiner: „Hoffentlich nedd off de 13.”


Das Geräusch

Ein Idarer will sich eine Kettensäge kaufen. Nachdem er sich umgesehen hat, entscheidet er sich für ein Modell. Der Verkäufer meint: „Gute Wahl, die packt 20 Buchen am Tag.” Drei Tage später kommt der Idarer zurück und knallt die Kettensäge auf die Ladentheke: „Wat hosste mir do fiere Scheesdreck verkaaft? Von weje 20 Buche am Daach, noch nedd een honn eech geschafft.” Der Verkäufer nimmt die Säge und startet den Motor. Darauf der Idarer: „Watt ess daat fiere Geräusch?”


Bus zu hoch

Ein Reisebus mit Idarern fährt durch den Hunsrück. Vor einer Brücke hängt ein Schild „Maximale Durchfahrtshöhe 3 Meter”. Der Busfahrer bremst scharf ab und geht den Bus nachmessen: Oje, 3,05 Meter. Er überlegt kurz, dann nimmt er Hammer und Meißel, steigt auf den Bus und beginnt die Brücke zu bearbeiten. Ein Obersteiner hält an und fragt, was Sache ist. Der Busfahrer erklärt ihm, dass ihm 5 Zentimeter fehlen, um unter der Brücke durchzukommen. „Ejjh, dann sei doch nedd soo domm onn loss eenfach e bissje Loft oss de Reefe!” Sagt der Idarer: „Datt harr eesch mir aach schon iewerläht, aber ett ess joo uuwe zuviel…”


Malermeister

Ein Obersteiner soll in der Börse das Treppengeländer streichen.
Nach drei Tagen fragt der Chef nach der Leistung. „Am erschde Daach zehn Etagen, gister 5 und heit waren’s zwo Etagen.” Der Chef ist sauer: „Warum werden es denn immer weniger?” „Ejjh, de Weech zomm Eemer wird doch aach emmer weerer…”


Nicht geschüttelt

Kommen zwei Idarer in eine Bar in Oberstein: „Martini!” Fragt der Barkeeper: „Dry?” ∙ „Nee, zwoo!”


Der Ausflug an die Mosel

Ein Idarer und ein Obersteiner Verein machen gemeinsam einen Ausflug. Aus Kostengründen haben sie einen Doppeldeckerbus gemietet. Es geht an die Mosel. Unten sitzen die Obersteiner, und schon bei Morbach ist da eine Riesenstimmung, es wird gesungen und getrunken. Nur oben, wo die Idarer sitzen, ist es verdächtig still. Das kommt dem Obersteiner Vorsitzenden doch etwas komisch vor. Er geht hoch und fragt: „Warress denn medd ouch los, dir seid so schdell und sengt aach kee Lejdcher?” Antwortet ein blasser Idarer: „Dir hodd goud lache, dir hodd Jo aach e Fahrer…”


Der Hellseher

Sitzen zwei Idarer auf einem Baum und sägen an dem Ast, auf dem sie sitzen. Kommt ein Obersteiner vorbei und meint: „Wenn dier so werra macht, lejht dier ball alle zwai off der Nas’.” „Besserwisser!”, ignorieren die Idarer den Ratschlag und machen weiter. Eine halbe Stunde später kommt der Obersteiner zurück, als die beiden Idarer aus der Böschung neben dem Baum krabbeln und sich die verstauchten Glieder reiben. Als sie den Obersteiner sehen, meint der eine: „Guck, doo kemmt de Hellseher…”

aus: Reesche Leit onn areme Deiwel

Freitag, 10. August 2007

Donnerstag, 9. August 2007

Die Stimme der Künftigen

Warum braucht die Menschheit einen Weltzukunftsrat? Fragen an den Initiator Jakob von Uexküll

Jakob von Uexküll
geboren 1944, ist der Initiator und Gründer des Weltzukunftsrates. 1980 stiftete der vormalige Briefmarkenhändler den als „Alternativen Nobelpreis“ bekannten „Right Livelihood Award“, von 1984 bis 1989 war er für die Grünen im Europäischen Parlament.
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Am 10. Mai ist auf Ihre Initiative in Hamburg der Weltzukunftsrat gegründet worden. Warum diese neue Organisation?

Wir haben den Weltzukunftsrat (WFC) gegründet, weil die Entscheidungen und Nichtentscheidungen, die heute getroffen werden, einen viel längeren und tiefgreifenderen Einfluss auf das Leben künftiger Generationen haben, als noch vor wenigen Jahren. Doch die künftigen Generationen haben keine Repräsentanz in der Weltpolitik. Deswegen tritt der WFC an, um die heutige Politik auf ihre Zukunftsverträglichkeit hin zu prüfen.

Mit welchen Instrumenten will der WFC Einfluss nehmen?

Vor allem durch die Zusammenarbeit mit Parlamentariern. Der WFC arbeitet eng mit dem Internationalen Parlamentarier-Netzwerk zusammen, Mit dieser Organisation veranstalten wir gemeinsame Hearings, wie zuletzt im November 2006 anlässlich des Weltklima-Gipfels in Nairobi. Ferner gibt es Signale aus dem Generalsekretariat der Vereinten Nationen, mit dem WFC als ständigem Beraterkreis zusammenzuarbeiten.

Dem WFC gehören fünfzig Mitglieder aus allen Erdteilen an. Welche Kriterien waren bei seiner Besetzung ausschlaggebend?

Zunächst haben wir Organisationen und Einzelpersonen um Vorschläge gebeten. So sind 500 Nominierungen bei uns eingegangen. Daraus wurden zwanzig Personen ausgewählt. Bestimmend dabei war die Repräsentanz der Erdteile und Generationen. Außerdem wollten wir Stimmen aus Regierungen und Parlamenten, aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst einbinden. Diese Kerngruppe hat dann die restlichen dreißig Ratsmitglieder gewählt.

Als ersten Arbeitsschwerpunkt hat der Gründungskongress des WFC den Klimawandel identifiziert. Warum dieses Thema?

Es ist das überragende Thema der Weltpolitik. Beim Klimawandel geht es nicht nur um Ökologie, sondern genauso um globale Gerechtigkeit, Sicherheitspolitik, Armutsbekämpfung, Migration. All diesen Herausforderungen können wir nur begegnen, wenn wir weltweite Klimagerechtigkeit und Klimasicherheit schaffen.

Sie haben einen Aufruf zum Ausbau erneuerbarer Energien an den G8-Gipfel formuliert Was gibt Ihnen die Hoffnung, dass dieser Appell dort wahrgenommen wird?

Es gibt bei den politischen und wirtschaftlichen Eliten einen große Orientierungsbedarf. Denn seit einigen Monaten ist das Bewusstsein dafür gewachsen, dass heute einschneidende Schritte notwendig, aber auch möglich sind.

Woher nehmen Sie Ihren Optimismus, dass noch genügend Zeit bleibt, die drohende Klimakatastrophe abzuwenden?

Kein Mensch weiß, ob die Zeit reicht. Sie ist äußerst knapp. Wir wollen dafür eintreten, dass die verbleibenden Chancen genutzt werden. Ob dies gelingt, hängt von jedem Einzelnen ab: von seinem Konsumverhalten und davon, wie er seinen politischen Einfluss als Wähler geltend macht, um den Druck aufzubauen, der für Veränderungen notwendig ist.

aus Publik-Forum 10/2007

Vorsicht, Werbung!

Mittwoch, 8. August 2007

Privatkassen wollen gegen Gesundheitsreform klagen

Die privaten Krankenversicherer (PKV) wollen gegen die Gesundheitsreform klagen. „Es ist klar, dass ein PKV-Unternehmen Verfassungsbeschwerde einreichen wird“, sagte der Sprecher der Deutschen Krankenversicherung (DKV), Frank Neuhaus. Eine Bereitschaft zur Klage hatten in den vergangenen Monaten mehrere Unternehmen erkennen lassen, darunter vor allem die großen Drei, Debeka, DKV und Allianz. Die Krankenversicherer kritisieren vor allem zwei Punkte. So sollen sie ab dem 1. Januar 2009 gezwungen werden, einen neuen Basistarif anzubieten, dessen Prämie den Höchstbeitrag der GKV (derzeit rund 520 Euro) nicht überschreiten darf. Zugleich sollen in dem Tarif jedoch – wie in der PKV üblich – Alterungsrückstellungen gebildet werden. Die privaten Versicherer halten das für nicht finanzierbar und sehen darin einen Eingriff in ihre unternehmerische Freiheit. Für rechtswidrig halten sie auch die Regelung, nach der Versicherte künftig einen Teil ihrer Alterungsrückstellungen bei einem Wechsel des Versicherers mitnehmen dürfen.
aus dem Niedersächsischen Ärzteblatt 6/2007

Montag, 6. August 2007

Warum gibt es Materie?

Kurz nach dem Urknall muss es ebenso viele Antimaterie wie Materieteilchen gegeben haben. Nach den bekannten Gesetzen der Physik hätten diese beiden Materieformen sich gegenseitig völlig vernichten müssen. Doch dann gäbe es heute keinerlei feste Stoffe, weder Sterne noch Planeten. Warum überlebte in diesem Vernichtungskampf die Materie?

Die Theorie der Antimaterie entwickelte der englische Physiker Paul Dirac 1928. Die Skepsis seiner Theorie gegenüber legte sich erst sieben Jahre später, als Carl David Anderson das erste Antiteilchen entdeckte: das Anti-Elektron oder Positron. Seitdem waren in großen Beschleunigern zu allen bekannten Teilchen deren Antiteilchen zu erzeugen. Diese verhalten sich wie Spiegelbilder zu ihren Materiepartnern: Alle Eigenschaften sind gleich, bis auf die elektrische Ladung.

Treffen zwei Vertreter der bei den Familien aufeinander, so zerstören sie sich und gehen in einem Strahlungsblitz auf. Das erklärt, warum es im Universum keine Antimaterie gibt. Doch dieses Phänomen birgt eines der tiefgreifendsten Rätsel.

Nach heutiger Kosmologie war das Universum im ersten Augenblick nach dem Urknall erfüllt mit einem unvorstellbar heißen Gas, in dem sich Strahlung, Teilchen und Antiteilchen ständig ineinander umwandelten. Durch die Expansion des Universums kühlte sich dieses brodelnde Inferno ab. Eine hundertmilliardstel Sekunde nach dem Big Bang war das Universum etwa auf die Größe unseres heutigen Sonnensystems angewachsen, die Temperatur auf eine Million Milliarden Grad gesunken. Jetzt entstanden die Elementarteilchen, wie wir sie heute kennen. Eigentlich hätte die Natur damals genauso viele Materie wie Antimaterieteilchen produzieren müssen. Wäre es so gewesen, hätten sich alle Teilchen gegenseitig vernichtet; übrig geblieben wäre nur Strahlung.

Physiker wissen heute, dass damals auf jeweils etwa zehn Milliarden Teilchen-Antiteilchen-Paare genau ein überschüssiges Teilchen kam, das den Vernichtungskampf überlebte. Dieser winzige Überschuss bildete die gesamte Materie im Universum. Woher kam diese für unsere Existenz entscheidende Vorliebe der Natur? Den entscheidenden Anstoß für eine mögliche Antwort gab 1967 der russische Physiker Andrej Sacharow. Er sagte eine Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie voraus, die in einem rasch expandierenden Universum zu dem heute beobachteten Überschuss führte.

Tatsächlich fanden Physiker mit Beschleunigern die erwarteten Unterschiede im Zerfall instabiler Teilchen. Aber es zeigte sich schnell, dass die Abweichungen von der vollständigen Symmetrie zu klein waren, um die heutige Materiemenge erklären zu können.

In neuen Theorien spielen Neutrinos und das Higgs-Teilchen entscheidende Rollen. Letzteres soll dafür sorgen, dass es überhaupt Teilchen mit Masse gibt. Die Existenz von nicht nur einem, sondern zwei unterschiedlichen Higgs-Teilchen könnte das Rätsel des Materieüberschusses erklären. Mit Spannung erwarten die Forscher deshalb das Anlaufen des neuen Beschleunigers LHC in Genf 2008. Mit ihm wollen sie das theoretisch vorhergesagte Higgs-Teilchen entdecken. Vielleicht werden sie noch mehr unbekannte Teilchen finden, mit denen sich die Existenz von Materie klären lässt.

aus dem Rheinischen Merkur Nr. 29 vom 19. Juli 2007 (Autor: Thomas Bührke)