Samstag, 20. Juli 2019

Der Weg zum Autoritarismus ist mit Lügen gepflastert

Lügen gehört zur Condition humaine. Wenn Politiker das Lügen aber zum «Geschäftsprinzip» erheben, ist die Demokratie in Gefahr.
Sein flexibles Verhältnis zur Wahrheit war bisher kein Hinderungsgrund für seine Karriere: Der wahrscheinlich neue britische Premierminister Boris Johnson gilt allgemein als berüchtigter Lügner und Schwindler. Die Beispiele sind zahlreich. So hat er die Öffentlichkeit vor der Brexit-Abstimmung 2016 gezielt mit falschen Behauptungen in die Irre geführt. Johnson behauptete damals etwa, dass das Vereinigte Königreich wöchentlich 350 Millionen Pfund an die EU zahlen müsse. Dieses Geld solle besser in den staatlichen Gesundheitsdienst investiert werden, meinte Johnson. Der Chef der britischen Überwachungsbehörde für öffentliche Statistiken sah sich genötigt, die Sache klarzustellen: Es handle sich um Bruttobeträge, und Grossbritannien erhalte einen erheblichen Teil der Summe wieder zurück. «Das ist ein klarer Missbrauch öffentlicher Statistiken», teilte die Behörde Johnson schriftlich mit. Die Klage einer Privatperson gegen Johnson wegen Irreführung der Öffentlichkeit wurde allerdings abgewiesen.
Der phantasievolle Journalist Johnson
Johnson betätigte sich auch als Journalist, und auch in diesem Metier pflegte er einen saloppen Umgang mit den Fakten. Einst wurde er zwar von der Times wegen einer Zitatfälschung gefeuert, hat dann aber für den Daily Telegraph von Brüssel aus berichtet. Seine Artikel waren zwar gemäss New York Times farbig, mit der Realität hätten sie allerdings wenig zu tun gehabt. Doch den Chefs der übrigen Zeitungen gefielen Johnsons Artikel so gut, dass sie ihre Korrespondenten förmlich dazu drängten, ähnlich «phantasievolle Berichte» zu schreiben. Als Brüsseler Korrespondent habe er sich in erster Linie über die EU-Bürokratie lustig gemacht, «bauschte Geschichten bis zur Unkenntlichkeit auf und trug seinen Teil dazu bei, die britische Bevölkerung zu EU-Skeptikern zu machen», wie die NZZ am Sonntag vom 30.06.2019 schreibt.
mehr:
- Der Weg zum Autoritarismus ist mit Lügen gepflastert (Jürg Müller-Muralt, Info-Sperber, 20.07.2019)
siehe auch:
Großbritannien: Die Marke Boris Johnson (Stephen Lendman, NachDenkSeiten, 31.07.2019)
Iran: Wird Johnson deeskalieren oder nur Trump assistieren? (Thomas Pany, Telepolis, 25.07.2019)
- Clown BoJo eilt in die Manege (Frank Jödicke, Telepolis, 25.07.2019)

Fall Skripal: Boris Johnson beschuldigt Wladimir Putin {1:10}

euronews (deutsch)
Am 23.02.2018 veröffentlicht 
Russland hat Ermittlungen eingeleitet und angeboten, mit den britischen Kollegen zusammenzuarbeiten. …
LESEN SIE MEHR : http://de.euronews.com/2018/03/16/fal...

siehe auch:
REVEALED: Pentagon’s $70 Million Chemical & Biological Program at Porton Down in UK (Dilyana Gaytandzhieva, 21stcenturywire.com, 28.03.2018 – Google-Übersetzer)
- How the British Government subjected thousands of people to chemical and biological warfare trials during Cold War (David Keys, independent.co.uk, 09.07.2015 – Google-Übersetzer)
- The past Porton Down can't hide (Rob Evans, The Guardian, 06.05.2004 – Google-Übersetzer)
aktualisiert am 31.07.2019

Krieg oder Frieden in der Ukraine

Eine Mehrheit der Ukrainer will Friedensverhandlungen mit den von Russland unterstützten Regionen von Donezk und Luhansk.
Nach fünf Jahren Krieg macht die Ukraine in den westlichen Medien keine grossen Schlagzeilen mehr. In der gleichen Ukraine finden jedoch überraschende Meinungsänderungen statt, die in Europa und den USA bekannt werden sollten. Zum Beispiel: Eine Mehrheit der Ukrainer ist überzeugt, mit den von Russland unterstützten Regionen Donezk und Luhansk Friedensverhandlungen aufzunehmen. Diese Umfrage wurde von der niederländischen Regierung finanziert und von ukrainischen Meinungsforschern im Juni 2019 durchgeführt (Razumkov Center, Kiew).
Darüber berichtet hat John Helmer, ein langjähriger Moskau- Korrespondent. Laut Umfrage gibt es nur noch in der Westukraine mit dem Zentrum Lemberg eine Mehrheit, die einen Krieg bis zur Kapitulation der Regionen Donezk und Luhansk fordert. Landesweit wollen 17 Prozent der Befragten den Krieg fortsetzen, der fast täglich Tote und Verletzte fordert. Frieden um „jeden Preis“ hingegen befürworten 20 Prozent der Befragten. Und 49 Prozent von ihnen sind gewillt, einen „Frieden unter gewissen Bedingungen“ zu schliessen. Um was für Bedingungen es sich handeln könnte, ist nicht bekannt.
mehr:
- Krieg oder Frieden in der Ukraine (Roman Berger, Info-Sperber, 20.07.2019)
siehe auch:
- Umfrage: Mehr Ukrainer wünschen freundschaftliche Beziehungen mit Russland (Florian Rötzer, Telepolis, 12.10.2018)