Montag, 23. September 2019

Das KATRIN-Experiment am KIT: Bislang genaueste Messung der Neutrino-Masse

Am Karlsruher Institut für Technologie steht die genaueste Waage der Welt. Nach 15 Jahren Bauzeit liefert sie nun die ersten Ergebnisse.
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Mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent haben Neutrinos eine Masse von weniger als einem Elektronenvolt (eV) und damit 500.000 mal weniger als Elektronen. Das haben Forscher mit dem Katrin-Experiment in Karlsruhe ermittelt – der genauesten Waage der Welt. Nach der feierlichen Inbetriebnahme Mitte 2018 konnten die Messungen Anfang 2019 aufgenommen werden, erklären die Verantwortlichen. Drei internationale Analyseteams seien dann getrennt voneinander auf identische Werte gekommen und die zuvor erreichte Messgenauigkeit drastisch verbessert.

Im Katrin-Experiment am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entstehen durch den Zerfall von Tritium Elektronen und Neutrinos. Die am stärksten geladenen Elektronen werden herausgefiltert und vermessen, um dadurch auf die Masse der ungeladenen Neutrinos schließen zu können. Insgesamt wurden in der Messphase 2 Millionen Elektronen auf diese Weise nachgewiesen, ein Bruchteil der sekündlich rund 25 Milliarden erzeugten Elektronen. Der Aufbau des Experiments dafür hat immense Ausmaße: Allein sein Vakuumtank hat rund zehn Meter Durchmesser und wiegt 200 Tonnen.

mehr:
- Weniger als 1 eV: Bislang genaueste Messung der Neutrino-Masse (Martin Holland, heise Online, 20.09.2019)
siehe auch:
Wie Wolfgang Pauli das Neutrino vorschlug (Jörg, scienceblogs.de, 28.02.2009)
„Alle festen Dinge um uns herum sind nichts als eine Illusion.“ [Ben Still]
„Ich habe heute etwas Böses getan: Ich habe ein Teilchen vorgeschlagen, das nicht nachgewiesen werden kann. Das ist eigentlich etwas, was ein Theoretiker niemals tun sollte.“ 
[Wolfgang Pauli in seinem Tagebuch]
[Nadja Podbregar, Unsichtbar und unfassbar – Die Geburt der Geisterteilchen, scinexx, 11.05.2012]
[…] bin ich angesichts der falschen Statistik der N- und Li6-   Kerne sowie des kontinuierlichen Spektrums auf einen verzweifelten Ausweg verfallen um den Wechselsatz der Statistik[1] und den Energiesatz zu retten. Nämlich die Möglichkeit, es könnten elektrisch neutrale Teilchen, die ich Neutronen[2] nennen will, in den Kernen existieren, welche den Spin 1/2 haben und das Ausschließungsprinzip befolgen und sich von Lichtquanten außerdem noch dadurch unterscheiden,  daß sie nicht mit Lichtgeschwindigkeit laufen. Das kontinuierliche Spektrum wäre dann verständlich unter der Annahme, daß beim 𝛽-Zerfall mit dem Elektron jeweils noch ein Neutron emittiert wird, derart, daß die Summe der Energien von Neutron und Elektron konstant ist. 
[»Brief an die Gruppe der Radioaktiven«, Dezember 1930; in: Rudolf L. Mößbauer, History of Neutrino Physics – Pauli s Lettersneutrino.uni-hamburg.de, 24.10.1997 – PDF]
Anmerkungen:
1:
siehe Pauli-Prinzip (Wikipedia)
2:
Was Pauli in seinem Brief »Neutron« nennt, wird heute Neutrino genannt. 
Das 1920 durch Rutherford postulierte Neutron (Rutherford nahm damals schon an, daß es sich dabei um eine Art Kombination von Proton und Elektron handelte!) wurde erst 1932 durch Chadwick nachgewiesen.
Der Name »Neutrino« (= kleines Neutron) wurde 1933 durch Enrico Fermi geprägt.


Der Nachweis der Existenz von Antimaterie gelang es C.D. Anderson 1933, sein Artikel in der Zeitschrift Physical Rewiew ist vier Seiten lang. An der Entdeckung des top-Quarks im Jahre 1995 waren zwei große Forschungsgruppen beteiligt. Hier nimmt die Liste der beteiligten Autoren und Institutionen allein schon fast vier Seiten in Anspruch.
[Quelle: Hans Günter Dosch, Jenseits der Nanowelt: Leptonen, Quarks und Eichbosonen, Springer 2004, S. 5, empfohlen sei das Kapitel »Die heroische Zeit« – GoogleBooks]

Wie viel wiegt ein Neutrino? Das KATRIN-Experiment am KIT (2018) {26:46}

KIT Karlsruher Institut für Technologie
Am 16.05.2018 veröffentlicht 
Wie schwer sind Neutrinos? Diese unscheinbare Frage gehört zu den wichtigsten Fragestellungen in der modernen Teilchenphysik und Kosmologie. Der Antwort einen großen Schritt näher bringt uns das Karlsruher Tritium Neutrino (KATRIN) Experiment. Es wurde am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) von einer internationalen Kollaboration in 15-jähriger Bauzeit aufgebaut und beginnt am 11. Juni 2018 mit einer feierlichen Eröffnung seine mehrjährige Messung.
Das Video, eine aktualisierte und erweiterte Fassung eines bereits 2012 produzierten Films (https://youtu.be/cnu79iC0C1M), zeigt, wie die internationale Kollaboration aus 140 Wissenschaftlern und Ingenieuren die Neutrinomasse mit dem KATRIN-Experiment bestimmen will. Neutrinos sind die häufigsten massiven Teilchen im Universum und damit ein Schlüsselteilchen im Verständnis unseres Universums. In Gesprächen mit Wissenschaftlern wird gezeigt, warum die Neutrinomasse, die seit mehr als 80 Jahren gesucht wird, so wichtig für grundlegende Fragen aus der Physik ist.

Neutrinos auf der Waagschale von KATRIN (Dr. Kathrin Valerius) {24:01}

ZAKVideoclips
Am 02.02.2015 veröffentlicht 
Die Leiterin der Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe KATRIN vom Institut für Kernphysik, Dr. Katrin Valerius, erläutert, wie die Masse von Neutrinos bestimmt werden kann.
Neutrinos sind die leichtesten, häufigsten, aber auch rätselhaftesten Teilchen in unserem Universum. Sie sind elektrisch neutral und wechselwirken mit ihrer Umgebung nur über die Gravitation und die sogennante schwache Kernkraft. Bis vor kurzem wurden Neutrinos im Standardmodell der Teilchenphysik als masselose Teilchen beschrieben. Aus Beobachtungen von atmosphärischen und solaren Neutrinos konnte in den vergangenen Jahren jedoch gezeigt werden, dass Neutrinos doch eine kleine Masse besitzen. Die Größe der Masse ist aber immer noch unbekannt.
Die Veranstaltung fand am 20.01.2015 im Rahmen von KIT im Rathaus statt.
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Alpha Centauri - Was sind Neutrinos - Folge 106 {14:52}

TheLordOfDeath1000
Am 19.01.2013 veröffentlicht 
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Quelle: Nur 4 % des Universums bestehen aus gewöhnlicher Materie!
(hap-astroteilchen.de, Helmholtz Gemeinschaft, undatiert)

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USA-Wahlkampf: When the shit hits the fan…

Trump und die Demokraten sind wegen des Drucks auf die ukrainische Regierung über Kreuz, den wahrscheinlich Trump, aber sicher auch Präsidentschaftskandidat Biden als Ex-Vizepräsident ausgeübt haben
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Ein Geheimdienstagent hatte einen offiziellen Whistleblower-Hinweis an den Generalinspekteur der Geheimdienste geschickt. Es geht um ein von den Geheimdiensten (heimlich?) abgehörtes Telefongespräch am 25. Juli von US-Präsident Donald Trump mit einem ausländischen Regierungschef, in dem er u.a. ein Versprechen gemacht haben soll, das der Geheimdienstagent bedenklich findet. Verdichtet hat sich, dass es um das Gespräch von Trump mit dem neuen ukrainischen Präsidenten Zelenskyi geht, in dem er ihm zu seinem Wahlsieg gratulierte. Vermutet wird, dass Trump Zelenskyi mit der Aussetzung von 250 Millionen US-Dollar an Militärhilfe nötigen wollte, Ermittlungen gegen Joe Biden und/oder seinen Sohn einzuleiten (Ukrainegate: Geheimdienst-Whistleblower sorgt für Unruhe in Washington).

Trump stritt zunächst alles ab und verwies darauf, dass er wisse, dass Gespräche von den eigenen und ausländischen Geheimdiensten abgehört würden. Deswegen würde er hier auch nichts Bedenkliches sagen. Gestern räumte er ein, es sei im Rahmen des Sprechens über Korruption auch um Joe Biden gegangen. Es habe sich weitgehend um Glückwünsche und um die ganze Korruption gehandelt, die stattfindet, und "um die Tatsache, dass wir nicht wollen, dass unsere Leute wie Vizepräsident Biden und sein Sohn zu der in der Ukraine herrschenden Korruption beitragen".

Nach dem Wall Street Journal soll er achtmal Zelenskyi gebeten haben, gegen Biden zu ermitteln. Joe Biden ist bislang Trumps gefährlichster Konkurrent im Präsidentschaftswahlkampf. Sein Ansehen zu untergraben, liegt im Interesse Trumps, dessen Anwalt Giuliani überdies der Wahlkampfhilfe der früheren ukrainischen Regierung für Clinton und gegen Trump nachgeht. Aus der Ukraine gab es 2016 Hinweise auf Verwicklung von Trumps Wahlkampfmanager Manafort mit dem gestürzten Präsidenten Janukowitsch. Trump musste Manafort entlassen, der dann wegen Steuerbetrugs in den USA zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

mehr:
- Krise über Ukraine-Connections im US-Wahlkampf (Florian Rötzer, Telepolis, 23.09.2019)
siehe auch:
- Die korrupte politische US-Kaste: Die Kronprinzen sahnen ab! (Post, 02.05.2019)

Edward Snowden beim Deutschlandfunk

Der Deutschlandfunk (Dlf) hat dieser Tage ein ausführliches Interview mit dem Whistleblower Edward Snowden geführt. Es ist ausdrücklich zu würdigen, dass so etwas in der Gegenwart durch öffentlich-rechtliche Medien eben auch noch praktiziert wird. Das Gespräch dauerte über eine Stunde und Snowden bekam in diesem ausgiebig Gelegenheit, seine Sicht zur Gefahr einer vollständig durch Herrschaft überwachten Gesellschaft, wie auch seine persönliche Verstrickung im System zu erläutern.

Den Redakteuren und Journalisten des Dlf – Stefan Fries, Stefan Koldehoff und Jens Becker – gelang es außerdem, einen bemerkenswert sachlichen wie informativen Begleittext zu diesem Interview zu verfassen. Das äußert sich auch in Kapitelüberschriften wie “Wir sollten niemandem vertrauen – keiner Regierung mit solcher Macht” oder “Eine uninformierte Gesellschaft kann keine informierten Wahlentscheidungen treffen”. Aus der Deckung in Bezug auf Edward Snowden wagen sich in inzwischen auch andere Journalisten des Mainstream, wie zum Beispiel Joachim Käppner von der Süddeutschen Zeitung.

Hier können Sie das Interview als Video abrufen

mehr:
- Snowden-Interview beim Deutschlandfunk (Peds Ansichten, 23.09.2019)
siehe auch:
„Vergesst Assange nicht, sonst werdet ihr ihn verlieren!“ oder Der »freie« Westen und seine »Werte«… (Post, 17.08.2019)
Reichstags-9/11: Vom Neocon-Putsch zur weltweiten Überwachung (Post, 10.08.2019)
Die Story im Ersten: Whistleblower – Die Einsamkeit der Mutigen! (Post, 22.11.2016)
Edward Snowden als Ziel des Angriffs auf Lavabit enthüllt (Post, 24.03.2016)
Whistleblower Daniel Ellsberg : "Wir haben die Infrastruktur eines Polizeistaates geschaffen" (Post, 09.06.2015)
- »Snowden hat sein Leben riskiert« (Post, 28.10.2014)
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