Heute vor 20 Jahren, am 2. Mai 1988, wurde in Frankfurt die Ökobank gegründet. Ihre Initiatoren rekrutierten sich aus der Nachrüstungsdebatte der 1980er Jahre und der aufkeimenden Umweltbewegung im Rahmen der Auseinandersetzung um Alternative Ökonomie.
Zu den geschichtlichen Wurzeln: Nachdem in der Nach-68er-Zeit die Begrenztheit der gesellschaftlichen Veränderungsmöglichkeiten durch den Niedergang der Hippie-Bewegung und die Radikalisierung der alternativen politischen Strömungen deutlich wurde, zersplitterte sich die Alternativbewegung in drei Strömungen:
– politisch: neben der Baader-Meinhof-Gruppe mit der »Roten Armee-Fraktion« (RAF) und dem zugehörigen terroristischen Umfeld entstanden in ganz Europa grüne Gruppierungen: 1980 erfolgte die Gründung der deutschen Grünen als politischer Partei; in den 70er/80er Jahren formierten sich zum Beispiel Greenpeace (1972), BUND (1975), IPPNW (in Deutschland 1982, Gründungsmitglied Prof. Horst-Eberhard Richter, Friedensnobelpreis 1985) und Robin Wood (1982).
– gesundheitlich: ich nenne sie die Körnerfresser-Fraktion. Diese strebten Veränderung durch gesundes Leben an: Biokost, chemisch unbehandelte Kleidung, Leben auf dem Land usw., überall schossen Bio-Läden aus dem Boden; aber auch andere alternativen Firmen entstanden, 1969 zum Beispiel Zweitausendeins.
– spirituell: vor allem Bhagwan (später Osho) erhielt in Poona (Indien) großen Zulauf. Daneben gab es Gurdjieff-Gruppierungen, die Leute gingen zu Sai Baba, Sri Chinmoy (letztes Jahr gestorben), Babaji, Maharishi Mahesh Yogi (dieses Jahr gestorben), Sri Aurobindo (er gründete Auroville) und indianischen Medizinmännern. Der Buddhismus kam in den Westen (Richard Baker Roshi), die Leute meditierten, kriegten zum Teil wohlklingende indische Namen, kündigten ihre Jobs, machten TaiChi und lasen Castaneda, »Das Medizinrad«, die »Illuminaten«, »Per Anhalter durch die Galaxis«, Gurdjieffs »Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen« und vieles mehr, von dem sie bestenfalls die Hälfte verstanden (ist ja auch schon was). Erleuchtung war angesagt, Befreiung von Konditionierungen, Streben nach dem wahren Selbst.
Zurück zur Ökobank: Was mich bewog, mein Geld da zu deponieren, war die Überlegung, daß wir uns mit unserer »Geiz ist geil«-Mentalität (Saturn hat’s ja nur auf den Punkt gebracht) letzlich nur selbst ans Bein pinkeln: es macht für mich keinen Sinn, am Wochenende gegen Umweltverschmutzung auf die Straße zu gehen und ansonsten mein Geld in einen Wirtschaftskreislauf reinzutun, der zur Umweltverschmutzung zwingt. Grob und stark verkürzt gesagt kann man davon ausgehen, daß je mehr Zinsen ich bei irgendeinem Fond, einer Bank oder einem Wirtschaftunternehmen kriege, desto schlechter diese für die Umwelt oder die Menschen wirtschaften. Die Hälfte aller auf der Welt verkauften Socken werden in einem bestimmten Tal in China hergestellt und sind so billig, weil es dort keine Brandschutz- und sonstigen Bestimmungen, entsetzliche Arbeitsbedingungen und ganz schlechte Sozialleistungen gibt. Da aber Menschen nur zwei oder höchstens drei Schritte in die Zukunft denken, lassen sich aus den dargestellten Fakten keine Handlungserwartungen ableiten: die Socken, die im nächsten Lidl-Sonderangebot verramscht werden, werden auch wieder gekauft. Deshalb finde ich die Möglichkeit sehr attraktiv, mein Geld zumindest zum Teil außerhalb des allgemeinen Wirtschaftssystems zu parken. Und eine solche Möglichkeit bot die Ökobank, die nach Mißmanagement vor der Pleite stand und 2003 von der anthroposophisch angehauchten GLS-Bank übernommen wurde. Trotz, aber auch wegen allem, an dieser Stelle meinen herzlichen Glückwunsch und meine Anerkennung an alle, die diesen Weg gegangen sind und einiges an Federn – wenn nicht mehr – gelassen haben.
Wir wollten die Welt verändern, weil wir sie unerträglich fanden und uns mitverantwortlich fühlten (und auch immer noch fühlen). Das Ergebnis ist, daß ich mir ab und zu schon wie ein Dinosaurier vorkomme und mich über Dinge freue, die für ganz viele inzwischen selbstverständlich sind. Ob es um Emanzipation, Umwelt- oder globales Bewußtsein, Meditation, Spiritualität oder Sexualität geht: Wir haben einiges erreicht. Ich wünsche künftigen Generationen, daß sie das von sich auch sagen können…
Zu den geschichtlichen Wurzeln: Nachdem in der Nach-68er-Zeit die Begrenztheit der gesellschaftlichen Veränderungsmöglichkeiten durch den Niedergang der Hippie-Bewegung und die Radikalisierung der alternativen politischen Strömungen deutlich wurde, zersplitterte sich die Alternativbewegung in drei Strömungen:
– politisch: neben der Baader-Meinhof-Gruppe mit der »Roten Armee-Fraktion« (RAF) und dem zugehörigen terroristischen Umfeld entstanden in ganz Europa grüne Gruppierungen: 1980 erfolgte die Gründung der deutschen Grünen als politischer Partei; in den 70er/80er Jahren formierten sich zum Beispiel Greenpeace (1972), BUND (1975), IPPNW (in Deutschland 1982, Gründungsmitglied Prof. Horst-Eberhard Richter, Friedensnobelpreis 1985) und Robin Wood (1982).
– gesundheitlich: ich nenne sie die Körnerfresser-Fraktion. Diese strebten Veränderung durch gesundes Leben an: Biokost, chemisch unbehandelte Kleidung, Leben auf dem Land usw., überall schossen Bio-Läden aus dem Boden; aber auch andere alternativen Firmen entstanden, 1969 zum Beispiel Zweitausendeins.
– spirituell: vor allem Bhagwan (später Osho) erhielt in Poona (Indien) großen Zulauf. Daneben gab es Gurdjieff-Gruppierungen, die Leute gingen zu Sai Baba, Sri Chinmoy (letztes Jahr gestorben), Babaji, Maharishi Mahesh Yogi (dieses Jahr gestorben), Sri Aurobindo (er gründete Auroville) und indianischen Medizinmännern. Der Buddhismus kam in den Westen (Richard Baker Roshi), die Leute meditierten, kriegten zum Teil wohlklingende indische Namen, kündigten ihre Jobs, machten TaiChi und lasen Castaneda, »Das Medizinrad«, die »Illuminaten«, »Per Anhalter durch die Galaxis«, Gurdjieffs »Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen« und vieles mehr, von dem sie bestenfalls die Hälfte verstanden (ist ja auch schon was). Erleuchtung war angesagt, Befreiung von Konditionierungen, Streben nach dem wahren Selbst.
Zurück zur Ökobank: Was mich bewog, mein Geld da zu deponieren, war die Überlegung, daß wir uns mit unserer »Geiz ist geil«-Mentalität (Saturn hat’s ja nur auf den Punkt gebracht) letzlich nur selbst ans Bein pinkeln: es macht für mich keinen Sinn, am Wochenende gegen Umweltverschmutzung auf die Straße zu gehen und ansonsten mein Geld in einen Wirtschaftskreislauf reinzutun, der zur Umweltverschmutzung zwingt. Grob und stark verkürzt gesagt kann man davon ausgehen, daß je mehr Zinsen ich bei irgendeinem Fond, einer Bank oder einem Wirtschaftunternehmen kriege, desto schlechter diese für die Umwelt oder die Menschen wirtschaften. Die Hälfte aller auf der Welt verkauften Socken werden in einem bestimmten Tal in China hergestellt und sind so billig, weil es dort keine Brandschutz- und sonstigen Bestimmungen, entsetzliche Arbeitsbedingungen und ganz schlechte Sozialleistungen gibt. Da aber Menschen nur zwei oder höchstens drei Schritte in die Zukunft denken, lassen sich aus den dargestellten Fakten keine Handlungserwartungen ableiten: die Socken, die im nächsten Lidl-Sonderangebot verramscht werden, werden auch wieder gekauft. Deshalb finde ich die Möglichkeit sehr attraktiv, mein Geld zumindest zum Teil außerhalb des allgemeinen Wirtschaftssystems zu parken. Und eine solche Möglichkeit bot die Ökobank, die nach Mißmanagement vor der Pleite stand und 2003 von der anthroposophisch angehauchten GLS-Bank übernommen wurde. Trotz, aber auch wegen allem, an dieser Stelle meinen herzlichen Glückwunsch und meine Anerkennung an alle, die diesen Weg gegangen sind und einiges an Federn – wenn nicht mehr – gelassen haben.
Wir wollten die Welt verändern, weil wir sie unerträglich fanden und uns mitverantwortlich fühlten (und auch immer noch fühlen). Das Ergebnis ist, daß ich mir ab und zu schon wie ein Dinosaurier vorkomme und mich über Dinge freue, die für ganz viele inzwischen selbstverständlich sind. Ob es um Emanzipation, Umwelt- oder globales Bewußtsein, Meditation, Spiritualität oder Sexualität geht: Wir haben einiges erreicht. Ich wünsche künftigen Generationen, daß sie das von sich auch sagen können…
Schriftbild geändert am 02.06.2017