Samstag, 29. Februar 2020

Schmutziges Kobalt: Apple, Google und Tesla auf der Anklagebank

Gibt es so etwas wie «Beihilfe zur Menschenrechtsverletzung»? Ja, finden US-Anwälte und klagen für kongolesische Kinderarbeiter.

Kaum eine Arbeit ist für Kinder so gefährlich wie die Arbeit in den Minen der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Vor allem Kobalterz, das sie dort fördern, ist begehrt. Verarbeitet wird es unter anderem in Elektronikbauteilen und vor allem in Batterien. Ohne Kobalt würde der Motor der Digitalgesellschaft nicht mehr laufen – ganz wörtlich.

Wenn Sie uns gerade auf dem Handy lesen, tippen Sie sehr wahrscheinlich auf einem Produkt von Kinderarbeit herum, wenigstens zu einem kleinen Teil. Ohne Kobalt gäbe es keinen aufladbaren Akku. Es sei denn, Sie nutzen ein «Fairphone». Und nicht einmal dann können Sie sicher sein. «Fairphone» gibt sich nach eigenen Angaben zwar Mühe, Kinderarbeit beim Bezug von Materialien wie Gold, Kupfer und Kobalt auszuschliessen, räumt aber ein, dass das nicht immer möglich ist.

mehr:
- Schmutziges Kobalt: Apple, Google und Tesla auf der Anklagebank (Daniela Gschweng, InfoSperber, 29.02.2020)
siehe auch:
Heute vor 175 Jahren – 9. März 1839: Preußen schränkt Kinderarbeit ein (Post, 09.03.2014)
- Geiz ist geil zum nächsten (Post, 20.09.2007)
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Ich, wir und die deutsche Geschichte

Es fügt sich so, dass ich in diesen Tagen 75 Jahre alt werde, so alt wie viele Gedenktage, die in diesem Jahr begangen werden. Natürlich wäre ich gerne einige Jahrzehnte jünger. Aber ich bin gesund und hatte das Glück, einer Alterskohorte anzugehören, die im westlichen Europa nur Frieden, Freiheit und stetig wachsenden Wohlstand kannte.

Ich wurde auf der Flucht in Gera bei Verwandten geboren. Am 27. Januar, 16 Tage vor meiner Geburt, war Auschwitz von russischen Truppen befreit worden. Einen Tag nach meiner Geburt, am 13. Februar, fand der große britische Luftangriff auf Dresden statt. Meine Mutter berichtete mir, dass man den nächtlichen Feuerschein im 120 km entfernten Gera sehen konnte. So ist der Tag meiner Geburt von schrecklichen Gedenktagen eingerahmt, und in meiner ganzen bewussten Lebenszeit folgte ein Jubiläum dieser Art dem anderen.

Das Tagebuch der Anne Frank las ich in der Grundschulzeit, und an meinem Gymnasium Petrinum in Recklinghausen gab es in Geschichte und Religion auch keine blinden Flecken des Erinnerns. Die fortwährende Erinnerung ist auch gut und richtig. Falsch finde ich eine Tendenz, dem jeweils Anderen Verdrängung vorzuwerfen und in eine Art Büßerwettbewerb einzutreten, aus dem man den Anspruch ableitet, auf Andere hinabzusehen.

Noch fälscher, ja geradezu gefährlich ist es, wenn man die Verbrechen des Nationalsozialismus und das Grauen des Zweiten Weltkriegs dazu benutzt, sich über Meinungen anderer, die einem nicht gefallen, moralisch zu erheben und einen großen Teil der Deutschen in die moralische Schmuddelecke zu stellen, nur weil sie anders wählen und auch nicht einsehen, weshalb sie kollektiv für Taten büßen sollen, die Andere weit vor ihrer Geburt begangen haben.


mehr:
- Ich, wir und die deutsche Geschichte (Thilo Sarrazin, AchGut, 26.02.2020)
siehe auch:
Sarrazin und SPD: Der 3. Trennungsversuch (Peter Nowak, Telepolis, 18.12.2018)
»Unwort des Jahres« – Die Lufthoheit über meinem Gehirn (Post, 14.01.2016)
Feinde auf allen Seiten (Post, 10.11.2009)
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