Samstag, 30. April 2011

Vor genau 1400 Jahren: Invasion mit positiven Folgen

(aus GoogleMaps)
Als Tariq ibn Ziyad am 28. April 711 mit einer Truppe islamischer Nordafrikaner (Mauren und Berber) von Tanger (Wikipedia sagt: Ceuta) aus zur Südküste der iberischen Halbinsel übersetzte, ahnte niemand, dass damit eine Invasion begann, die das heutige Spanien und Portugal für sieben Jahrhunderte unter arabische Herrschaft brachte. Seit zwei Jahrhunderten waren die Westgoten, die im Zuge der Völkerwanderung im frühen 5. Jahrhundert über die Pyrenäen gekommen waren, die Herren auf der Iberischen Halbinsel. Doch unter ihrem letzten König Roderich hatten sie sich zerstritten und mussten sich zudem mit den Basken im Norden auseinandersetzen. Deshalb reagierten sie weder rechtzeitig noch in ausreichendem Maße auf die Gefahr im Süden.

Im Juli 711 kam es in der Gegend um Cadiz zur Schlacht: Die Mauren siegten gegen eine deutliche Übermacht, Roderich fiel und das Ende des Westgotenreichs war eingeläutet. In nur sieben jahren drangen die Invasoren bis zu den Pyrenäen vor. Die maurische Herrschaft (bis 1492) brachte Iberien jedoch eine Blüte der Kunst, Wissenschaft und Architektur. Die Araber legten Bewässerungssysteme an und trieben Landwirtschaft und Viehzucht voran. Toledo wurde die Stadt des Wissens, in die es Gelehrte aus ganz Europa zog.

Kirche (Ex-Synagoge) Santa Maria la Blanca in Toledo in maurischem Stil
Text und Bild aus dem Brockhaus-Kalender »Abenteuer Geschichte«
weitere Bilder zur Santa Maria la Blanca hier

Die Bemerkung unseres Bundespräsidenten Wulff in seiner Rede bei der 20-Jahr-Feier der deutschen Wiedervereinigung im Oktober des letzten Jahres ist viel diskutiert worden. Seine Bemerkung, der Islam sei ein Teil Deutschlands, halte ich für opportunistisch und wird den geschichtlichen Tatsachen nicht gerecht. Daran aber kann sich die politische Rechte abarbeiten, die zum größten Teil für die Integrationsprobleme von Ausländern verantwortlich ist, weil sie bis Ende der 80er Jahre die Tatsache, daß Deutschland ein Einwanderungsland ist, verleugnet hat.
Aufmerksam möchte ich mich mit diesem Post machen auf die Tatsache, daß das abendländische Denken nur über den Umweg über die islamische Eroberung der iberischen Halbinsel zurück zu ihren  antiken Wurzeln gefunden hat.

Unfallforschung – Warum es bei Teenagern öfter kracht

Junge Führerscheinneulinge verursachen so oft tödliche Unfälle wie erwachsene Fahrer. In einer US-Studie wurde jetzt nach den Ursachen geforscht. Untersucht wurden 800 Unfälle, an denen jugendliche Fahrer beteiligt waren.
In 21% der Fälle hatten die Fahrer Gefahrensituationen nicht erkannt. Weitere 21% waren zu schnell unterwegs, und bei 20% der Unfälle war der Fahrer durch Vorgänge innerhalb oder außerhalb seines Wagens abgelenkt. Für Fahrneulinge ist es typisch, dass sie ihre Aufmerksamkeit vor allem auf Vorgänge richten, die sich mehr oder weniger direkt vor der Motorhaube ihres Wagens abspielen.

Accident Analysis & Prevention, 2010;
DOI: 10.1016/j.aap.2010.10.019

MMW-Fortschr. Med. Nr. 17/2011

Ernährungsforschung – Wer Dicke sieht, isst mehr

Wer wert auf seine schlanke Linie legt, sollte möglicherweise nicht nur darauf achten, was er isst, sondern auch mit wem er speist.
In einer Studie nahmen sich Probanden, die ein Foto mit einer übergewichtigen Person sahen, doppelt so viele Bonbons wie Probanden, denen Bilder einer normalgewichtigen Person vorgelegt wurde. Auch in einem Kekstest wurde die doppelte Menge verzehrt, wenn eine übergewichtige Person zugegen war. Selbst Probanden, die angaben, auf ihre schlanke Linie zu achten, langten beim Anblick Übergewichtiger kräftiger zu.

Journal of Consumer Research, October 2011 (published online March 17,2011)
DOI: 10.1086/659754

MMW-Fortschr. Med. Nr. 17/2011

Prognosefaktor – Shoppen hält am Leben

Wenn alte Menschen täglich Einkäufe machen, dann ist das ein gutes Zeichen: Ihr Risiko, in den nächsten zehn Jahren zu sterben, ist nur halb so hoch wie bei Senioren, die selten oder nie einkaufen gehen. Selbst wenn in der kognitiven und physischen Fitness kein Unterschied besteht, haben Viel-Einkäufer ein geringeres Mortalitätsrisiko (-27%) als Wenig-Einkäufer. Möglicherweise ist ihr Konsumverhalten also nicht nur ein Indikator für ihre Lebenserwartung, sondern wirkt sogar lebensverlängernd.

Chang Y-H et al. JEpidemiol Community Health, April 2017, online first;
doi:10.1136/jech.2010.126698

aus: MMW-Fortschr. Med. Nr. 17/2011

Samstag, 16. April 2011

Eine Klasse für sich

Karl-Theodor zu Guttenberg hat dem Adel wieder Glamour verliehen. Gelangt der alte Stand zu neuem Einfluss?

Fragt man einen Adligen, ob sein Leben geprägt sei von seiner Herkunft, winkt er gerne ab – besonders wenn er zur jüngeren Generation zählt. Auf keinen Fall soll der Eindruck entstehen, er habe Standesdünkel. Nein, der Adelstitel sei für ihn ohne Bedeutung, allenfalls gebe es da einen entfernten, steinalten Großonkel, der noch gelegentlich im Gotha blättere – dem Genealogischen Handbuch des Adels, das festsetzt, wer zum Adel gehört und welchen Rang er einnimmt. Wer sich heute etwas auf seinen Namen einbilde, mache sich nur lächerlich.

weiter im ZEIT-Archiv vom Oktober des letzten Jahres

Staatsknete für Independents?

Wie Kommerz die Qualität von Literatur beeinträchtigt und warum Independent-Verlage vom Staat unterstützt werden sollten: André Schiffrin, Verleger beim einflussreichen US-Indie-Verlag »The New Press«, im Börsenblatt-Podcast. [Staatsknete für Independents?, Börsenblatt.net, ]

»Er ist der Sohn des russischen Juden Jacques Schiffrin, der nach dem Ersten Weltkrieg nach Frankreich emigrierte, zusammen mit André Gide russische Klassiker übersetzte und in seiner Editions de la Pléiade veröffentlichte, Mitte der dreißiger Jahre bei Gallimard die heute noch bestehende Pléiade-Reihe für klassische Texte begründete, 1940 mithilfe von Varian Fry nach Amerika fliehen konnte, wo er 1942 mit dem aus Deutschland emigrierten Verlegerehepaar Kurt und Helen Wolff den Pantheon Verlag leitete. Es war der Verlag von Aragon und Camus, Hermann Broch und Heinrich Zimmer, Valéry und Malraux. Jacques Schiffrin starb 1950, die größten Erfolge des Verlags mit Pasternaks Doktor Schiwago und dem Leoparden von Lampedusa hat er nicht mehr erlebt. Seit dem Tod von Schiffrin und den Wolffs hat die internationale, vor allem aber die deutsche Literatur in Amerika kaum mehr Fuß fassen können.« [Michael Kruger, Karaoke-Kultur – Der große Verleger André Schiffrin zürnt dem amerikanischen Verlagswesen, ZEIT Online, 02.11.2000]
aus einem Artikel der ZEIT


Besprechung seines inzwischen übersetzten Buches »Paris, New York und zurück. Politische Lehrjahre eines Verlegers« auf rezensionen.ch
Besprechung auf Bayern2
Interview mit FAZ.net
Zitate aus seinem Buch »Verlage ohne Verleger« bei der Stiftung Teubner

siehe auch:
- "Doktor Schiwago" und die CIA – Das Imperium schlägt zurück (Süddeutsche Zeitung, 17.05.2010)
- "Doktor Schiwago" und die CIA – Irrungen und Waschungen (Süddeutsche Zeitung, 17.05.2010)

Andre Schiffrin - Original air date: 04-21-97 [58:18]

Hochgeladen am 16.09.2007
André Schiffrin is a European-born American author, publisher and socialist. He was director of publishing at Pantheon Books for nearly thirty years, where he was partially responsible for introducing Pasternak, Foucault and others to America.Schiffrin quit Pantheon in 1990, and established the nonprofit The New Press, because of economic trends which prevented him from publishing the serious books he thought should be published. Traditionally, publishing houses had been run by individuals with a commitment to disseminating ideas. The old formula was to have a few commercially successful best-sellers generate the bulk of the profits, and fill out the list with important books that were less successful but still profitable. Now, big conglomerates have bought up publishing houses (and book stores), and publishers demand that every title earn not merely profits but a return on investment of 20%. One publishing executive told him to pulp (discontinue) every title that sold less than 2,000 copies a year, which, said Schiffrin, is a respectable sale for a backlist. This crisis in publishing is explained in his work The Business of Books: How the International Conglomerates Took Over Publishing and Changed the Way We Read (2000).
His autobiography A Political Education: Coming of Age in Paris and New York (2007) , described his life as a child of a European Jewish intellectual family growing up in the United States. As an anti-Communist socialist, he opposed both the Soviet invasion of Hungary and the U.S. war in Vietnam. The purpose of the McCarthy era, Schiffrin wrote, was not just to attack Communists and the democratic socialist left, but to undo the New Deal, as the Bush Administration is doing today. In the McCarthy era, people were frightened to engage in political activity. When he founded the organization that became Students for a Democratic Society, as an anti-Communist socialist movement, people were afraid to be on the mailing list, because the Federal Bureau of Investigation was monitoring them. Many American socialist organizations were funded by the Central Intelligence Agency, as anti-Communist front groups, so that the CIA could control the socialist movement, said Schiffrin. In Europe, there was no McCarthy era, so intellectuals were able to have a real pluralism, instead of the fake pluralism we have in this country, he said. That, for example, is why the Canadians and Europeans have government-paid health care and we don't.[1]
He is the son of Jacques Schiffrin, an ex-Russian Jew who emigrated to France and enjoyed success briefly there as a publisher of the Bibliothèque de la Pléiade editions, which he founded, and which was bought by Gallimard, until he was dismissed on account of the anti-Semitic laws enforced during the Vichy regime in France. Mr. Schiffrin had to flee and eventually found refuge in America.
[edit] Works
• L'édition sans éditeurs (1999) ISBN 2913372023
• The Business of Books: How the International Conglomerates Took Over Publishing and Changed the Way We Read (2000) ISBN 185984362X (Hardback ISBN 1859847633)
• Le contrôle de la parole (2005) ISBN 291337235X
• A Political Education: Coming of Age in Paris and New York (2007) ISBN 1933633158
o Published in French as Allers-retours : Paris-New York, un itinéraire politique (2007) ISBN 2867464471
N.B. - Although there exist no English versions of L'édition sans éditeurs or Le contrôle de la parole, there is some overlapping of content between The Business of Books and the former.
[edit] References
1. ^ 2007 radio interview with Leonard Lopate, WNYC
[edit] See also
• List of publishers
[edit] External links
• The New Press
• 1992 audio interview of Andre Schiffrin by Don Swaim
• Interview with David Barsamian September 2003
• RealAudio interview WILL-AM Media Matters, March 18, 2007
• André Schiffrin discusses French and American politics on French radio, aired 19 April 2007 (Real Audio)
• Appearance on French radio to promote A Political Education, aired 1st May 2007 (Real Audio)
• French radio interview with Arnaud Laporte, aired 8 May 2007 (Real Audio)
• French radio interview with Frédéric Bonnaud, aired 8 May 2007 (Real Audio)
• Second appearance on French radio to promote A Political Education, aired 13 May 2007 (Real Audio)
Retrieved from "http://en.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%...

aktualisiert am 18.09.2015


Heute vor 62 Jahren: Charlie Chaplin schreibt an seinem 70. Geburtstag ein Gedicht



Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich , das nennt man
“Authentisch-Sein”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
wie sehr es jemanden beschämt,
ihm meine Wünsche aufzuzwingen,
obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif,
noch der Mensch dazu bereit war,
auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß, das nennt man
“Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, dass alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man
“Reife”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist
– von da konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, das nennt sich
“Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte
für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das,
was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe
und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise
und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man
“Ehrlichkeit”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das “gesunden Egoismus”,
aber heute weiß ich, das ist “Selbstliebe”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt,
das nennt man “Einfach-Sein”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner,
diese Verbindung nenne ich heute
“Herzensweisheit”.

Wir brauchen uns nicht weiter
vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen
mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen
manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich,
das ist das Leben!

(Charles Spencer Chaplin)

* Geboren am Montag, 16. April 1889
* Geboren in Lambeth, London, Großbritannien
* Gestorben am Sonntag, 25. Dezember 1977
* Gestorben in Vevey, Schweiz







Kurt Tucholsky: Der berühmteste Mann der Welt
Charlie Chaplin im SPIEGEL-Archiv
Der SPIEGEL über verwirrte französische Chaplinologen
Die Süddeutsche über Chaplin, das Museum in Vevey und seine Kinder


Ein Spazierstock des Weltstars wurde bei einer Auktion von Filmrequisiten in London 2004 für 47.800 Pfund versteigert. Zwei Schnurrbärte zum Film Der große Diktator erzielten knapp 12.000 Pfund beziehungsweise rund 18.000 Pfund.

»Die Jugend wäre eine schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme.«

Freitag, 15. April 2011

Gestern vor 25 Jahren: Simone de Beauvoir stirbt in Paris

Simone de Beauvoir, die 1908 in Paris in eine bürgerliche Familie hineingeboren wurde, war eine der bedeutendsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Ihre der Zeit vorauseilenden Ideen prägten die Geisteswelt, bis heute wirken sie nach. Ihr gesamtes philosophisches und belletristisches Werk übt Kritik an den bürgerlichen Normen und an der von Männern dominierten Gesellschaft. Als »Mutter der neuen Frauenbewegung« beeinflusste die Lebensgefährtin von Jean-Paul Sartre mehrere Generationen von Feministinnen.



Simone de Beauvoirs Essay »Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau« gilt als Standardwerk und als meistgelesenes Buch zur Emanzipation. Wie revolutionär das Werk seinerzeit war, macht das Erscheinungsjahr deutlich: 1949! Zu dieser Zeit wies noch nichts auf eine neue Frauenbewegung hin. In Frankreich entbrannte eine leidenschaftliche Diskussion um das Buch, der Vatikan setzte es auf den Index.

Frühe Werke:
»Sie kam und blieb«, Roman 1943
»Das Blut der anderen«, Roman 1945
»Das andere Geschlecht«, Essay 1949
»Amerika – Tag und Nacht«, Essay 1950
»Die Mandarins von Paris«, Roman 1954

Text und Bild aus dem Brockhaus Kalender »Abenteuer Geschichte«

[Quelle: Wikipedia]

Mittwoch, 13. April 2011

Mediathek – Öffentlich-rechtliches für den Mac

Hier kann das Programm kostenlos heruntergeladen werden.
Link zu appdrive.net

Sonntag, 10. April 2011

Wer kennt Paul Dickopf?

Ich nicht, bei mir fing politisches Denken erst mit Dickopfs (BKA-Präsident 1965-71) Nachfolger im Bundeskriminalamt Horst Herold an (BKA-Präsident 1971-81). Der erfand nämlich die Rasterfahndung, eine der wichtigsten Waffen im Kampf gegen die RAF. (Zu den renommierten Anwälten der ersten RAF-Generation gehörten unter anderem die späteren Politiker Otto Schily und Hans-Christian Ströbele).
Zurück zu Paul Dickopf:

Lange war vermutet worden, dass der ehemalige Präsident des Bundeskriminalamts Paul Dickopf enge Verbindungen zur CIA pflegte – nun haben Forscher den Beweis erbracht: Dickopf erhielt vom amerikanischen Geheimdienst sogar Geld, sagte Historiker Patrick Wagner dem SPIEGEL.
Hamburg – Während seiner Zeit als Präsident des Bundeskriminalamts von 1965 bis 1971 hat der Spitzenbeamte Paul Dickopf Zahlungen vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA erhalten. Das geht aus im Jahr 2007 freigegebenen Unterlagen hervor, die eine Historikergruppe der Universität Halle-Wittenberg im Washingtoner Nationalarchiv ausgewertet hat.

Sidney Lumet ist tot

Zum Tod von Sidney Lumet

Der Mann, den Hollywood nicht liebte

Sidney Lumet mit Ehren-Oscar: "Ich wollte einen, verdammt noch mal"
Sidney Lumet mit Ehren-Oscar: "Ich wollte einen, verdammt noch mal"
Schon sein erster Film wurde ein Klassiker - einen Oscar aber bekam Sidney Lumet für "Die zwölf Geschworenen" nicht, ebensowenig wie für "Serpico", "Network", "Hundstage". Nun ist einer der letzten Großmeister des amerikanischen Kinos gestorben - in New York, seiner Stadt.
Es gehört zu den Ritualen des modernen Hollywood, dass den DVD-Veröffentlichungen neuer Filme Making-of-Videos beigefügt werden, in denen die Stars eines Films den Regisseur über den grünen Klee loben. Jeder zweite ist diesen Werbe-Interviews zufolge ein "Actor's Director", einer, der die Schauspieler wirklich versteht, der führen kann aber auch genügend Freiraum lässt für Kreativität, der Allerbeste. In den meisten Fällen dürfte es sich bei diesen Hymnen um kaum mehr als routinierte Hollywood-Heuchelei handeln. Bei Sidney Lumet aber war das anders.
mehr bei SPIEGEL Online



weitere Filme von Siney Lumet:
- Der Mann in der Schlangenhaut (1959), mit Marlon Brando und Anna Magnani, über die Un/Möglichkeit menschlicher Nähe
- Sein Leben in meiner Gewalt (1972), in dem Sean Connery versucht, von seinem James-Bond-Image wegzukommen.
- The Verdict (1982), mit Paul Newman als versoffenem Rechtsanwalt, der mit einem Krankenhaus streitet, das versucht, einen Kunstfehler zu vertuschen
- Daniel (1983), die fiktive Geschichte des Sohnes der Atomspione Ethel und Julius Rosenberg, die letzte Woche vor fünzig Jahren zum Tode verurteilt und am 19. Juni 1953 im Staatsgefängnis Sing Sing in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurden.
- Family Bussiness (1989), mit Sean Connery, Dustin Hoffman und Matthew Broderick

Die nukleare Erblast der USA

Bis zum Ende des Kalten Krieges wurde in den Atomreaktoren von Hanford das Plutonium für Amerikas Nuklearwaffen produziert. Die Entsorgung der verstrahlten Anlagen und verseuchten Böden der Umgebung kostet jährlich Milliarden Dollar.

Udo Lielischkies, ARD-Studio Washington

Das Video beim Weltspiegel

Heute vor 48 Jahren: Das erste Atom-U-Boot sinkt

Die USS Thresher (SSN-593) war ein U-Boot der United States Navy und gehörte der nach ihr benannten Thresher-Klasse an. Das 1961 in Dienst gestellte Boot ging am 10. April 1963 etwa 350 Kilometer vor Cape Cod an der Ostküste der Vereinigten Staaten bei Tauchtests verloren, wobei 129 Menschen umkamen. Damit war die Thresher das erste gesunkene Atom-U-Boot.

Als Grund für den Untergang wird ein Wassereinbruch vermutet. Durch einen in der Folge aufgetretenen Kurzschluss schaltete sich der Reaktor automatisch ab und ließ damit den Antrieb des Bootes ausfallen, woraufhin die Thresher unter ihre Zerstörungstiefe sank. Nach längerer Suche konnte die Navy das Wrack aufspüren und Fotos anfertigen, die zeigten, dass der Druckkörper beim Sinken noch stabil war und erst in großen Tiefen vom steigenden Wasserdruck zerdrückt wurde.

Noch heute liegt das Wrack in ca. 2500 Meter Tiefe am Meeresgrund. Über austretende Radioaktivität ist nichts bekannt.

[…]

Folgen für die Umwelt hatte der Unglücksfall hingegen nicht. Nach dem Sinken trat in der Region keine erhöhte ionisierende Strahlung auf, was zeigt, dass die Reaktorkammer dem Druck des Wassers gewachsen ist. Die Navy versicherte außerdem, dass das Seewasser die Kammer auch auf lange Sicht nicht schädigen könne. Dies ist insofern durchaus bedeutend, als das Wrack der Thresher in den nördlichen Ausläufern des Golfstroms liegt.

mehr bei Wikipedia

Samstag, 9. April 2011

Heute vor 50 Jahren – Eine seltsame Anzeige

Vor vier Monaten gratulierte die »Welt« – auf ihre Art – Jean-Luc Godard zum 80. Geburtstag. Er sei eigentlich immer ein Bourgeois (über den Begriff kann man sich weitere 80 Jahre auseinandersetzen) geblieben. Godard war einer der wichtigsten Regisseure der Nouvelle Vague (neben Claude Chabrol, Jacques Rivette, Éric Rohmer und François Truffaut). Heute vor 50 Jahren erschien in der Zeitschrift der Cinématheque Francaise (deren Filmsammlung die Künstler der Nouvelle Vague stark beeinflusste) eine von ihm (oder dem Produzenten Georges de Beauregard) aufgegebene Annonce: »Jean-Luc Godard, der gerade die Dreharbeiten zu “À bout de souffle” [Außer Atem] beendet hat und der sich in der Vorproduktion von “Le Petit Soldat” [Der kleine Soldat] befindet, sucht nach einer jungen Frau zwischen 18 und 27, die sowohl seine Hauptdarstellerin [interprète] als auch seine Lebensgefährtin [amie], werden soll.«
Hauptdarstellerin wurde Anna Karina.




Genaueres (oder auch andere Darstellungen des Sachverhaltes) und was dann kam, kann man hier nachlesen:
- Newwavefilm
- Senses of Cinema
- moviepilot.de
- Junge Freiheit
- ZEIT Online
- Libertas Filmmagazine
- Guardian
- Lycos Retriever
-

»Large release in open air…« aus einem internen AREVA-Papier

Areva (11 Milliarden EUR Umsatz) ist der weltweit größte Anbieter von Nukleartechnik und auch ein enger Geschäftspartner von Tepco (oder auch Tōkyō Denryoku, 43 Milliarden Umsatz), dem Betreiber von Fukushima. In einem internen Papier, das Monitor vorliegt, spricht der Reaktorphysiker Matthias Braun eine klare Sprache. Er berichtet von Abklingbecken, die als Zwischenlager verwendet werden, weil es kein Endlager gibt und von Freisetzung hochradioaktiver Stoffe »unter freiem Himmel«. Auch die Abklingbecken deutscher Atomkraftwerke werden – bei einem Füllstand von durchschnittlich 80% – mangels Endlagerstätte – als Zwischenlager verwendet.

zum Monitor-Bericht beim WDR (und wieder einmal ein Hoch auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk)

Mittwoch, 6. April 2011

Wir wissen nicht, was Manfred Spitzer empfiehlt…

»… Wir empfehlen bei Rheuma Togal!«, hieß es mal in der Werbung:



Als Fastenzeit oder als Passionszeit wird im Christentum der Zeitraum der sieben Wochen vor Ostern bezeichnet, des wichtigsten Festes der Christenheit, die an diesem Tag die Auferstehung Jesu feiert. Sie erinnert an das 40-tägige Fasten Jesu Christi zur Vorbereitung seines öffentlichen Wirkens. Ihr Beginn, der Aschermittwoch, stellt zugleich das Ende der Fastnacht dar.

Manfred Spitzer, angeregt durch die Bild-Zeitung, hat einen Artikel über die durch das Fasten hervorgerufenen Vorgänge im Gehirn geschrieben. Wir wissen weder, was Louis Trenker noch Manfred Spitzer empfehlen, wir empfehlen vor Ostern Fasten.

Dienstag, 5. April 2011

Geschichte des Spinnens

Das Spinnrad war schon im 9. Jahrhundert in Asien (Indien und China) bekannt, gelangte aber erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts nach Europa. Im 13. Jahrhundert war das Spinnen mit dem Spinnrad allerdings für viele Zünfte verboten, in manchen Regionen noch bis ins 16. Jahrhundert, da man die hohe Qualität der Garne schützen wollte, die mit einer Handspindel gefertigt wurden. Berichte besagen, dass die mit dem Spinnrad gesponnene Wolle zu schwach, ungleichmäßig und knotig gewesen sei. Im 18. Jahrhundert wurden die ersten Spinnmaschinen entwickelt: 1764 die »Spinning Jenny«, 1769 die »Waterframe«.


Das Spinnrad betätigten traditionell Frauen, die Spinnerinnen, die sich während der Arbeit häufig Geschichten erzählten. Daher stammen die Begriffe »flachsen« (ursprünglich: »Fasern aus Flachs herstellen«) und »spinnen« (ursprünglich: »Fäden herstellen«), die umgangssprachlich benutzt werden und so viel wie »Unsinn erzählen« oder auch »Märchen erzählen« meinen. Diesem Kontext entspringen auch das »Seemannsgarn«, also die meist sehr fantasievollen Erzählungen der Seeleute, und die Redewendung »den Faden verlieren«. Das Spinnrad ist also zum Symbol des Geschichtenerzählens geworden.
aus dem Brockhaus-Kalender »Abenteuer Geschichte«

Das erste Ghetto Europas

Am 29. März 1516 veranlasste der venezianische Senat, die Juden ausschließlich im Stadtteil Cannaregio anzusiedeln. Die Insel nannte man »gheto novo«, weil sich dort eine Gießerei (venezianisch: »getto«) befand. Grund für die Ghettoisierung war eine typische antisemitische Stimmung: Seit dem 10. Jahrhundert galten die jüdischen Kaufleute als gefährliche Konkurrenz, selbst die Einreise wurde den Juden bis weit ins 14. Jahrhundert verwehrt. Erst als Venedig dringend Geld brauchte, lockerte man das Verbot. Allerdings mussten die Juden hohe Steuern zahlen und als Stigma erst einen gelben Kreis auf ihrer Kleidung, später dann einen roten Hut tragen.


Das »gheto novo« war eng. Dieses Problem lösten die Eingepferchten, indem sie Hochhäuser mit bis zu neun Etagen errichteten. Allen Widrigkeiten zum Trotz erlebte die jüdische Gemeinde im 16. bzw. 17. Jahrhundert durch den Handel mit Stoffen und Juwelen eine materielle Blüte. Räumliche Freiheit brachte ihnen allerdings erst Napoleon 1797: Der Franzose verlieh den Juden das freie Bürgerrecht. Nach seiner Niederlage kam es jedoch zu einer erneuten Ghettoisierung. Erst 1866 erhielten sie von König Vittorio Emanuele II die absolute rechtliche Gleichstellung.
aus dem Brockhaus-Kalender »Abenteuer Geschichte«