Am 29. März 1516 veranlasste der venezianische Senat, die Juden ausschließlich im Stadtteil Cannaregio anzusiedeln. Die Insel nannte man »gheto novo«, weil sich dort eine Gießerei (venezianisch: »getto«) befand. Grund für die
Ghettoisierung war eine typische antisemitische Stimmung: Seit dem 10. Jahrhundert galten die jüdischen Kaufleute als gefährliche Konkurrenz, selbst die Einreise wurde den Juden bis weit ins 14. Jahrhundert verwehrt. Erst als Venedig dringend Geld brauchte, lockerte man das Verbot. Allerdings mussten die Juden hohe Steuern zahlen und als Stigma erst einen gelben Kreis auf ihrer Kleidung, später dann einen roten Hut tragen.
Das »gheto novo« war eng. Dieses Problem lösten die Eingepferchten, indem sie Hochhäuser mit bis zu neun Etagen errichteten. Allen Widrigkeiten zum Trotz erlebte die jüdische Gemeinde im 16. bzw. 17. Jahrhundert durch den Handel mit Stoffen und Juwelen eine materielle Blüte. Räumliche Freiheit brachte ihnen allerdings erst Napoleon 1797: Der Franzose verlieh den Juden das freie Bürgerrecht. Nach seiner Niederlage kam es jedoch zu einer erneuten Ghettoisierung. Erst 1866 erhielten sie von König Vittorio Emanuele II die absolute rechtliche Gleichstellung.
aus dem Brockhaus-Kalender »Abenteuer Geschichte«
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