Donnerstag, 20. Dezember 2018

Gelbe Westen jetzt auch in Ungarn?

Es ist ein genuin sozialer Protest; es wird sich zeigen, ob dieser Charakter erhalten bleibt

"Aufstand gegen Orbans Sklaverei-Gesetz" - die Überschrift des Spiegel über die Proteste in Ungarn klang martialisch. Anders als bei den Gelben Westen (häufig auch: Gelbwesten) in Frankreich wurde auch nicht von einer Querfront geredet, obwohl die ultrarechte Jobbik-Bewegung in Ungarn ganz selbstverständlicher Teil der Proteste war und ist.

Die Ungarn-Fahnen sind omnipräsent. Daneben versammeln sich in Ungarn auch Liberale mit EU-Fahnen und die versprengen Reste der ungarischen Linken und Gewerkschaften. Auslöser für die Demonstrationen waren soziale Proteste. Denn das "Sklavereigesetz" ist nur die jüngste der kapitalfreundlichen Maßnahmen der Orban-Regierung.

Mit dieser Arbeitsrechtsnovelle wird die jährlich mögliche Überstundenzahl von 250 auf 400 erhöht. Zugleich können sich Arbeitgeber mit der Bezahlung der Zusatzarbeit künftig drei Jahre Zeit lassen statt wie bisher ein Jahr.

Orban und seine Regierung verfolgen mit dieser Politik den gleichen Zweck wie alle Austeritätspolitiker von Thatcher über Schröder bis Macron. Sie wollen den Preis der Ware Arbeitskraft senken und erhoffen sich so Vorteile in der innerkapitalistischen Konkurrenz.

mehr:
- Gelbe Westen jetzt auch in Ungarn? (Peter Nowak, Telepolis, 19.12.2018)
siehe auch:
Tagesdosis 6.12.2018 – Die Gelben Westen. Protest mit Potential? (Podcast) (Kommentar von Bernhard Loyen, KenFM, 06.12.2018)

Putin warnt davor, Atomkriegsgefahr zu unterschätzen

Auf seiner Jahrespressekonferenz 2018 erklärte der russische Staatspräsident unter anderem den Unterschied zwischen ihm und Emmanuel Macron 

Auf seiner heutigen dreidreiviertelstündigen Jahrespressekonferenz warnte der russische Staatspräsident Wladimir Putin, "viele Akteure", würden die Gefahr eines Krieges mit Kernwaffen "zunehmend unterschätzen", obwohl Teile der internationalen Ordnung zusammenbrächen und das "globale System der atomaren Abrüstung gefährdet" sei. Zum konkret gefährdeten INF-Abrüstungsvertrag wies er Vorwürfe zurück, Moskau würde sich nicht an das Abkommen halten und warf im Gegenzug den USA vor, es zu "missbrauchen", um Ziele abseits eines Gleichgewichts durchzusetzen. 

Die russisch-amerikanischen Beziehungen sind seinen Worten nach "auf dem Boden angekommen", von dem man sich nun wieder "abstoßen" müsse. Dazu sei er bereit, wenn auch Washington bereit sei. Ein erneutes Treffen zwischen ihm und dem US-Präsidenten Donald Trump hält er für sinnvoll, weil es viele Fragen gebe, die man dort in beiderseitigem Interesse besprechen könne: Zum Beispiel zu Syrien und zu Afghanistan.
mehr:
- Putin warnt davor, Atomkriegsgefahr zu unterschätzen (Peter Mühlbauer, Telepolis, 20.12.2018)
siehe auch:
- Die Kriegstrommler (Post, 08.12.2018)

Kann der Bitcoin bald wertlos werden?

Seit seinem Allzeithoch von knapp 20.000 US-Dollar Ende 2017 hat der Bitcoin bereits 80% an Wert verloren. Kann die stark beworbene Kryptowährung bald wertlos werden? Auch ohne das "Bitcoin-Chinesisch" lässt sich jedem Nicht-Fachmann erklären, warum dieses Szenario sehr wohl realistisch ist.

Bitcoin ist ein Datensatz aus Zahlen und Buchstaben

Materiell gesehen ist Bitcoin mit einer Gedenkmünze nicht vergleichbar. Der Käufer wird schnell merken, dass er hier lediglich einen Datensatz aus Zahlen und Buchstaben erwirbt, so etwas wie ein Kennwort. Diesen Satz deponiert er bei einer kontoähnlichen Aufbewahrungsstelle - digital geht es nicht anders - und unternimmt von dort aus, seine Transaktionen. Weder Kontofälschungen noch ein Zugriff und Kontrolle durch staatliche Organe sind möglich, Internetüberweisungen aber schon. Was liegt näher als zu glauben, es läge hier tatsächlich ein sicherer, inflationsfreier, anonymer aber weltweit anerkannter "Wert" vor, der als Währung eingesetzt werden kann. Wenn es eine Währung wäre!

Der Bitcoin besitzt weder exklusive Krypto-Eigenschaften …

Wegen vorgenannter Attribute wird von seinen Promotoren fälschlicherweise behauptet, Bitcoin sei eine exklusiv "verschlüsselte" Währung. Denn mit der sog. Blockchain-Technologie darf jedermann Bitcoin-Konkurrenten erstellen. Es gibt gegenwärtig weltweit etwa 3000 Kryptowährungen, denen nur etwa 100 staatliche Währungen der Notenbanken gegenüberstehen. Auch versuchten schon Staaten die Anonymität der Krypto-Währungen zu brechen - es gibt schon die ersten Verbote! -, weil sie sie als "Konkurrenzwährung" zur eigenen Landeswährung sehen. Wie soll da eine Steuerschuld berechnet werden? Wer als Anleger nicht an die Aufgabe dieses Staatsmonopols glaubt, der muss Bitcoins meiden auch wenn der Kurs bereits so massiv eingebrochen ist.

mehr:
- Kann der Bitcoin bald wertlos werden? (Ein Kommentar von Viktor Heese, Telepolis, 20.12.2018)
siehe auch:
Wer an eine Bitcoin-Blase glaubt, hat null kapiert (Frank Schmiechen, Welt, 20.01.2018)
- Die Bitcoins-Blase: Wer so richtig abkassieren möchte… (Post, 11.11.2017)

Linke Abgeordnete besuchen Julian Assange

Erste Visite von Parlamentariern nach langer Isolation. Heike Hänsel und Sevim Dagdelen fordern Freilassung und Schutz für WikiLeaks-Gründer

Zum ersten Mal seit einer fast vollständigen Isolation in der Botschaft von Ecuador in London hat der Publizist und Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, heute Besuch von zwei Parlamentariern bekommen. Heike Hänsel und Sevim Dagdelen, Vizevorsitze der Linksfraktion im Bundestag und Mitglieder im Auswärtigen Ausschuss, sprachen gut eine Stunde lang mit Assange, der sich seit mehr als sechs Jahren in der Botschaft des südamerikanischen Landes befindet.

Die Situation für Assange ist zunehmend schwierig: Nach einem Regierungswechsel in Ecuador im vergangenen Jahr wendet sich der neue Präsident Lenín Moreno offen gegen die Beherbergung des Aktivisten und will ihn so schnell wie möglich loswerden. Nachdem Assange vor wenigen Tagen die Heizung abgedreht bekommen hat und seine Katze aus den Botschaftsräumen entfernt wurde, befürchteten Unterstützer den Rauswurf des Mittvierzigers. Auch der Austausch des Botschaftspersonals und die Ablösung des bisherigen Botschafters schürten diese Bedenken.

mehr:
- Linke Abgeordnete besuchen Julian Assange (Christian Kliver, Telepolis, 20.12.2018)
siehe auch:
Julian Assange wird ans Messer geliefert (Chris Hedges, aus dem Englischen von Josefa Zimmermann, NachDenkSeiten, 19.11.2018)
US-Staatsanwalt enthüllt irrtümlich Anklage gegen den Wikileaks-Gründer Julian Assange (Post, 16.11.2018)

Adventsrätsel, das Zwanzigste von vierundzwanzig


Das Erste liegt im Schweizer Land,
das Zweite schlägt den Berg hinab.
das Ganze gibt’s am Meeresstrand,
jedoch nicht überall und dort recht knapp.








Last Train Home - Pat Metheny Group {3:58}

Veröffentlicht am 27.05.2008
cascade6060
From the excellent album 'Still Life (Talking)' 1987