Birk Meinhardt war von 1992 bis 2012 Redakteur bei der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ), zunächst im Sportteil, dann als Reporter der berühmten Seite Drei. In seinem Buch „Wie ich meine Zeitung verlor“ rechnet er jetzt mit der SZ ab. Er wirft ihr vor, dass „die gesamte Berichterstattung einseitig geworden“ sei und „alles nur noch in eine Richtung gebürstet“ werde. Als Autor habe er Probleme bekommen, als er Artikel schreiben wollte, die der vorherrschenden Meinung widersprachen. Die SZ nennt die Vorwürfe gegenüber Übermedien „irreführend und nicht zutreffend“.
Solches Eingeenge und Luftabgeschnüre
Es gibt eine große Erweckungsszene in diesem Buch. Sie klingt wie aus einem Spielfilm, und obwohl niemand auf einen Tisch springt, kann man sich leicht Robin Williams in ihr vorstellen.
Die Szene spielt irgendwann 2017. Birk Meinhardt war bei einem Seminargruppentreffen mit Studienkollegen aus der DDR. Alle erinnerten sich an alte Zeiten, bis Meinhardt auffiel, dass jeder sich nachträglich zum Dissidenten verklärte. „Das sind doch alles Märchen“, sagte er, „wir schildern unsere Geschichte nicht so, wie sie abgelaufen ist, sondern wie wir wünschen, daß sie abgelaufen wäre.“
Und dann schlug er einen Bogen von der DDR-Vergangenheit in die Gegenwart der Bundesrepublik. „Ich spüre wieder solches Eingeenge und Luftabgeschnüre“, rief er:
„Im einzelnen läuft es hier jetzt anders natürlich, für mich jedenfalls – wartet mal, wartet mal kurz! Ich sprang auf. Mir war was eingefallen, was Reclamgelbes, ich hatte es doch erst vorhin im Zug gelesen! Ich holte es aus der Tasche. Ich schlug mir damit auf die flache Hand und hielt es kurz hoch. Tocqueville.“
Meinhardt las seinen früheren Kommilitonen vor, was Tocqueville vor knapp 200 Jahren „über die Demokratie in Amerika“ schrieb,
„in dem Ding steht schon genau drin, was heute abläuft, 1835, und alles schon enthalten, hier zum Beispiel, die Allmacht der Mehrheit. Tocqueville schreibt sogar von Tyrannei. Die tyrannische Mehrheit, die einen drohenden Kreis ums Denken der Minderheit errichtet.“
Dem einzelnen, der in der Minderheit sei, werde nicht nach dem Leben getrachtet, aber er sei täglichen Nachstellungen ausgesetzt. Wer ihn ablehne, sage das laut; wer ihm zustimme, schweige und entferne sich.
Meinhardt redete und zitierte „entflammt“, und als er kurz innehielt und zweifelte, stellte er fest, dass
„etwas Famoses geschah. Alle zeigten sich genauso entflammt. Alle warfen ihre Panzerungen ab und begannen zu diskutieren, ehrlich und schonungslos, einer rief sogar, man müsste kündigen, man dürfte keinen Tag länger dableiben, da erbleichte ein anderer, der in der Regionalzeitung, in der sie beide arbeiteten, ewig sein Vorgesetzter gewesen war, sowas Ketzerisches hatte er noch nie gehört von ihm, es war ein Sich-Streiten, ein Sich-Erkennen und ein Sich-nicht-Übelnehmen“
und am Ende waren alle „innig“ und „beschwingt“.
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aus dem Video zur ZAPP-Studie: Sprecher: »Autor Matthias Bröckers meint, die Medien würden verschweigen, worum es im Ukraine-Konflikt wirklich geht.«
Bröckers: »Wir, der Westen, haben das Interesse, die Ukraine aus dem Verband mit Russland rauszubrechen.«
Off-Sprecher: »Nicht alle, aber einige, teilen diese These. Das Publikum: Künstler, Juristen, Journalisten, Beamte – Bildungsbürgertum.«
Ein Mann aus dem Publikum: »Man hat den Eindruck, daß die deutschen Medien, sowohl die Printmedien, wie auch die elektronischen, daß die … ein Verstärkungsorgan, ein Propagandainstrument der Regierung sind. Es gibt überhaupt keine kritische Stimme mehr!«
Ein anderer Zuhörer beim Bröckers-Vortrag: »Ich möchte wissen, wer an welchen Stellschrauben dreht, daß Süddeutsche, SPIEGEL, Frankfurter Allgemeine, nur um drei zu nennen, alle im Tenor mehr oder weniger das Gleiche sagen und es praktisch bei uns keine Alternative dazu gibt.«
Ein weiterer Zuhörer: »Wir werden ständig nur angelogen. Bei der Ukraine war’s ganz besonders schlimm. Das ist die reinste Kriegshetze gewesen. Und leider bis in die taz hinein. Da war ich sehr entsetzt.«
Off-Sprecher:
»Nach einer represäntativen Umfrage im Auftrag von ZAPP haben nur 29 % der Befragten großes oder sehr großes Vertrauen in die Medien insgesamt, 54 % haben wenig Vertrauen, 15% gar keins.…«
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