Mittwoch, 3. Juni 2020

Die Wahrheitsblase und ihre privatisierten Wächter…



Eine Taskforce der Europäischen Union teilt die Welt in Gut und Böse ein — und untergräbt damit die Presse- und Meinungsfreiheit.
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Eine „Schutz“-Mauer wurde um Land, Leute und durch die Köpfe gezogen. Über sie wacht eine Arbeitsgruppe der Europäischen Union (EU), eine Taskforce. Sie soll die EU, deren Staaten und Gesellschaften gegen angebliche Desinformation schützen und Propaganda durch Dritte abwehren. An vorderster Front stehen dabei die Faktenprüfer, die Faktenchecker. Sie teilen die Medien in „seriös“ und „unglaubwürdig“, in „gut“ und „böse“ ein. Und sie legen — frei nach Christian Morgenstern — fest, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf.
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Die „strategische Kommunikation“ der Europäischen Union (EU) wird mit der NATO koordiniert. Der Kampf um internationalen Einfluss und Kontrolle geht verschärft weiter.

Beispiel: Das Virus

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Man spricht von „Kampf“, von „Krise“ und von „Krieg“. Finanzielle „Schutzschilde“ werden gespannt, nicht nur der deutsche Finanzminister spricht von einer „Bazooka“, um mit „unbegrenzter Feuerkraft“ die sich abzeichnende Krise zu bekämpfen.

Anlass ist ein Virus, das zu erwarten war. In Asien und Afrika kommt es häufig zu Epidemien, die aufgrund schlechter Lebensbedingungen, Mangel an Wasser und Gesundheitsversorgung viele Menschen das Leben kosten. Das globalisierte Leben und Wirtschaften bringt es mit sich, dass neue Krankheiten entstehen und bekannte Krankheiten sich schneller verbreiten können. Im Wettlauf um Profit, Wachstum und Kontrolle spielen das Wohlergehen von Mensch und Natur eine untergeordnete Rolle. Auch in Deutschland steht das Recht auf Gesundheit ebenso wenig im Grundgesetz wie das Recht auf Arbeit und Wohnen.

Vorbereitung wie auf einen Krieg

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Pläne für einen Notfall füllten die Regale, darunter nationale Pandemiepläne verschiedener Jahre und eine Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „Wir gegen Viren“.

Im Januar 2013 veröffentlichte die Bundesregierung mit der Drucksache 17/12051 ihren „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“, der sich teilweise wie das Drehbuch zu dem Geschehen liest, das sich seit Mitte März 2020 in Deutschland abspielt.

Im Jahr 2016 nahm sich die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) des Themas „Gesundheitssicherheit“ an und veranstaltete am Rande des Gesundheitsgipfels im Auswärtigen Amt eine Gesprächsrunde zum Thema: „Lehren aus der Ebolakrise“.

Auf der MSC 2017 stellte Microsoft-Mitgründer Bill Gates schließlich die Verbindung zwischen Gesundheit und Sicherheit her und hatte die Aufmerksamkeit auf seiner Seite. Ob „durch eine Laune der Natur oder von Terroristen hergestellt“ könnte ein Erreger, der durch die Luft verbreitet wird, „mehr als 30 Millionen Menschen in weniger als einem Jahr“ töten, rechnete Gates vor. „Mit begründeter Wahrscheinlichkeit“ könne die Welt das in den nächsten 10 bis 15 Jahren erleben. Die nächste Epidemie könnte auf dem Bildschirm eines Terroristen entstehen, der „eine synthetische Form des Pockenvirus oder eine super ansteckende und tödliche Deformation der Grippe“ hergestellt haben könnte. „Wir ignorieren den Zusammenhang zwischen Gesundheitssicherheit und internationaler Sicherheit und gefährden uns selber“.

2018 unterstrich Gates die Gefahr durch mangelnde Gesundheitssicherheit bei einer Veranstaltung der Massachusetts Medical Society und dem New England Journal of Medicine (NEJM):

„Die Welt muss sich auf Pandemien genauso ernsthaft vorbereiten wie auf den Krieg.“


Die Münchner Sicherheitskonferenz organisiert inzwischen regelmäßig Veranstaltungen zum Thema „Gesundheit und Sicherheit“. Man wolle den „Dialog und (die) Zusammenarbeit zwischen der sicherheitspolitischen Community und Entwicklungsbeauftragten und -experten, internationalen Organisationen und NGOs, der Forschung und der Privatwirtschaft“ fördern, heißt es auf der MSC-Homepage. Kern der Diskussionen, die sich um die „menschliche Sicherheit“ drehen sollen, seien „Sustaining Peace, Environmental Security und Health Security” — nachhaltiger Frieden, Umweltsicherheit und Gesundheitssicherheit.
mehr:
- Die Wahrheits-Wächter (Karin Leukefeld, Rubikon, 02.06.2020)
siehe auch:
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Reschke, Wehling und Corona: Das Framing geht weiter


zuerst das Video:
Elisabeth Wehling: Krieg gegen Corona - die Macht der Worte | After Corona Club | 28 | NDR Doku {18:39}

NDR Doku
Am 27.05.2020 veröffentlicht 
Die Welt ist "im Krieg" gegen Corona, das Virus ist eine "Plage". Wie beeinflusst die Rhetorik in der Corona-Krise unser Denken? Die Sprachwissenschaftlerin und Kognitionsforscherin Elisabeth Wehling erklärt, dass die Begriffswahl, die wir auf die Pandemie, die Situation und den Virus anwenden, "wahnsinnig wichtig" sei. "Weil die Sprache, die wir nutzen, unser Denken und Handeln mit anleitet." Elisabeth Wehling ist zu Gast bei Anja Reschke im After Corona Club.
Hier geht's zur Playlist vom After Corona Club
- https://www.youtube.com/playlist?list...
Die Welt ist "im Krieg" gegen die Pandemie, das Virus ist eine "Plage". Wie beeinflusst die Rhetorik in der Corona-Krise unser Denken? Die Sprachwissenschaftlerin und Kognitionsforscherin Elisabeth Wehling erklärt, dass die Begriffswahl, die wir auf die Pandemie, die Situation und den Virus anwenden, "wahnsinnig wichtig" sei. "Weil die Sprache, die wir nutzen, unser Denken und Handeln mit anleitet." Es mache beispielsweise einen riesigen Unterschied, ob wir von "Corona-Pandemie" oder "Corona-Krise" sprechen. Im Wort "Krise" schwinge die Bedrohlichkeit der Situation deutlich mehr mit.

Ist nach dem peinlichen Bekannt- und Öffentlichwerden des Framing-Handbuchs, das Frau Wehling 2019 für die ARD zusammengebastelt hatte, die Schamfrist schon abgelaufen? Es sieht ganz danach aus, denn Anja Reschke präsentiert die Autorin im „After Corona Club“ des NDR als Expertin, die schamlos wie schon 2019 an die Universität von Berkeley „herangeframed“ wird. „Sie leitet am International Computer Science Institute Berkeley Forschungsprojekte zu Ideologie, Sprache und unbewusster Meinungsbildung“, so zumindest stellt uns Reschke Wehling vor.

Auf Wehlings Webseite ist allerdings davon die Rede, dass sie dort als Postdoktorandin tätig ist (oder war). Von Leitung kann also keine Rede sein. Im „Research Staff“ des Instituts taucht ihr Name nicht auf. Allerdings auch auf keiner der Alumni-Namenslisten des Instituts, auf denen die Namen der Postdoc-Studenten geführt werden, etwa auf der naheliegenden Seite zum Themenkomplex „Sprache“. Über die Suchfunktion der Seite des ICSI findet man den neuesten Eintrag zu Elisabeth Wehling aus dem Jahr 2015. An der Aussagekraft des NDR-Framings, Wehling sei eine irgendwie bedeutende oder relevante Wissenschaftlerin in Berkeley, darf also zumindest gezweifelt werden.

Und auch hier nochmal der Hinweis: das „International Computer Science Institute“ (ICSI) ist zwar in Berkeley ansässig, hat mit der Universität dort jedoch nichts zu tun. Letzteres erklärte die Uni bereits 2019, als Wehlings Framing-Handbuch versehentlich in die Öffentlichkeit gelangte. Doch verlassen wir Kalifornien, um uns wieder dem NDR zuzuwenden.

mehr:
- Reschke, Wehling und Corona: Das Framing geht weiter (Roger Letsch, AchGut, 03.06.2020)
siehe auch:
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„Die Qualität und Quantität subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur geistigen Kompetenz der Produzenten“, sagt der Referent in diesem Moment. Alles klar? Sie müssen sich den Satz erst mühsam zerlegen, um darauf zu kommen, dass der kluge Mann nichts anderes gesagt hat als: Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln. Aha, und warum sagt er das nicht gleich? Wenn er der Meinung ist, dass die schlichtesten Menschen die erfolgreichsten sind, warum tut er dann alles, um den Eindruck eines hochintelligenten Menschen zu vermitteln? Passen da inhaltliche Botschaft und die Art, wie sie vermittelt wird, überhaupt zusammen?

Mit einem Mal sind Sie nicht mehr ganz so beeindruckt von diesem Herrn, der da ein Fremdwort an das andere reiht und Sie entspannen sich. Ihre eigenen Gedanken schieben sich vor die des Referenten: Warum schließen sich viele dem Trend an, alles möglichst hochgestochen und künstlich aufgebläht auszudrücken? Haben Sie verlernt, sich einfach ausdrücken? Ist es die Sorge, ansonsten nicht die gewünschte Wirkung zu erzielen? Aber, wie wirkt der Referent denn? Klug, ohne Frage, aber auch abgehoben und distanziert, nicht offen, nicht sympathisch. Will er tatsächlich informieren und motivieren oder will er sich selbst darstellen?

[Ernten die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln?, ingenieur.de, undatiert]

re:publica 2017: Die Vernunft der klassischen Aufklärung ist passé - Elisabeth Wehling {22:25}
dctpTV
Am 08.05.2017 veröffentlicht 
Kognitionsforscherin Elisabeth Wehling erklärt Philip Banse das Prinzip des Framing und warum Fakten für uns erst durch einen Rahmen Bedeutung erlangen.
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