Dienstag, 13. September 2005

Der gelbe Teufel

Vor ungefähr zweihundert Jahren ging einmal ein Herr, der nicht weit von hier allein in einem großen Haus wohnte, auf den Markt und sah dort einen Teufel in einem Käfig. Es war ein Teufel mit Schwanz, gelbem Fell und zwei langen, scharfen Fangzähnen. Er war ungefähr so groß wie ein kräftiger Hund. Der Teufel hockte ruhig in seinem Käfig aus starkem Bambusrohr und nagte an einem Knochen. Neben dem Käfig stand ein Marktverkäufer, und der Herr fragte ihn, ob der Teufel zu kaufen sei.
„Aber ja”, sagte der Händler, „sonst wäre ich ja nicht hier. Das ist ein vortrefflicher Teufel. Er ist stark und fleißig und kann alles, was Ihr von ihm verlangt. Er versteht zu zimmern, er ist ein guter Gärtner, er kann kochen, flicken, Holz hacken, vorlesen, und was er nicht kann, das kann er lernen. Und ich verlange nicht viel dafür. Wenn Ihr mir 5o ooo Yen gebt, gehört er Euch.“
Der Herr handelte nicht und zahlte bar, denn er wollte den Teufel sofort mit nach Hause nehmen.
„Einen Augenblick”, sagte der Händler. „Weil Ihr nicht mit mir gefeilscht habt, will ich Euch etwas sagen. Schaut, er ist natürlich ein Teufel, und Teufel sind schlecht, das ist ja bekannt.“
„Und du hast gesagt, er sei ein vortrefflicher Teufel”, sagte der Herr empört.
„Jaja”, sagte der Händler, „und das stimmt auch. Er ist ein vortrefflicher Teufel, aber er ist schlecht. Er wird ewig ein Teufel bleiben. Ihr könnt an ihm viel Freude haben, aber nur unter einer Bedingung: Ihr müßt ihn die ganze Zeit beschäftigen, jeden Tag müßt Ihr ihm sein Tagewerk aufgeben: Von dann bis dann mußt du Holz hacken, dann mußt du zu kochen anfangen, nach dem Essen kannst du dich eine halbe Stunde ausruhen, aber du mußt dich wirklich hinlegen und entspannen, und danach kannst du den Garten umgraben, und so weiter. Wenn er frei hat, wenn er nicht weiß, was er tun soll, dann ist er gefährlich.“
„Wenn's nicht mehr ist”, sagte der Herr und nahm den Teufel mit. Und alles verlief nach Wunsch. Jeden Morgen rief der Herr den Teufel zu sich; der Teufel kniete gehorsam nieder, der Herr gab ihm sein Tagewerk auf, und der Teufel machte sich an die Arbeit und schuftete den ganzen Tag. Wenn er nicht arbeitete, ruhte oder spielte er, aber stets befolgte er die Befehle.
Dann, einige Monate später, traf der Herr in der Stadt einen alten Freund, und über der Freude des unverhofften Wiedersehens mit seinem früheren Gefährten vergaß er alles andere. Er nahm den Freund mit in ein Wirthaus, beide tranken Sake, einen kleinen Steinkrug nach dem anderen, dann aßen sie ein gutes Mahl und tranken noch mehr, und schließlich landeten sie im Weidenviertel, Die Frauen hielten die beiden Freunde beschäftigt, und spät am nächsten Morgen wachte der Herr in einer fremden Kammer auf. Zuerst wußte er nicht, wo er war, aber allmählich dämmerte ihm alles, und sein Teufel fiel ihm wieder ein. Sein Freund war gegangen. Er bezahlte die Frauen, die auf einmal ganz anders aussahen, als er sie vom vergangenen Abend in Erinnerung hatte, und eilte nach Hause. Als er an seinem Garten ankam, roch er Feuer und sah Rauch aus der Küche aufsteigen. Er stürmte ins Haus und sah den Teufel auf dem Holzfußboden der Küche sitzen. Er hatte ein offenes Feuer entfacht und röstete das Nachbarskind an einem Spieß.

aus Janwillem van de Wetering, Der leere Spiegel

Liebe…

Der Soziologe John Alan Lee [Colors of Love, 1976] führt in seiner Studie über die Liebe sechs Haupttypen der romantischen Liebe auf:
1. Eros: Dieses Form von Liebe basiert auf körperlicher Anziehungskraft. Meist ist diese so schnell wieder vorüber, wie sie begonnen hat. Eine feste, dauerhafte Beziehung ist hier in den seltensten Fällen zu erwarten.
2. Ludus: (lat. Spiel) beschreibt die spielerische Liebe, mit Täuschungsmanövern, Eifersüchteleien etc. In der Regel zeigen die Partner kein großes Verantwortungsbewußtsein gegenübereinander.
3. Storge: bedeutet Wärme und Zuneigung. Eine Liebe die sich langsam, ohne Verrücktheiten aufeinander zubewegt. Storge entspringt der Freundschaft. Es ist die beständige Form der Liebe.
4. Mania: ist die stürmische Art der Liebe. Der manisch Liebende wird von starken Antrieben bestimmt - das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Zuwendung seitens der geliebten Person ist unstillbar.
5. Pragma: eine eher pragmatische, unterkühlte Form der Liebe. Der pragmatisch Liebende sucht sich seinen Partner nach einer gedanklichen "Checkliste" aus, der die von ihm gewünschten Eigenschaften aufweist.
6. Agape: bezieht sich auf das christliche Konzept der Liebe, als nichts fordernd, geduldig, freundlich und allumfassend. Interessant ist, daß Lee eingesteht, er selbst habe nicht ein einziges Beispiel uneingeschränkter Agape finden können, so daß man wohl annehmen darf, daß diese Form der Liebe eher ein Ideal bleiben wird.

Lee ist überzeugt, daß die zufriedenstellendsten Beziehungen jene sind, in denen die Liebenden mit den gleichen Erwartungen an die Liebe heran gehen und unter Liebe das Gleiche verstehen.
mehr unter
http://www.soc.psy.ruhr-uni-bochum.de/publikationen_und_berichte/Projekt%20Enge%20Beziehungen.pdf
http://www.merian.fr.bw.schule.de/mueller/SchuelerII/Facharbt/Liebe/liebe2.htm
http://www.psychologie.unizh.ch/klipsa/team/boothe/lehre/ws03/documents/LiebeWerlenReferatVorlEntwicklpsychWS030412.pdf
http://www.psychologie.unizh.ch/klipsa/team/boothe/lehre/ws03/documents/ProtokollVorlEntwckpsychWS0304LIEBE120104Gemperle.pdf
http://www.psychologie.unizh.ch/klipsa/team/boothe/lehre/ws03/documents/ProtokollVorlEntwcklpsychWS0304LIEBE120104Arboleda.pdf
… und noch mehr unter
http://www.psychologie.unizh.ch/klipsa/team/boothe/lehre/ws03/PsaGrundlagenMaterialiena.shtmlzu wenig Sex?

Auf immer und ewig…

Eisenhowers Warnung

[…] Präsident Dwight D. Eisenhower brachte 1960 in seiner Abschiedsrede diese Gefahr auf den Punkt:
„Die Verbindung eines riesigen Militärestablishments mit einer gewaltigen Rüstungsindustrie ist eine neue Erscheinung in der Geschichte Amerikas. Der Einfluß - ökonomisch, politisch, sogar geistig - ist spürbar in jeder Stadt, jedem Bundesstaat, jedem Regierungsbüro. Vor allem unsere Regierungsgremien müssen wir vor der bewußten oder unbewußten Übernahme unberechtigter Machtbefugnisse durch den Militär-Industrie-Komplex schützen. Denn das Potential für ein unheilvolles Anwachsen von Macht am falschen Ort besteht und stabilisiert sich. Nur eine wache und informierte Öffentlichkeit kann dafür sorgen, daß diese mächtige industrielle und militärische Verteidigungsmaschinerie an unsere friedlichen Methoden und Ziele gebunden bleibt, damit Sicherheit und Freiheit gemeinsam gedeihen können." (Vexler 1970, 235)
aus einem Vorabdruck von H.J. Krysmanski, Hirten und Wölfe, Wie die Geld- und Machteliten der USA sich die Welt aufteilen

President Eisenhower's Farewell Speech Warning Of Military and Corporation Take Over [14:04]

Hochgeladen am 07.12.2011
President Eisenhower's Warning

=========================
Popularität erlangte der Begriff durch den US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, der in seiner Abschiedsrede vom 17. Januar 1961 ausdrücklich vor den Verflechtungen und Einflüssen des militärisch-industriellen Komplexes in den USA warnte.[3] Eisenhower, der selbst einst Generalstabschef der Armee war, sah wie Mills den militärisch-industriellen Komplex als eine Gefahr für die demokratischen Institutionen und die Demokratie an. Durch die Einwirkung dieses Komplexes auf Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft könne die politische Führung veranlasst werden, Konflikte eher militärisch als politisch lösen zu wollen und damit als verlängerter Arm der Lobby der Rüstungsindustrie agieren:

Ausschnitt aus Eisenhowers Notizen zu seiner Abschiedsrede: "military-industrial complex"

“In the councils of government, we must guard against the acquisition of unwarranted influence, whether sought or unsought, by the military-industrial complex. The potential for the disastrous rise of misplaced power exists and will persist. We must never let the weight of this combination endanger our liberties or democratic processes. We should take nothing for granted. Only an alert and knowledgeable citizenry can compel the proper meshing of the huge industrial and military machinery of defense with our peaceful methods and goals, so that security and liberty may prosper together.”
„Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluss -- beabsichtigt oder unbeabsichtigt -- durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. Wir dürfen es nie zulassen, dass die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen. Nur wachsame und informierte Bürger können das angemessene Vernetzen der gigantischen industriellen und militärischen Verteidigungsmaschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen erzwingen, so dass Sicherheit und Freiheit zusammen wachsen und gedeihen können.“[4] [Militärisch-industrieller Komplex, Prägung des Begriffs, Wikipedia]
=========================

Bob Dylan - Masters of War - lyrics [5:56]   Übersetzung   Interpretation (Words in the Bucket, 27.02.2015)   “Masters of War”; the meaning of the music and the lyrics (Tony Attwood, 18.08.2014, sehr empfohlen)
Veröffentlicht am 04.11.2013
via YouTube Capture

zu dem Lied siehe auch:
Heute vor 20 Jahren – Bob Dylans versteckte Botschaft bei der Grammy-Verleihung (20.02.2011, aktualisiert am 12.12.2015 – Masters of WarBlowin’ in the Wind

Ersatzfamilie in der Kids-Küche

Organisationen wie die „Berliner Tafel” bieten warme Mahlzeiten für Kinder aus armen Familien oder schwierigen Verhältnissen. Der Bedarf ist erschreckend hoch.

Mittagszeit im Jugendzentrum „Arche” in Hellersdorf, der tristen Plattenbausiedlung im Osten Berlins. Schulranzen und Jacken fliegen mit Karacho in die Ecke, an der kleinen Essensausgabe drängeln sich die Kids um einen Teller deftigen Eintopf. Noch schnell ein Gebet, dann wird gegessen, gequatscht und herumgealbert. Mehr als 170 Kinder holen sich hier täglich eine kostenlose warme Mahlzeit ab. Für viele ist es das erste Essen an diesem Tag für einige wird es das einzige bleiben. „Hier in Hellersdorf bekommt nur jedes dritte Kind ab und zu in der Woche eine warme Mahlzeit”, weiß Pastor Bernd Siggelkow, der die „Kids-Küche” vor drei Jahren gründete. Seitdem hat sich die Zahl der kleinen Besucher verachtfacht. Die Arche ist für sie Ersatzküche und vielleicht auch ein wenig Ersatzfamilie, weil zu Hause niemand Zeit, Geld oder Lust zum Kochen hat. „Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Alkoholismus: Die familiären Hintergründe der Kinder sind zum Teil dramatisch”, sagt Siggelkow.
In Berlin versorgen derzeit vier Einrichtungen gezielt Kinder und Jugendliche mit Essen, in anderen Städten gibt es ähnliche. Viele von ihnen organisieren die Mahlzeiten über Vereine wie die Berliner Tafel. Deren 200 ehrenamtliche Helfer sammeln bei Supermärkten, Bäckereien oder Restaurants überzählige Lebensmittel ein und geben sie an Bedürftige weiter. Die Berliner Tafel bietet nicht nur Mahlzeiten für täglich 15.000 Menschen, sondern verteilt zusätzlich für 20 Cent Frühstückspakete mit Käsebrötchen, Apfel und Safttüte an 14 Grundschulen. „Die Essensversorgung bei Kindern hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert”, sagt Tafel-Vorsitzende Sabine Werth. „Ein Viertel unserer Essen geht an Kinder.”
Solche Zahlen zeigen das Ausmaß der Kinderarmut in Deutschland. Laut Kinderschutzbund leben mehr als eine Million Kinder von Sozialhilfe. Bei den unter Siebenjährigen hat sich die Zahl der Sozialhilfeempfänger in den letzten Jahren verdreifacht. „Tauchen Probleme wie Arbeitslosigkeit auf, dann verlieren manche Eltern ihre Kinder aus dem Blick”, so Gabriele Wichert, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes. „Immer öfter fällt das gemeinsame Essen aus, und damit eine wichtige Gelegenheit zum Reden.” Deshalb sollten Suppenküchen die Kinder nicht einfach nur schnell abfüttern, sondern ein Ort sein, an dem sich die kleinen Besucher wohlfühlen, Ansprechpartner finden und spielen können.
aus Greenpeace Magazin 6/2004