Mittwoch, 30. Juli 2014

Julian Nida-Rümelin: Vorwürfe gegen Putin klingen stark nach Kriegs-Propaganda

Im Ukraine-Konflikt hat sich der Westen auf Wladimir Putin eingeschossen. Neo-imperialistische Politik wirft man Russlands Präsidenten vor. Dabei ist Putins Politik geradezu moderat. Ein Gastbeitrag von Julian Nida-Rümelin

Durch den vermutlich unbeabsichtigten Abschuss eines malaysischen Verkehrsflugzeuges spitzt sich die Ukraine-Krise zu. In Russland verbreiten die Medien, den Abschuss habe selbstverständlich die ukrainische Regierung zu verantworten, während in Deutschland und den USA die "neo-imperialistische" Politik Wladimir Putins für den Abschuss verantwortlich gemacht wird. Vermutlich wird sich herausstellen, dass es sich in der Tat um pro-russische Separatisten handelte, die diesen Abschuss zu verantworten haben.

Der Westen reagiert auf dieses Unglück mit einer Verschärfung der Sanktionen gegen Russland, und die ukrainische Regierung weitet den militärischen Einsatz gegen die Separatisten aus. Wie im Falle des Irak-Krieges des damaligen US-Präsidenten George W. Bush zeigen auch die deutschen Medien auffallend wenig Resistenz gegen eine Ideologisierung der Außenpolitik des Westens. Dass eine solche Ideologisierung von Russland aus, offenbar auch mit einigem Erfolg, betrieben wird, überrascht nicht. In einer voll entwickelten Demokratie erwartet man aber etwas anderes, nämlich eine gewisse kritische Distanz gegenüber Nato- und CIA-gesteuerten Informationen.

mehr:
- Kommentar zur Ukraine-Krise – Die Vorwürfe gegen Putin klingen stark nach Kriegs-Propaganda (Julian Nida-Rümelin, Stern, 29.07.2014)

mein Kommentar:
Wenn man in einer voll entwickelten Demokratie eine gewissen kritische Distanz gegenüber Nato- und CIA-gesteuerten Informationen erwarten kann, dies aber in der gegenwärtigen Ukraine-Krise definitiv nicht der Fall ist, ist der Sachverhalt klar:

Wir sind halt keine voll entwickelte Demokratie!
Punkt!

Gesellschaftsform Demokratie | Julian Nida-Rümelin [7:47]

Veröffentlicht am 11.12.2014
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Zum vorherigen Kapitel: http://youtu.be/hcGDHDAjbZs

Entgegen der verbreiteten Auffassung, dass Wahrheitsansprüche in der Demokratie unangemessen seien, begründet Nida-Rümelin die These, dass ohne normative Wahrheitsansprüche die demokratische Gesellschaft und Politik undenkbar seien. Die demokratische Ordnung beruht auf normativen Überzeugungen, wie die der Toleranz aus Respekt und der gleichen Freiheit aller Menschen.

Wenn diese Überzeugungen zur Disposition stünden, wäre auch die Demokratie als Lebensform obsolet.


Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin
studierte Philosophie, Physik, Mathematik und Politikwissenschaft in München und Tübingen, lehrte Philosophie und politische Theorie in München, Minneapolis, Tübingen, Brügge, Göttingen und Berlin - 1993 – 2003 o. Professor für Philosophie an der Universität Göttingen, seit 2004 Ordinarius für politische Theorie und Philosophie an der Universität München.
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Vor 2115 Jahren – 30. Juli 101 v. Chr.: Römische Truppen besiegen die Kimbern

Kampf den Germanen! 

Römische Soldaten tragen ihren Feldherrn Marius auf den Schultern
(Gemälde von Francesco Saviero Altamura, 19. Jh.)
 Die Kimbern, das germanische Volk aus Jütland, wanderten gegen Ende des zweiten Jahrhunderts v. Chr., vermutlich infolge einer Sturmflut, zunächst nach Schlesien und Böhmen, dann nach Noricum. Dort besiegten sie 113 v. Chr. bei Noreia ein römisches Heer. Sie zogen westwärts über den Rhein nach Gallien und vernichteten, nachdem ihnen Rom die Bitte um Zuweisung von Land abgeschlagen hatte, drei römische Heere. Erst bei den Keltiberern in Nordspanien stießen sie auf heftigen Widerstand. Im Gebiet der unteren Seine vereinigten sie sich schließlich mit den Teutonen, einem weiteren germanischen Volk, und drangen auf verschiedenen Routen in Italien ein, wo Rom den Kimbern das Gebiet nördlich des Po überlassen musste. Doch 102 v. Chr. besiegte Gaius Marius bei Aquae Sextiae zunächst die Teutonen. In der Schlacht auf dem Raudischen Feld bei Vercellae vernichtete Marius dann 101 v. Chr. mit seinem Heer die Streitmacht der Kimbern und bannte so die »Germanengefahr«. Der Sieger wurde als »dritter Gründer Roms« gefeiert und zum sechsten Mal zum Konsul gewählt. 

Was am 30. Juli noch geschah: 
1977: Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, wird in seinem Haus von Mitgliedern der RAF erschossen
Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014 

Sturm über Europa - Folge 01 - Kimbern und Teutonen [43:48]

Infotext:  
Hochgeladen am 27.12.2011 
Schon 120 v. Chr. machten sich die ersten germanischen Völker - die Kimbern und Teutonen - von Norddeutschland und Jütland aus auf den Weg in die Provinzen des römischen Imperiums. 
Während die antike römische Welt ihrem Untergang entgegen gehen sah, entstand im Nordwesten Europas ein neues politisches Zentrum. Heute billigen Historiker den Germanen einen entscheidenden Anteil an der Entstehung Europas zu. Beschrieben werden in diesem Film die Wanderungen der Kimbern und Teutonen, die Hungermarsch, Kriegszug und Abenteuer in einem waren. Um 120 v.Chr. waren an die 300.000 Kämpfer mit Frauen und Kindern von Dänemark aus in südliche Gefilde aufgebrochen und hatten die Römer das Fürchten gelehrt. 
Wer waren diese Kimbern und Teutonen? Wie lebten sie? Für die Römer waren sie "zweibeinige Tiere, die außer der Stimme und dem Leib nichts vom Menschen an sich haben". Dieses Bild versuchen Wissenschaftler heute zu korrigieren. Das Leben und Sterben der Kimbern erforschen sie u. a. in den Mooren: Tausende Funde haben sie dort gemacht und Moorleichen ausgegraben, die ihnen noch immer Rätsel aufgeben. Bis in die jüngste Vergangenheit spekulierte man über Wetterkatastrophen als Grund der Auswanderung. Fast 20 Jahre und 7000 Kilometer weit waren die Teutonen durch Europa gezogen, ehe sie in Südfrankreich von den Römern besiegt wurden, wie schließlich auch die Kimbern in der Po-Ebene. 
 Die Reihe "Sturm über Europa" beschäftigt sich ausführlich mit der germanischen Völkerwanderung und ruft jene Zeit wach, die am Beginn unserer europäischen Geschichte steht.