Dienstag, 11. März 2014

Torschlußpanik

Wenn Menschen Angst haben, etwas Wichtiges zu verpassen oder dass sie persönliche Ziele aus altersbedingten Gründen nicht mehr erreichen können, spricht man häufig von »Torschlusspanik«. Welches Tor droht sich da zu schließen? 


Die Uhr tickt unerbittlich 

Auch diese Wendung stammt aus dem mittelalterlichen Alltag: Stadttore wurden bei Anbruch der Dunkelheit aus Sicherheitsgründen geschlossen. Stadtbewohner, die bis dahin nicht zurückgekehrt waren, mussten entweder die Einlassgebühr für den Aufwand der außerordentlichen Toröffnung, den sogenannten Torgroschen, zahlen oder vor den Stadtmauern übernachten. Dort waren sie allerdings diversen Gefahren wie Räubern oder wilden Tieren schutzlos ausgeliefert. Deswegen achtete jedermann darauf, dass er rechtzeitig wieder zu Hause war, um nicht in »Torschlusspanik« zu verfallen. 

 In jüngerer Zeit wurde der Begriff »Torschlusspanik« im politischen Umfeld vor allem in Bezug auf den Bau und den Fall der Berliner Mauer verwendet. Als allein am letzten Tag vor der Sperrung der Zonengrenze im August 1961 noch über 4.000 Bürger in den Westsektor wechselten, griffen selbst englischsprachige Medien den Begriff im Original auf. Als sich 1989 die Mauer spontan auftat, eilten viele Bürger sofort zur Grenze, da sie Angst hatten, die Tore könnten sich bald wieder schließen. 
Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014