Einleitung
Schon die Römer zählten den oberen Naheraum zu ihrem Reich,
obschon sie nur eine kleine Oberschicht im Vergleich zur Urbevölkerung
darstellten, deren vorgeschichtliche Siedlungen an verschiedenen
Stellen des heutigen Stadtgebietes lagen. Bedeutung für diese
Bevölkerung der vorrömischen Zeit hatten die von den Kelten
angelegten Fliehburgen am Rand des Hochwaldes. Zeugnisse der
Urbevölkerung sind erhalten, so eine Badeanlage unter der Kirche in Heiligenbösch. Im 8. Jahrhundert sind mit dem Christentum die ersten,
wohl hölzernen Kirchen in unserer Gegend gebaut worden.
Der erste Ritter von (Ober)Stein wird 1075 erwähnt. Doch wohnte er
noch am Fuße des Felsens, denn das Alte und Neue Schloß errichtete
sein Geschlecht erst 100 beziehungsweise 250 Jahre später und
beherrschte von dort die kleine reichsfreie Herrschaft Oberstein. Bis
1418 erwarben die Grafen den Idarbann, das Bollenbachtal und die
südlich gelegenen Winterhauchwaldungen hinzu. Schon 1277 wird
erstmals das
Dorf ›unter Stein‹ genannt, und 1346 wurde ihm sogar Frankfurter
Stadtrecht verliehen. In einem Sammelprivileg, das Karl IV. für das
Bistum Trier erteilte, war auch Oberstein aufgeführt. Später erscheint
es zweifelhaft, ob das alte Stadtrecht aufrechterhalten geblieben ist.
Idar wird auch in alten Urkunden als Flecken bezeichnet. Obwohl ein
Jahrhundert später als Oberstein erstmals erwähnt, wird es von
Gelehrten für die ältere Siedlung gehalten. Dort war auch die Kirche,
wohin die gesamte Umgebung mit Oberstein eingepfarrt war. In den
folgenden Jahrhunderten lösten sich die Herrschaften in bunter
Erbfolge ab. Es wurde viel gestritten und oft mit Waffen gedroht.
Wichtigere Erscheinung war aber das im 16. Jahrhundert aufkommende
Schleifen von Edelsteinen und 1609 wurde sogar eine erste
Zunftordnung für Achatschleifer erlassen, womit Graf Philipp Franz von
Daun-Oberstein eine Verschleppung des Gewerbes in andere
Gegenden verhinderte. Ende des 18. Jahrhunderts löste sich nach dem Tod des Grafen Christian Carl Reinhard die Herrschaft Oberstein in
verschiedene Teile auf. Der Idarbach wurde Staatsgrenze zwischen
kurtrierischem Gebiet östlich und dem westlich angrenzenden
badischen Land. 1796 wurde das linke Rheinufer Frankreich
zugesprochen und damit war auch das Schicksal Obersteins vom
westlichen Nachbarn abhängig. Es kam zum Saardepartement.
Im Zusammenhang mit dem Wiener Kongreß gelangte das Birkenfelder
Gebiet an das Herzogtum Oldenburg. Es entstand das Fürstentum
Birkenfeld mit der Amtsstadt Oberstein, deren Bezirk die
Bürgermeistereien Oberstein, Fischbach und Herrstein bildeten. 1937
kam dieser Landesteil zu Preußen und bildete zusammen mit dem
Restkreis St. Wendel-Baumholder den Landkreis Birkenfeld. Noch unter
oldenburgischer Herrschaft wurden Oberstein und Idar durch Gesetz
vom 22. September 1933 zur Stadtgemeinde IdarOberstein vereinigt,
zu der 1969 neun Gemeinden (Enzweiler, Hammerstein, Göttschied,
Regulshausen,
Nahbollenbach, Mittelbollenbach, Kirchenbollenbach, Weierbach und
Georgweierbach) im Rahmen der großen Verwaltungsreform in
Rheinland-Pfalz hinzugeschlagen wurden.
Die damit eingeläutete ›Neue Zeit‹ ist auch den Jüngeren unter uns
bekannt. Nicht aber das Stadtbild, das sich den alteingesessenen
Bürgern Idar-Obersteins in den Jahren vor und nach der
Jahrhundertwende bis hin zu den dreißiger Jahren bot.
Die Erinnerung hieran soll mit diesem Büchlein wachgerufen und in die
kommenden Jahrzehnte hinein erhalten werden. Viele Ereignisse längst
vergangener Generationen werden im Zusammenhang mit den
fotografischen Reminiszenzen wieder wach und veranlassen vielleicht
den einen oder anderen jungen Idar-Obersteiner sich einmal mit der
Geschichte seiner eigenen Familie zu befassen.
1. Beginnen wir mit drei historischen Bilddokumenten unserer Stadt. Hier
sind der bekannte Stich des Matthaeus Merian aus seiner ›Topographia Palatinatus Rheni‹ aus der Zeit um 1645, ›Schloß und Stättlein Oberstein‹
sowie eine Zeichnung des bekannten Zeichenlehrers Wiesner ›Idar um
1860‹ zu nennen. Die dritte Zeichnung läßt viel ›malerische Freiheit‹
erkennen, gibt aber dennoch einen Eindruck über die ungefährte Lage des
Stadtteils Oberstein. Die drei Dokumente lassen den fast kaum noch
vorstellbaren Weg deutlich werden, den unsere Stadt in rund dreieinhalb
Jahrhunderten
zurückgelegt hat.
2. Von historischem Wert ist auch der gotische Flügelaltar der Felsenkirche. Er wurde von einem als ›Meister des Obersteiner Altars‹ bekannten Künstler um 1410 am Mittelrhein geschaffen.
3. Der Marktplatz Oberstein um 1890 mit Blick auf die alte Gasse und die Felsenkirche in ihrer ursprünglichen Form. Sie wurde Ende der zwanziger Jahre renoviert und erhielt einen abgeänderten Turm.
x
Schloss Oberstein 2015 [3:06]
Veröffentlicht am 06.08.2015
Aufnahmen vom Schlossweiher und Schloss Oberstein
x