Donnerstag, 11. Oktober 2018

Diesel-Fahrverbote: „Das ist wie beim Hexenhammer im Mittelalter“

Weil sie laut Studien zahlreiche Krankheiten und Todesfälle auslösen, werden vielfach Fahrverbote für Diesel-Autos verhängt. Der Lungenspezialist Dieter Köhler hält das für Hysterie, ausgelöst von ideologisierten Wissenschaftlern

Herr Köhler, Sie leben im eher dünn besiedelten Sauerland. Wäre es lebensgefährlich, in eine Stadt wie Berlin zu ziehen?
Nein, wieso?

In Berlin wird der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Stickstoffdioxid in der Luft regelmäßig überschritten. Ein Verwaltungsgericht hat entschieden, dass deshalb Fahrverbote für Diesel-Autos zulässig sind. Doch das wirkt nicht von heute auf morgen. Haben Sie als Lungenfacharzt da keine Bedenken?
Nein, überhaupt nicht. Selbst wenn man bei einem Wert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid und 50 Mikrogramm/Kubikmeter Feinstaub ein Leben lang in Berlin lebt und dazu immer das Fenster geöffnet hat, hat das kaum Auswirkungen auf die Gesundheit. Von der Größenordnung müssen Sie sich das vorstellen wie ein Zuckerkörnchen in einem Bereich von einem Kubikmeter. In 75 Jahren würde man 10 bis 15 Gramm Feinstaub oder Stickstoff inhalieren. Ein Raucher, der am Tag eine Schachtel Zigaretten verraucht, erreicht diesen Wert nach wenigen Wochen. Dann müssten ja alle Raucher nach zwei Monaten tot umfallen. Das passiert aber erst nach 40 bis 60 Jahren, in diesem Zeitraum hat der Raucher dann eine millionenfach höhere Dosis Feinstaub eingeatmet.

Aber nur, weil es beim Rauchen noch schlimmer ist, macht es die Sache beim Feinstaub auf der Straße doch nicht besser.
Aber es zeigt, dass die Menge von Feinstaub oder Stickstoffdioxid in den Grenzwertdosen völlig vernachlässigbar ist und sicher keine gesundheitlichen Schäden verursacht.
mehr:
- „Das ist wie beim Hexenhammer im Mittelalter“ (Interview mit Dieter Köhler, Cicero, 11.10.2018)

siehe auch:
- Diesel? »ein rein innerdeutsches Problem« (08.01.2018)
- Diesel: Umwelt? Fake? Massenhypnose! (Post, 30.07.2017)
- Die Umwelthilfe bekommt Geld von Toyota (Carsten Knop, FAZ, 28.05.2016, Zitat:)
Die derzeit laufende Kampagne der DUH richtet sich jedoch vor allem gegen den Diesel – und damit gegen die Hauptwettbewerber von Toyota auf dem deutschen Markt. […] „Die finanzielle Höhe der Förderung durch Toyota beträgt seit rund fünf Jahren einen mittleren bis höheren fünfstelligen Betrag pro Jahr, mit dem zwei Projekte unterstützt werden“, heißt es auf Nachfrage dieser Zeitung bei der Umwelthilfe. Das Gesamtbudget der DUH wiederum liegt bei nur 8,3 Millionen Euro […] Von einer Überprüfung eines Toyota-Dieselmodells durch die Umwelthilfe ist in der Branche allerdings auch nichts bekannt.

Wer will eigentlich eine unbegrenzte Migration?

Jeder soll nach seiner Façon selig werden. Oder doch nicht? Sollen alle nach der Façon der urbanen, offenen und toleranten Weltenbürger leben, fühlen und denken? Zurzeit ist der fortschrittliche Teil unserer Gesellschaft tief gespalten. „Aufstehen“ oder „Unteilbar“ – Menschen, von denen man ansonsten erwarten müsste und verlangen könnte, dass sie am gleichen Strang ziehen, bekriegen sich. Für kommenden Samstag hat die Bewegung „unteilbar“ zur Demonstration in Berlin aufgerufen. Sahra Wagenknecht von „aufstehen“ sieht in der bei „unteilbar“ erkennbaren Vorstellung „Offene Grenzen für alle“ eine Forderung, „die die meisten Menschen als irreal und völlig weltfremd empfinden“. Es geht im Kern um die Haltung zur unbegrenzten Migration. Und es geht dahinter um eine Lebensauffassung – weltoffen, tolerant, liberal, gastfreundlich. Das ist sehr sympathisch. Aber kann man diese Vorstellung auch auf alle anderen Menschen übertragen? Und sind sie rechts oder rechtsradikal, wenn sie sich dieser Vorstellung verweigern? Dies von Menschen zu verlangen, die gerne in ihrer kleinen, meinetwegen provinziellen Welt leben, ist de facto ein AfD-Förderungsprogramm. Dazu und zu den Aufrufen ein paar Gedanken und Informationen. Albrecht Müller.

Zunächst sei darauf hingewiesen, dass diesem Text als Anlage 1. und Anlage 2. die Aufrufe der beiden genannten Bewegungen „aufstehen“ und „unteilbar“ angehängt sind, sodass Sie sich schnell informieren können. Wir verlinken außerdem in Anlage 3 und Anlage 4 auf jeweils einen Artikel in der „Welt“ und einen in der „taz“. Beide setzen sich mit der Position von Sahra Wagenknecht auseinander.

Worum der Streit vor allem geht:

Der Streit geht um die Frage, ob und wie offen die Grenzen sein sollen. Und auch um die Frage, ob und welche Folgen eine unbegrenzte Migration für die Löhne, für die Arbeitslosigkeit und den Wohnungsmarkt haben.

Es geht aber auch um das erwähnte Lebensgefühl. Akzeptieren wir, dass es Menschen unter uns gibt, die ihre – aus mancher Sicht kleine, begrenzte – Welt erhalten wollen. Es ist aus der Sicht der Weltbürger, aus der Sicht der Menschen im urbanen bunten Milieu eine provinzielle Welt. Wenn wir aber deren Lebensgefühl und ihre Vorstellung von ihrem Umfeld nicht als möglich betrachten und stattdessen als fremdenfeindlich, intolerant, verschlossen, eben Ausdruck des Gegenteils einer offenen Gesellschaft bezeichnen und brandmarken, dann diffamieren wir diese Menschen. Und wir wirken dabei mit, sie anfällig für wirklich rechte und rechtsradikale Gruppen und Parteien zu machen. Die am 13.10. in Berlin Demonstrierenden wollen das nicht, aber unabhängig von ihrem Willen wird das so sein.

Die Differenzen werden auch sichtbar an einem Satz im Aufruf von „unteilbar: „Wir lassen nicht zu, dass Sozialstaat, Flucht und Migration gegeneinander ausgespielt werden.“ Viele Leser und vermutlich auch Unterzeichner des Aufrufs von „unteilbar“ werden vermutlich nicht verstehen, was und wer damit gemeint ist. Der Satz ist erkennbar eine Spitze gegen „aufstehen“ und Sahra Wagenknecht. Von ihr und anderen Unterstützern von „aufstehen“ wissen die Autoren des zitierten Satzes, dass sie bei unbegrenzter Migration die Sozialstaatlichkeit gefährdet sehen. Diese Sorgen folgen nicht der Lust, Flucht und Migration gegen die mögliche Sozialstaatlichkeit auszuspielen, sondern der nüchternen Einschätzung, dass die mit großer Migration verbundenen Lasten zum Versuch genutzt werden, die Axt an soziale Leistungen anzulegen.

mehr:
- “unteilbar” treibt im Konflikt mit “aufstehen” den Rechten die Lämmer in den Stall. (Albrecht Müller, NachDenkSeiten, 11.10.2018)

mein Kommentar:
Man stelle sich eine Bild-Zeitungs-Überschrift vor:
»Wagenknecht gegen unbegrenzte Migration«
Bei dem durchschnittlichen IQ der Bild-Leser dürfte in diesem Satz schon zuviel Information enthalten sein. Einfacher ist:
»Wagenknecht gegen Migration«
Nciht so kompliziert, nur:
Die Konsequenzen aus der Vereinfachung werden mit vielen Worten oben diskutiert…

Bei zu vielen Optionen bockt das Gehirn

Wissenschaftler haben untersucht, wie viele Optionen für eine Auswahlentscheidung das menschliche Gehirn am besten findet

Wenn man Menschen in Verwirrung oder Apathie stürzen will, dürfte es eine gute Strategie sein, sie mit Information zu überladen. Das könnte eines der Geheimnisse unseres kapitalistischen Systems sein, das schon während des Kalten Kriegs zwischen dem Westen und dem kommunistischen System deswegen attraktiver war, weil es mit einer Flut an Waren und Informationen die Menschen verführte. Während die Menschen in den liberalen kapitalistischen Ländern davon sediert wurden, was Herbert Marcuse etwa als affirmative Kultur der Überflussgesellschaft bezeichnete, wuchs in den realkommunistischen Ländern mit geringer Auswahl der Wunsch nach mehr Vielfalt und Buntheit. 


Screenshot aus dem Mausfeld-Vortrag »Warum schweigen die Lämmer«
[von mir eingefügt, nicht im Artikel]
In der kapitalistischen Warenwelt jedenfalls sind die Menschen konfrontiert mit einer Vielzahl von Möglichkeiten von der Politik über die Medien bis hin zu Waren und Dienstleistungen. Das kann mitunter dazu führen, aufgrund der Überforderung und des Zeitstresses keine Entscheidung zu treffen oder sich nach einem einfachen Kriterium für irgendetwas zu entscheiden, beispielsweise nach dem Preis, was wohl am einfachsten ist, weswegen Geiz eben geil ist. Choice overload nennt man das Problem oder auch Auswahl-Paradoxon. Das interessiert auch deswegen, weil der potenzielle Kunde aufgrund von zu viel Auswahl weniger kaufen oder den Kauf verschieben könnte, weil seine Kauflust schwindet oder er den Eindruck erhält, sich immer falsch zu entscheiden, wie wenn man in Stau steht und stets das Gefühl hat auf der falschen Spur zu fahren.
mehr:
- Bei zu vielen Optionen bockt das Gehirn (Florian Rötzer, Telepolis, 11.10.2018)
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siehe auch:
- Immer vernetzt – Wenn das Gehirn überfordert ist (Post, 13.10.2018)
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Insect Allies: Das Pentagon scheint biologische Waffen zu entwickeln

Biologische Waffen können gefährlicher als Atomwaffen sein, die Biowaffenkonvention muss gestärkt werden

Die Gefahr, die von Atomwaffen, richtiger Kernwaffen genannt, entsteht, ist sicher jedem bewusst. Daher gibt es viele Sicherheitsmaßnahmen und ein globales Bewusstsein der Gefährlichkeit dieser Waffen. Aber letztlich müssen Kernwaffen durch Menschen zum Einsatz gebracht werden und haben immer eine lokale, wenn auch furchtbare Wirkung. Biologische Waffen dagegen können nicht nur irrtümlich, sondern auch durch Unfälle, Tests oder einfach Unachtsamkeit zu einem globalen Risiko werden, dessen wir uns bisher überhaupt nicht bewusst sind.

Genetisch veränderte Krankheitserreger stellen eine existentielle Gefahr für die Menschheit dar, die einem nuklearen Winter nicht nachsteht. Aber die verheerenden Auswirkungen eines Atomkrieges basieren immerhin auf bewussten Entscheidungen von Menschen. Trotz dieser ungeheuren Gefahr gab es in den letzten Wochen massiert Berichte über die mögliche Entwicklung von biologischen Kampfstoffen oder "dual nutzbaren" biologischen Mitteln.

Telepolis war mit unter den ersten Medien, die am 28. September die Hintergründe für mögliche Gefahren beleuchtete (Entwickeln die USA neue biologische Waffen). Am 6. Oktober stellte Telepolis nüchtern zusammen, warum Russland die USA beschuldigte, Waffen in Georgien zu testen. Und am 7. Oktober folgte ein Bericht über die heute mögliche schnelle genetische Veränderung ganzer Populationen durch moderne Gentechnologie. Handelt es sich um Panikmache oder um berechtigte Sorge um die Zukunft der Menschheit?

mehr:
- Insect Allies: Das Pentagon scheint biologische Waffen zu entwickeln (Jochen Mitschka, Telepolis, 11.10.2018)
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