Dienstag, 12. Februar 2019

»Wo ein Wort ist, glauben wir, daß es was bedeutet«
Rainer Mausfeld: Neue Wege des Demokratiemanagements

zuerst ein Appetithäppchen:
"Weggeknabbert" (Mausfeld) {6:40}

Smaracton
Am 26.02.2019 veröffentlicht 
Zusammenschnitt aus "Rainer Mausfeld: Neue Wege des Demokratiemanagements"

man beachte den leisen Hinweis auf die Gelbwesten-Proteste [ab 2:50]:
»Vermutlich wird […] die Demokratisierung der Demokratie nicht möglich sein ohne eine physische Präsenz der Basis – wie wir’s in Frankreich erleben.«
Vor dem Hintergrund dieser Worte gewinnen die Gewaltakte von seiten der CRS und die Medienberichterstattung über die Proteste – sei es in Frankreich, sei es in Deutschland – einen Sinn!
Es gilt, das vermeintlich Offensichtliche – u.a. unsere Emotionen und Gedanken beim Sehen der Filmaufnahmen in den Nachrichten und beim Hören der Worte der Nachrichtensprecher – zu hinterfragen:
»Könnte es sein, daß diese Gefühle und Gedanken, die wir jetzt (z.B. beim Sehen der neuesten Nachrichten über die Gelbwesten-Proteste) in uns wahrnehmen, daß die Erzeugung genau dieser Gefühle und Gedanken beabsichtigt war?!«
Und: »Wer hat einen Vorteil, wenn ich jetzt das und das fühle und das und das denke?«
Man mache den Selbst-Test:
- Gelbwesten: Wichtiger als das was ist, ist, wie darüber berichtet wird! (Post, 17.03.2019)
– Da kommen interessante Dinge bei raus…

Rainer Mausfeld: Neue Wege des Demokratiemanagements {1:27:52}

Westend Verlag
Am 12.02.2019 veröffentlicht 
Vortrag und Diskussion mit Rainer Mausfeld, Autor des Buchs "Warum schweigen die Lämmer?"
Weitere Infos zum Buch und Leseprobe finden Sie hier:
https://www.westendverlag.de/buch/war...

siehe auch:
»Ich sehe Mistgabeln« – Menschen ohne Ansprechpartner (Post, 23.01.2019)
Gezielte Zersetzung (Kommentar von Rainer Mausfeld, Rubikon, 08.12.2018)
"Wir leben in einer Zeit der Gegenaufklärung" (Paul Schreyer interviewt Rainer Mausfeld, 02.10.2018)
Die Entzauberung neoliberaler Propaganda und Desinformation (Timm Herbst, Telepolis, 08.04.2018)
Prof. Mausfeld: Die »verwirrte Herde« auf Kurs halten… (28. Pleisweiler Gespräch) (Post, 03.11.2017)
Warum schweigen die Lämmer? – Der Mensch im Geflecht von Medien, Manipulation und Macht (Post, 14.07.2016)
Die Floskeln der Macht – Wie wir durch Sprache manipuliert werden (Post, 01.04.2016) 
Water Makes Money - Wie private Konzerne aus Wasser Geld machen (Post, 16.02.2013) 


Rainer Brüderle […] verteidigt den neoliberalen Aberglauben auch noch nach seiner Entzauberung. […]
Nicht nur weil er im Beirat der Deutschen Bank AG, im Verwaltungsrat der IVA Valuation & Advisory AG, im Verwaltungsrat Provinzial Rheinland Versicherung AG und im Beirat RSBK Strategie Beratung Kommunikation GmbH sitzt, gilt Brüderle als Wirtschaftslobbyist reinsten Wassers – und als mutiger noch dazu. »Ich bin stolz, ein Neoliberaler zu sein«, verkündete er im September 2005 gleich in der Überschrift eines Aufsatzes im Cicero. Kostprobe gefällig? »Der Neoliberalismus war im Nachkriegsdeutschland sehr erfolgreich. Seine Erfolge wurden aber unter einem anderen Namen bekannt gemacht – der Sozialen Marktwirtschaft.«
Alles klar?
Damals waren unter anderem Energieversorgung, Post, Telekommunikation, Bahn oder Lufthansa in staatlicher Hand – nach schon erwähntem FDP-Verständnis eine Art »DDR light« … Ob das allerdings der typische neoliberale Nachwuchs weiß?
Geradezu heldenhaft versucht Brüderle, seine Partei aus der Defensive zu bringen, in die sie die Weltwirtschaftskrise gebracht hat. »Mit den Investmentbanken und den Finanzmärkten«, wirft zum Beispiel der SPD-Politiker Joachim Poss den Liberalen vor, »ist auch ihre ganze neoliberale Ideologie des Marktradikalismus zusammengebrochen.« Prompt verspricht Brüderle ein Papier mit den wichtigsten Argumenten gegen Kritik am Neoliberalismus und Forderung für einen neuen Ordnungsrahmen des Finanzsektors. »Die FDP darf sich in der Finanzmarktkrise nicht ins Sündereckchen stellen lassen.« [186]
[Rainer Brüderle (FDP), Volkswirt, Parteivize – Mutiger Märtyrer des Marktradikalismus in: Thomas Wieczorek, Die Dilettanten: Wie unfähig unsere Politiker wirklich sind, Knaur München, 2009 – GoogleBooks]

Die Wirtschaftsfreundlichkeit der Freiheitslehre hat nichts mit Firmenfreundlichkeit zu tun. Um globale Monopole und die weitere Vermachtung von Märkten zu verhindern, sollte die Welthandelsorganisation (WTO) zum Weltkartellamt des 21. Jahrhunderts entwickelt werden.
[Rainer Brüderle,  "Ich bin stolz, ein Neoliberaler zu sein", Cicero, undatiert]
Mein Kommentar:
Ich halte es für gut möglich, daß Brüderle genau das Gegenteil von dem beabsichtig, was er sagt! Angelehnt an den Satz von Mausfeld (»Wo ein Wort ist, glauben wir, daß es was bedeutet«) könnte ich denselben folgendermaßen weiterführen: »Wo jemand was sagt, glauben wir, daß er das auch meint, was er sagt.«
Siehe dazu:
- Die Rede, die Kennedy das Leben kostete? – Mythos und Wirklichkeit (Post, 28.02.2019) 

Drahtzieher hinter den Kulissen – der Einfluss des Bertelsmann-Konzerns auf die Hochschulen (Post, 31.10.2008)


Das Buch macht Hayek schlagartig berühmt. In den USA wird es mehr als eine Million Mal verkauft. Ein Jahr später erscheint Die offene Gesellschaft und ihre Feinde des aus Wien stammenden Philosophen Karl Popper. In diesem, seinem berühmtesten Werk, das während der ersten Zeit seiner Emigration in Neuseeland entstanden ist, versucht Popper, seine Ablehnung jeglicher Spielarten totalitärer Regime und ihrer Philosophien ideengeschichtlich zu untermauern.  Politische – und ebenso wissenschaftliche – Systeme, so führt Popper aus […] seien erst dann akzeptabel, wenn sie lernfähig und zur Selbstkorrektur in der Lage seien. 
Popper stößt auch hinzu, als sich die Neoliberalen wiedertreffen, am 1. April 1947 im Hôtel du Parc im kleinen Ort Mont-Pèlerin am gleichnamigen Berg nahe Vevey am Genfer See. 15 der 26 Teilnehmer des Colloque Walter Lippmann sind wieder dabei. Dazu gesellt sich eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler, darunter die späteren Ökonomie-Nobelpreisträger Milton Friedman und George Stigler. Auch die Philosophen Hans Barth und Michael Polanyi nehmen an dem für zehn Tage angesetzten Treffen teil.

In seinem Eröffnungsvortrag formuliert Hayek die Aufgabe der Runde, die den Liberalismus als wirkungsstarke politische Philosophie wiederbeleben will. Dazu bedient er sich der Worte von John Maynard Keynes, mit dem er, Hayek, "nicht oft einer Meinung" sei, der aber "niemals etwas Wahreres gesagt" habe als dies: "Die Ideen der Nationalökonomen und Philosophen wirken stärker, als allgemein angenommen wird, und zwar sowohl wenn sie recht haben, als auch wenn sie irren. Tatsächlich wird die Welt kaum von etwas anderem regiert." Diese Herausforderung müssten die Neoliberalen annehmen.

Am Ende der Tagung vereinbaren die Teilnehmer, sich zwei Jahre später wieder zu treffen und ihrer Zusammenarbeit eine Institution zu geben. Sie gründen die Mont Pèlerin Society, die bis zum heutigen Tage, vor der Öffentlichkeit diskret abgeschirmt, als Netzwerk liberaler Denker existiert und funktioniert.
[Wolfgang Köhler, Die Mission des LiberalismusZEIT Nr. 33/2008, 07.08.2008]
Der lange Marsch zum Neoliberalismus: Vom Roten Wien zum freien Markt – Popper und Hayek im Diskurs (Jürgen Nordmann, VSA Verlag 2005, PDF – gefunden bei Irwish.de)
Psychoanalyse und Politik: Das Unbehagen für kritische Aufklärung nutzen (Horst-Eberhard Richter, Dtsch Ärzteblatt, PP 3, Ausgabe Juni 2004, Seite 275)
Früh vergreist Ein deutsches Schreckbild: der "Neoliberalismus" (Richard Herzinger, ZEIT Nr. 44/1997, 24.10.1997)
- Wider die großen Worte – Ein Plädoyer für intellektuelle Redlichkeit (Karl L. Popper, ZEIT Nr. 39/1971, 24.09.1971)

zuletzt aktualisiert am 02.09.2019