Corona-Krise Nie waren die Anforderungen an die Pflegekräfte so groß – und die Stimmung so schlecht. Höchste Zeit, umzudenken
Die Kampagne eines Ministeriums hat selten so viel Spott und Empörung heraufbeschworen wie die auf Youtube angelaufene Miniserie „Ehrenpflegas“. In der schönen neuen Pflegewelt des Familienministeriums tummeln sich der depperte, Sprüche klopfende Boris oder die Streberin „Harry Potter“ mit dem Auftrag, ihren Altersgenossen in angegrautem Jugendjargon den hippsten Beruf der Welt schmackhaft zu machen. Mit 1.000 Euro Ausbildungsvergütung fährt man in dieser Welt sogar ein eigenes schickes Auto. „Peinlich“ und „beleidigend“, urteilte das professionelle Umfeld, und weit entfernt davon, den anspruchsvollen Pflegealltag abzubilden. Inzwischen wurde die Ministerin aufgefordert, den Reklameclip zurückzuziehen.
Gemessen am Ärger, der Franziska Giffey (SPD) demnächst wegen der wieder aufgerührten Plagiatsvorwürfe bei ihrer Doktorarbeit droht, dürften die „Ehrenpflegas“ im Netzdunst verblassen. Doch weshalb sollten Jugendliche einen Beruf attraktiv finden, über den seit Oktober nur in alarmierenden Schlagzeilen berichtet wird? Wie nehmen sie wohl Nachrichten auf, wonach Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu bis zu 60 Stunden Arbeit in der Woche verdonnert werden oder sie immer noch auf die Auszahlung des gefeierten Corona-Bonus warten? Werbewirksam ist das nicht. Und nachdem sich die Klatschenden von den Balkonen in die warme Stube zurückgezogen haben, bleiben die Helden der Arbeit an der Krankheitsfront auf sich selbst zurückgeworfen mit ihrer Dauerüberlastung, ihrem Frust und ihrer Angst, sich selbst zu infizieren.
Denn im Unterschied zur ersten Infektionswelle im Frühjahr, als es um fehlende Intensivbetten und ausbleibende Schutzkleidung ging, mangelt es heute nicht an Infrastruktur und Ausrüstung, sondern an Pflegenden, die in der Lage sind, an den eifrig gezählten Intensivbetten Dienst zu tun. Schon jetzt kann ein Fünftel davon nicht genutzt werden, weil bundesweit mehr als 4.000 Intensivfachkräfte fehlen. Wirklich überraschen dürfte das niemanden, es ist ein Debakel mit Ansage, das verdrängt wurde in der Hoffnung, über den Sommer würde sich das Virus abschwächen oder ein Impfstoff zur Verfügung stehen.
Die Kampagne eines Ministeriums hat selten so viel Spott und Empörung heraufbeschworen wie die auf Youtube angelaufene Miniserie „Ehrenpflegas“. In der schönen neuen Pflegewelt des Familienministeriums tummeln sich der depperte, Sprüche klopfende Boris oder die Streberin „Harry Potter“ mit dem Auftrag, ihren Altersgenossen in angegrautem Jugendjargon den hippsten Beruf der Welt schmackhaft zu machen. Mit 1.000 Euro Ausbildungsvergütung fährt man in dieser Welt sogar ein eigenes schickes Auto. „Peinlich“ und „beleidigend“, urteilte das professionelle Umfeld, und weit entfernt davon, den anspruchsvollen Pflegealltag abzubilden. Inzwischen wurde die Ministerin aufgefordert, den Reklameclip zurückzuziehen.
Gemessen am Ärger, der Franziska Giffey (SPD) demnächst wegen der wieder aufgerührten Plagiatsvorwürfe bei ihrer Doktorarbeit droht, dürften die „Ehrenpflegas“ im Netzdunst verblassen. Doch weshalb sollten Jugendliche einen Beruf attraktiv finden, über den seit Oktober nur in alarmierenden Schlagzeilen berichtet wird? Wie nehmen sie wohl Nachrichten auf, wonach Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu bis zu 60 Stunden Arbeit in der Woche verdonnert werden oder sie immer noch auf die Auszahlung des gefeierten Corona-Bonus warten? Werbewirksam ist das nicht. Und nachdem sich die Klatschenden von den Balkonen in die warme Stube zurückgezogen haben, bleiben die Helden der Arbeit an der Krankheitsfront auf sich selbst zurückgeworfen mit ihrer Dauerüberlastung, ihrem Frust und ihrer Angst, sich selbst zu infizieren.
Denn im Unterschied zur ersten Infektionswelle im Frühjahr, als es um fehlende Intensivbetten und ausbleibende Schutzkleidung ging, mangelt es heute nicht an Infrastruktur und Ausrüstung, sondern an Pflegenden, die in der Lage sind, an den eifrig gezählten Intensivbetten Dienst zu tun. Schon jetzt kann ein Fünftel davon nicht genutzt werden, weil bundesweit mehr als 4.000 Intensivfachkräfte fehlen. Wirklich überraschen dürfte das niemanden, es ist ein Debakel mit Ansage, das verdrängt wurde in der Hoffnung, über den Sommer würde sich das Virus abschwächen oder ein Impfstoff zur Verfügung stehen.
mehr:
- In der Gefahrenzone (Ulrike Baureithel, der Freitag, 14.11.2020)
siehe auch:
- xxx (Post, )
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