Montag, 25. Januar 2010

Gestern nacht vor 35 Jahren – 24. Januar 1975

»Das Wichtigste bei einem Solokonzert ist die erste Note, die ich spiele, oder die ersten vier Noten. Wenn sie genug Spannung haben, folgt der Rest des Konzerts daraus fast selbstverständlich.«

Die Umstände waren ziemlich widrig. Der bestellte Konzertflügel war nicht da. Der 29jährige Amerikaner hatte die Nacht zuvor schlecht geschlafen, gerade erst hastig gegessen und mußte auf einem mittelmäßigen Ersatzflügel spielen. Nur auf ausdrückliche Bitten der Veranstalterin erklärte er sich bereit, doch zu spielen. Die Tontechniker einigten sich darauf, das ausverkaufte Konzert in der Kölner Opernhalle für interne Zwecke doch mitzuschneiden. Der amerikanische Pianist paßte sich den Qualitäten des zur Verfügung stehenden Flügels an und beschränkte sich auf die mittleren und tiefen Töne. Der erste Teil beginnt mit der Melodie des Pausengongs der Kölner Oper – im Publikum ist Lachen zu hören.

Heraus kam die meistverkaufte Jazz-Soloplatte und meistverkaufte Klavier-Soloplatte. Das Doppelalbum mit 66 Minuten Spielzeit bekam den Preis der Deutschen Phono-Akademie und wurde vom Time Magazine zu einer der „Records of the Year“ gewählt. Die Verkaufszahlen liegen bei etwa 3 1/2 Millionen verkaufter CDs und Schallplatten.

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Köln, January 24, 1975, Pt. I (Live) {26:01}

Keith Jarrett – Thema
Am 24.07.2018 veröffentlicht 
Provided to YouTube by Universal Music Group
Köln, January 24, 1975, Pt. I (Live) · Keith Jarrett
The Köln Concert
℗ 1975 ECM Records GmbH, under exclusive license to Deutsche Grammophon GmbH, Berlin
Released on: 1975-11-30
Associated Performer, Piano: Keith Jarrett
Producer: Manfred Eicher
Studio Personnel, Recording Engineer: Martin Wieland
Composer: Keith Jarrett
Auto-generated by YouTube.


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Keith Jarrett gehört zu den erfolgreichsten und stilprägenden Musikern der vergangenen vier Jahrzehnte und hat vor allem durch seine frühen Solo-Konzerte maßgeblich die Vorstellung vieler Menschen von zeitgenössischer Improvisation beeinflusst. Dabei baute er ein leicht verständliches, transparentes Prinzip des freien Flusses motivisch geprägter Improvisationen aus und kultivierte es. Der große Durchbruch kam 1975 schlagartig mit der Veröffentlichung seines legendären, eigentlich unter unglücklichen Umständen stattfindenden The Köln Concert, das von der damals achtzehnjährigen Konzertveranstalterin Vera Brandes organisiert wurde. Bei Kritikern und beim Publikum war das Köln Concert ein großer Erfolg. Die Platte bekam den Preis der Deutschen Phono-Akademie und wurde vom Time Magazine zu einer der „Records of the Year“ gewählt. Die Verkaufszahlen liegen bei rund 3,5 Millionen verkaufter CDs und Schallplatten. Die Platte mit ihrem markanten weißen Cover war in vielen Haushalten zu sehen und „zierte die Plattenschränke jener Zeit wie die Poster von Che Guevara in Studentenbuden ein Jahrzehnt zuvor.“ [6] Es ist nach wie vor Jarretts bekannteste Plattenaufnahme.
[Keith Jarrett, Wirkung, Wikipedia, abgerufen am 31.01.2019]
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aktualisiert am 31.01.2019
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Pay4Performance – Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind ja einiges gewöhnt:

• Da bekomme ich von der Bezirksstellenleitung ein Anschreiben (unterzeichnet von einem Arzt) mit der Anfrage, ob ich in meiner Praxis „gegen Pandemie“ impfe.

• Da meint der Bezirksstellenleiter (ein Ökonom), daß im ärztlichen Bereitschaftsdienst nur „Erste Hilfe“ geleistet wird. Es gäbe in Deutschland keinen Anspruch auf eine allgemeinärztliche Versorgung am Wochenende. Dann kann den Dienst ja jeder Autofahrer tätigen, denn als solcher hat man eine Erstehilfeausbildung.

• Da wird uns ständig erklärt, daß wir Leistungserbringer für „Kunden“ sind. Kunde ist man nur in einer Situation, in der man freien Willens ist, frei wie der Verkäufer. Als Kranker ist diese Art der Symmetrie nicht gegeben, sie muß auf eine andere Weise hergestellt werden. Wenn ein Versicherungsvertreter seine Agentur wie ein Arzt führt, wird er Pleite gehen. Wenn ein Arzt seine Praxis wie ein Versicherungsvertreter führt, dann gehört ihm die Approbation entzogen.

Und nun diese Kampagne „Pay4Performance“!

Abgesehen von der auch hierzu erkennenden Verwirrung und Infantilisierung der Begriffe: In meiner Praxis behandele ich Patienten und mache keine Performance! Die Zielorientierung liegt eben nicht auf der Gewinnmaximierung. Aber Begriffe wie Berufsethos, humanitärer Anspruch, Mitmenschlichkeit spielen in der umsichgreifenden ökonomisierten Gedankenwelt keine Rolle mehr. Dieser zunehmenden Korrumpierung entspricht auch die Aufmachung des Artikels: fahrig wird Geld gezählt und die KV besiegelt, was richtig ist. Was für eine politbürohafte Anmaßung!

Es ist höchstrichterlich bestätigt, daß eine medizinische Behandlung keinen Werkvertrag begründet, aus dem ein vorherzubestimmender Anspruch einzulösen ist. Medizin ist keine exakte Wissenschaft, sondern eine Erfahrungswissenschaft, die sich der Methoden der exakten Wissenschaften bedient! Niemand weiß, was eine richtige Behandlung ist. Wissen kann man nur, was nach derzeitigem Stand des Wissens und Gewissens die günstigste Behandlung zu sein scheint. Jede an Fremdmotivationen (hier Bezahlung, damals in der DDR u. a. Linientreue) orientierte Einschränkung des Spektrums von Behandlungsmöglichkeiten stört diesen Entwicklungsprozeß und führt korrumptions- oder ideologiehalber in Sackgassen. Wer schützt die Patienten (also potentiell uns alle) davor, daß nach Kassenlage evaluiert wird? Im Jahre 2009 kann niemand mehr ernsthaft behaupten, daß dies eine unbegründete Furcht ist.

Folge denn dem Artikel angekündigten Fehlentwicklung wird sein, daß Patienten, von derem Zustand keine lohnende „Punktzahl“ (man kann es nicht lassen!) abzuleiten ist, fürchten müssen, selektiert zu werden. Bekanntermaßen haben es heute schon oftmals die Kollegen im Notdienst schwer, „unwirtschaftliche“ Patienten in Kliniken unterzubringen.

Manfred Spitzer stellte in einem lesenswerten Editorial in der „Nervenheilkunde“ klar, daß es dieses Konstrukt des „Homo öconomicus“ in unserer Anlage für gesundes Verhalten nicht gibt. Es ist das Zerrbild des Gierhalses, der u. a. die Spielkasinos der Finanzmarkte beherrscht. Diese Gier frißt sich immer mehr in unsere Gesellschaft hinein und animiert wie ein Alkoholiker andere zum Mittrinken, um das eigene Leid und Gewissen nicht zu spüren.

Es besteht die Gefahr, daß wir Ärzte und Psychologen uns in das Bild hineinentwickeln, welches Politik und Medien auf uns projizieren. Der Artikel zeigt, wie weit dies schon vorangeschritten ist.

Leserbrief eines Arztes für Psychiatrie und Psychotherapie an das Niedersächsische Ärzteblatt (1/2010)

Einige Downloads von Manfred-Spitzer-Aufsätzen:
- Beobachtet Werden
- Überbieten - Gehirnforschung, Geld und Rettungspakete
- Geist in Bewegung
- Wir brauchen keine Computer in der Schule
- Einkaufs-Zentrum
- Liebesbriefe und Einkaufszentren bei Google-Books

nebenbei:
- Scarabis/Heinsen - Implicit diagnostics – Das Fenster zum Unbewußten öffnen

So erkennt man erfolgreiche Medizinstudenten

Belgische Forscher haben über 6oo Medizinstudenten über ihr gesamtes siebenjähriges Studium begleitet und untersucht, welche Persönlichkeitsmerkmale mit einem erfolgreichen Studium korrelieren. In den präklinischen Semestern haben besonders gewissenhafte Studenten die Nase vorn, während sich extrovertierte, gesellige Persönlichkeiten eher schwer tun. In den klinischen Semestern ändert sich das Bild: Jetzt gewinnen die extrovertierten Studenten die Oberhand – so sie denn ihr Studium vor lauter Partys bis dahin geschafft haben. Besonders günstig ist es, wenn die Extrovertiertheit mit Charaktereigenschaften wie Durchsetzungsfähigkeit und Altruismus verbunden ist. Gewissenhafte Studenten werden diese Phase des Studiums auch noch erfolgreich bestehen. Wer aber weder extrovertiert noch gewissenhaft ist, darf nicht auf einen guten Abschluss hoffen.
Journal of Applied Psychology 2009;94:7514-35
aus MMW-Fortschritte der Medizin Nr. 51-52

Infektionsherd Intensivstation – Keime sind häufige Todesursache

Jeder zweite Intensivpatient (51%) hat eine Infektion, 71% der Patienten werden mit Antibiotika behandelt. Diese erschreckenden Zahlen hat die weltweite EPIC-II-Studie ans Licht gebracht. An einem Stichtag wurden die Daten von 14.414 Intensivpatienten aus 75 Ländern erfasst. 62% der positiven Isolate enthielten gramnegative Bakterien, 47% grampositive und 19% Pilze. Infektionen waren umso häufiger, je länger der Aufenthalt auf der Intensivstation dauerte, und sie verdoppelten das Risiko, im Krankenhaus zu sterben.
JAMA 2009;302:2323-29
aus MMW-Fortschritte der Medizin Nr. 51-52

Einkaufsverhalten – Jäger und Sammlerinnen

Wenn Frauen shoppen, kann das Stunden dauern. Wenn Männer einkaufen, greifen sie sich das erste halbwegs passende Stück und verlassen das Geschäft fluchtartig. Forscher der Universität Michigan erklären dies mit der Evolution. Als der Mensch noch Jäger und Sammler war, übernahmen die Frauen das Sammeln, während die Männer auf die Jagd gingen. Frauen mussten ihr Sammelgut sorgfältig auswählen und Verdorbenes oder Giftiges aussortieren. Die Männer hingegen stürzten sich überfallartig auf ihre Beute und schleppten sie schleunigst heim. Wenn Ihre Frau also stundenlang Schuhe anprobiert, sollten Sie dies als Liebesbeweis erkennen. Evolutionsbiologisch betrachtet tut sie das nur, um Sie nicht zu vergiften.
J. of Social, Evolutionary & Cultural Psychol. i. pr.
Aus MMW-Fortschritte der Medizin Nr. 51-52

Verhaltensforschung – Wie viel Haut soll Frau zeigen?

Psychologen der Universität Leeds wollten eine der dringlichsten Menschheitsfragen lösen: Wie viel Haut soll Frau zeigen, um den richtigen Mann anzulocken? Für ihre Feldstudien suchten die Forscher Nachtclubs auf, bewerteten den Bekleidungszustand der weiblichen Gäste und maßen, wie oft diese von Männern angesprochen wurden. Die meisten Kontakte konnten Frauen verbuchen, die 40% Haut entblößten. Bei der Berechnung wurden Gesicht, Hände und Füße nicht gewertet. Entblößte Arme schlugen mit 10% zu Buche. Ein nackter Torso wäre als 50% gewertet worden. 50% ist aber des Guten zu viel, warnen die Forscher. Dies locke die falschen Männer mit möglicherweise unguten Absichten an. So ganz nebenbei ermittelten die Forscher auch, wie Mann sein muss, um auf Frauen zu wirken. Am besten schneidet hier der absolute Durchschnittstyp ab: nicht zu dick und nicht zu dünn, nicht zu groß und nicht zu klein usw. Und Haut zeigen muss Mann auch nicht. Sehr beruhigend.
Behaviour 2009;146:1331-1348
aus MMW-Fortschritte der Medizin Nr. 49-50