Montag, 25. Mai 2015

Gleichstellungsbeauftragte und bayerische Tradition

Erwin Huber schlägt vor, die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Passau "in den Reinigungsdienst zu versetzen"

Der ehemalige CSU-Vorsitzende Erwin Huber hat in der BR-Sendung Sonntags-Stammtisch vorgeschlagen, die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Passau "in den Reinigungsdienst zu versetzen", weil sie dem seiner Ansicht nach eigentlich wichtigen Anliegen der Gleichstellung an Hochschulen erheblichen Schaden zugefügt hat. Stein des Anstoßes war ein Vorgang, der in der letzten Woche bundesweites Aufsehen erregte.

Die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Claudia Krell schritt nämlich gegen ein für den 21. Mai geplantes Universitäts-Sportfest ein, weil dabei männliche Studenten in einem Gaudi-Wettbewerb in Lederhosen Hindernisleitern hochklettern sollten, an deren Ende Studentinnen in Dirndlkostümen warteten. Der Wettbewerb hieß "Fensterln" und spielte auf ein gleichnamiges Phänomen an, bei dem nicht ganz klar ist, inwieweit es sich bei ihm um ein echtes bayerisches Ventilritual zur Brautwerbung handelt, oder um einen eher in der Theorie als in der Praxis verbreiteten ruralen Mythos, mit dem man im 18. und 19. Jahrhundert Jeremiaden schmückte und im 20. etwas verdeckt um Sextouristinnen aus Norddeutschland warb.

Dr. Krell störte sich daran, dass es nur männliche Studenten sein sollten, die die Hindernisleitern hinaufklettern. Und, dass dort nur Dirndl und keine Lederhosenburschen warten. Dadurch würden Frauen "zum Objekt" gemacht. Nach einem Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten am 15. Mai beschlossen die Veranstalter der Campus Games, das Fensterln "aus dem Programm des Sportfestes herauszulösen, um es zu einem späteren Termin mit angepassten Regeln nachzuholen". Grund dafür ist nach Angaben ihres Sprechers Niko Schilling, dass die Gleichstellungsbeauftragte ihren Einwand erst vorbrachte, als die Meldelisten für den Wettbewerb schon geschlossen waren.

Für einen anderen geplanten Wettbewerb, der Krell ebenfalls störte, hat man bereits eine Regelung gefunden, die die Gleichstellungsbeauftragte zufriedenstellte: Beim Wife Carrying tragen männliche Studenten weibliche über einen Hindernisparcours. Dem Sieger winkt das Gewicht der von ihm getragenen Frau in Bier. Hier setzte die Gleichstellungsbeauftragte durch, dass die 32 angemeldeten Paare gefragt wurden, ob sie die Rollen umkehren wollen. Aus Gründen, die auf der Hand liegen, hatten weder Frauen noch Männer Interesse daran.

mehr:
Nach "Fensterlverbots"-Affäre: (Peter Mühlbauer, Telepolis, 25.05.2015)

Die Komiker Resi ist verschwunden {1:31}

vanillecoce
Am 01.12.2009 veröffentlicht 
Die Komiker Resi ist verschwunden
alter Info-Text:
Veröffentlicht am 27.06.2013
So was nennt man zuverlässig. Noch nach Jahren trifft Sepp zum Fensterln ein ;-)

Monika Gruber Ich mag nicht mehr lustig sein {3:02}

7cinderella030772
Am 15.09.2009 veröffentlicht 
"Boarisch" comedian at his best

Uni Passau findet “Fensterln” sexistisch (Ferdinand Otto, Frankfurter Erklärung, 18.05.2015)
Skandal Passauer Fensterlkönig - muss abdanken! (Monika Haas, BR alpha, 21.05.2015)
Gleichstellung in Passau: Sportstudenten dürfen nicht fensterln (SPIEGEL Online, 19.05.2015)
Uni Passau findet "Fensterln" sexistisch (Ferdinand Otto, Welt, 19.05.2015)
Fensterln verboten! (Bayerische Staatszeitung, 20.05.2015)
Gleichstellungsbeauftragte gegen Gaudi-Wettkampf "Fensterln" beim Passauer Uni-Fest verboten (Bürgerblick, Passauer Freie Presse, 18.05.2015)

Volksmusikabend am 24. Mai „Der Weg zum Dirndl …..“
…über d’Liab vom Zammstand bis zum Eh’stand
(Internetpräsenz Bad Birnbach, Veranstaltungshinweis
zum24.05.2013)
"Ich find´s schon langsam lächerlich, die ganze Aufregung. Wir haben das geplant als lustige Auflockerung. Und ich bin schockiert, dass das so eine Riesenwelle auslöst, wir sind im Orgateam auch mehrere Frauen. Und haben ehrlich nicht daran gedacht, dass die Gleichstellungsbeauftragte da ein Problem haben könnte. Und ich finde es schlimm, dass sich jetzt der Niko dafür rechtfertigen muss. Wir konnten das erstmal nicht nachvollziehen, klar."
"Von unseren beiden Seiten, Studenten und Uni, war das erstmal eigentlich gar kein größeres Problem, das kam dann eher von außen mit persönlichen Anschuldigungen gegen uns Sportler, den Niko Schilling und auch gegen die Frau Krell. Dass Studenten nicht wissen, wie man diskutiert, das finde ich schade, schlimm, in was für Positionen der Niko aber auch Frau Krell da gedrängt wurden. Und was da für üble Sachen geschrieben wurden." 
Fakt beim Fensterln ist: Lebkuchenherz "Heid kim i zum Fensterln" | [Bild: picture-alliance/dpa] Bei diesem Brauch steigen die jungen Burschen mit einer Leiter zum Fenster ihrer Liebsten hoch und machen ihrer Angebeteten ihre Aufwartung. Frauen haben diesen Brauch in Bayern nie praktiziert.  
Genderterror in Bayern: Fensterlverbot (Kreidefeuer, 21.05.2015)

siehe auch:

Männliche Sexualität – recht einfach gestrickt… (Post, 25.05.2015)
Sport-Meldung für Alice Schwarzer: Belgische Fußballer schießen auf nackte Frauen-Hintern (Post, 16.05.2015) (man schaue sich an, mit welcher Freude die zu Objekten männlicher Aggressivität degradierten Frauen an diesem Spiel teilnehmen)


Krise bei den jungen Männern (Post, 12.05.2015)… (wundert ich noch jemand?) und mein Standard-Link:

mein Kommentar:
Man sollte diesen Artikel auf Flugblättern abdrucken und über dem IS abwerfen, die lachen sich tot!
Im Ernst: 
Man beachte die Sprachwahl: Man kann die Frau »Objekt« oder auch »Angebetete« nennen, je nachdem, wie man die Welt – bzw. die Beziehung zwischen den Geschlechtern – sieht. (Wir Psychotherapeuten haben es gut und Glück: für uns sind alle »Objekte«! – sogar wir selbst!) In unserer politisch korrekten übertoleranten Gesellschaft muß man aufpassen, daß man nicht unversehens in einen medialen Shitstorm gerät. Und während es für uns Psychotherapeuten selbstverständlich ist, daß »der Empfänger die Botschaft bestimmt«, sind deutsche Gerichte manchmal anderer Meinung:
„Die Beschwerdeführerin, der es nicht gelungen war, sich unmissverständlich auszudrücken, muss die streitgegenständliche Passage als zum ‚Meinungskampf‘ gehörig hinnehmen.“[46] 
[
Eva Herman, Gerichtsurteile, Wikipedia, zuletzt abgerufen am 09.07.2020]

Und was einem als Gleichstellungsbeauftragte passieren kann, haben wir am Beispiel von Monika Ebeling gesehen:

Monika Ebeling als Gleichstellungsbeauftrage vom Rat der Stadt Goslar abgewählt (Post, 28.05.2011)

Monika Ebeling: Für eine diskriminierungsfreie Gleichstellungsarbeit {13:45}

Veröffentlicht am 27.12.2012
Vortrag von Frau Monika Ebeling auf der 8. Bielefelder Ideenwerkstatt der Burschenschaft Normannia-Nibelungen.


Steuern – Starbucks und die Steuer-Clique

Was schert mich die öffentliche Debatte? Die großen Konzerne drücken ihre Steuerlast, wo es nur geht. Kritik daran wird ignoriert. Vielleicht ändert sich das 2015.


Gerade war die Aufregung etwas abgeklungen, da meldete sich Mark Fox erneut zu Wort. Starbucks werde, sagte der Chef des britischen Starbucks-Geschäfts in einem Interview mit dem Evening Standard, für mindestens drei weitere Jahre in England kein normales Niveau an Steuern zahlen. Man müsse erst sein Mojo zurückgewinnen und in die Gewinnzone zurückkehren, so Fox. Kritiker sahen in den Kommentaren ein weiteres Beispiel für die Dreistigkeit des Konzerns – und riefen die Briten zum Boykott des Unternehmens auf.

Die US-Kaffeehauskette steht in Großbritannien, dem größten europäischen Markt des Konzerns, unter Druck, seit vor knapp zwei Jahren herausgekommen war, dass Starbucks seit dem Start in England im Jahr 1998 nur 8,6 Millionen Pfund an Steuern gezahlt hat. Als Begründung hatte der Konzern auf hohe Verluste wegen der enormen laufenden Kosten seiner Läden verwiesen. In der Politik kam die Ausrede nicht gut an. "Das ist eine Beleidigung für jeden hart arbeitenden Briten", sagte Parlamentsmitglied Margaret Hodge. Selbst Ministerpräsident David Cameron schaltete sich ein und kündigte an, den Vorsitz im G8-Gipfel im kommenden Jahr dazu nutzen zu wollen, gegen die Steuertricks internationaler Konzerne aggressiver vorzugehen.

mehr:
- Steuern – Starbucks und die Steuer-Clique (Thorsten Schröder, ZEIT, 02.01.2015)