Dienstag, 12. September 2017

USA: Lebenserwartung und Präsidentschaftswahlen

Unterschiede in der Lebenserwartung haben sich auf die Präsidentschaftswahl in den USA ausgewirkt

Wer hat Donald Trump gewählt? Noch immer wird nach den Schuldigen gesucht, die die USA in die Hände eines unberechenbaren, narzisstischen und politisch unerfahrenen Bauunternehmers, der als Milliardär versprach, das Volk gegen die eingekapselte Elite in Washington zu vertreten.

Es waren die Abgehängten, die Menschen auf dem Land, die Wutbürger, vor allem Männer, die Trump an die Macht brachten. Und jetzt gibt es noch einen Zusammenhang: Trump wurde von Menschen mit einer geringeren Lebenserwartung gewählt. Da könnte man sich fragen, ob sie dies gemacht haben, um besser und länger zu leben oder um schneller Schluss mit dem Leben zu machen, wenn Trump alles zerhaut und womöglich die Nation in einen Krieg führt. Vielleicht ist es auch nur die Verzweiflung oder die Wut, die Menschen dazu bringt, sich in einer Situation ohne wirkliche Alternative für einen Systemwechsel zumindest auf personeller Ebene nach der Devise zu entscheiden, dass es schlimmer nicht werden kann.

Jacob Bor von der Boston University School of Public Health (BUSPH) hat die Daten in den Gemeinden bei den Wahlen 2008 und 2016 ausgewertet und sie mit der Lebenserwartung in den Counties zwischen 1980 und 2014 verglichen. Die Lebenserwartung stieg, so schreibt er in seinem Beitrag im American Journal of Public Health im Durchschnitt während der 30 Jahre um 5 Prozent an, aber nicht überall gleichmäßig. In manchen Gemeinden stieg die Lebenswartung um bis zu 10 Jahre an, in anderen stagnierte sie oder ging sogar zurück.

Bor stellte fest, dass in den Counties, in denen die Lebenserwartung um weniger als 3 Jahre in den vergangenen 20 Jahren angestiegen war, der Anteil der Wähler für die Republikaner und damit auch für Trump um 10 Prozent gestiegen ist. Wo die Lebenserwartung dagegen um mehr als 7 Jahre gestiegen ist, nahm der Anteil der Stimmen für die Demokraten um 3,5 Prozent zu. Daraus ließe sich ableiten, dass die konservativen Republikaner für diejenigen interessanter sind, die von der Zukunft wenig erwarten, weil sie mit einer schwierigen Gegenwart konfrontiert sind und daher vielleicht lieber das erhalten wollen, was jetzt ist, auch wenn es nicht so erfreulich ist.

mehr:
- Trump gewann in den Counties, in denen die Lebenserwartung unterdurchschnittlich stieg (Florian Rötzer, Telepolis, 12.09.2017)

mein Kommentar:
Ist das nicht eine tolle Nachricht? 
Wutbürger haben eine geringere Lebenserwartung!

Die ehrlichsten Minuten im Fernseh {4:37}

Veröffentlicht am 12.01.2013
notbeusedforprofit  
Hier eine Szene aus der TV-Serie "The Newsroom" des Oscarpreisträger Aaron Sorkin, welche die Wahrheit über den Zustand von Amerika beschreibt. Die Serie zeigt den Alltag der Nachrichtenredaktion eines fiktiven Kabelsenders.
Ein junge Frau aus dem Publikum fragt das Expertenteam auf der Bühne: "Können Sie erklären warum die USA das großartigste Land der Welt ist?" Darauf bekommt sie eine Antwort die nicht die üblichen Propagandalügen beinhaltet, sondern die Wahrheit beschreibt:
"Wir sind nicht daß großartigste Land der Welt, das ist meine Antwort. Wir sind 7. in der Alphabetisierung, 27. in der Mathematik, 22. in der Wissenschaft, 49. in der Lebenserwartung, 178. in der Kindersterblichkeit, 3. im Durchschnittseinkommen, 4. in der Arbeitsbevölkerung und 4. bei den Exporten.
Wir führen die Welt nur in drei Kategorien an. In der Anzahl Menschen die in Gefängnissen sitzen, in der Anzahl Leuten die glauben Engel gibt es wirklich und in den Verteidigungsausgaben, wo mir mehr ausgeben als die nächsten 27 Länder zusammen, davon sind 25 unsere Alliierten.
Wenn sie fragen, was macht uns zum großartigsten Land der Welt, dann hab ich keine verdammte Ahnung von was sie reden. Wegen dem Yosemite Nationalpark?
Es war einmal so. Wir standen für das was richtig war. Wir kämpften für Gerechtigkeit. Wir verabschiedeten Gesetze aus moralischen Gründen. Wir kämpften gegen die Armut und nicht gegen die Armen. Wir opferten uns und kümmerten uns um unsere Nachbarn. Wir machten das was wir sagten. Wir haben nicht damit geprahlt.
Wir haben tolle Sachen auf den modernsten technologischen Errungenschaften gebaut. Wir haben den Weltraum erforscht. Wir besiegten Krankheiten. Wir förderten der Welt besten Künstler und wir hatten mal der Welt beste Wirtschaft. Wir haben nach den Sternen gegriffen und handelten wie Männer. Wir strebten nach Intelligenz und haben sie nicht belächelt. Wir waren nicht so voller Angst wie jetzt.
Wir waren das alles und haben das alles gemacht weil wir informiert waren. Durch großartige Menschen die wir verehrt haben. Der erste Schritt ein Problem zu lösen ist zu erkennen es gibt eins. Amerika ist nicht mehr das großartigste Land der Welt. Genug gesagt?"

Boston Legal Speech on America {5:14}

Veröffentlicht am 07.07.2008
helpfreespeech  
The telivision show Boston Legal tells the straight honest truth about the USA

mein Kommentar:
Der Filmausschnitt stammt aus dem Jahr 2008!!!
Und wenn jemand wie Donald Trump Präsident wird, fließen jede Menge Krokodilstränen, und alle sprechen eifrig in die Kamera: »Wir konnten uns das nicht vorstellen!«
Und dann wird von den abgehängten Weißen geredet (»white trash«), den Wutbürgern, den Unvernünftigen, die den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben versuchen.
Das politisch-wirtschaftliche System wird so gut wie nie infrage gestellt, nur von ein paar Intellektuellen mit dem Charme einer Stahlbetondecke, denen sowieso nur ein paar Nerds zuhören.
Was ist nur los?

- Interview mit Noam Chomsky: "Die Bundesrepublik war sozialistischer als die DDR" (Claus Hulverscheidt, Kathrin Werner, Süddeutsche, 21.10.2016)

Zivilklage gegen Saudi-Arabien: Neue Vorwürfe wegen Unterstützung der 9/11-Anschläge

Saudische Botschaft soll bereits 1999 einen Testversuch ("dry run") für die Entführung von Flugzeugen finanziert oder auch beauftragt haben
Der Kongress hatte im September des letzten Jahres ein Veto des damaligen US-Präsidenten Barack Obama gegen das Gesetz "Justice Against Sponsors of Terrorism Act" (JASTA) aufgehoben, um es Angehörigen der Anschlagsopfer zu ermöglichen, Ziviklagen wegen Terrorunterstützung gegen Staaten in den USA zu führen. Gemeint ist damit Saudi-Arabien. Dafür hatte sich auch der damalige Präsidentschaftskandidat und jetzige Präsident Donald Trump ausgesprochen, was er wegen seiner nun größeren Nähe zu Saudi-Arabien bedauern könnte.

Obama hatte zuvor sein Veto eingelegt, so seine Begründung, weil er fürchtete, dass das Gesetz, das die Immunität von saudischen Regierungsvertretern aufheben kann, gegen die USA gewendet werden könnte. Das ist allerdings nicht ganz abwegig, schließlich könnten anderen Staaten den USA oder Regierungsvertretern wie Geheimdienstmitarbeitern oder Soldaten ebenfalls vorwerfen, Terrorismus zu unterstützen. Die EU hatte auch von dem Gesetz abgeraten, die Wahrung der Immunität sei ein Kern der Diplomatie und ein Pfeiler des internationalen Rechts. Auch hier fürchtet man, dass andere Staaten mit dem Verweis auf den Präzedenzfall gegen die USA und ihre Nato-Verbündeten vorgehen könnten. Als das Gesetz eingeführt wurde, drohte Saudi-Arabien mit dem Verkauf von US-Staatsanleihen in Höhe von 750 Milliarden US-Dollar, ließ es aber dann doch sein.

Die erste Massenklage von Familienangehörigen und Versicherungen gegen Saudi-Arabien wurden 2003 eingereicht. Im März 2017 legten 1500 Menschen, die beim Anschlag verletzt wurden, und 850 Angehörige von Opfern am Manhattan Federal Court eine weitere Klage gegen Saudi-Arabien ein. Der Vorwurf lautet, die Monarchie habe "der al-Qaida-Terrororganisation materielle Unterstützung und Ressourcen zukommen lassen und die 9/11-Anschläge ermöglicht". Saudi-Arabien hat einen Antrag bei dem Bundesgericht in New York eingereicht, die Klage fallen zu lassen. Die Kläger haben bis November Zeit, darauf zu reagieren.

mehr:
- Zivilklage gegen Saudi-Arabien: Neue Vorwürfe wegen Unterstützung der 9/11-Anschläge (Florian Rötzer, Telepolis, 11.09.2017)

siehe auch:
- 9/11-Skepsis erreicht den Mainstream (Post, 11.09.2014)

George Soros und die ethnischen Säuberungen in Myanmar

Was wollen George Soros, Saudi-Arabien und China in Birma?

In der birmanischen Provinz Rakhine gibt es seit einem Angriff der islamistischen Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dieser Guerillagruppe und der Armee, die einen großen Teil der Bevölkerung veranlassten, das Konfliktgebiet zu verlassen: Ethnische Birmanen (Bamar) fliehen ins Landesinnere, moslemische Bengalischsprecher eher über die Grenze nach Bangladesch, wo angeblich bereits ein knappes Drittel dieser als "Rohingya" bekannten und insgesamt etwa eine Million Menschen umfassenden Minderheit angekommen sein soll.

In vielen westlichen Medien werden diese Ereignisse sehr verkürzt dargestellt - oft wird dabei ohne weitere Belege der Textbaustein verwendet, die Rohingya seien "vielleicht die am meisten verfolgte Minderheit weltweit" (vgl. Aung San Suu Kyi kritisiert "Fake News" über Konflikt in Rakhine). Die Berichterstattung ist so einseitig, dass in Alternativmedien wie Strategic Culture bereits darüber spekuliert wird, ob aus Rakhine nicht ein "neuer Kosovo" werden kann. In diese serbischen Provinz marschierte 1999 die NATO ein und erlaubte es der Guerrillagruppe UÇK, dort einen eigenen Staat einzurichten (vgl. Klares Votum für ein unabhängiges Mafiastan).

Diesen Einmarsch begleitete damals eine ebenfalls sehr einseitige Berichterstattung in Medien der NATO-Länder (was dazu führte, dass sich die Nachrichten in ARD und ZDF teilweise massiv von denen des ORF im Nicht-Nato-Staat Österreich unterschieden). Erst später mussten auch deutsche Massenmedien zugeben, dass ein angebliches "Massaker" an Zivilisten eine Schießerei zwischen einer UÇK-Einheit und Sicherheitskräften war, und dass es den "Hufeisenplan" einer Vertreibung der ethnischen Albaner, an dem sich der damalige SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping sehr lautstark alle Zweifel verbeten hatte, gar nicht gab (vgl. Der Kosovo, die UCK und Psychedelia à la Rudolf Scharping). Stattdessen mussten fast alle Serben aus dem Kosovo fliehen.

mehr:
- Wird Rakhine der neue Kosovo? (Peter Mühlbauer, Telepolis, 12.09.2017)

siehe auch:
Aung San Suu Kyi – preisgekrönte Freiheitskämpferin zwischen den Stühlen (Post, 24.11.2014)
Frieden muss gestiftet werden (Post, 24.11.2014)