Robert Johnson kämpft für eine andere Wirtschaftswissenschaft. Warum tut der einflussreiche Hedgefonds-Manager sich das an?
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Einige interessante Ausschnitte:
»Schon in meiner Studienzeit wurde viel zu wenig gelehrt, wie die Wirtschaft wirklich funktioniert. Das Wissen darüber habe ich mir selbst aus Geschichtsbüchern zusammengesucht. Stattdessen mussten und müssen Studenten viel zu viel Mathematik pauken.
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Mit Mathematik kann man mathematische Probleme lösen. Die Wirtschaftswissenschaft sollte sich aber auch um Fragen kümmern, die sich mit Formeln nicht beantworten lassen. Doch Studenten wird immer noch genau das Gegenteil suggeriert. Wer Karriere machen will, muss vor allem komplizierte Modelle aus vielen Formeln bauen können, um damit angeblich die Märkte zu erklären.
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Ich kannte die gängigen Modelle natürlich, und Mathe ist mir immer leichtgefallen. Aber viel wichtiger für meine Arbeit war es, um die Welt zu fliegen und mit Leuten zu reden. Ich habe Ministerien oder Gewerkschaften besucht und auf Basis dieser Gespräche versucht, vorherzusagen, wann sich der Wert von Währungen oder Bonds verändert. Für mich war das wichtiger als jede Formel.
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Nehmen Sie die Finanzkrise. Die war in den gängigen makroökonomischen Modellen schlicht nicht vorgesehen, weil sie zu kompliziert zu berechnen gewesen wäre. Also haben die Wissenschaftler sie ignoriert und die Politiker nicht genügend vor den Gefahren gewarnt. Ich bin ein passionierter Segler, deswegen benutze ich gern folgenden Vergleich: Die Ökonomen haben sich durch ihren Glauben an die Kraft der Mathematik so verhalten wie Kapitäne mit einer schlechten Karte, auf der die gefährlichen Klippen nicht eingezeichnet waren. Also ist das Schiff beinah auf Grund gelaufen.«