Mittwoch, 19. Dezember 2012

Von der Kunst des Liebens

Die Erscheinung der Künstlerfamilie, 1935-47


Du hast mir die Hände gefüllt 

Ich bin Dein Sohn 
der mühsam auf Erden geht 
Du hast mir die Hände gefüllt 
mit Farben, mit Pinseln 
ich weiß nicht, wie ich Dich malen soll. 

Muss ich die Erde malen, den Himmel, mein Herz? 
Die Städte in Flammen, die Menschen, die fliehen? 
Meine Augen voll Tränen? 
Wohin muss ich fliehen, zu wem gehen? 
Der, der das Leben gibt 
Der, der den Tod schickt 
vielleicht wird er zulassen 
dass sein Licht durch mein Bild dringt. 

Marc Chagall


Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie wir sind. Zur sichtbaren Seite der Welt gehört wesentlich auch die verborgene Wirklichkeit der Beziehungen – zwischen mir und dem, was mir an Begabungen und Talenten mitgegeben ist ins Leben, zwischen Männern und Frauen, Vätern, Söhnen, Müttern, Töchtern, Eltern und ihren Kindern, Enkeln und ihren Großeltern, Menschen und allem, was lebt, Gott und seiner Welt. Ganz, ein anderes Wort für heil, wird mein Bild vom Leben und dieser Welt erst dann, wenn es auch diese unsichtbare, aber höchst wirksame Seite meines Lebens widerspiegelt. Leuchtend und farbenfroh wird es dann, wenn es durchscheinend und transparent wird für das Licht des Lebens, das aus dem Geheimnis Gottes strömt. Dem verleiht Chagall mit seiner Erscheinung der Künstlerfamilie aus dem Jahr 1947 bleibenden und gültigen Ausdruck. Chagall schöpfte seine Kunst aus dem Kraftfeld von lebendigen, intensiven und liebevollen Beziehungen. Für mich liegt die Anregung darin, den Advent auch als die Zeit zu begreifen, in der ich meine Beziehungen in diesem umfassenden Sinne pflege und intensiviere. Es ist die Zeit, die Kunst der Liebe neu zu lernen, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu entwickeln und voller Liebe auf den Reichtum zu blicken, der mir mit dem Leben geschenkt ist. Dann dringt sein Licht auch durch mein Bild.




Adventsrätsel (das Neunzehnte von vierundzwanzig)

Ich bin am wärmsten, wenn es am kältesten ist,
am kältesten, wenn es am wärmsten ist,
am dunkelsten, wenn es am hellsten ist.
Auflösung zu Nr. 18

Auflösung zu Nr. 18 von 2013:
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