Freitag, 13. November 2020

Coronakrise „Pandemie-Ermüdung“ nimmt zu, Skepsis gegenüber Impfung

Die Coronakrise führt immer mehr zu einem Gefühl der „Pandemie-Ermüdung“, gleichzeitig wird ein möglicher Impfstoff von der Bevölkerung nicht als einschneidende Lösung für die Coronapandemie gesehen. Das zeigt die Studie „Solidarität in Zeiten der Pandemie“ der Forschungsgruppe „Zeitgenössische Solidaritätsstudien“ der Uni Wien, für die im April und im Oktober dieselben 80 Menschen zu ihrem Alltag in der Pandemie und ihren Ansichten zu den Eindämmungsmaßnahmen befragt wurden.

Die große Hoffnung der Regierung auf einen Impfstoff zur Eindämmung der Pandemie wird von den Befragten nicht geteilt: Viele der Interviewten - auch Impfbefürworter - erklärten, dass sie einer Impfung skeptisch gegenüberstehen und dass sie sich nicht als eine der ersten Gruppen impfen lassen, sondern erst einmal abwarten wollen.

Als Grund wurde u.a. Verunsicherung bezüglich der Sicherheit genannt, weil die Entwicklung und Prüfung von Impfungen normalerweise Jahre dauert. „Jeder wartet auf die Impfung, aber niemand will sich impfen lassen“, wird ein Studienteilnehmer im Blog des Forscherteams um Katharina Kieslich zitiert. Diese Haltung dürfe nicht einfach als „Impfskepsis“ abgetan werden, stattdessen solle auf Dialog und Kommunikation gesetzt werden, appellieren die Wissenschafter.

Sie raten politischen Entscheidungsträgern außerdem, Gründe und Grundlagen für Maßnahmen - trotz des sich schnell ändernden Wissensstandes - klarer zu kommunizieren. Unschlüssige Begründungen von Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung führen nämlich zu Unverständnis bis hin zu Widerstand, wie die Interviewstudie zeigt. Viele Befragte würden sich wissenschaftliche Belege wünschen, welche Maßnahmen etwas bringen.
mehr:
- „Pandemie-Ermüdung“ nimmt zu, Skepsis gegenüber Impfung (medinlive.at, Ärztekammer für Wien, 13.11.2020)
siehe auch:

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Montag Vertreter der Parlamentsparteien zu einem rund dreistündigen Informationsgespräch zum Thema Coronavirus empfangen. Seitens der Oppositionsfraktionen sprach man danach zwar von einer guten Atmosphäre, kritisierte aber, dass keine konkreten Kriterien für getroffene oder zukünftige Maßnahmen genannt wurden. Anschober erklärte, die kommenden Tage seien „die Zeit der großen Weichenstellung“.

SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher vermisste nach dem Treffen, an dem neben Anschober auch Experten des Beraterstabs des Gesundheitsministers teilnahmen, vor allem konkrete nachvollziehbare Kriterien, die für die Entscheidungsfindungen dienen. „Während (Bundeskanzler Sebastian, Anm.) Kurz Tag für Tag neue Verschärfungen in den Raum stellt, kann Anschober selbst die Grundlage für die bisher gesetzten Maßnahmen nicht nennen“, sagte er am Nachmittag zur APA. Die Nachvollziehbarkeit aller Maßnahmen sei aber „zentral für das Vertrauen der Bevölkerung.“

Allfällige Verschärfungen dürften „keine beliebige politische Entscheidung sein“, sondern müssten auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen geschehen, so Kucher. Auf die Frage, wann Verschärfungen notwendig werden, gebe es seitens der Regierung stets nur die Antwort, man müsse den Zusammenbruch der intensiv-medizinischen Versorgung verhindern. Wann dazu welche Schritte notwendig sind, dazu erhalte man aber keine Auskunft. Österreich stehe vor einer „ernsten Situation“, die Regierung sei aber „weiter im Blindflug unterwegs“, so Kuchers Eindruck.
 
[Coronavirus – Opposition auch nach Gespräch mit Anschober unzufrieden, medinlive.at, Ärztekammer für Wien, 09.11.2020]


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