Donnerstag, 24. Januar 2019

Die Verbannung der Wahrheit

Seymour Hersh beklagt in seinen Memoiren den Tod des Investigativjournalismus.

Seymour Hersh ist einer der renommiertesten Investigativreporter seiner Zeit: So deckte er zahlreiche Vergehen der US-Regierung und des Militärs auf, darunter das Massaker von Mỹ Lai, die Abhöraffäre um Henry Kissinger oder die Lügen über die Ermordung Bin Ladens. Doch während er Politikern, Konzernen und den eigenen Redakteuren im Kampf um die Wahrheit die Stirn bot, sah er sich immer häufiger mit einem zweifelhaften Aspekt seines Berufsstandes konfrontiert: geheimen Übereinkünften mit den Mächtigen. In seinen Memoiren beklagt Hersh, was diese Anbiederung durch die Medien bedeutet: den Tod des Investigativjournalismus.

Der Investigativreporter Seymour Hersh beschreibt in seinen Memoiren mit dem Titel „Reporter“ einen Moment, in dem er als junger Journalist zufällig mithörte, wie ein Chicagoer Polizist den Mord an einem Afroamerikaner zugab. Der ermordete Mann war von der Polizei fälschlicherweise als Verdächtiger bei einem Überfall dargestellt worden, der erschossen worden sei, als er versucht habe, seiner Verhaftung zu entgehen. In verzweifelter Hektik rief Hersh seinen Redakteur an, um zu fragen, was er tun solle.

„Der Redakteur hielt mich dazu an, nichts zu tun“, schreibt er. „Es stünde mein Wort gegen das all der beteiligten Polizisten, und sie würden mich alle der Lüge bezichtigen. Die Botschaft war klar: Ich hatte keine Story. Doch natürlich hatte ich eine.“ Er beschreibt sich selbst als „voller Verzweiflung angesichts meiner Schwäche und der Schwäche eines Berufsstandes, der mit Kompromissen und Selbstzensur so leichtfertig umging“.

Hersh, der beste Investigativreporter seiner Generation, deckte das Chemiewaffenprogramm des US-Militärs auf, das tausende Soldaten und Freiwillige, darunter Pazifisten der Siebenten-Tags-Adventisten, als menschliche Versuchskaninchen benutzte, um die Auswirkungen biologischer Agenzien wie Tularämie, Gelbfieber, Rifttalfieber und der Pest zu messen.

Er brachte die Geschichte des Massakers von Mỹ Lai ans Licht. Er enthüllte die Abhöraktion Henry Kissingers gegen seine engsten Unterstützer im Nationalen Sicherheitsrat (NSC) sowie gegen Journalisten, die Finanzierung gewalttätiger extremistischer Gruppen durch die CIA zum Sturz des chilenischen Präsidenten Salvador Allende, das Ausspionieren einheimischer Regimekritiker in den USA durch die CIA, die sadistischen Foltermethoden amerikanischer Soldaten und beauftragten Personals im irakischen Abu-Ghraib-Gefängnis, und die Lügen der Obama-Regierung bezüglich des Überfallkommandos, das Osama Bin Laden tötete.

Doch er beginnt seine Memoiren mit dem — jedem Reporter vertrauten — aufrichtigen Geständnis, dass es von den Mächtigen verübte Verbrechen und Ereignisse gibt, über die man nie schreibt, jedenfalls nicht, wenn man seinen Job behalten will. In seinem Buch beklagt er unter anderem seine Entscheidung, einem Bericht nicht nachzugehen, den er erhalten hatte und der Präsident Richard Nixon beschuldigte, seine Frau Pat geschlagen zu haben, sodass sie in einer Notaufnahme in Kalifornien landete.

mehr:
- Die Verbannung der Wahrheit (Chris Hedges, Rubikon, 24.01.2019)

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Ursprünglich vom New Yorker bestellt, dann aber wie auch von der Washington Post abgelehnt,[139] erschien der Beitrag Whose sarin?[140] am 19. Dezember 2013 in der Literaturzeitschrift London Review of Books. Hersh setzt sich mit dem Giftgasangriff von Ghuta in Syrien vom 21. August auseinander und stellt die offizielle Darstellung der amerikanischen Regierung in Frage. Laut Hersh hatte die Obama-Regierung trotz gegenteiliger Behauptungen keinerlei Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff mit dem Giftgas Sarin.[141] Die Medien hätten versagt, sie hätten die Verlautbarungen des Weißen Hauses ohne weiteres Nachfragen übernommen und die Erkenntnisse von Wissenschaftlern ignoriert. Der Waffenexperte Theodore Postol vom MIT stellte in einer Studie fest, dass die verwendeten Raketen „sehr wahrscheinlich“ vor Ort hergestellt worden seien. Dies jedoch habe der offiziellen Regierungsdarstellung widersprochen und sei deshalb nicht durch die New York Times aufgegriffen worden, jedoch publizierte Postol zuvor, in Zusammenarbeit mit Richard Lloyd, einen Artikel, der über den Nachweis von Sarin berichtete.[142] Vor dem Angriff hätten den US-Geheimdiensten Berichte vorgelegen, die aufzeigten, dass die Al-Nusra-Front in der Lage gewesen sei, größere Mengen des Kampfgases zu produzieren. Obama argumentierte in seiner TV-Ansprache am 10. September jedoch, dass Geheimdienstzeugen sowie UN-Inspekteure die Regierung unter Baschar al-Assad als Täter identifiziert hätten, obschon die Al-Nusra-Front in den Kreis der Verdächtigen hätte mit eingeschlossen werden müssen. Der Uno-Bericht vom 16. September lasse jedoch die Täterschaft offen, so Hersh. Die Ermittler vermerkten mit Sorgfalt, dass sie erst mit fünf Tagen Verzug Zugang zu den Orten des Anschlags erhalten hatten, und nur unter der Kontrolle der Rebellen. „So wie an anderen Orten“, warnte der Bericht, „waren die Örtlichkeiten vor Ankunft der Mission von anderen Personen gut besucht worden … Während der Zeit des Aufenthaltes an diesen Örtlichkeiten kamen Personen an, die andere verdächtige Waffen trugen, ein Hinweis darauf, dass derartiges potentielles Beweismaterial verschoben und möglicherweise manipuliert wird.“[139] Frank Nordhausen, Türkei-Korrespondent der Berliner Zeitung, bezweifelt die Darstellung, der zufolge Ankara Al-Kaida-nahe Gruppen mit Giftgas ausgerüstet habe: „Dafür liefert Hersh keinen einzigen harten Beleg. Er beruft sich nur auf Gespräche mit seinem US-Informanten, dessen Namen er nicht nennt. Hersh arbeitet zudem vorwiegend mit Unterstellungen, Aussagen vom Hörensagen und nicht identifizierbaren Quellen. Wo er konkret wird, sind seine Argumente schwach oder nachweisbar falsch. “[143] 
[Seymour Hersh, Giftgasangriffe in Syrien 2013, Wikipedia, abgerufen am 28.01.2019]
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siehe auch:
Der Giftgas-Anschlag in Ghuta/Duma, August 2013: West-Propaganda zu Syrien und eine vier Jahre alte Geschichte (Post, 17.04.2018)
SEYMOUR M. HERSH, REPORTER IN WASHINGTON (Post, 15.03.2008)


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Für die Aufdeckung der illegalen Aktivitäten der CIA wurde Hersh von der amerikanischen Presse zunächst attackiert, etwa von der Washington Post oder Newsweek. Hersh und sein Redakteur Abraham Michael Rosenthal, der Hersh Rückhalt bot, standen zu diesem Zeitpunkt allein.[81] Um den Anschuldigungen Hershs nachzugehen, berief Präsident Gerald Ford das Untersuchungsgremium Rockefeller-Kommission. Des Weiteren wurde Anfang 1975 das Pike Committee eingerichtet, um die Aktivitäten der CIA zu untersuchen, woraufhin das United States House Permanent Select Committee on Intelligence als ständiger
Memorandum: CIA Matters,
Mitschrift des Justizministeriums der
Vereinigten Staaten zu illegalen
Aktivitäten geschildert in den
„Familienjuwelen“ der CIA berichtet von
William Colby am 31. Dezember 1974
Geheimdienstausschuss entstand. Hershs Enthüllungen waren zudem ein wesentlicher Anlass für die Berufung des Church Committees des US-Senats,[82] das erstmals systematisch die Aktivitäten der US-Nachrichtendienste untersuchte. Infolge der Aufdeckung kam es zu umfangreichen Reformen der CIA.[62]
Walter Pincus schrieb in New Republic, dass seit Watergate nichts einen so großen Eindruck auf die Regierung hinterließ wie Hershs Artikel.[83] Nach Timothy S. Hardys Beurteilung habe Hersh es allein vollbracht, nachrichtendienstliche Aufklärung zu einem Hauptthema des Jahres 1975 zu machen, welchem sich weder Präsident Ford noch der Kongress hätten entziehen können. Eben dadurch sei in den Vereinigten Staaten Watergate erst zu dem Ereignis geworden, das es heute darstelle.[62] Laut Robert Miraldi wurde Hersh, in Folge seiner Entdeckung, zu dieser Zeit ein Liebling der amerikanischen Medien.[84] Der Journalismus änderte sich nunmehr, mit Hershs Präsenz wurde der investigative Journalismus zur Mode. So schrieb der Herausgeber der TimesArthur Sulzberger seiner Nachrichtenredaktion: „Alle Reporter sollten ‚investigative Reporter‘ sein, für was auch immer das steht.“ Teams von investigativen Journalisten wurden die Norm und eine Organisation namens Investigative Reporters and Editors (IRE) bildete sich 1975.[85]
[Seymour Hersh, Abhörskandal der CIA und Familienjuwelen, Wikipedia, abgerufen am 28.01.2019]

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Das Massaker von Mỹ Lai (Son My) war ein Kriegsverbrechen US-amerikanischer Soldaten in Südvietnam, das am 16. März 1968 während des Vietnamkrieges in dem Gemeindeteil Mỹ Lai des Dorfs Sơn Mỹ, genannt My Lai 4, begangen wurde. Das Massaker an 504 Zivilisten wurde von der US-Armee zunächst vertuscht. Erst durch Recherchen des investigativen Journalisten Seymour Hersh gelangte das Geschehen an die Öffentlichkeit, wobei die Veröffentlichung der Reportage zunächst für etwa ein Jahr von sämtlichen Medien abgelehnt worden war. Hersh erhielt 1970 den Pulitzer-Preis, die Veröffentlichung trug maßgeblich zum Wandel der öffentlichen Meinung über den Krieg bei.
[Massaker von Mỹ Lai, Wikipedia, abgerufen am 28.01.2019]
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Seymour Hersh on the golden age of journalism {7:12}

CBS Sunday Morning
Am 17.06.2018 veröffentlicht 
“Reporter: A Memoir,” by the Pulitzer Prize-winning investigative journalist Seymour Hersh, recounts a blockbuster career in which he shone a spotlight on war crimes and political scandals. CBS News national security correspondent David Martin sits down with the 81-year-old Hersh, still breaking scoops with zeal.

Seymour Hersh: USA verleumdeten Assad im Fall des Giftgas-Angriffs auf Ost-Ghuta {12:35}

RT Deutsch
Am 17.06.2018 veröffentlicht 
"Unsere Regierung wusste, dass es zwei Verdächtige gab" - Der US-amerikanische Investigativjournalist Seymour Hersh legt einige pikante Details zur Reaktion der USA und ihrer westlichen Verbündeten auf den Angriff in Ost-Ghuta 2013 offen.
Das 2013 bei einem Angriff der syrischen Regierungstruppen auf die damalige Rebellen-Hochburg Ost-Ghuta freigesetzte Sarin sei ein anderes gewesen als jenes aus den syrischen Armeebeständen, sagt Hersh.
Über dessen genaue Beschaffenheit hätten den USA die Daten vorgelegen - ebenso wie Proben vom Nervengift aus Ost-Ghuta, die russische Geheimdienste den USA zur Verfügung gestellt hätten. Auch weitere Daten aus geheimdienstlichen Lageberichten wiesen auf mindestens einen weiteren Verdächtigen hin - dennoch hätten die USA und ihre Verbündeten Baschar al-Assad zum einzigen Verdächtigen erklärt.
Nur mangels öffentlicher Unterstützung im Inland habe der damalige US-Präsident Barack Obama Syrien nicht bombardieren lassen, fasst Hersh zusammen.

(Doku in HD) Der Vietnamkrieg (5) Der Fall My Lai {44:27; Start bei 22:00}

DokuHeld2016
Am 12.03.2017 veröffentlicht 
Das 1968 von amerikanischen Soldaten an vietnamesischen Zivilisten verübte Massaker gehört zu den grausamsten der modernen Kriegsgeschichte und wurde zum Sinnbild des schmutzigen Krieges. Mittlerweile scheint klar zu sein, dass My Lai im Vietnamkrieg kein Einzelfall war.

USA: Die Angst vor chinesischen Wanzen in Bussen und Bahnen

Die wegen ihres Preises beliebten Schienenfahrzeuge und Busse aus China könnten zum Lauschen dienen, in den USA boomt die Rüstungsindustrie, einen Hersteller für Schienenfahrzeuge gibt es nicht mehr

Anfang Januar erschien ein Artikel in der Washington Post, der warnte, dass chinesische Wagen für Metro, das U-Bahn-System von Washington, D.C., verwanzt sein könnten. Möglich wäre es, dass die Überwachungskameras Bilder nach China schicken oder Gespräche von versteckten Mikrofonen aufgenommen würden. Und dann könnten vielleicht durch eine Sicherheitslücke, die in China in die Steuerungssoftware hineingeraten ist, ausländische Geheimdienste oder Terroristen den Zug hacken und einen Unfall verursachen.

Was die eigenen Geheimdienste vermutlich auch machen oder anstreben, wie aus den Snowden-Leaks deutlich wurde, wird vor allem gegenüber China seit Jahren immer wieder als Bedrohung geschildert, also dass chinesische Geheimdienste in Software chinesischer Geräte Hintertüren einbauen könnten, um zur Spionage Daten abzusaugen oder im Bedarfsfall Hard- und Software zu manipulieren. Der Staat könne, so die Argumentation, Tech-Firmen zwingen, Informationen zu übergeben oder Zugang zu Kommunikationsdaten und Techniken zu schaffen.

Das ist der angebliche Grund, warum die USA, Australien und Neuseeland die Nutzung von Huawei-Technik für den Aufbau des 5g-Netzes verboten haben, Großbritannien als weiteres Five-Eyes-Land könnte ebenso wie Kanada folgen, das wegen der Festsetzung der Huawei-Finanzchefin und Tochter des Konzerngründers Meng Wanzhou aufgrund eines US-Auslieferungsantrags in Konflikt mit China steht. Auch in der EU gibt man sich besorgt, im deutschen Innenministerium hat man sich noch nicht entschieden.

Beweise wurden für den Verdacht wurden bislang nicht geliefert, das Pentagon hat bereits 2017 den Kauf und die Verwendung von chinesischen DJI-Drohnen und letztes Jahr den von ZTE- und Huawei-Smartphones verboten. Es geht dabei neben Vorsicht, auch immer um Marktmacht und Abhängigkeit von ausländischen Anbietern. Während die USA zum Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards auf Huawei-Technik vermutlich verzichten können, auf Huaweis Smartphones ebenso, der Konzern hat letztes Jahr Apple als größten Smartphone-Hersteller überholt, ist das bei Schienenfahrzeugen anders. Kongress, Pentagon und Experten würden die Sicherheitsbedenken gegenüber den chinesischen U-Bahn-Wagen ernst nehmen, weswegen auch Metro zwar weiter solche im Wert von über einer Milliarde US-Dollar kaufen will, aber in dem Vertrag Forderungen nach Cybersicherheitsmaßnahmen stellen will.

mehr:
- USA: Angst vor chinesischen Schienenfahrzeugen (Florian Rötzer, Telepolis, 24.01.2019)

Mausfeld: »Gigantische Programme zur Angstinduktion in der Bevölkerung«
KenFM im Gespräch mit: Prof. Rainer Mausfeld ("Warum schweigen die Lämmer?") {1:38:19; Start bei 1:15:09}

KenFM
Am 02.10.2018 veröffentlicht 
Dass Professor Rainer Mausfeld es im Alter von 68 Jahren mit seinen Vorträgen noch zu einem Millionenpublikum bringen würde, hätte er selbst vermutlich als Letzter vermutet. Doch ganz offensichtlich trifft er mit seinen Inhalten, verbildlicht durch die inzwischen weitläufig bekannte politische Metapher der „schweigenden Lämmer“, den Nerv der Zeit. Es ist, als hätten wir jahrelang eine dunkle Vermutung gehegt und endlich spricht sie einmal jemand aus – Unsere Demokratie ist bei weitem nicht so demokratisch, wie sie uns verkauft wird.
Nun ist der Kaiser also nackt. Dennoch hält sich die gesellschaftliche Empörung in Grenzen. Wie lässt sich das erklären? Professor Mausfeld ist überzeugt: Es liegt an der Beschaffenheit des Kaisers, der nicht mehr in schicker, feudaler Tenue, sondern in Form unpersönlicher, intransparenter und abstrakter Machtstrukturen daherkommt. Genannte Strukturen, man kann sie auch als Elitenetzwerke bezeichnen, bedienen sich des Begriffes der Demokratie, weil er sich für sie als ideale Revolutionsprophylaxe in Zeiten zunehmend feudal anmutender sozialer Ungleichheit herausgestellt hat. Da diese Verschleierungstaktik, bei der ideologisch aufgeladene Begriffe inhaltlich in ihr Gegenteil verkehrt werden, sich zu Indoktrinationszwecken als besonders effektiv erwiesen hat, kommt sie auch in aller Regelmäßigkeit zur Anwendung. So z.B. bei Wörtern wie „Globalisierung“ oder „freie Märkte“, welche der desorientierten Bevölkerung als naturgegebene Phänomene verkauft werden, um über das in ihrer neoliberalen Interpretation verankerte Recht des Stärkeren hinwegzutäuschen.
Hieraus ergibt sich die Aufgabe, die Kluft zwischen dem vorgegaukeltem und dem eigentlichen Wortsinn, zwischen PR und Realität, zu überwinden, mit dem Ziel sich dabei Schritt für Schritt an das Ideal demokratischer Verhältnisse im Sinne der Aufklärung anzunähern. Dafür bedarf es nicht nur der intellektuellen Bewaffnung und Bewusstwerdung über die subtilen Techniken der Meinungskontrolle des Einzelnen, sondern vor allem auch des Eingeständnisses, dass man einem gigantischen Betrug aufgesessen ist.
Professor Mausfelds Buch „Warum schweigen die Lämmer?“, welches die Inhalte des beliebten gleichnamigen Vortrages weiter vertieft, kann diesen kollektiven Aufwachprozess mit anschieben. Ins Handeln kommen müssen wir dann aber schon selber.
Inhaltsübersicht:
0:04:56 Der Kaiser ist nackt – wir wissen es alle
0:13:15 Der „Feind“ ist abstrakt
0:21:50 Aber wir haben doch eine Demokratie…
0:31:16 Wie wichtig ist Repräsentation in einer Demokratie?
0:40:43 Meinungsmanagement
0:57:29 Definition von Links und Rechts: ein „Haufen Spaghetti“
1:03:02 Chemnitz aktuell – Ablenken von den wahren Problemen
1:13:25 Programme zur Angst-Induktion
1:20:37 Für das Warten auf bessere Zeiten ist keine Zeit
1:34:08 Feedback aus der Bevölkerung
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Liberal war einmal

G20 Im Prozess um die Hamburger Elbchaussee zeigt sich eine Abkehr von der Versammlungsfreiheit

Entglaste Schaufenster, eine Reihe verbrannter Autos, ein Schaden von einer Million Euro: das hinterließ eine Gruppe von über 200 vermummten Personen im Hamburger Elbchausseeviertel bei den G20-Protesten. Acht Menschen sollen aufgrund der Ereignisse Schocks erlitten haben. Die strafrechtliche Aufarbeitung der G20-Proteste widmet sich nun diesem „Elbchausseekomplex“. Konkret sind vor dem Landgericht Hamburg fünf junge Männer wegen Landfriedensbruchs in einem besonders schweren Fall, Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Waffengesetz angeklagt.

Das Besondere an diesem Fall: Die Staatsanwaltschaft kann den Angeklagten die konkreten Taten gar nicht nachweisen. Das ist auch nicht das Ziel ihrer Anklageschrift. Bereits die bloße Anwesenheit der Angeklagten reiche aus, argumentiert sie, um ihnen die Taten im Rahmen der Mittäterschaft zuzurechnen. Auch eine psychische Beihilfe könnte in Betracht kommen, meinte das Gericht im Dezember, am ersten von über 30 Verhandlungstagen. Die Strategie der Staatsanwaltschaft ist kein Einzelfall, sondern folgt einer Tendenz innerhalb des Straf- und Versammlungsrechts, einzelne für das Verhalten anderer haftbar zu machen und dafür eine Einschränkung der Grundrechte hinzunehmen.

mehr:
- Liberal war einmal (Maximilian Pichl, derFreitag, 24.01.2019)

Die Briten völlig von der Rolle: »Integrity Initiative« taucht ab

Die hauptsächlich vom britischen Außenministerium finanzierte Organisation zur Bekämpfung russischer Desinformation und zur Rettung Europas sperrt Website und Twitter-Account

Wer jetzt auf die Webseite der Integrity Initiative geht, wird mit dem Hinweis begrüßt, dass der gesamte Inhalt der Website vorübergehend entfernt wurde, auf anderen Seiten heißt es lapidar: "You are not authorized to access this page." Die u.a. vom britischen Außenministerium geförderte Organisation, die sich als NGO darstellte und das Ziel hatte, russische Desinformation durch den Aufbau eines internationalen Netzwerks von nationalen "Zellen" zu bekämpfen, ist nach dem Leak von internen Dokumenten (Integrity Initiative: Britische Beeinflussungskampagne gegen Russland?) in Deckung gegangen.

Auch der Twitter-Account, auf dem die bezahlten Mitarbeiter emsig gegen die Propaganda aus Moskau antraten und so taten, als würden sie nicht auch Desinformation mit Desinformation beantworten, wurde für unerwünschte Besucher gesperrt. Nur der Facebook-Account blieb offen, so dass man die Ausrichtung der Organisation zumindest ein wenig nachvollziehen kann.

In einer Erklärung heißt es, man habe alle Inhalte entfernt, weil gerade eine "Untersuchung über den Datendiebstahl vom Institute for Statecraft und seinem Programm, der Integrity Initiative" stattfinde. Warum die zuvor zugänglichen Postings, Artikel etc. deswegen dem Blick der Öffentlichkeit entzogen werden müssen, wird nicht erklärt. Der Diebstahl sei Teil einer Kampagne gegen die Initiative, "die die Bedrohung der europäischen Demokratien durch Desinformation und andere Formen der hybriden Kriegsführung erforschen, veröffentlichen und bekämpfen" wollte.

Dubios ist einiges an der antirussischen Initiative, die, personell verwoben mit dem britischen Militär, der Nato und britischen Geheimdiensten, wenig transparent ebenfalls mit hybrider Kriegsführung - naja: mit antirussischen Beeinflussungsoperationen - beschäftigt war und neben der Website und dem Twitter-Account Veranstaltungen organisierte und ein Netzwerk von Influencern aufzubauen suchte, um Einfluss auf die Öffentlichkeit und die Politik von anderen Ländern zu erhalten. Weil man aber auch Labour-Abgeordnete und Jeremy Corbin ins Visier nahm, kam das auch in Großbritannien nicht so gut an (Infowar oder Absurdistan: Britisches Außenministerium im Strudel der Desinformation).

In anderen Ländern kümmerten sich die Medien um dieses Stealth-Programm nicht, nur die russischen Medien, die gleichfalls Aufklärung auf ihre Fahnen geschrieben haben, stürzten sich darauf, was natürlich gleich wieder als Desinformationskampagnen bezeichnet werden konnte - und zudem zeigt, wie beschränkt die russischen Beeinflussungsaktionen sind.

mehr:
Integrity Initiative taucht ab (Florian Rötzer, Telepolis, 24.01.2019)

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Nach dem Hackerangriff geriet das Institute for Statecraft in die Kritik, da es laut Constanze Kurz dieselben Mittel aus dem Arsenal der Desinformationsoperationen anwenden würde, welche sie bekämpfen wollen.[12] Die Integrity Initiative hätte Artikel zur britischen Innenpolitik über den Nachrichtendienst Twitter weiterverbreitet.[13] Zur Diskreditierung der Labour Party und ihres Parteivorsitzenden Jeremy Corbyn kündigte Außenminister Alan Duncan im Dezember 2018 gegenüber dem britischen Unterhaus eine Untersuchung an.[13] Der Labour-Abgeordnete Chris Williamson forderte daraufhin eine parlamentarische Untersuchung, da seiner Ansicht nach die „Anschwärzung der Labourpartei und ihres Vorsitzenden Jeremy Corbyn“ auf der Agenda der Integrity Initiative gestanden habe.[14] Der Kommunikationswissenschaftler Thorsten Quandt erkennt eine „Wagenburgmentalität“, die in der EU aus der Angst vor russischen Einflussversuchen entstanden sei. Er kritisiert, dass das Institute for Statecraft zu den Vorgängen schweigt, sieht die Gefahr eines Verrats der demokratischen Leitideen und fordert Offenheit und eine Debatte.[15]
In Spanien soll das Institut im Juni 2018 erfolgreich eine Social-Media-Kampagne gegen Pedro Baños gesteuert haben, um zu verhindern, dass der neue spanische Regierungschef Pedro Sánchez ihn zum nationalen Geheimdienstaufseher benenne.[12][16]
[
Institute for Statecraft, Integrity Initiative, Wikipedia, abgerufen am 29.05.2019]
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siehe auch:
Politische Propaganda: Der Kalte Krieg im Netz (Caroline Schmidt, NDR-Archiv, 15.04.2019)
Dossier Integrity Initiative Propaganda gegen Russland (Xaver Philipp Schlesinger, Freitag-Community, 30.03.2019)
Anonymous deckt massive antirussische Psyop auf – gesteuert von London, Washington und NATO (Post, 23.02.2019)
Politologe zu „Integrity Initiative“: „Skandal mit politischer Dimension“ (Jens Berger, NachDenkSeiten, 14.01.2019)
Wissenschaftler: “Integrity Initiative” Teil britischer Geheimoperationen im In- und Ausland (UncutNews.ch, 10.01.2019)
Integrity Initiative – NATO-Propaganda auch in Deutschland (Jens Berger, NachDenkSeiten, 07.01.2019)
Neues von der britischen Beeinflussungskampagne des ominösen Institute of Statecraft (Florian Rötzer, Telepolis, 06.01.2019)
Briefing note on the Integrity Initiative (Working Group on Syria, Propaganda and Media, undatiert)
Der Zweck und die Absicht von Integrity Initiative ist eine Propagandaoperation (Marcus Klöckner interviewt Piers Robinson, NachDenkSeiten, 07.01.2019)
„Integrity Initiative“ – Antirussische Propaganda-Zelle in Deutschland? (Hanz, Heinrichplatz TV, 07.01.2019)
Der hausgemachte Desinformationsskandal (Constanze Kurz, FAZ, 25.12.2018)
Die »Integrity Initiative« (Swiss Propaganda Research, Dezember 2018)
Two Germans Confirm Contact With Integrity Initiative Project, Say Refused To Cooperate (Anas Khan, Pakistanpoint, Dezember 2018)
British Government Covert Anti-Russian Propaganda and the Skripal Case (Craig Murray auf seiner Seite, 21.12.2018)
EIN LICHTLEIN SCHEINT AUF DEN GLOBAL AGIERENDEN TIEFEN STAAT (Tyler Durden, ZeroHedge, 25.11.2018)
Anonymous Exposes UK-Led Psyop To Battle "Russian Propaganda" (Tyler Durden, ZeroHedge, 23.11.2018)
Desinformation über Desinformationskampagnen (Post, 10.10.2018)


Die haben sich nun wahrhaftig einen eigenen Thread verdient!
Wenn sie wirklich Desinformation bekämpfen wollen würden, müssten sie sich als erstes selbst abschaffen!
Was die über sich selbst schreiben, ist dermaßen lachhaft, dass man vermuten kann, die sind höchstverzweifelt oder schon irre!
[
Integrity Initiative - Der Kampf gegen Wahrheit und Russland, Thread auf GlobaleEvolution, undatiert – sehr interessant!]

Mein Kommentar:
Nach Weißhelmen, Skripal-Affäre und Brexit-Chos habe ich den Eindruck, daß Großbritannien von der »Anstalt« (oder der »Partei« – oder beiden – ) gekapert wurde. Ich glaube, die brauchen auf der Insel eine schnelle Eingreiftruppe gut ausgebildeter Psychotherapeuten! – Wenn nicht sogar Putin hinter der ganzen Sache steckt! 🤔😝😂
Gottseidank haben wir hier noch was anderes als die Mainstream-Medien!!
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