Die Stimmung war schlecht in St. Petersburg im Januar 1905. Es herrschten Brotknappheit und die Leute litten unter den katastrophalen Arbeitsbedingungen. In vielen Betrieben wurde gestreikt. Über 100.000 Menschen sollen es gewesen sein, die sich schließlich am 22. Januar 1905 versammelten, um nach dem Gottesdienst zum Winterpalast des Zaren zu marschieren und dem russischen Kaiser eine Bittschrift zu übergeben. Freiheit, Brot und bessere Arbeitsbedingungen waren die Losung. Ein orthodoxer Pope führte den Protestzug an, die Demonstranten trugen Fahnen mit religiösen Motiven und auch Bilder der Zarenfamilie in ihren Reihen.
Soldaten lösen während des sogenannten Petersburger Blutsonntags eine friedliche Demonstration von etwa 140.000 Arbeitern brutal auf. (chronik.net) |
Soldaten hatten den Zugang zum Winterpalast abgeriegelt. Als die Demonstranten nicht anhielten, kam es zunächst zu Handgemengen, dann eröffneten die Truppen das Feuer auf die Arbeiter. 150 Menschen wurden getötet, Tausende verletzt. Die blutige Niederschlagung des friedlichen Protestzugs versetzte die Volksseele vielerorts im Zarenreich in Aufruhr, weitere Streiks und Demonstrationen folgten. Die Treue des Volkes zum Zaren litt erheblich. Der Blutsonntag war der Beginn der ersten Russischen Revolution von 1905.
Harenberg – Abenteuer Geschichte 2014