Bei etablierten Medien scheint immer noch nicht angekommen zu sein, dass es in Zeiten gewalttätiger Konflikte einer nochmals gesteigerten Sorgfaltspflicht bei der Überprüfung von Informationen bedarf. Am Beispiel des Maidan soll hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammengefasst werden, welche Falschmeldungen und blinde Flecken der deutsche Medien-Mainstream über den Aufstand in Kiew und der Westukraine produziert hat.
Redaktionelle Vorbemerkung: Den ersten Teil dieser Analyse von Stefan Korinth lesen Sie hier.
Teil 2: Januar/Februar 2014
Wer beim Ukraine-Konflikt das Wort Separatismus hört, denkt höchstwahrscheinlich sofort an die Krim und den Donbass. Doch als sich erst die Halbinsel und dann die Regionen Donezk und Luhansk nach dem Kiewer Machtwechsel von der Ukraine lossagten, da waren dies nicht die ersten separatistischen Vorgänge rund um den Konflikt.
Faktisch hatten sich bereits im Januar und Februar 2014 — also während des Maidan — große Teile der westlichen Landeshälfte von Kiew losgesagt. Doch während deutsche Leitmedien über die Aufstände und Absetzungsbewegungen der Krim und Teilen der Ostukraine später ausführlich und ultra-kritisch berichteten, fand die vorangegangene de-facto-Abspaltung der Westukraine im Medien-Mainstream quasi nicht statt.
Schlägergruppen stürmen Regierungsgebäude in der Westukraine
Bereits Anfang Dezember 2013 griffen nicht nur in Kiew sondern auch in mehreren westukrainischen Städten Aufständische die öffentlichen Gebäude an und brachten sie teilweise unter ihre Kontrolle. Eine weitere sehr viel größere Erstürmungswelle gab es dann Ende Januar 2014 als in neun der zehn westlich von Kiew gelegenen Oblaste (1) die zentralen Verwaltungsgebäude und Gouverneurssitze gewaltsam besetzt wurden.
Hooligans und Rechtsradikale griffen dabei die zahlenmäßig unterlegenen Polizisten an, die versuchten, die Gebäude zu schützen. Videos wie dieses aus dem südwestukrainischen Tscherniwzi vom 24. Januar 2014 oder dieses aus Winnyzja vom 25. Januar und viele weitere (2) belegen die Abwehrkämpfe.
Diese Karte aus den Ukraine-Analysen der Universität Bremen, Ausgabe Nr. 126, Seite 12, zeigt, wo Regionsverwaltungen bis zum 27. Januar erstürmt wurden.
mehr:
- Der Maidan-Fake (Stefan Korinth, Rubikon, 24.11.2018)
siehe auch:
- Fünf Jahre Maidan – Fünf Jahre Manipulation (Tobias Riegel, NachDenkSeiten, 21.11.2018)