Sonntag, 20. Dezember 2015

unsere Leitmedien: die tendenziöse Darstellung der Moskauer Wirtschaftsleistung

Die mediale Darstellung der Moskauer Wirtschaftsleistung folgt hierzulande der Ideologie. Unternehmen ziehen pragmatische Betrachtung vor
Bei seiner Jahrespressekonferenz am Donnerstag räumte der russische Staatspräsident Wladimir Putin ein, dass der Ölpreisverfall und die westlichen Sanktionen der heimischen Wirtschaft zu schaffen machten. Aber dann zählte er eine ganze Reihe von Statistiken auf, die signalisierten, dass die Krise – auch wenn sie noch nicht vorbei sei – zumindest ihren Tiefpunkt überschritten habe. Doch der ARD-Korrespondent in Moskau, Udo Lielischkies, schloss daraus messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Er erklärte dem deutschen Publikum, dass Putin »beim Gesundbeten der schweren Wirtschaftskrise unglaubwürdig« sei.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kam in einer im Juni dieses Jahres veröffentlichten Studie jedoch zu einem ganz anderen Schluss als der ARD-Mann: Russland könne auf Grund der Aufwertung des US-Dollars den Ölpreisverfall relativ gut kompensieren. Der Rohstoff wird gegen US-Dollar ins westliche Ausland verkauft. So sind die Einnahmen pro Fass Öl, in Rubel berechnet, etwa gleich hoch wie vor dem Preisverfall. Das habe dazu geführt, »dass Russland trotz des niedrigen Preises für das Schwarze Gold gut« zurechtkomme, heißt es in der Studie.

Seit Veröffentlichung dieses Berichts hat der US-Dollar gegenüber dem Rubel nochmals um 30 Prozent zugelegt. Aktuell bekommt man für einen US-Dollar 72 Rubel, während es vor zwei Jahren nur 35 Rubel waren. Einerseits verteuert diese Entwicklung zwar die Importe aus den USA, andererseits sorgt sie dafür, dass die russische Handelsbilanz weiter positiv ist. Das Land kann die Lücken in seinen Staatsausgaben wie gewohnt weitgehend aus seinen Öleinnahmen finanzieren. Zudem sind die Lieferverträge für Öl von Moskau langfristig angelegt. Dabei folgen die Preise nicht jeder Bewegung auf den internationalen Spotmärkten, sondern werden im Rahmen eines gleitenden Durchschnitts von mehreren Monaten berechnet.

mehr:
- Verwirrspiel um Russland (Rainer Rupp, junge Welt, 19.12.2015)

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