Donnerstag, 17. Dezember 2015

zunehmende Skepsis gegenüber den Medien

Von der Vagheit der Umfragen und der womöglich zunehmenden Einschließung in Informationsblasen
In Deutschland wächst nach Umfragen das Misstrauen gegenüber Medien. Die großen Medien gelten manchen bekanntlich als "Lügenpresse" (Forsa-Umfrage: 44 Prozent der Befragten sehen eine "Lügenpresse"). Journalisten der sehr einseitigen Art, die vor allem mit dem Schüren von Ängsten und Vorurteilen in entsprechenden Verlagen und Publikationen ihr Geld machen, bezeichnen ihre Kollegen als "gekaufte Journalisten" und nähren die Ansicht, "Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz" würden die Massenmedien lenken.

Solche Ressentiments scheinen vor allem in der rechtsnationalen Ecke zu gedeihen (Teile der Bevölkerung informieren sich aus unseriösen Quellen). Auch in Polen marschierten die Anhänger der rechtsnationalen PiS am vergangenen Sonntag gegen die "Lügen der Medien". Ein Priester veranstaltete gegen die liberale polnischen Zeitung "Gazeta Wyborcza" gar eine Teufelsaustreibung , was das Ganze zum Kasperletheater macht, aber offensichtlich ernst gemeint war.

In Polen wird es weniger der Fall sein, in Deutschland sehen hingegen viele der rechtsnationalen Kritiker aus dem Umkreis von AfD, Pegida und Co. ausgerechnet in staatlichen russischen Medien wie Russia Today ein Korrektiv zur "Lügenpresse", unter die etwa öffentlich-rechtlichen Sender subsummiert werden. Da präsentiert dann RT Deutsch den angeblichen "fehlenden Part", z.B. eine Eva Hermann, die darüber schwadroniert, dass es einen "Vorsatz" gebe, dass die "Flüchtlingsströme" nach Europa kommen. Ansonsten werden alle möglichen Kritiker eingesammelt – nur nicht solche, die auch russische Verhältnisse anprangern oder die Politik der russischen Regierung bzw. die der befreundeten Regierungen hinterfragen. Dass dieser Part fehlt, was eben ein Propagandamedium auszeichnet, wird dann offenbar schon weniger zur Kenntnis genommen. Das gilt natürlich auch umgekehrt, wenn die EU meint, sie müsse mit Propaganda die russischen Propagandamedien untergraben, aber dabei weder in die Medienlandschaft der Ukraine schaut, noch in die von Ungarn (Die Propaganda-Offensive der EU wird das Misstrauen gegenüber den Medien stärken).

mehr:
- Vertrauensverlust gegenüber den Medien in Russland (Florian Rötzer, Telepolis, 17.12.2015)
siehe auch:
- "Speziell die Öffentlich-Rechtlichen können Druck von außen gebrauchen" (Marcus Klöckner, Interview mit Fritz Wolf zu seiner medienkritischen Untersuchung für die Otto Brenner Stiftung, Telepolis, 16.12.2015)
siehe auch:
Der Abschuß von KAL 007: Das westliche Narrativ in der Schlacht um die Deutungshoheit (Post, 30.12.2015)
Es geht nicht um Wahrheit, es geht nicht um Moral, es geht um Zeitvorsprung (Post, 27.12.2015)
zunehmende Skepsis gegenüber den Medien (Post, 17.12.2015)
- Ja, lügen die Medien denn nun oder nicht? (Post, 12.12.2015)
Ein Mantra fürs Neue Jahr: »Die NATO bedroht niemanden« (Post, 28.12.2014)
Deutsche glauben den Medien nicht (Post, 26.12.2014)
Völkerrechtsverletzungen und die Logik deutscher Medienberichterstattung (Post, 21.12.2014)
- Ukraine 13 – Unser westliches System und die MH 17-Berichterstattung (Post, 27.07.2014)

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