Mittwoch, 4. November 2020

Trostfrauen-Denkmal: doch eine deutsche Angelegenheit?

Aussagen in niederländischen Akten werfen den Verdacht auf, dass japanische Soldaten in Indonesien auch Staatsangehörige der Achsenmächte nicht verschonten

Im September errichtete der Korea-Verband im Berliner Bezirk Moabit ein auf Deutsch, Englisch und Koreanisch beschriftetes Denkmal zur Erinnerung an die so genannten "Trostfrauen" - Zwangsprostituierte, die im Zweiten Weltkrieg von Soldaten der japanischen Armee missbraucht wurden. Die behördliche Genehmigung, die der Verband dafür eingeholt hatte, wurde im Monat darauf widerrufen. Zur Begründung dieses Widerrufs führte das Bezirksamt an, das Denkmal habe "in Japan auf nationaler wie lokaler Ebene und auch in Berlin zu Irritationen geführt" und man wolle auf "eine Parteinahme in zwischenstaatlichen und insbesondere historischen Konflikten verzichten".

"Keinerlei Zuständigkeit"

Als der Tagesspiegel darauf hin versuchte, Genaueres über diese "Irritationen" zu erfahren, erweckte der Berliner Senat mit der Erklärung, er habe "keinerlei Zuständigkeit [...] für die Entfernung von Statuen wie der in Frage stehenden im Stadtteil Moabit" den Eindruck, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Später fand die Zeitung jedoch heraus, dass die Öffentlichkeit damit in die Irre geführt wurde: Tatsächlich hatte die Berliner Stadtregierung nämlich "Gespräche mit der japanischen Botschaft und dem Bezirksamt" geführt und sich dabei "für eine schnelle Lösung eingesetzt".

Nach diesen Gesprächen bedankte sich Senatskanzleiprotokollchef Andreas Zimmer in einem Schreiben an den grünen Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel für die "konstruktive Zusammenarbeit mit der Senatskanzlei und begrüßte "ausdrücklich […] die Entscheidung […], die Ausnahmegenehmigung zum Aufstellen der sogenannten 'Friedensstatue' und ihrer Texttafeln zu widerrufen". Die Angelegenheit habe nicht nur "das Potenzial, die Beziehungen zwischen den Hauptstädten Berlin und Tokio […] nachhaltig zu gefährden", sondern auch die zu Japan.
mehr:
- Trostfrauen-Denkmal: doch eine deutsche Angelegenheit? (Peter Mühlbauer, Telepolis, 03.11.2020)
siehe auch:
- xxx (Post, )
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