Dienstag, 19. Januar 2016

USA: Der militärisch-industrielle Komplex

Mittlerweile stehen die USA tatsächlich dort, wo sie Dwight D. Eisenhower partout nicht sehen wollte

Vor genau 55 Jahren, am Dienstag, den 17. Januar 1961, wandte sich der 34. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Dwight D. Eisenhower, in einer Fernsehansprache an die Nation. Nach acht Jahren an der Spitze der Regierung trat "Ike", wie ihn seine Anhänger nannten, nun von der politischen Bühne ab und in drei Tagen würde der Siebzigjährige sein Amt feierlich an den dreiundvierzigjährigen John F. Kennedy abgeben.

So ein politischer Ausstand ist normalerweise nichts Besonderes: der Altmeister bedankt sich noch einmal bei allen seinen Mitarbeitern, Weggenossen, politischen Freunden und auch Gegnern, die sich trotz allem zähneknirschend mit ihm zusammengerauft haben. Zum Schluss dann väterliche Ermahnungen an seinen Amtsnachfolger.

Und tatsächlich: Der einst so energetische legendäre General der siegreichen alliierten Streitkräfte gegen die Nazis, ein Mann, für den 24 Stunden am Tag wohl nie ausreichten, um genug Heldentaten zu vollbringen, sah an diesem Abend nach etlichen Schlaganfällen und Herzinfarkten mit seiner dicken Hornbrille eher aus wie ein gütiger Großvater - und, heute undenkbar, bedankt er sich erst mal artig bei den privaten Fernsehanstalten, dass sie seinen Auftritt übertragen. Doch bald wird klar, dass Ike die Stunde nutzt, um seinen jahrelang angestauten Frust endlich mal an geeigneter Stelle loszulassen:

Abrüstung in gegenseitigem Respekt und Vertrauen ist ein immer noch gültiges Gebot. Zusammen müssen wir lernen, wie wir Meinungsverschiedenheiten beilegen, nicht mit Waffen, sondern mit Verstand und in ehrlicher Absicht. Denn diese Notwendigkeit ist so hervorstechend und offensichtlich.
Doch ich bekenne, dass ich meine Amtsbefugnisse auf diesem Gebiet abgebe mit einem eindeutigen Gefühl der Enttäuschung. Als jemand, der den Horror und die nachklingende Trauer des Krieges miterlebt hat - als jemand, der genau weiß, dass ein weiterer Krieg jene Zivilisation völlig zerstören wird, die so langsam und schmerzhaft über Tausende von Jahren aufgebaut worden ist - wünschte ich, dass ich heute Nacht sagen könnte, ein dauerhafter Frieden sei in Sicht.

Keine Frage, der gütige alte Herr ist wütend. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Präsident Eisenhower ist in die Geschichtsbücher eingegangen als der Mann, der den so genannten Kalten Krieg politisch zu verantworten hatte. Eine bleierne Angst lag in der Luft, dass entweder die USA oder die damals noch sehr mächtige Sowjetunion mit Atom- oder gar noch schlimmer: mit Wasserstoffbomben die Menschheit in atomaren Feinstaub verwandeln könnten.

mehr:
- USA: Der militärisch-industrielle Komplex (Hermann Ploppa, Telepolis, 17.01.2016)

Präsident Eisenhower über den militärisch industriellen Komplex [0:45]

Hochgeladen am 10.02.2009
... in seiner Abschiedsrede 1961.

Bob Dylan - Masters of War - lyrics [5:56]   Übersetzung

Veröffentlicht am 04.11.2013
via YouTube Capture

“Masters of War”: An Analysis (songfacts, Kommentar 17, 3. Absatz)
President Eisenhower warned of the dangers of the military industrial complex in a farewell address in February, 1961. This remark is one of the sparks that ignited Dylan’s rage and the release of the song. Decades after the release of The Freewheelin’ Bob Dylan and “Masters of War,” Dylan said, “It’s not an anti-war song. It’s speaking against what Eisenhower was calling a military industrial complex.” (Lynskey 56, Hervorhebung von mir). Dylan also wrote this song to criticize American leaders and the military industrial complex that Eisenhower warned of. “It was meant as a realization of the times, what war was coming to and why war became a pointless act, rather than a means of defense.” (Masters… 1). As you can see, Bob Dylan was very young when this remarkable song was written and released. His senses were heightened with the alarming, warring times of 1960’s and he had an emotional climax with the conflicts that were taking place around him. The lyrics of song prove just how disgusted he really was with the “war profiteers.” 
zu »Masters of War« siehe auch:
Heute vor 20 Jahren – Bob Dylans versteckte Botschaft bei der Grammy-Verleihung (20.02.2011, aktualisiert am 12.12.2015 – Masters of WarBlowin’ in the Wind

zu gleichgeschalteten West-Medien bei politischen Konflikten:

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Angst sells: Die Neuorganisation der russischen Streitkräfte bereitet US-Militärs Sorgen (Post, 01.11.2015)
USA – Das Geschäft mit der Angst: der neue »militärisch-industrielle Komplex« ist außer Kontrolle (Post, 14.09.2015)

zu NATO und Völkerrecht:
- Frieden muss gestiftet werden – Europas Sündenfall: der Kosovo-Krieg (Post, 24.11.2014)

zum Verteidigungshaushalt:
- Die NATO-Bedrängnis-Inszenierung: der Automatismus von Beschuldigung und der Forderung nach höheren »Verteidigungs«-Ausgaben (Post, 15.11.2014)
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Ein Meisterstück der Propaganda des militärisch-industriellen Komplexes: Die Raketenlücke (Post, 15.03.2015)

zu Kriegsgewinnlern:
- Wer verdient am Krieg? (Post, 07.01.2015)
- George Soros – Geld für die Ukraine (Post, 25.11.2014)

zu Eisenhowers Präsidentschaft siehe auch:
- »Der größte Einzelerfolg der CIA« (Post, 01.05.2012)
mein Kommentar:
»Die Geister, die ich rief…«

Habgier, Rassendiskriminierung und Kolonialismus:
- Wir sind die Guten und lieben Wachstum, weil es uns dann besser geht (Post, 19.08.2015)

zur US-Geostrategie:
Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht (Post, 28.11.2014)
- US-Geostrategie und deutsche Souveränität: Ein heißes Eisen (Post, 23.12.2014)

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