Anoop Chinnuppa gilt als schwarzes Schaf: Geld ist dem indischen Bauern nicht so wichtig. Dafür schützt er die Natur
Da steht er neben einer Quelle, aus der frisches Wasser aus dem Felsen fließt, und freut sich über das Wunder der Natur. Anoop Chinnuppa trägt Shorts und ein weithin leuchtendes orangefarbenes T-Shirt. Er lebt zusammen mit seiner alten Mutter in Madikeri, einer kleinen Stadt im indischen Bundesstaat Karnataka. Anoop Chinnuppa gehört zur Minderheit der Kodova. Der Stamm pflegt animistische Traditionen und verehrt die Ahnen. Das macht die Kodava zu Außenseitern im hinduistisch geprägten Indien. Anoop Chinnuppa gilt aber auch in seiner eigenen Familie als schwarzes Schaf. Der Grund: Sohn Anoop ist Umwelt-Aktivist.
Indiens Umweltprobleme sind bekannt: ein stetig wachsendes Verkehrsaufkommen, wilde Müllkippen, PestizidEinsatz in der Landwirtschaft und Umwelt-Gesetze, die nicht umgesetzt werden. Traditionell leben auch die Kodova vom Landbau. 24 Hektar Land hat Chinnuppa von seinem Großvater geerbt. Aber nur auf zwei Hektar baut er Reis an. Der Rest ist Dschungel, und das soll auch so bleiben, Anoop Chinnuppa hält nämlich nichts vom Landbau moderner Prägung. 'Früher haben alle Kodava organischen Landbau betrieben. Heute benutzen sie Pestizide wie alle anderen auch und das Land geht zugrunde.« Er will den Dschungel lieber erhalten, etwa für die Elefanten, 'Die Farmer haben Angst vor den Tieren und erschießen sie, weil die angeblich das Land zerstören. Früher habe ich ähnlich gedacht und die Elefanten gehasst. Hassen kann man aber nut was man nicht kennt. Und heute kenne ich die Elefanten. Sie haben so viel Trauer in ihren Augen«, sagt Anoop Chinnuppa nachdenklich. Seit dem Jahr 2000 führt der gelernte Bank-Fachmann Touristen durch seinen Dschungel, um sie mit der Natur vertraut zu machen. »Ich habe von meinem Vater viel über die Natur und von Touristen das Wandern gelernt. Inder laufen nämlich nie ohne Grund«, sagt er mit seiner sanfter Stimme. «Inder denken fast nur ans Geld - selbst die spirituellen Führer. Und meine eigene Familie möchte, dass ich mein Land verkaufe.«
Geld verdienen könnte Anoop Chinnuppa auf vielfältige Art. Auf seinem Grund stehen weiße Zedern, die er der Möbelindustrie teuer verkaufen könnte obwohl die Bäume offiziell geschützt sind. Oder er könnte das Land erschließen lassen mit einer breiten Autostraße. Der sympathische Kodova winkt ab. Nicht mit ihm. Zu viel Lärm und zu viel Dreck.
Derzeit scheinen die Träume des Kodava noch zu groß für seine begrenzten Möglichkeiten. Aber aufgeben will er nicht: »Ich suche nach ausländischen Partnern, die hier investieren wollen. Um den Dschungel, die Natur und die Elefanten zu schützen, müssen wir das Land kaufen. Dann können wir die Kinder hierherbringen, damit sie lernen: Wir bekommen von der Natur wieder, was wir selbst geben.« • Annette Lübbers
Indiens Umweltprobleme sind bekannt: ein stetig wachsendes Verkehrsaufkommen, wilde Müllkippen, PestizidEinsatz in der Landwirtschaft und Umwelt-Gesetze, die nicht umgesetzt werden. Traditionell leben auch die Kodova vom Landbau. 24 Hektar Land hat Chinnuppa von seinem Großvater geerbt. Aber nur auf zwei Hektar baut er Reis an. Der Rest ist Dschungel, und das soll auch so bleiben, Anoop Chinnuppa hält nämlich nichts vom Landbau moderner Prägung. 'Früher haben alle Kodava organischen Landbau betrieben. Heute benutzen sie Pestizide wie alle anderen auch und das Land geht zugrunde.« Er will den Dschungel lieber erhalten, etwa für die Elefanten, 'Die Farmer haben Angst vor den Tieren und erschießen sie, weil die angeblich das Land zerstören. Früher habe ich ähnlich gedacht und die Elefanten gehasst. Hassen kann man aber nut was man nicht kennt. Und heute kenne ich die Elefanten. Sie haben so viel Trauer in ihren Augen«, sagt Anoop Chinnuppa nachdenklich. Seit dem Jahr 2000 führt der gelernte Bank-Fachmann Touristen durch seinen Dschungel, um sie mit der Natur vertraut zu machen. »Ich habe von meinem Vater viel über die Natur und von Touristen das Wandern gelernt. Inder laufen nämlich nie ohne Grund«, sagt er mit seiner sanfter Stimme. «Inder denken fast nur ans Geld - selbst die spirituellen Führer. Und meine eigene Familie möchte, dass ich mein Land verkaufe.«
Geld verdienen könnte Anoop Chinnuppa auf vielfältige Art. Auf seinem Grund stehen weiße Zedern, die er der Möbelindustrie teuer verkaufen könnte obwohl die Bäume offiziell geschützt sind. Oder er könnte das Land erschließen lassen mit einer breiten Autostraße. Der sympathische Kodova winkt ab. Nicht mit ihm. Zu viel Lärm und zu viel Dreck.
Derzeit scheinen die Träume des Kodava noch zu groß für seine begrenzten Möglichkeiten. Aber aufgeben will er nicht: »Ich suche nach ausländischen Partnern, die hier investieren wollen. Um den Dschungel, die Natur und die Elefanten zu schützen, müssen wir das Land kaufen. Dann können wir die Kinder hierherbringen, damit sie lernen: Wir bekommen von der Natur wieder, was wir selbst geben.« • Annette Lübbers
aus Publik-Forum 18/2007
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