Samstag, 19. Januar 2008

Raubtierkapitalismus, die Nächste

Das hier ist eine Heuschrecke:
Quelle: Immobilien-Zeitung
Diese Heuschrecke ist elegant gekleidet, trägt Anzug und Schlips, eine saubere Frisur und einen Doktortitel: Dr. Marcel Köchling ist der Vizechef von Lone Star Germany, dem deutschen Ableger eines amerikanische Hedgefonds. (Siehe auch die Inhaltsangabe zur ARD-Sendung »Wie gefährlich sind Hedge-Fonds?« vom 9.2.2007.) Marcel möchte nicht als Heuschrecke bezeichnet werden, meint er, er realisiere nur Gewinne. Klar, dazu ist er angestellt. Mit dem unter der Regierung Gerhard Schröder verabschiedeten Investmentgesetz (Inkrafttreten am 1.1.2004) wurde die Abtretung von Darlehensforderungen durch Banken an Investoren ohne Banklizenz möglich. Deshalb muss die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen heute tatenlos zusehen, wenn Kreditverkäufe in Milliardenhöhe bei ausländischen Investoren, sog. Heuschrecken, in Steuerparadiesen landen. (siehe auch: Forum Neo-Liberalismus)

Kreditverkäufe : Böses Spiel mit guten Kunden (Dennis Kremer, Zeit Online,  22.11.2007)
»Laut einer Studie der Deutschen Bank wurden im vergangenen Jahr Darlehen mit einem Nominalvolumen von insgesamt mehr als 7,6 Milliarden Euro verscherbelt. Bei mindestens zwei Dritteln handelt es sich um Immobilienkredite. Das Problem dabei: Zum einen fehlt es an klaren gesetzlichen Vorgaben. Zum anderen können die Kreditnehmer sich kaum dagegen wehren.«
Das ARD Wirtschaftsmagazin Plusminus recherchierte den Fall eines an einen amerikanischen Investor verkauften ehemaligen Bankkunden nach, der statt der geschuldeten 250.000 Euro dem Investor 470.000 Euro zurückzahlen musste. 

siehe dazu folgendes Video
aus der gleichen Quelle: 
»In ihrem Geschäftsbericht 2004 notiert beispielsweise die Hypo Real Estate Bank AG, dass auch ›154 Millionen Euro nicht leistungsgestörte Finanzierungen, die ordnungsgemäß bedient wurden‹, verkauft worden seien. Nach den Regelungen des Umwandlungsgesetzes darf eine Bank Kredite bündeln und ausgliedern. Die Kunden wurden erst nachträglich informiert.«

ARD PLUSMINUS Kreditkauf {5:13}

Veröffentlicht am 17.08.2012
Schuldenaufkäufer können ganz legal mehr als den eigentlichen Darlehenswert von Bankkunden verlangen, auch wenn diese immer ihre Raten bezahlt haben. Denn beim Darlehensverkauf ist die ursprünglich als Sicherheit für die Bank eingeräumte Grundschuld nicht mehr an das Darlehen gebunden und kann getrennt verwertet werden. Da sie während der gesamten Laufzeit des Darlehens in voller Höhe besteht, betreiben Investoren oftmals Zwangsvollstreckungsmaßnahmen in Höhe der Grundschuld und nicht in Höhe des Darlehens abzüglich Zins und Tilgung zum Zeitpunkt des Verkaufs. Obendrein können Investoren nach geltendem Recht drei Jahre rückwirkend 18 Prozent auf die Grundschuld von Bankkunden einfordern.

Um die Kredite für den Aufkäufer attraktiv zu machen, schnürt die Bank ein Paket, das zu je einem Drittel aus nicht funktionierenden, sanierungsbedürftigen und gesunden (!!) Krediten besteht und verkauft dieses dann an den Hedgefond. Dieser verlangt vom Kreditnehmer die umgehende Tilgung der Restschuld wie auch horrende Zinsen und leitet dann die Zwangsvollstreckung ein. Um die Reaktionsmöglichkeiten der Geschädigten Immobilienkreditnehmer möglichst kompliziert und schwierig zu machen, gibt die Lone Star die aufgekauften Kredite zur Ausschlachtung umgehend an über 20 verschiedene Westend-Firmen weiter. Wie die von Marcel so schön deklarierte Gewinnrealisierung im Einzelnen funktioniert, zeigt eine 45minütige Dokumentation aus der Reihe »Die Story« mit dem Namen »Und plötzlich ist das Haus weg«.
Hier die noch anstehenden Sendetermine:
26.01.2008 EinsExtra 22:00 - 22:45 Uhr “die story”
11.02.2008 SWR 22:30 - 23:15 Uhr “betrifft”
13.02.2008 SWR 13:45 - 14:30 Uhr “betrifft”



Wenn das Haus weg ist - legale Zwangsenteignung in der BRD {10:00}
Veröffentlicht am 29.12.2010
Der bittere Inhalt dieses Films MUSS jeden Bürger der noch einen Restverständnis für Gerechtigkeit hat aufrütteln. Das Verhalten der Banken ist schon lange ein Grund über das System ernsthaft nach zu denken. Fast könnte man hier auch eine planmässige Enteignung von Besitzwerten unterstellen.
Muss man sich das gefallen lassen??
Wenn es um Immobilien geht eindeutig NEIN. Denn es gibt moderne Lösungen die den Weg zur eigenen Wohnimmoblie
OHNE Banken
OHNE Schulden
OHNE Bonitäts-Stress
möglich machen.
Wie können auch Sie in guten Sachbüchern nachlesen!
Nähere Infos gerne auf Anfrage!
ZEIGEN AUCH SIE DEN BANKEN DIE ROTE KARTE ;)

In der Sendung sind unter anderem Ausschnitte aus einem Interview mit Heuschrecke Marcel und die Zwangsversteigerung eines Hotels in Mecklenburg-Vorpommern zu sehen, das dem Hotelier Fred Winter quasi unter dem Hintern weg verramscht wurde, obwohl er seinen Kredit immer ordnungsgemäß bedient hatte. Berichtet wird auch vom Fall einer Rentnerin, die ob des drohenden Verlustes ihrer Eigentumswohnung Suizid beging. Aber was geht das Marcel an, er realisiert nur Gewinne, und das nach Recht und Gesetz.

– bei Simons Systemischer Kehrwoche gibt’s eine Inhaltsangabe
– zur Inhaltsangabe auf eins extra
– zur Inhaltsangabe bei der ARD
– zur Inhaltsangabe bei PlusMinus
(möglicherweise funktionieren die Links nicht, der von der ARD wurde am 20.2.08 aktualisiert)Zur Wiederausstrahlung am 16.1.08 hat die Sparkassen-Finanzgruppe auf ihrer Seite eine Stellungnahme veröffentlich, die ganz interessant ist. In den Inhaltsangaben zur Sendung (viele der Google-Links funktionieren nicht mehr) war von einer Rentnerin die Rede, die ob des drohenden Verlusts ihrer Eigentumswohung Suizid beging (näheres bei abendblatt.de). Wenn die Darstellung auf der Sparkassen-Seite stimmt (Punkt 6), muß sich der Regisseur der Haus-weg-Story einige Fragen gefallen lassen.
Auf den Seiten von ARD und PlusMinus finden sich auch weiterführende Links, u.a. auch zur Interessengemeinschaft der Bank- und Sparkassenkunden, IG BSK e.V.


»n24« hat schon 29.4.2005 einen Artikel darüber veröffentlicht:

- Die Schuldensammler (Anette Sydow, n24, 29.04.2005)


Übrigens gehört Friedrich Merz, ehemaliger CDU-Vorsitzender seit 2004 zur amerikanischen Anwaltskanzlei "Mayer, Brown, Rove & Maw", die Hudson Advisors berät. Hudson Advisors ist die Inkassotochter von Lone Star, die die anschließende Verwertung der von Lone Star aufgekauften Kredite übernimmt. Genaueres findet sich in folgendem Artikel, bei der Neuen Solidarität, vorletzter Absatz
- "Heuschrecke" Lone Star gehört zu Bushs Unterstützerkreisen in Texas (Helga Zepp-LaRouche, Neue Solidarität Nr. 33/2006)

– hier auch noch ein Link zur Internet-Seite der Hudson-Betroffenen

– hier der Link zu einem Einzelfall bei gomopa.net
– ein weiterer Einzelfall bei Lutz Schäfer
– und noch ein Einzelfall bei PlusMinus
– ein Link zum Sokrates Universitätsverein mit Informationen zum Forderungsverkauf von Sparkassen  
– ein Link zum Sokrates Universitätsverein mit Informationen zum Forderungsverkauf von Sparkassen
– Handlungsempfehlungen für Verbraucher bei verkaufte-kredite.de
Und wer will, kann mal auf der Seite des Deutschen Rentenschutzbundes zu Friedrich Merz scrollen, genaueres findet sich bei n24.
Im Gelben Forum findet sich eine Auflistung veröffentlichungspflichtiger Einnahme von Fritz. Auch dort findet sich ein Link, über den man zur 17. Ausgabe von »Neues aus der Anstalt« kommt. Ab Minute 28:10 erzählt Georg Schramm alias Lothar Dombrowski, was er von IKB, Lonestar und Merz hält. Der folgende Link funktioniert nämlich nicht mehr (warum wohl?).


Georg Schramm über Friedrich Merz:




Und was hat unser geliebter Georgieboy mit Lone Star zu tun? 

- "Heuschrecke" Lone Star gehört zu Bushs Unterstützerkreisen in Texas (aus der Neuen Solidarität Nr. 33/2006, Helga Zepp-LaRouche) 

Lone Star und Hudson Advisors haben ihren Sitz im 22. und im 21. Stockwerk desselben Bürohochhauses in Dallas. Ihr Gründer, John Grayken, ist laut Business Week ein Protegé des texanischen Milliardärs Robert Bass. Die Bass-Brüder gehören zu der sog. "Bushliga" in Texas und haben z.B. die Ölbohrungen für George W. Bush in Bahrein finanziert. Ihr oberster Vermögensverwalter war, bis er sich selbständig machte, Richard Rainwater, einer der ersten Investoren in die Baseballmannschaft Texas Rangers, wo George W. einst einen Job gefunden hatte. Als Rainwater 1970 das Management für die Bass-Brüder übernahm, verfügten diese über ein Erbe von 50 Mio. Dollar. Als er das Management abgab, war das Vermögen auf über vier Milliarden angestiegen.


Lone Star geriet in den deutschen Medien in die Kritik. Dabei wird dem Unternehmen unter anderem vorgeworfen, nicht zahlungsgestörte beziehungsweise notleidende, also durchweg vertragsgerecht bediente Kredite nach Ablauf der ursprünglichen Vertragslaufzeit überraschend nur zu überteuerten Konditionen oder gar nicht zu verlängern. Gelänge es den Betroffenen nicht, innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Frist bei einer anderen Bank eine Anschlussfinanzierung zu erhalten, beantrage Lone Star teilweise in sehr kurzer Zeit Vollstreckungsmaßnahmen wie eine Zwangsversteigerung der betroffenen Immobilie.[3] Die Medienberichterstattung stieß wiederum auf Widerspruch.[5][6] (Lone Star, Kritik, Wikipedia)
- Kreditverkauf der Banken – stehen die Heuschrecken vor der Tür? (Fank Amann, d-Perspektive ohne Granzen e.V., 08.02.2007)
»Lone Star war schon während der Asien-Krise in Korea aktiv und hat es dort geschafft, fast die ganze Bevölkerung gegen sich aufzubringen. Der Chef und Gründer von Lone Star, John Grayken, sah sich sogar gehalten, eine erhebliche Spende zu leisten, weil der ehemalige südkoreanische Statthalter von Lone Star Millionen von Dollar veruntreut und Steuerhinterziehung begangen hatte. Begonnen hat die Lone Star-Gruppe mit der Abwicklung fauler Kredite in den 90er Jahren in den USA. Animiert durch die erzielten zweistelligen Renditen kam dann das Ausland ins Visier (Japan, Südkorea und jetzt Deutschland). Von wem jedoch erhält Lone Star das Kapital, um derartig umfangreiche Transaktionen tätigen zu können? Es sind nicht zuletzt die großen Pensionsfonds, die versuchen, das Kapital ihrer Anleger schnellstmöglich zu mehren.« 

Link zu den staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Lone Star in Korea bei WELT-Online

siehe auch:

- Privatisierung und Deregulierung kommen uns teuer zu stehen (Albrecht Müller, NachDenkSeiten, 13.11.2006)
- Die Insekten des Kapitals (Antonio Malony, economy Austria, S. 25 u. 26, 10.04.2007, PDF)
- Bundesfinanzminister förderte den unanständigen Kreditverkauf zulasten der Darlehnsnehmer. (NachDenkSeiten, 26.09.2007)

siehe auch:

- Nähende Heuschrecken (Post, 17.09.2008)
- Ungebremste Rückkehr der Hasardeure (Frank Stocker, Die Welt, 15.05.2011)

Wer jetzt mit Verschwörungstheorien anfängt, braucht sich bei mir keinen Termin zu holen. Ich kann ihm nicht helfen.

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