Sonntag, 13. März 2011

Energieversorgung

Ich kann mich noch daran erinnern, wie unser Chemielehrer – ich muß da in der zehnten oder elften Klasse gewesen sein – vor der Tafel entlangschritt. Er hatte die Angewohnheit, sich das lange Lineal zu nehmen, das eine Ende in der linken Hand, das andere auf der linken Fußspitze aufgestützt, und, die rechte Hand in der Hosentasche, vor der Tafel hin und her zu wandern und uns etwas zu erzählen. Diesesmal war es der Brüter. Das sei klasse, meinte er, das wäre ein besonderes Atomkraftwerk, welches sich seinen Treibstoff selbst herstellt. Und nicht nur das, es würde sogar zusätzliches spaltbares Material herstellen, welches dann andere Atomkraftwerke versorgen würde.
Inzwischen ist die Brüter-Technologie, wie auch so viele andere Dinge, die mit der zivilen Nutzung der Kernkraft zu tun haben, entzaubert, wenn nicht entlarvt. Realität wird unter anderem durch Worte hergestellt. Und die Eier, die ein Huhn legt – und dann ausbrütet –, konnte sich in der Wienerwald-Zeit jeder gut vorstellen. Prinzipiell funktioniert unser Hirn auf BILD-Zeitungs-Niveau. Alles, was komplizierter ist, davon lassen wir lieber die Finger bzw. unsere grauen Zellen.

»Die Grenzen des Wachstums«, eine vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie von Dennis L. Meadows machten – genauso wie die vier autofreien Sonntage 1973 – die Menschen – mich auch – zum erstenmal wach – zumindest einige. Der Gedanke, daß die fossilen Energien der Erde und überhaupt die Ressourcen der Erde begrenzt sein könnten, war mir bis Anfang der 70er Jahre – wie wohl den meisten – nicht gekommen. Und Visionäre wie Buckminster Fuller (Operating Manual for Spaceship Earth) wurden in Zeiten von Flipper, Bonanza und Emma Peel allenfalls von den Beatles beachtet.



Links zu Buckminster Fuller:
als erstes natürlich auf meinem Blog: Heute vor 25 Jahren
Telepolis: Buckminster Fuller, Der weitsichtigste Mann unseres Jahrhunderts
archINFORM: Richard Buckminster Fuller
thirteen.org: Buckminster Fuller

Eine sogenannte Dymaxion Map [Quelle: habe ich ganz alleine gemacht, sie stammt keinesfalls von Dymaxion Artifacts]
Wikipedia: Dymaxion House

Von der Atomenergie war nach den Unfällen von Sellafield, Three Mile Island und Tschernobyl der Lack ab. Nach den Demonstrationen in Brokdorf und Gorleben und der Diffamierung der Kernkraftgegner wurde mir klar, daß die zivile Nutzung der Kernkraft politisch/industriell gewollt war und über Subventionen gesteuert wurde. Jetzt ist die Kernkraft als sogenannte Brückentechnologie »alternativlos« (Angela Merkels Unwort des Jahres). Aber Kernkraft wurde zur Brückentechnologie (ebenfalls fürs Unwort des Jahres nominiert) gemacht – durch Subventionen.

Links dazu:
Deutschlandfunk: Die Kosten von Atomstrom
ZEIT Online: "Nicht nur die gefährlichste, sondern auch die teuerste Form der Stromerzeugung"
Telepolis: Teurer Atomstrom
Solar e.V.: Vergleich der Subventionen von Atomkraft und Erneuerbaren Energien
Friedrich-Naumann-Stiftung: Hentrich, Gute und böse Investitionen?

Der Filz zwischen Politik und Industrie wurde im Zuge der Auseinandersetzungen um den Salzstock Asse als Atommüllendlager ruchbar. (Ich schreibe absichtlich ruchbar, weil mir für den Nachweis die Zeit fehlt.)

Links:
Greenpeace: Originalakten zeigen: Asse war Test für Gorleben, Greenpeace stellt weitere Dokumente zur Endlagersuche ins Internet
brakhage-info: Asse, Gorleben & Co.
taz: GUTACHTEN ZUM ATOMENDLAGER GORLEBEN: Politischer Druck auf die Wissenschaft
Bergedorfer Zeitung: Asse-Skandal reicht bis nach Geesthacht
paperblog: ASSE-Skandal: Die JOURNAILLE als Atom-Lobby und das Schutzschild für Angela Merkel (CDU)
Neue Presse, Hannover: Wulff: Verantwortung für Asse-Skandal kaum zu klären
Frankfurter Rundschau: Decke eingestürzt





















zum Download:
Studie der Heinrich-Böll-Stiftung: Rosenkranz, Mythos Atomkraft
bei Heike Sperling: Lotter, Sterne lügen nicht (über die Schwierigkeit der Vermittlung komplexer Sachverhalte)


zum Schluß:
Auch wenn die atomare Katastrophe in Japan noch in Gange ist – und mir wird übel, wenn ich nur daran denke –, und auch wenn meine Forderungen absonderlich klingen:
Deutschland benötigt starke, transportable Stromgeneratoren, die nach einem Stromausfall die Stromversorgung eines AKW sichern.
Wir benötigen Luftabwehrraketen in der Nähe eines jeden Atomkraftwerks.
Der stärker radioaktive Müll (der schwach radioaktive nicht) muß in Glas eingeschmolzen und so eingeschmolzen gelagert werden, um das Entweichen in das Grundwassser zu unterbinden. Kein Salzstock ist sicher genug. Bei Radioaktivität darf der Spruch »aus den Augen – aus dem Sinn« nicht verfangen.
Für die Zukunft müssen wir mir Kernkraftwerken noch eine Weile leben.
Bis die Fusionstechnologie zur Verfügung steht, braucht es noch Zeit. Ich halte sie für deutlich sicherer als die Kernspaltung.
Wasserstoff ist die Energiewährung der Zukunft. Letztlich wird dies Währung aber nur durch Spaltung von Wasser zu gewinnen sein, heißt: im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, in denen Energie drinsteckt, steckt in Wasser keine Energie, ich muß Energie reintun, um Wasserstoff zu erhalten. Ich bezeichne Wasserstoff als Energiewährung, weil er sich transportieren läßt. Dieser Wasserstoff muß aber zuerst hergestellt werden.
Eine interessante und meiner Meinung nach zuwenig beachtete Figur in diesen Gedankenspielen ist Ludwig Bölkow. (Die Älteren werden sich vielleicht noch an Messerschmitt–Bölkow–Blohm erinnern, kurz: MBB, ging später in der DASA auf, und die wurde ein Teil von EADS.) Bölkow entwickelte die Messerschmitt Me 262 mit, das erste Militärflugzeug mit Strahltriebwerken. Nach dem Krieg baute er das erste glasfaserverstärkte Segelflugzeug, die Fs 24 Phönix, damals ein absolutes Novum. 1983 gründete er in Ottobrunn die Ludwig-Bölkow-Stiftung, deren Aufgabe es ist, sich um die ökolische Umsetzung von Technologie zu kümmern. Einige Solarfirmen sind aus dieser Stiftung hervorgegangen. Die Stiftung lobt auch einen Technologie-Preis aus.
Das Energiekonzept von Ludwig Bölkow wird wohl auf der Seite der Solarinitiative München Land stimmig vorgestellt.

Noch einige Links:
SPIEGEL Online: Der Visionär
Institut für Ökologische Stadtentwicklung – Energie-Links
Wikipedia: Energiespeicher
H2Blog: Wassserstoff nachhaltig erzeugen
Simla e.V.: Energieträger im Vergleich (PP-Präsentation)
Solarserver: CDU-Parteiaustritt eines Photovoltaik-Unternehmers: Offener Brief an Bundeskanzlerin Merkel







Und wenn Umweltminister Röttgen meint, angesichts der Katastrophe in Japan müsse die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke neu überdacht werden, dann kann ich nur fragen, was passieren muß, bis CDU-Gehirne anlaufen. Vor Überhitzung jedenfalls brauchen wir da keine Angst zu haben.

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