Mittwoch, 18. Mai 2011

Jemandem die Leviten lesen

Regelwerk für gottgefälliges Verhalten

Wenn jemand wegen eines Fehlverhaltens getadelt oder ermahnt, so werden ihm »die Leviten gelesen«. Eine solche Strafpredigt fällt häufig etwas länger aus und zeigt auch auf, wie der Getadelte sich stattdessen hätte verhalten sollen.

Im Alten Testament bilden die Leviten einen der zwölf Stämme Israels. Sie waren nach ihrem Stammvater Levi benannt und für den Tempeldienst verantwortlich, somit auch dafür, dass die vielfältigen Regeln und Vorschriften bis ins Detail eingehalten wurden. Diese Verhaltensregeln sind im 3. Buch Mose, auch »Levitikus« genannt, ausführlich dargelegt. Im 8. Jahrhundert entstand in Klöstern der Brauch, während der üblichen Andachts- und Betübungen aus diesem Regelwerk vorzutragen. Mönche, die das fromme Leben nicht ganz so ernst nahmen, mussten lange Vorlesungen aus dem Levitikus über sich ergehen lassen.

Dort heißt es für den Fall des Ungehorsams: »Werdet ihr mir aber nicht gehorchen und nicht tun diese Gebote alle ... so will ich euch auch solches tun: ich will euch heimsuchen mit Schrecken, Darre und Fieber, dass euch die Angesichter verfallen und der Leib verschmachte; ihr sollt umsonst euren Samen säen, und eure Feinde sollen ihn essen; und ich will mein Antlitz wider euch stellen, und sollt geschlagen werden vor euren Feinden; und die euch hassen, sollen über euch herrschen, und sollt fliehen, da euch niemand jagt.« [3. Mose - Kapitel 26, 14-17, die Drohungen gehen übrigens noch 21 Sätze weiter…]
aus dem Brockhaus-Kalender »Abenteuer Geschichte«

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